17. Oktober 2017

Rezension: "Götternacht" von Anna Bernstein


Titel: Götternacht
Autor: Anna Bernstein
Verlag: Bastei Lübbe
Preis: 8,99€
Seiten: 400


Als ich mich nicht entscheiden konnte, welches Buch ich lesen sollte, las ich die Prologe von zwei Büchern nacheinander. Ich entscheid mich sehr schnell für „Götternacht“ von Anna Bernstein. Der Prolog war sehr spannend und zog den Leser direkt in ein mystisches Setting. Doch leider ging es nach dem Prolog bergab. Das Buch hat eine gute Idee zu Grunde, doch für 400 Seiten sagt die Autorin doch äußerst wenig. „Götternacht“ wurde manchmal nicht ganz zu Ende gedacht und schweift deswegen manchmal ab, was schade ist, da die Geschichte Potenzial hat. Insgesamt ist das Buch ganz nett, aber es gibt auch einige Kritikpunkte.

Jedes Jahr feiert das Volk der Pferdeherren ein Fest, um ihren Gott Chiron zu ehren. In dieser Nacht werden alle Gesetze außer Kraft gesetzt, und ein Trank sorgt dafür, dass sich niemand an die Geschehnisse erinnert. Die 20-jährige Leah darf in diesem Jahr das erste Mal an dem Fest teilnehmen. Und auch sie vergisst alles, was geschah - außer in ihren Träumen. Dort sieht sie eine Nacht voller Leidenschaft und einen Mann, der ihr Herz stahl. Und Geheimnisse, die die Grundfesten ihrer Welt erschüttern ...

Die Idee der Geschichte gefällt mir wirklich gut. Auch der Klappentext klingt klasse. Insgesamt wurde die Idee aber nicht vollkommen ausgeschöpft. Das Pferdevolk ist sehr sonderbar. „Götternacht“ spielt in einer relativ anderen Welt, beziehungsweise in einem Teil der Welt, der vollkommen abgeschottet ist. Für das Volk existiert nur ihr Gott Chiron. Die Umstände des Fests sind schon sehr abstrus, aber bis dahin herrscht viel Spannung im Buch vor. Diese lässt im Laufe aber nach, kommt zum Ende hin wieder auf, was aber etwas spät ist. Meines Erachtens wären keine 400 Seiten nötig gewesen, um diese Geschichte zu erzählen, denn manchmal wirkt die Handlung doch eher unspektakulär. 
Leider wurde ich mit den Charaktere nicht warm, allen voran Leah. Zwar ist sie eine starke Kämpferin und traut sich auch, neue Wege einzuschlagen. Doch andererseits ist sie wirklich ziemlich egoistisch und richtet eine Menge Unheil an, indem sie nur an sich selbst denkt. Das gefiel mir gar nicht. Hinzu kommt die Liebesgeschichte mit dem ominösen Mann. Der Herr heißt Eros und für mich war er eine vollkommen farblose Figur. Die Liebe zwischen den beiden geht zwar schnell von Statten, ich empfand sie trotzdem als glaubwürdig. Allerdings fand ich Eros eben ziemlich nichtssagend, aber bei genauerem Hinsehen hat eben auch Leah nicht allzu viel Charakter. Da passen die Protagonisten also wunderbar zusammen. Die einzige Figur, die mich faszinierte und die meiner Meinung nach wirklich Ecken und Kanten hat, ist Gael. Er ist anfangs der tollste Mann der Welt und wird dann immer düsterer. Mir gefiel diese Wendung, denn sie brachte Schwung ins Geschehen. Gael ist letztendlich auch für jegliche Spannung verantwortlich, weshalb er für mich die Schlüsselfigur war. Aber natürlich ist er grausam, keine Frage.
Grausam ist die Handlung tatsächlich in Teilen. Es gibt Szenen, die ich überlesen musste, weil mein zartes Gemüt sie nicht aushielt. Diese haben meist mit Gael zu tun. Wirklich schlimm waren aber auch viele Szenen mit Una. Sie ist der zweite Charakter, der absolut positiv zu benennen ist. Sie tut dem Leser die ganze Zeit leid und ich konnte nicht nachvollziehen, was ihr am Ende zustößt. Aber wir wollen nicht weiter spoilern. Nur noch ein ganz klein bisschen.
Es gibt zwei lange erotische Stellen im Buch. Beide Szenen sind sehr ausführlich beschrieben und passen nicht unbedingt ins Geschehen. Zumindest hatte ich nicht damit gerechnet, weshalb mich diese Stellen etwas verdattert zurückließen. Sie sind gut geschrieben, aber irgendwie brechen sie den Stil des Buchs. Dieser ist im Übrigen ganz gut und sorgt dafür, dass der Leser mit Emotionen dabei ist. Ich konnte diese Ausflüge in den Erotik-Bereich wie gesagt nicht ganz nachvollziehen, aber offenbar waren sie der Autorin wichtig. Manchmal schreibt sie sehr brutal, dann wieder verträumt. Insgesamt ist der Stil aber gut.
Meiner Meinung nach hätte die Handlung noch etwas deutlicher ausgearbeitet werden können. Es gibt Überraschungen und die Figur der Hüterin ist sehr interessant in der Geschichte. Das Ende gefiel mir auch wirklich gut. Aber der Weg dahin ist doch etwas beschwerlich gewesen.



Insgesamt konnte mich „Götternacht“ nicht so recht von sich überzeugen. Die Idee der Handlung ist gelungen, aber sie wurde nicht immer richtig ausgearbeitet. Auch sind die Protagonisten keine Sympathieträger. Eher die Bösewichte sorgen für etwas Spannung. Nach dem tollen Prolog konnte Anna Bernstein ihr Level leider nicht halten. Manche Handlungssequenzen waren für mich vollkommen unverständlich, was den guten Grundstoff leider kaputt gemacht hat. Ich vergebe 3 Spitzenschuhe für die Geschichte um das Pferdevolk.



2 Kommentare:

  1. Huhu,

    also ich finde ja den Klappentext schon merkwürdig. Warum sollte man ein fantastisches Fest feiern und dann doch freiwillig alles vergessen? Aber vielleicht wird genau diese Frage bezweckt.
    Ich liebe gute Bösewichte. Schade dass die anderen Charaktere da nicht mithalten konnten. Ich werde dem Buch wohl keine Chance geben

    Gruß Isbel

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    1. :'D Ja, eigentlich hast du vollkommen Recht! Der Klappentext ist wirklich skurril...keine Ahnung...als ich das Buch gekauft habe, fand ich das wohl mysteriös :D
      Vor allem ist diese Feier echt nur eine riesige Sexorgie die den Leser ganz schön verwirrt. Ich glaube auch nicht, dass das Buch etwas für dich wäre. Man muss es nicht gelesen haben ;)
      Der Bösewicht ist wirklich das Beste am Buch, aber nur deswegen muss man es nicht lesen...
      Danke für deinen schönen Kommentar :)

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