25. Juli 2017

Der Ort des Grauens: (Reise-) Bericht über das KZ Auschwitz und Kurzrezension zu "Schreiben nach Auschwitz" von Günther Grass

 Ihr Lieben!


Für viele Menschen hat der Holocaust einen weiteren Namen, einen Ort, der all das Schreckliche was die Nationalsozialisten anderen Menschen angetan haben repräsentiert: Auschwitz. Jeder hat diesen Namen schon einmal gehört und das nicht unbedingt im Geschichtsunterricht. Es ist das bekannteste Konzentrationslager aus der NS-Zeit und wohl auch das Schrecklichste, denn es gilt als das größte Vernichtungslager der Nazis. Gleich zu Anfang will ich sagen, dass man bei solchen Begriffen nicht abstrahieren kann. Es gab sicher nie "das Schrecklichste", denn jedes Lager war schrecklich, jedes konnte den Tod bedeuten. In Auschwitz handelte man mit diesem allerdings zahlreich. Auschwitz bedeutete für die meisten Menschen, die dorthin deportiert wurden, nichts anderes als Tod. 


Im letzten Jahr habe ich zum ersten Mal in meinem Leben ein KZ besucht. Dabei handelte es sich um "Buchenwald" bei Weimar. Es war grauenhaft und einschüchternd. Ich habe viel von diesem Besuch mitgenommen. Unser Guide war zeitgleich Zeitzeuge und daher war die Führung durch das Lager mehr als nur informativ. Aber denkt man eben an den Begriff KZ, dauert es nicht lange, bis man doch beim nächsten Begriff - Auschwitz - landet. Man kennt die Bilder aus Büchern oder dem Fernsehen. Der zynische Schriftzug über dem Tor "Arbeit macht frei" oder das Bahnhofstor von Birkenau. Beide Bilder waren für mich immer Symbole des Schreckens. 
In wenigen Monaten werde ich an eine Schule kommen und mein Referendariat beginnen. Das heißt auch, dass ich Geschichte unterrichten werde. Der Nationalsozialismus ist bei Weitem nicht mein Lieblingsthema im Unterricht, aber man kann unglaublich viel machen und sich mit wichtigen Themen beschäftigen. Da der Nationalsozialismus noch gar nicht so lange her ist, ist die Quellenlage sehr gut, was die Arbeit eines Historikers erleichtert. Bereits vor zwei Jahren unterrichtete ich NS, allerdings nur bis zur "beginnenden Judendeportation". So kam ich um den Holocaust im Unterricht bisher herum. Aber das wird nicht ewig so sein.
Jeder kennt es aus seiner eigenen Schulzeit: Man mag die Fächer und bestimmte Themen, bei denen man den dazugehörigen Lehrer und seine vermittelte Leidenschaft mag. So vieles hängt in der Schule vom Lehrer ab. Mir ist das bewusst. Natürlich habe ich daher erstrebenswerte Ideale und hoffe, dass ich eine Lehrerin sein werde, die durch ihre Themen und das Interesse daran begeistern kann.



Lange Rede, kurzer Sinn: Ich wollte Auschwitz sehen, um einen Eindruck zu gewinnen, um diesem Thema näher zu kommen und es später besser zu unterrichten. Um authentisch unterrichten zu können.


Vor kurzem habe ich meinen Reisebericht aus Krakau bereits hochgeladen. Anfang des Monats war ich mit meinem Vater in Polen, ein Geburtstagsgeschenk. Aber eigentlich schenkte mir mein Vater keinen Krakau-Trip, sondern eine Art Studienreise nach Auschwitz. Krakau war lediglich der naheliegende Ort, den man mit diesem Trip verband. In meinem Bericht habe ich bereits vom Interesse meines Vaters bezüglich der NS-Zeit gesprochen. Über Geschichte können mein Vater und ich ziemlich viel diskutieren und daher war dieser Trip ihm auch eine Herzensangelegenheit. 
Wir fuhren also vor allem mit der Intention nach Krakau, Auschwitz zu besuchen. Einen Tagesausflug buchte ich vorher von Deutschland aus, so dass der Tag organisiert war.
Unser dritter Tag in Krakau war dann unser Ausflugstag. Und da das Thema Auschwitz sehr viel düsterer als mein fröhlicher Reisebericht ist, wollte ich diesen Tag aus dem Bericht auskoppel und separat davon berichten.


