Titel: Die Greifenreiterin - Rache
Autor: Sabine Schulter
Verlag: selfpublished
Preis: 3,99€
Seiten: 290
Nachdem ich die Reihe „Die Greifenreiterin“ begonnen hatte,
war eines schnell klar: Wer Fantasygeschichten „auf der Reise“ liebt, der muss
diese Reihe lieben! Denn was Sabine Schulter mit ihrer Protagonistin Rayna und
dem Greifenweibchen Ferril geschaffen hat, ist eine einzige große Reise in
einer einzigartigen Fantasywelt, die sich letztendlich über vier Bände
erstreckt. Doch diese Reihe hetzt nicht von A nach B und hat mehr als nur
Schlachten und Höhepunkte zu bieten. Sie legt auch großen Wert auf
Charakterentwicklung und Tiefgang in einer Geschichte. Jeder Band der Reihe
endet dem Leser gegenüber gemein, sodass man weiter lesen muss.
Und natürlich fieberte ich auch deswegen dem Finale mit dem verheißungsvollen
Titel „Rache“ entgegen. Der vierte Teil „Rache“ bietet Tragik, Liebesschwüre,
Verluste und Gewinne und nimmt den Leser so auf die spannende letzte Etappe von
Rayna und Ferril mit. Mich hat diese Geschichte zufrieden
zurückgelassen, da jeder Fan hier auf seine Kosten kommt.
Wieder konnte Zemzee Rayna und ihren Verbündeten entgehen.
Mehr noch, er versetzte ihnen einen schweren Schlag, von dem sich vor allem die
Shealif erst erholen müssen.
Die einzige Möglichkeit, um einen Krieg jetzt noch zu verhindern, ist, die
Steine im Verborgenen zu zerstören. Doch Zemzee hat einen großen Vorsprung, den
eine Streitmacht der vereinten Völker nicht schnell genug verringern kann.
Daher wird Rayna zusammen mit Ferril und ihren Freunden geschickt, um dem
Alptraum ein für alle Mal ein Ende zu setzen. Doch werden sie das schaffen, was
bisher immer gescheitert ist?
Band drei endet an einer Stelle, an der man normalerweise
einfach ins nächste Kapitel blättern würde – völlig typisch für diese Reihe.
Doch dieses Mal musste ich auf den abschließenden Teil warten und übte mich in
Geduld. Als ich dann aber endlich „Rache“ in den Händen hielt, wurde ich sofort
wieder in Raynas Welt entführt. Denn abgesehen von einem kurzen vorgeschalteten
Prolog landet der Leser sofort wieder bei Rayna, Hyron und Co., die sich gerade
auf ihre Reise in den Norden machen, um Zemzee und die Elementsteine endlich
aufzuhalten. Doch wie soll dieser kleine Reisetrupp bestehen? Man kommt als
Leser nicht umhin, sich genau das zu fragen. Wird aus der gefährlichen Reise
vielleicht sogar ein Himmelfahrtskommando?
Die Geschichte beginnt recht seicht, da Rayna, Ferril, Hyron, Ti’ha, Aran und
Noley lediglich auf dem Weg Richtung Norden sind. Um bei den Nanjok anzukommen,
müssen sie viele Umwege und Rückschläge in Kauf nehmen. Die Autorin baut einige
Nebenhandlungen ein, wie etwa das Auftauchen einer kleinen Morak-Familie. Als
Leser muss man damit zurechtkommen, dass der Reisetrupp Wagnisse eingehen muss
und das Leben der Reisegefährten durch Trennungen auf dem Spiel steht. Diese
kleinen Nebenhandlungen sind interessant, lassen den Spannungsbogen aber nur
langsam nach oben schnellen.
Der Höhepunkt des Buches hat es dann allerdings in sich! Er beinhaltet eine
unerwartete Wende, die viele Geheimnisse der Vorbände klärt und mir gut gefallen
hat. Die ein oder andere Unstimmigkeit wird so von Sabine Schulter aufgelöst,
sodass man dem endgültigen Finale gewappnet entgegensieht. Zum Finale selbst
kann ich nicht viel sagen, ohne dass ich spoiler. Doch es hat mir wahnsinnig
gut gefallen! Rayna muss einen letzten Kampf bestreiten, der unglaublich
spannend und fordernd ist. Die Autorin konnte mich zusätzlich auf der
emotionalen Ebene packen, denn ich saß mit offenem Mund vor dem Buch und fragte
mich einfach nur: Wirklich jetzt?! Der Höhepunkt des Buches erstreckt sich in
etwa auf drei Kapitel und diese müssen einfach hintereinander weg gelesen
werden, weil sie so gut sind!
