25. November 2023

Mein SuB kommt zu Wort: Karli #77

Hallo ihr Lieben!

Ich überspringe die Entschuldigung zu Beginn mal, dass ich schon wieder ein paar Tage zu spät dran bin. Also gehen wir gleich zum Update über ;) Die kalte und dunkle Jahreszeit ist definitiv angebrochen. Tatsächlich ist es lustig: Es ist das erste Jahr, in dem mir das gar nichts ausmacht. Ich habe natürlich schon ein wenig reflektiert, woran das liegen könnte und bin zu dem Schluss gekommen, dass es am fehlenden beruflichen Alltag liegt. Ich finde es immer wieder aufs Neue schrecklich, wenn man im Dunklen zur Arbeit fährt und im Dunklen nach Hause kommt. Aber da ich in Elternzeit bin, kann ich auch den hellichten Tag genießen - ohne Arbeit. Und ich glaube, das sorgt für deutlich weniger Stimmungsschwankungen, als im normalen Alltag. Wer weiß...vielleicht ist an meiner Theorie auch nichts dran. Es kommt aber auf das gleiche hinaus: Auch wenn das Wetter schlecht ist, bin ich eigentlich ganz gut drauf. Mein kleiner Sohn fordert natürlich den größten Teil meiner Zeit ein. Und das ist auf eine ganz andere Art anstrengend, als die Schule. Er hat jetzt gerade wieder einen Sprung durchgemacht und die Zeiten waren hart. Aber so ist das nun mal als kleiner Mensch, der die Welt noch verarbeiten muss. Es ist verrückt, morgen wird er schon neun Monate alt. Als ich so drüber nachdachte, dass das der gleiche Zeitraum einer Schwangerschaft ist, war ich etwas schockiert. Man ist ja wirklich ganz schön lange schwanger :'D
Aber genug vom Mama-Sein. Morgen ist Totensonntag, sodass danach die Weihnachtszeit eingeläutet wird. Ich muss gestehen, dass ich da noch nicht ganz angekommen bin. Aber ich freue mich schon, die ganzen Lieder für meinen Sohn zu singen :) Mein letzter Monat war ansonsten von vielen Treffen mit Freunden (und Babys) geprägt und leider auch von einer hartnäckigen Erkältung. Wirklich nervig, denn sie hält sich schon eine Weile. Ich habe aber jetzt auch wieder mit mehr Sport angefangen und das Tanzen befindet sich in der Saisonpause. Dadurch bin ich als Trainerin aber gefragt, da nun alle Choreos gemacht werden müssen. Also, kurz: Mein Alltag ist geprägt von Mama-Stuff, Familie, Sport und ja....manchmal auch Lesen ;) Und zu den dazugehörigen Details kommen wir doch jetzt. Bereit, mein lieber Stapel ungelesener Bücher - oder besser, Karli? Los geht's!

An diese Stelle gehört natürlich der Hinweis auf die schönen Blogs von Melli und Vanessa, die diese Aktion noch immer mit viel Liebe und Fürsorge leiten. Vielen Dank an euch!


1. Karli, wie groß bist du aktuell?

Hallo liebe Buch- und Seitenfreunde! Ich bin wieder am Start und überaus froh darüber. Wärt ihr grade hier, würdet ihr über das sich ergebende Bild sicher schmunzeln. Denn damit Julia die Zeit zum Tippen meiner wertvollen Worte hat, hat sie sich bei ihrer Mutter einquartiert. Julia sitzt am Wohnzimmertisch und schreibt, während ihre Mutter und Oma den Kleinen bespaßen. Tja...Not macht erfinderisch. Ich will mich also keineswegs beschweren, denn ich freue mich, dass Julia die Zeit für das Interview hat ;)
Was habe ich zu berichten? Julia liest eigentlich recht brav. Meine Ansprüche sind ja schon seit langer Zeit arg niedrig, weshalb ich mich einfach über jeden Abbau freue. Nun ist es aber so, dass diesen Monat tatsächlich etwas Besonderes auf meine Besitzerin wartete. Sie wurde nämlich von der Autorin Natasha Korsakova zu einer Lesung eingeladen. Julia und Natasha kennen sich seit einigen Jahren und über die Einladung wurde sich in diesem Hause sehr gefreut. Und wie das so ist, bringen Lesungen manchmal ungeahnte Neuzugänge zu mir. Dazu dann aber später mehr. Ich wollte hier eigentlich nur ankündigen, dass Julia in diesem Monat ungewöhnlich viele Neuzugänge zu vermerken hat. Und deswegen litt mein Abbau - obwohl Julia liest. Traurig aber wahr. Werfen wir also einen Blick auf die Zahlen aus dem letzten Monat. Da war ich 144 Bücher groß. Und jetzt? Man könnte meinen, der Unterschied wäre nur marginal. Und ist er wohl auch. Denn heute bin ich 145 Bücher groß. So ein Mist.