Auschwitz


Es dauerte etwa 1,5 Stunden, bis wir von Krakau in Auschwitz waren. Wir fuhren mit einer kleinen Reisegruppe und wurden in deutscher Sprache durch das Stammlager I und Auschwitz-Birkenau geführt. Hierbei handelt es sich quasi um zwei Lager. Sie sind nicht weit voneinander entfernt, mit dem Auto nur ca. 5 Minuten. Vorher dachte ich trotzdem, dass alles beieinander liegen würde. Tut es aber nicht. Das Tor "Arbeit macht frei" steht also auf einer anderen Anlage als das Bahnhofstor.

Das Stammlager I

Unsere Führung begann im Stammlager I. Was ich nicht wusste, war dass Auschwitz aus ganz bestimmten Gründen von den Nazis ausgewählt wurde. 


Einer der Gründe war, dass der Ort sehr zentral lag und von überall über Schienen gut erreichbar war. Das war rein logistisch gedacht sehr wichtig, da man die Juden aus aller Welt deportieren wollte. Das klingt jetzt schlimm. Aber leider ist es die Wahrheit. Es soll keinerlei Wertung von mir sein oder Ähnliches. Ich will lediglich berichten. Vor allem waren in Auschwitz Juden inhaftiert, die sogar aus Jugoslawien oder Griechenland deportiert wurden. Im Museum erfuhren wir, dass einige Griechen sogar ihr Bahnticket nach Auschwitz selbst bezahlen mussten...Ich weiß bis heute nicht, wie ich auf diesen Fakt reagieren soll.
Viel wichtiger als die Zentralität war aber der Grund, dass an genau diesem Ort erst vor kurzem eine polnische Kaserne aufgegeben wurde. Das bedeutete für die Nazis, dass sie in ein quasi fertiges Lager ziehen konnten, nicht mehr viel bauen mussten und die "Arbeit" schnell beginnen konnte. 

Das sogenannte "Stammlager I" war also schon errichtet - und genau das machte die Sache für mich so furchtbar! Denn wenn man das Stammlager betritt, dann sieht es eigentlich ganz nett aus. Ich habe im Vorfeld einiges über Auschwitz gelesen und das Grauen hatte in meinem Kopf bereits Gestalt angenommen. Deswegen war ich doch etwas schockiert, als mir das Stammlager in 26 Ziegelbauten präsentiert wurde. Es handelt sich um die sogenannten 26 Blöcke, also 26 hübsche rote Häuschen, die sehr nett angeordnet sind. Nun gut, drum herum ist Stacheldraht, ein unter Strom gesetzter Zaun, Wachtürme und alles, was dazu gehört. Ja und natürlich sind auch auf dem Gelände die grausamsten Dinge. Aber alles sieht so normal aus...so viel weniger schrecklich, als ich annahm. Und das hat mich so richtig schockiert. Selbst der Ort, an dem Häftlinge gehängt wurden, scheint auf den ersten Blick unscheinbar. Eine Metallstange steht mitten in den Gängen des Lagers. Was an diesem Ort alles geschah, kann man im ersten Moment nicht erfassen.

