23. Juni 2016

Rezension: "Sommer hinter Dornen" von Regina Meißner


Titel: Sommer hinter Dornen
Autor: Regina Meißner
Verlag: neobooks Self-Publishing
Seiten: 79
Preis: 5,99€ (Taschenbuch)

 „Ich träume. Träume von gigantischen Hecken, riesigen Trollen, bissigen Fledermäusen. Ich träume von verwunschenen Wegen in einem dichten Wald. Ich träume von Klingen, dem Geräusch von Stahl, einem glockenhellen Lachen in der Finsternis.“ (67%)

Nicht nur Aria, die mutige Kriegerin und Protagonistin von „Sommer hinter Dornen“ träumt – auch mich hat sie mit ihrer Geschichte ein bisschen zum Träumen gebracht. Eine gelungene und niedliche Märchenadaption, in der es von all den genannten Wesen und Taten nur so wimmelt: Trolle, Hecken, verwunschene Wälder, Gefahren und natürlich einem Prinzen. Die Novelle von Regina Meißner ist zauberhaft und bietet nur einen allzu offensichtlichen Nachteil: Sie ist viel zu kurz.

Klappentext


Aria ist Kriegerin beim nächtlichen Siegel. Als ihr die Aufgabe zuteilwird, Prinz Cedric hinter einer Dornenhecke in das magische Schloss zu bringen, ist ihre Freude zunächst groß. Allerdings hat sie die Rechnung ohne den eingebildeten Königssohn gemacht, der sich nur ungern von einer Frau helfen lässt. Auf ihrem Weg geraten die beiden immer wieder aneinander, doch dunkle Kreaturen, grässliche Flüche und knifflige Rätsel erfordern ihren Zusammenhalt. Werden Aria und Cedric es schaffen, bis zum magischen Schloss durchzudringen?

Meinung


Mich machte der Klappentext sofort neugierig. Ich liebe Märchen, bin ein Fantasy-Fan und wenn es dann auch noch zwei Charaktere gibt, die sich gegenseitig nur Kontra geben – dann bin ich dabei. Und genau das trat bei der kurzen Novelle „Sommer hinter Dornen“ ein. Bereits der Titel und das Cover sind wunderschön und sobald man einen Blick in das erste Kapitel wagt, kann man die Geschichte eigentlich nicht mehr aus der Hand legen. 
Im Zentrum steht die junge Kriegerin Aria, die ihren ersten wichtigen Auftrag bekommt. Aria ist eine unglaublich sympathische Protagonistin! Die Konstellation ist nicht neu (einzige-Frau-in -Männer-Kriegsorganisation-wird-unterschätzt-und-belächelt,-ist-aber-viel-stärker-als-sie-alle-zusammen) und dennoch ist Aria unglaublich authentisch. Sie jammert nicht, ist aber auch nicht zu sehr von sich überzeugt. Sie ist ein relativ normaler Charakter, der sich seiner Fähigkeiten aber bewusst ist. Am meisten gefiel mir ihr Humor. 
„Kopfschüttelnd gestehe ich mir ein, dass ich es nicht schaffe, ihm sprachlich so viel Respekt entgegenzubringen und als das wahrzunehmen, das er ist: ein Prinz. Ich kann so nicht arbeiten.“ (22%)
Aria ist die Erzählerin der Novelle und berichtet aus der Ich-Perspektive. So ist man als Leser immer sehr nah am Geschehen und fiebert mit Aria mit. Des Weiteren macht sie eine deutliche Entwicklung durch und reflektiert am Ende sehr gut. Eine noch größere Entwicklung macht aber das Pendant zu Aria durch: Prinz Cedric. Er ist der verzogene Schnösel des Königreichs, der lediglich seine Pflicht erfüllen will, indem er die Prinzessin hinter der Dornenhecke befreien will. Natürlich ist er völlig unfähig, wenn es um praktische Dinge geht. Die Konstellation von der selbständigen Aria und dem verhätschelten Prinzen macht den Kern der Geschichte aus. Anfangs erwartet man einen strahlenden Prinzen, in den sich Aria natürlich sofort verliebt, doch das Gegenteil ist der Fall. Cedric ist schmächtig und Aria gegenüber sehr abweisend. Dennoch müssen die beiden zusammenhalten, um das Abenteuer zu bestehen.
Das Abenteuer selbst ist leider viel zu kurz. Es passieren einige spannende Dinge, aber man hätte die gesamte Reise einfach noch weiter ausschmücken können. Meiner Meinung nach hat die Autorin mit den letzten Kapiteln sehr gute Arbeit geleistet. Das Rätsel des Kobolds gefiel mir sehr gut, ebenso wie die Wende am Ende. Als Arias Auftrag erfüllt ist, merkt sie, dass es eben nicht nur ein Auftrag war:
„Früher habe ich Eifersucht für ein abstraktes Konzept gehalten, das in Romanen verwendet wird, um Intrigen dichter zu spinnen. Heute merke ich, dass man sogar auf Personen eifersüchtig sein kann, die man gar nicht kennt.“ (74%)
Neben einem spannenden und märchenhaften Abenteuer, gibt es also auch eine kleine Romanze. Doch Vorsicht! Wer mit einem Ende à la Märchenbuch rechnet, der muss enttäuscht werden. Stattdessen zaubert Regina Meißner etwas ganz Unerwartetes und zur Geschichte passendes. Der Schreibstil ist übrigens flüssig und schön. Ich musste mir ein paar Stellen markieren, weil sie mir einfach so sehr gefallen haben. Der Märchencharakter kommt nicht zu kurz und dennoch ist die Novelle etwas völlig Eigenes. 


Fazit


Ich hatte mit „Sommer hinter Dornen“ eine sehr schöne Lesezeit. Die Kapitel sind zumeist kurz, der bildreiche Sprachstil hilft der Vorstellungskraft und die Protagonisten sorgen für eine tolle Mischung aus Verzückung und Kabbelei. Mir gefiel die Entwicklung der beiden und der Humor von Aria sehr gut.  Die Novelle ist sehr gelungen und hat wirklich nur den Nachteil, dass sie nur knapp 70 Seiten lang ist. Hätte die Autorin noch an die 150 Seiten hinzugefügt (, was wirklich möglich gewesen wäre), dann würde ich die volle Punktzahl vergeben. So verbleibe ich mit vier Spitzenschuhen und der Erinnerung an einen schönen Leseabend dank der Märchenadaption „Sommer hinter Dornen“.




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