2. Wie ist die SuB-Pflege bisher gelaufen - zeige mir deine drei neuesten Schätze auf deinem Stapel.

Ich sagte es gerade schon. Die Pflege ist so lala gelaufen. Meine Besitzerin arbeitet am Abbau und liest sogar gleich mehrere Bücher gleichzeitig. Jeden Tag wird dem Kleinen vorgelesen (derzeit aus dem "Dschungelbuch"), dann wird immer ein Hörbuch gehört, es gibt ein normales Buch und ein Langzeitbuch. Das Langzeitbuch ist hoffentlich bald geschafft, sodass es immerhin nur noch drei parallel sind. Durch dieses ganze Parallellesen werden aber weniger Bücher geschafft, finde ich zumindest. Trotzdem kommen nach und nach welche von meinem Stapel runter. Aber dann sind da ja die Neuzugänge aus diesem Monat. und davon gab es gleich mal sieben! Alle, die mich und meine quirlige Besitzerin kennen, wissen dass das ein enormer Zuwachs für einen Monat ist. Was haben wir Neues angeschafft? Seht her!




Wer zählen kann, merkt sofort, dass nur fünf statt sieben Bücher abgebildet sind ;) Aber wie immer zeige ich euch das meiste stellvertretend. Vorhin sprach ich bereits von der Lesung von Natasha Korsakova. Lesungen finden natürlich immer dann statt, wenn es neue Bücher gibt. Und auch Natasha Korsakova hat ein neues Buch mit dem Titel "Di Bernardo" geschrieben. Das stelle ich euch aber bei der nächsten Frage vor. Wieso hole ich überhaupt so weit aus? Nach der Lesung sind Julia und ihr Mann von Natasha noch eingeladen worden, etwas zusammen zu trinken. Und Julia war nicht der einzige Gast der Autorin. Ein befreundeter Autor und auch ein Komponist waren ebenfalls dort, genauso wie der Kabarettist, mit dem Natasha die Lesung zusammen gemacht hat, nämlich Pago Balke. So viele Leute auf einem Haufen führten für eine Bloggerin dazu, ganz viel neuen Lesestoff zu sammeln. Julia ging also beseelt nach Hause. Nicht nur wurde Julias "Di Bernardo" signiert, es gab auch das Werk von Pago Balke voller Satire und Songs und zwei Krimis für sie. Herrlich! "Charmant provokant" ist eine Sammlung von Songtexten und kurzen satirischen Texten des Autors. Meine Besitzerin ist schon gespannt darauf, den Inhalt zu entdecken. Zu Gast war auch der Autor Stefan Wittenfeld. Julia besteht darauf, dass ich euch jetzt sage, dass er ein total herzlicher und lustiger Kerl ist. Und passenderweise hatte er seine zwei Friesenkrimis im Auto, sodass auch "Tote Friesen singen nicht" und "Tote Friesen rächen sich" bei uns einziehen durften. Da wir Norddeutsche sind, sind wir überzeugt, hier gut unterhalten zu werden. Es war insgesamt ein großartiger und spannender Abend, der Julia gleich drei neue Bücher bescherte.
Außerdem neu ist bei uns "Ein hinreißend verruchter Gentleman" (ein Geschenk) und zwei Ebooks, die Julia sich sogar selbst gekauft hat. Dabei handelt es sich um "Make me good" von Josie Charles und "Burning Paris - Magiermorgen". Ersteres hat Julia sich gekauft, weil sie ein anderen Buch der Autorin gelesen und es ihr gut gefallen hat. Und zweiteres ist der zweite Teil der neuen Dilogie von Sabine Schulter. Julia hat "Hexennacht" geliebt und musste sich "Magiermorgen" ganz schnell runterladen. Und das wären sie, unsere Neuzugänge :) Würde mich nicht jeder Aufbau stressen, würde ich mich ja freuen...


3. Welches Buch hat dich als letztes verlassen, weil gelesen? War es eine SuB-Leiche, eine Reihen-Teil, ein neues Buch oder ein Reziexemplar und wie hat es deinem Besitzer gefallen (gerne mit Rezensionslink)?