Aber mit der Zeit erfasst man es eben doch - zum Glück. Meine Erwartungen waren zwar andere, aber Auschwitz bleibt das Grauen selbst. In den einzelnen Blöcken sind Ausstellungen untergebracht. Natürlich war es auch an unserem Besuchstag sehr voll und wir sahen nur wenige Blöcke von innen. Darunter allerdings der gefürchtete Block 11. Mussten Häftlinge in dieses Gebäude, wussten sie, dass es sich quasi um ihr Todesurteil handelte. Dort saß das "Gericht" und verurteilte die Häftlinge. Auch sind im Keller noch die Zellen erhalten und verschiedene Foltermethoden erkennbar. Von diesem Block aus gelangten die Häftlinge außerdem direkt auf den Erschießungsplatz. Ich kann mir nicht vorstellen, wie viele Menschen an diesem Ort ihr Leben ließen. Insgesamt sollen 1,1-1,5 Millionen Menschen in Auschwitz gestorben sein. Davon um die 90% Juden. Die meisten wurden aber keinesfalls erschossen, wie ihr sicher wisst. Sie fanden den Tod in den Gaskammern, weshalb Auschwitz auch Vernichtungslager genannt wird. Die Menschen wurden hier vernichtet, aber dazu an anderer Stelle mehr.



Im Stammlager I lebten vor allem Funktionshäftlinge, also die höher gestellten Häftlinge, die die Nazis aus irgendeinem Grund benötigten. Ein Beispiel wäre der Fotograf Wilhelm Brasse, über dessen Leben ich vorher ein Buch gelesen und rezensiert habe. Durch dieses Buch wusste ich schon vor der Führung eine Menge und es war ein völlig anderes Gefühl, an den beschriebenen Orten zu stehen. Nur in Ansätzen kann man heute nachvollziehen, was sich im Lager zugetragen haben muss.

Mir persönlich fehlte eine Ausstellung über die Täter in Stammlager. Gern hätte ich mehr über Mengele oder Höß erfahren. Vielleicht gibt es eine solche Ausstellung auch und ich habe sie nur nicht gesehen. Sollte es sie nicht geben, verstehe ich die Intention, den Ort den Opfern und nicht den Tätern zu widmen. Dennoch gibt es sicher auch gute Gründe für eine genauere Betrachtung der Täter.
Am Schlimmsten war wohl das Durchqueren des Tors in Stammlager I. Auch das Betreten von Block 11 und dem Erschießungsplatz war grauenhaft. Aber der berühmteste Museumsblock ist sicher der, in der die "Schätze aus Kanada" ausgestellt sind. "Kanada" war Lagerjargon und meinte den Ort, an dem das Eigentum der Häftlinge lagerte, das man ihnen abnahm. Viele Dinge sind nach der Befreiung des KZs gefunden und ausgestellt worden. Es ist bis heute verboten in einem der Räume zu fotografieren und ich möchte auch sonst keine Bilder dieser Ausstellung zeigen. Es gibt hinter Glas eine Aufstapelung der immer gleichen Dinge. Ein Raum zeigt Schuhe. Abertausende Schuhe. Oder Töpfe. Bürsten. Brillen. Und Haare. Die Haare darf man bis heute nicht fotografieren. Zurecht. Sieht man diese Unmengen an Frauenhaar, kann man nicht mehr weiter denken. Solltet ihr es nicht wissen, komme ich gleich noch auf den Ablauf des Vernichtungsprozesses zu sprechen. Aber hier sei schon mal gesagt, dass den Frauen die Haare vorher abgeschnitten wurden. Sie wurden tonnenweise an eine Firma verkauft, die daraus Echthaarperücken machte. 



Wir verließen das Stammlager I über den Zugang zum Krematorium I. Dieses Befindet sich noch auf dem gleichen Komplex. Die Öfen sind hier nachgebaut, da die Nazis zuvor alles sprengten - auch die Krematorien in Birkenau.