Was mich allerdings störte, war dass das Buch dann noch eine ganze Weile
weitergeht. Ich bin deswegen etwas zwiegespalten. Einerseits kann ich
verstehen, warum der Höhepunkt der Geschichte eben nicht das Ende sein kann,
andererseits sank die Spannung für mich doch sehr. Die Figuren haben das Ende
absolut verdient, was ihnen durch diese Art „Zusatzkapitel“ gewährt wird. Als
liebender Fan kann man so noch eine Weile bei ihnen verbleiben und erfährt auch
noch, wie es an der ein oder anderen Stelle weitergeht (z.B. mit Tack!). Doch
ich habe mich immer wieder gefragt: Ist es jetzt wirklich vorbei? Oder kommt da
noch was? Und das hat mich irgendwie gestört. Am Ende zog sich die Geschichte
für mich deswegen etwas zu sehr. Trotzdem kann ich dieser Art, die Reihe zu
schließen, auch einiges abgewinnen. Um aus meinen kryptischen Aussagen schlau
zu werden, solltet ihr euch wohl ein eigenes Urteil bilden.
Ein Ausflug in die von Sabine Schulter erschaffene Welt lohnt sich nämlich
allemal. Mir haben an dieser Reihe vor allem die vielen verschiedenen Völker
mit ihren Lebensweisen gefallen. Ob dies nun die Shealif, die Tenga oder die
Zhea waren: sie sind allesamt interessant und authentisch. Ich könnte mich
zwischen ihnen wohl kaum entscheiden. Wobei, vielleicht doch. Denn Raynas Himmelsvolk
sollte man keinesfalls vergessen. Die besondere Verbindung zu den Greifen ist
in der gesamten Reihe so schön beschrieben und am Ende hat mein Herz durchaus
geblutet, denn ich kann verraten: Das Abenteuer geht an Ferril und Rayna keinesfalls
spurlos vorüber…
Die Nebencharaktere der Geschichte, die natürlich alle den aufgezählten Völkern
angehören, sind wirklich sehr gelungen. Ich hatte in dieser Reihe immer das
Gefühl, dass die Autorin sich für die Figurenzeichnung besonders viel Zeit
nehmen will und deswegen sind auch diese Völker entstanden. Da wäre natürlich
Raynas Partner Hyron, der aber eigentlich schon eine Hauptfigur ist.
Tatsächlich mochte ich zum Beispiel die temperamentvolle Ti’ha deutlich lieber. Und
auch der kleine Aran hat mir sehr gut gefallen. Etwas kurz kommt Raynas Bruder
Karim in diesem Teil, den ich wirklich sehr gern mag. In Bezug auf ihn habe ich
des Öfteren gedacht, dass „Rache“ so viel Potenzial für mögliche Spin-Offs
bietet. Mich würde zum Beispiel Karims Geschichte sehr interessieren!
Doch auch so ist klar, dass das Leben in Teharis weitergehen wird und noch
viele Geschichten parat hätte. Man wird sehen, ob wir Leser vielleicht die ein
oder andere noch lesen dürfen.
Zum Schreibstil brauche ich nicht viel zu sagen. Ich mag Sabine Schulters Stil
unglaublich gern. Meines Erachtens schreibt sie auf eine gewisse Weise intelligent,
ohne unauthentisch zu sein. Manchmal sind die Beschreibungen etwas
wiederholend, doch das ist bei einem Vierteiler nicht verwunderlich. Man kann
sich in den Kapiteln gut fallen lassen und Teharis einfach nur genießen.
Mir hat „Rache“ wirklich gut gefallen, denn es ist ein
würdiger Abschluss dieser großen Fantasy-Reise. Kein Leser wird sich Ferrils
Charme entziehen können, dem bin ich sicher. Allerdings bietet der
Abschlussband nicht nur viele Herzensmomente, sondern auch sehr spannende und
emotionale Szenen. Gerade der Höhepunkt ist einfach grandios! Ich persönlich
hatte meine Probleme mit dem langgezogenen Ende, freue mich andererseits aber
auch irgendwie darüber.
Tolle Charaktere, eine einzigartige Welt und eine gute Mischung an Emotionen
bescheren diesem tollen Abschluss insgesamt vier von fünf Sternen. Ich hege ja
immer noch die leise Hoffnung, dass die Geschichte einiger Figuren vielleicht
noch erzählt wird. Ich würde sie sofort lesen!