18. Februar 2018

Rezension: "Den Sternen so nah" von Mareike Allnoch

 

Titel: Den Sternen so nah
Autor: Mareike Allnoch
Verlag: Drachenmond Verlag
Preis: 12,99€
Seiten: 290



„Den Sternen so nah“ wanderte nach dem ersten Lesen des Klappentextes auf meiner Wunschliste ganz nach oben. Denn es geht um eine Backgroundtänzerin. Eine Tänzerin! Eine Hip Hop-Tänzerin und keine Ballerina. Nicht, dass ich etwas gegen Ballett-Geschichten haben – ganz im Gegenteil, ich verschlinge diese. Aber ich habe mich doch sehr gefreut, dass meine Sportart mal Einzug in einen Roman erhalten hat. Mareike Allnoch schreibt eine sehr klassische Geschichte nach Cinderella-Schema. Ein junges Mädchen aus winzigem Kaff erhält eine einmalige Chance, sie nutzt sie, sie verliebt sich in den Star. Happy End? Die Storyline ist nichts Neues und dennoch habe ich „Den Sternen so nah“ sehr, sehr gern gelesen! Eine tolle Geschichte zum Abtauchen, in der utopische Mädchenträume wahr werden können.

Jai McConnor mag ein aufsteigender Stern am Musikhimmel sein, doch für Nina ist er nur eines: Ein Idiot, der ihre Freundin bei einem Meet & Greet unmöglich behandelt hat. Als sie ein Angebot erhält, besagten Sänger als Backgroundtänzerin auf seiner Nordamerika-Tournee zu begleiten, sagt sie dennoch zu. Und schon bald fliegen zwischen dem bodenständigen Mädchen und dem herablassenden Star die Fetzen. Wäre da bloß nicht dieses Knistern…

Ich habe mich unglaublich auf dieses Buch gefreut, was vor allem mit dem Thema des Tanzens zu tun hat. Aber im Allgemeinen bin ich trotz meines Alters begeisterungsfähig für diese Art von Geschichten. Einmal etwas Besonderes sein, die eine Chance haben, sie nutzen. Und den Star beeindrucken, weil man ihn eben gar nicht so toll findet und keine Angst hat, ihm genau das zu sagen.
Mareike Allnoch vereint in ihrer Geschichte viele kleine Träume, die einige von uns schon gehabt haben. Das klingt vielleicht so, als wäre die gesamte Geschichte bekannt und wenig innovativ, da dieser Plot schon hundertmal da gewesen ist, das ist aber nicht so. Zumindest bringt die Autorin ihre eigene Frische in das Schema, eigene Details und schöne Dialoge. Das Buch ist spritzig und frech, manchmal aber genau romantisch und träumerisch. Zwar finde ich schon, dass vieles vorhersehbar ist, oder eben doch ein bisschen klischeehaft, das hat mich beim Lesen aber nie gestört. Für mich war Ninas Geschichte einfach schön, ich konnte mich in ihr verlieren und fieberte den Szenen zwischen ihr und Jai entgegen.
„Den Sternen so nah“ lässt sich in einem Guss lesen. Die Handlung hat einen deutlichen roten Faden, es gibt keine Leerstellen und man wird in jedem Kapitel unterhalten. Die Protagonistin ist Nina Mahler. Sie kommt aus Deutschland und hat vor ein paar Jahren das Tanzen für sich entdeckt. Sie tanzt mit Leidenschaft und sagt deshalb auch zu, als sich ihr die Chance als Backgroundtänzerin bietet. Obwohl es für den arroganten Hollywood-Star Jai McConner ist, mit dem sie bei einem Meet and Greet bereits Erfahrungen gemacht hat. Ihre beste Freundin ist ein großer Fan, Nina hingegen überhaupt keiner. Diese abwehrende Haltung hält sich lang im Buch. Nach dem Motto „Was sich neckt, das liebt sich“ beginnt die Beziehung von Jai und Nina. Sie streiten sich, sie meckern, sie feixen. Und natürlich verlieben sie sich. Doch eine Beziehung mit einem Star ist nahezu unmöglich und hinzu kommt noch der Druck von außen. Die Autorin schafft es gut, auch Schattenseiten des Starseins zu präsentieren. In diesem Zusammenhang komme ich auf Jai. Er ist ein interessanter Charakter und genau so, wie jede Frau sich ihren Freund wünschen würde. Natürlich ist er berühmt und das macht jegliche Beziehung schwer. Jai trägt meistens eine Maske und lässt niemanden dahinter blicken. Das hat auch Nina schnell verstanden:
„Ab und zu schimmerte diese andere Seite von Jai durch, aber es waren immer nur Bruchstücke, die ich zu sehen bekam. Wie bei einem Puzzle, bei dem ein ganz bestimmtes Teil fehlte, um es komplett zu machen und sein Gesamtbild betrachten zu können.
Jai war dieses Puzzle. Und ich wollte dieses Puzzle lösen.“ (S. 155)