Auschwitz - Birkenau

Nach einer kurzen Fahrt ging es dann mit Auschwitz-Birkenau weiter, das eigentliche KZ, das aussieht, wie man es sich vorstellt. Hier bekommt man einen Eindruck der Größe des Lagers. Es handelt sich um einen riesigen Komplex. Auch hier war es ein komisches Gefühl das Symbol - das Bahnhofstor - anzuschauen. Unser Guide ging mit uns zur "Rampe". So wurde der Sandplatz bei den Schienen auch damals schon genannt, auf dem die ankommenden Häftlinge ihre Habseligkeiten lassen mussten und direkt zur Selektion weiter gingen. Die meisten Häftlinge wussten nicht, was sie erwarten würde und sie nahmen all ihren Besitz mit. Vielen wurde gesagt, dass sie umgesiedelt werden würden. Erst vor Ort wurde offensichtlich, dass dem nicht so war. Auf dieser Rampe zu stehen, war so befremdlich, wie nur irgendwas. Rund herum die Größe des Lagers. Wenn man sich mit dem Thema auseinandersetzen will, ist ein Besuch des KZ wirklich ein wichtiger Teil davon.

Von der Rampe aus gingen wir den gleichen Weg wie die inhaftierten Menschen. Zum Ort, an dem die Selektionen stattfanden. Die Menschen mussten sich in eine Reihe stellen. Dann wurde ihr Name aufgenommen. Ein Arzt stand bei der Soldaten und zeigte mit seiner Hand die Richtung an, die der Häftling nehmen sollte. Die eine Richtung bedeutete Arbeitslager. Hier kamen die Menschen hin, die man noch "gebrauchen" konnte. Denn Häftlinge waren für die Nazis nur "nachlieferbare Arbeitsware". Die andere Richtung bedeutete Gaskammer. Und zwar unmittelbar. Das kann man sich gar nicht vorstellen. Die Menschen wurden direkt nach ihrer Ankunft zu den Krematorien geschickt. Was danach kam, wissen sicher viele von euch. Es wurde von Duschen gesprochen.
Die Menschen wurden nach Geschlecht getrennt. Ansonsten hätte das Dusch-Argument schon früher Ungültigkeit bewiesen. Die Menschen mussten zuerst in einen Auskleideraum unter der Erde. Im nächsten Raum wurden den Frauen die Haare abgeschnitten. Der letzte Raum war die Gaskammer. Die Nazis waren sehr stolz darauf, die Vergasung immer weiter "optimiert" zu haben und letztendlich nur noch 20 Minuten für den "Prozess" benötigt zu haben. Es gab Menschen, die stolz darauf waren, mehrere hundert Menschen am Tag "abgefertigt" zu bekommen.

Ich halte über der Tastatur gerade des Öfteren inne, weil es mir so schwer fällt, die Worte zu tippen. Auch vor Ort wurde mir schlecht.

Obwohl die Nazis ja so stolz waren, wollten sie ihre Spuren bei ersichtlichem Kriegsende natürlich vernichten. In Auschwitz wurden die beiden Gaskammern gesprengt. Die Ruinen stehen noch genauso da, wie sie von den Nazis zurückgelassen wurden. Wenn man vorher den Aufbau betrachtet hat und dann plötzlich die Ruine in Realität sieht, ist man erneut erschüttert. 
An manchen Stellen im Lager, vor allem bei der Rampe und Selektionsstelle, stehen heute Fotos, die an genau den gleichen Orten aufgenommen wurden. Man kommt um eine Auseinandersetzung nicht herum. Und gerade diese empfinde ich als sehr wichtig!


Unsere letzt Station war eine Baracke, die von Frauen und ihren Kindern bewohnt wurde. Der Zustand war deutlich schlechter als noch im Stammlager und zeigte so wohl eher die realen Verhältnisse. Schlucken musste ich, als mir gesagt wurde, wie viele Menschen in einer solchen Baracke gelebt haben. Die genaue Zahl ist unbekannt. Aber Zeitzeugen haben berichtete, dass auf jeder Einheit 4 bis 5 Frauen geschlafen haben. Es gab drei Einheiten übereinander, sicher um die 50-100 in einer Baracke. Auf dem Foto seht ihr eine solche Einheit. Der Waschbereich im Hintergrund war zu Lagerzeiten noch nicht funktionstüchtig. Die Einheiten sind nicht einmal so groß wie mein Bett. 