Als letztes hat mich "Di Bernardo" von Natasha Korsakova verlassen. Es ist der dritte Krimi der Autorin und die Bücher von ihr sind etwas ganz Besonderes. Denn Korsakova ist professionelle Violinistin und die Musik spielt immer eine große Rolle in ihren Büchern. Bei der Lesung hatte sie natürlich auch ihre Geige dabei und spielte gleich fünf Stücke. "Di Bernardo" ist ein überzeugendes und sehr unterhaltsames Buch, das Julia voll und ganz empfehlen kann. Wer also Lust auf einen soliden Ermittler mit Charakter im schönen Rom hat, der Morde in der Musikbranche aufklären muss, der ist bei "Di Bernardo" genau richtig. Zur Rezension geht es übrigens hier.



4. Lieber Karli, hast du Bücher auf deinem Stapel, die von Autor/innen sind, die bereits verstorben sind?

Und wie auch sonst, schiebe ich das Monatsupdate vor die eigentliche Frage vier. Aus dem Vorvormonat (Einzelbände) habe ich wahre Erfolge zu verkünden. Julia hat "Drachenreiter" und "Hollywood Wedding Dreams" gelesen und bei "Sokolows Universum" fehlen nur noch 50 Seiten. Hier können wir also endlich einen Haken dran machen. "Sokolows Universum" zählt übrigens auch zu den SuB-Leichen. Aber da werde ich nächsten Juli sicher wieder etwas zu sagen ;)
Letzten Monat ging es dann um Herbstfarben. Ich habe zwei Bücher vorgeschlagen und Julia hat davon immerhin eines gelesen, nämlich besagtes "Burning Paris - Hexennacht". Es war sooo gut! Ich bin an dieser Stelle also wirklich stolz auf meine Besitzerin. Wenn man schon wenig liest, dann wenigstens gezielt ;)

Jetzt aber zur aktuellen Frage: bereits verstorbene Autor/innen...Hm...lasst mich nachdenken. Da Julia ja bekanntlich Deutschlehrerin und Anhängerin von Klassikern ist, liegen da tatsächlich ein paar.


 

Ich hätte tatsächlich noch einige Bücher mehr aussuchen können, aber ich habe mich mal für diese drei entschieden. Okay, das ist geschummelt. Denn zumindest die "Complete Collection of Jane Austen" beinhaltet gleich vier ungelesene Jane Austen Romane. Wie kann es sein, dass Julia sie nicht gelesen hat? Sie ist doch eine große Jane Austen-Anhängerin. Nun ja, es ist eine englische Gesamtausgabe. Und tatsächlich hat Julia bisher noch nicht so viel Geduld aufgebracht, sich mit dem alten Englisch zu beschäftigen. Bisher ist aus dieser wunderschönen Ausgabe nur ein einziges Buch gelesen worden, nämlich "Sense and Sensibility"...ist aber schon eine ganze Weile her. Vielleicht fasst Julia sich ja mal ein Herz und macht weiter ;)
Und dann wäre da noch "Große Erwartungen" von Charles Dickens. Ehrlich gesagt hat meine Besitzerin keine Ahnung, worum es in dem Buch geht. Es soll aber wahnsinnig gut sein und tatsächlich ist es eines der wenigen Werke, das Julias Mann gelesen hat und sie selbst nicht. Ein Versäumnis, definitiv. 
Und weil wir das Deutschlehrer-Ding angesprochen haben, muss natürlich auch ein solcher Vertreter her: "Woyzeck". Es ist sicher das kürzeste dieser drei Bücher. Vielleicht nimmt Julia es also bald mit Georg Büchner auf?


Und damit bin ich wieder am Ende. Ich muss zugeben, dass sich der Beitrag jetzt doch über den ganzen Tag zog, da der kleine Mann zwischendurch müde wurde. Aber wir sind fertig geworden und das freut mich dann doch sehr. Ich hoffe, dass meine Besitzerin weiter so gute Fortschritte macht, aber bitte weniger Bücher anschafft als letzten Monat. Da wir uns theoretisch vor Weihnachten wieder sprechen, könnte ich noch Glück haben. 
Bis dahin wünsche ich euch eine wundervolle Vorweihnachtszeit.

Alles Liebe,
Karli


Das gleiche wünsche ich euch natürlich auch! Und übersteht die "dunkle Jahreszeit", solltet ihr euch nicht in Elternzeit befinden ;) Ich bin schon gespannt, wann ich meine Parallelbücher beende und Karli etwas glücklicher mache.

Lest ihr parallel? Und geht ihr gern auf Lesungen?