Mir gefällt der Puzzle-Vergleich sehr. Und mir gefällt auch Jais Charakterzeichnung. Wobei auch hier viel Klischee mitspielt. Nina hingegen ist sehr normal, vielleicht sogar ein bisschen zu normal. Ich habe die beiden zusammen geliebt, keine Frage und ich habe jede Sekunde der Geschichte zwischen ihnen genossen. Aber ich hatte auch meine Schwierigkeiten mit Nina und ihrer Einstellung zum Tanzen. Denn das ist der große Punkt, der mich gestört hat. 
Eine Tänzerin lebt fürs Tanzen – und das kam mit deutlich zu kurz. Nina beschreibt in den ersten Kapiteln, warum sie so gerne tanzt. Aber nur diese zwei, drei Statements machen keine Tänzerin aus dir. Es ist sowieso ziemlich unlogisch, dass ein Mädchen, das erst ein paar Jahre tanzt, die Chance bekommt, nach L.A. zu gehen. Das Tanzbuisness ist unglaublich hart und da bekommt eigentlich kein Amateur eine Chance. Durch Youtube gibt es viel zu berühmte Gesichter und Choreographen und natürlich auch Tänzer. Nachdem Nina außerdem vor Ort ist und auf der Bühne tanzt, wird das Tanzen überhaupt nicht mehr erwähnt. Hier hätte ich mir gewünscht, dass sie die Euphorie auf der Bühne beschrieben hätte, das Gefühl, das das Tanzen auslöst. Aber leider wurde dieser Aspekt vollkommen fallen gelassen. Sie ist die Tänzerin, Ende der Geschichte. Jetzt geht es nur darum, ob sie und der Sänger zusammen kommen. Und das finde ich schade – denn eigentlich tun wir Tänzer sehr viel fürs Tanzen. Aber Nina hatte das leider nicht nötig oder dieser Punkt war es nicht wert, in der Geschichte behandelt zu werden.
Aber genug der Kritik. Und ehrlich gesagt ist meine Kritik auch nebensächlich. Ich habe das Buch natürlich mit einem gewissen Tänzer-Blick gelesen und den hat die Leserschaft im Normalfall nicht. Daher ist die Herangehensweise der Autorin schon in Ordnung. Dass die Geschichte nicht ganz realistisch, oder sagen wir mal, unwahrscheinlich ist, das dürfte jedem klar sein. Und trotzdem ist sie zu Träumen schön! Die beiden Hauptcharaktere verbindet eine tolle Chemie und es macht einfach Spaß die Geschichte zu verfolgen. Die Nebenfiguren haben mir ebenfalls gefallen, vor allem Alex (- aber auch die ist mir persönlich zu wenig „Tänzerin“). Der Bodyguard von Jai, Joe, ist der Teddybär der Geschichte und er sorgt für den ein oder anderen emotionale oder lustigen Moment. Der Stil des Buches ist sehr jung und frisch. Der Sprachgebrauch ist an unsere heutige Welt angepasst, Plattformen wie Twitter und Instagram spielen natürlich eine Rolle und das passt sehr gut. Es gibt einige Dialoge, was ebenfalls toll ist und die Autorin schreibt auch in langen Passagen sehr flüssig. Insgesamt kommt man super durchs Buch und kann es wirklich genießen. Toll gefallen haben mir auch die kleinen Tänzerfiguren am Anfang eines Kapitels.



Insgesamt ist „Den Sternen so nah“ keinesfalls eine realistische Geschichte, die aber absolut traumhaft ist. Ich habe das Buch sehr gern gelesen und habe die schöne Geschichte zwischen Nina und Jai gern verfolgt. Es geht um Themen, von dem jedem Mädchen schon geträumt hat. Popularität, das Besondere, Reisen, Freundschaft und natürlich die großen Liebe. Manchmal blitzt das Bekannte auf, aber Mareike Allnoch macht ihre Sache super und bringt immer wieder kleine Überraschungen. Das Buch überzeugt durch seine interne Romantik, aber auch Kratzbürstigkeit, die in vielen Dialogen durchschimmert. Ich freue mich sehr, dass das Tanzen Einzug ins Buch gefunden hat, auch wenn es meiner Meinung nach deutlich zu kurz kam. Ich vergebe 4,5 Spitzenschuhe für ein rundum gelungenes Buch.


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