Wie ihr schon merkt, ist dieser Post nicht mit Unterhaltungsintention geschrieben. Das Thema ist noch furchtbarer, als ich es darstellen kann. Aber mir war der Besuch sehr wichtig! In meinem Bericht findet ihr nicht annährend genügend Informationen, aber auf den Wikipedia-Seiten könnt ihr Vieles nachlesen, wenn ihr Interesse habt.







Ich habe von diesem Tag viel mitgenommen und werde gerade beim Tippen wieder mit den Bildern konfrontiert. Ich habe das feste Ziel, eines Tages mit Schülern nach Auschwitz zu reisen. Ich denke, dass man das KZ gesehen haben sollte, wenn es einem möglich ist. Die Auseinandersetzung mit dem Holocaust ist auch heute so wichtig! Denn bis heute zeichnen sich Spuren der gleichen Motive in unsere Gegenwart...


Eine Beschäftigung mit diesen Themen, mit diesen Orten ist wichtig. Lasst uns das nicht vergessen.

Eure Julia




Kurzrezension "Schreiben nach Auschwitz"



Titel: Schreiben nach Auschwitz
Autor: Günther Grass
Verlag: Frankfurter Poetik Vorlesung
Preis: 3,48€
Seiten: 48


Einen Tag vor unserem Auschwitz-Besuch kaufte ich mir das kleine Büchlein "Schreiben nach Auschwitz" von Günther Grass in einer jüdischen Buchhandlung in Krakau. Schon allein der Ort hatte eine sehr starke Atmosphäre. Das Buch musste ich deswegen einfach mitnehmen. 
Es kann kaum als Buch bezeichnet werden, da es eine Abschrift eines Vortrags ist, den Grass 1990 in Ost-Berlin gehalten hat.Es handelte sich um eine Vortragsreihe mit dem Thema "Schreiben nach Auschwitz". Eine sehr bewegende, aber auch schwere Schrift.


Klappentext


Normalerweise würde an dieser Stelle der Klappentext folgen. Aber es gibt keinen.

Meinung



Ich schreibe ganz bewusst eine Kurzrezension. Denn das Buch ist auch überaus kurz und es bedarf nicht vieler Worte zum Inhalt. Die 45 Seiten lassen sich schnell lesen und sie nehmen den Leser sehr mit. Ich glaube, dass der Vortrag damals überaus interessant war. Denn Grass spricht das an, was viele lang nicht sehen wollten. Die Argumente die in die Richtung"Wir haben davon nichts mitbekommen" gehen, entsprechen einfach nicht der Realität. Zu NS-Zeiten hat man etwas mitbekommen. Wenn Nachbarn verschwunden sind, oder andere Menschen aus dem ganz alltäglichen Lebensbild plötzlich verschwanden, dann fragte niemand nach. Es kann keine einzelne Partei gewesen sein, die für Dinge verantwortlich war, die heute mit dem Begriff "Auschwitz" gern zusammengefasst werden. Es war das ganze deutsche Volk. Man hat es geschehen lassen. Und man fragte nicht nach. Tat man einfach nicht.
Grass berichtet aus einer sehr interessanten Perspektive, denn auch er war Mitglied der Hitler-Jugend, sang mit den Kameraden und spielte Kriegsspiele. Den damaligen Jungen wurde kein Vorwurf gemacht, da sie ihre Handlungen noch nicht reflektieren konnten. Aber Grass macht sich einen Vorwurf. Der gesamte Vortrag ist sehr kritisch und er geht mit dem deutschen Volk sehr hart ins Gericht. Dabei nimmt er sich selbst nicht aus.
Er berichtet chronologisch aus seinem Leben und wann ihm "Auschwitz" immer begegnete.  Dazu führt er verschiedene Bühnenstücke und Gedichte an. Das Fazit? Man kommt an Auschwitz einfach nicht vorbei. Zu viel Verantwortung muss man doch tragen.
Auch kritisiert er die "Heuchelei" nach dem Krieg. Dass es selbstverständlich sei, wie man zu stehen habe.

"Die Eindeutigkeit machte mich misstrauisch. Mutete solch nachgeholter Antifaschismus nicht wie Pflichtübung an, anpasserisch in einer Zeit, die auf Anpassung abonniert war, verlogen also und geradezu obszön, gemessen am zwar ohnmächtig geringen, aber in Spuren doch nachweisbaren Widerstand gegen den Nationalsozialismus?" (S. 22)
Grass' Gedanken sind wirklich lesenswert, wenn auch hart. Der Stil ist außerdem nicht ganz einfach, wie man am Zitat erkennen kann. Es ist nicht immer leicht, Grass' Ausführungen zu folgen, versteht man sie aber, ist es bereichernd.

Fazit


Eine lesenswerte Abschrift eines sicher beeindruckendes Vortrags, der die Wichtigkeit des Themas Auschwitz, wenn auch als Stellvertreter für weitere Dinge, verdeutlicht. 




2 Kommentare:

  1. Huhu Julia,

    ich finde, es ist immer schwer über so etwas schreckliches zu reden. Gerade, wenn einem schon davon schlecht wird, wenn man nur an die Grausamkeiten aus der damaligen Zeit denken muss. Trotzdem fand ich deinen Beitrag sehr interessant, da er sehr informativ ist und deine Gedanken dazu reflektiert.

    Zwar war ich bisher nicht in Auschwitz, aber das KZ in Dachau habe ich damals gemeinsam mit der Schule besucht. Somit war mir bereits vieles bewusst, dass du in deinem Artikel angesprochen hast. Zum Beispiel dass es dort ziemlich ordentlich und "normal" aussieht und während man diese Gedanken im Kopf hat, gleichzeitig auch weiß, dass vor einigen Jahrzehnten, dort praktisch "Todgeweihte" entlanggelaufen sind. Ziemlich krass fand ich auch den Besuch zu den Öfen, wo damals Leichen auch verbrannt worden sind.

    Ein sehr bereichernder Beitrag! Außerdem finde ich deine Ziel einen Klassenausflug nach Auschwitz zu unternehmen, toll beziehungsweise finde ich so einen Ausflug sehr wichtig. Es macht doch eben einiges bewusst.

    Ganz liebe Grüße
    Leni

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    Antworten
    1. Hallo Leni,
      vielen Dank für deinen tollen Kommentar! Es ist schön, dass du so gut verstehen kannst, was ich meine und dass du den Beitrag gelesen hast! Es fiel mir wirklich schwer, ihn überhaupt zu schreiben. Wahrscheinlich habe ich ihn gerade der Reflexion wegen geschrieben...wer weiß. Das Thema bewegt mich eben sehr.
      Dachau habe ich noch nicht gesehen, aber es klingt ebenso schrecklich. Die Öfen in Auschwitz sind nicht mehr erhalten, in Buchenwald waren sie es allerdings und daher verstehe ich dein Gefühl sehr gut. Ich hatte ja schon eine Art schlechtes Gewissen, weil ich diese "Normalität" empfand, aber es beruhigt mich, dass ich nicht die Einzige bin, die es so wahrgenommen hat. Und man weiß es ja doch besser.
      Vielen Dank für den qualifizierten Beitrag!
      Du hast Recht, es macht eben einiges bewusst. Und deswegen werde ich auch versuchen, es meinen Schülern näher zu bringen.
      Ganz liebe Grüße,
      Julia

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