Liebst,
eure Julia





18. November 2023

Rezension: "Di Bernardo" von Natasha Korsakova


Titel: Di Bernardo
Autorin: Natasha Korsakova
Verlag: Septime
Preis: 24,00€
Seiten: 264
 

Obwohl ich selten Ausflüge ins Krimi-Genre mache, gibt es doch etwas, das mich immer wieder dazu bewegen würde: ein neuer Roman von Natasha Korsakova. Die Autorin hat mich mit ihren ersten beiden Büchern über den Detektiv Dionisio Di Bernardo, der in Rom ermittelt, absolut überzeugt. Das Besondere an ihnen ist der Musikcharakter. Denn was man wissen muss, Korsakova ist eigentlich professionelle Violinistin. Kein Wunder also, dass di Bernardo immer mal wieder in der Musikwelt ermitteln muss. So auch diesmal in Korsakovas neustem Buch, das genauso heißt, wie seine Hauptfigur. Und obwohl ich an "Di Bernardo" durchaus kleine Kritikpunkte habe, muss ich sagen, dass mich das Buch trotzdem absolut in seinen Bann gezogen hat!

Rom. Ein grausamer Doppelmord hat sich neben der Basilica di San Giovanni in Laterano ereignet. Alessandro Ferro, ein bekannter römischer Komponist, liegt tot in einer riesigen Blutlache, eine Pistole in der Hand. Dagegen scheint niemand die junge Frau zu kennen, die nur wenige Meter entfernt von ihm erschossen wurde – mutmaßlich von Alessandro selbst. Commissario Di Bernardo, der zusammen mit seinem Inspettore Roberto Del Pino schon Jahre zuvor in der illustren Musikwelt ermittelt hat, wird mit dem Fall beauftragt. Schon bald gibt es eine Handvoll Verdächtige. Eine von ihnen ist Alessandros Ex-Freundin Elisa – eine Geigerin, die mit Umweltaktivisten sympathisiert, die sich gegen den illegalen Holzhandel starkmachen. Eine andere Spur führt Di Bernardo zu einem römischen Bogenbauer, der die gefährdeten Tropenhölzer quasi mit Gold aufwiegt.
Ohne es zu ahnen, betritt Di Bernardo eine Welt, die von Habgier, Existenzängsten und Konkurrenzdruck gleichermaßen regiert wird.
Doch wie weit kann man für die eigenen Ziele gehen? Eine Frage, die auch der Commissario sich stellen muss, als die dritte Leiche gefunden wird und alle seine bisherigen Hypothesen zunichte gemacht werden …

Commissario Di Bernardo war für mich wahrlich kein Unbekannter. Schon Korsakovas Debüt „Tödliche Sonate“ ließ mich zu einer Anhängerin des Kommissars werden. Ich war also sehr gespannt, wie sich die Figur entwickelt hat und was sein neuster Fall bringen würde. Tatsächlich finde ich, dass Di Bernardo selbst und seine Entwicklung in diesem Buch mehr im Fokus stehen, als in den beiden Vorgängern. Daher ist wahrscheinlich auch sein Name als Titel gewählt worden. Wenn ich gerade an diesem Punkt bin, muss ich hier aber leider auch meine Kritik äußern. So sehr ich den Mitfünfziger mag und seine Denkweise schätze, seinen eher leisen Humor liebe und wirklich gern lese, wie er sich um sein Team kümmert, so muss ich doch festhalten, dass der Titel „Di Bernardo“ der Geschichte einfach nicht gerecht wird. Meiner Meinung nach hätte man hier wirklich etwas Aufmerksamkeitserregenderes wählen sollen. Denn, ja! Natürlich ist Di Bernardo die Figur, die die Handlung trägt. Aber nichtsdestotrotz gibt es noch so viele tolle Nebenfiguren und eben auch die Morde haben titeltechnisch wirklich viel mehr Potenzial.
Aber gut. Daran will ich mich nicht aufhalten. Der Titel stört mich eben auch nur deswegen, weil ich ihn für ein mögliches Publikum so wenig aussagekräftig finde. Und das ist schade. Denn die Geschichte hatte mich sofort in ihren Bann gezogen!
Der Leser findet sich als erstes in einem Prolog wieder, deren Charaktere gänzlich unbekannt sind. Wir sind in Rumänien und werden Zeuge eines Beseitigungsmordes. Schon hier kochten meine Emotionen hoch, denn die Autorin versteht es wirklich gut, auch die Abgründe des Menschen darzustellen und nichts schönzureden. Die Welt ist in vielen Teilen unfair und das wird hier sehr deutlich. Zu keinem Zeitpunkt versucht das Buch irgendwelche Kompromisse zu machen oder unlogische Handlungsstränge aufzubauen, nur damit es möglicherweise ein Happy End gibt. Und genau das führt dazu, dass man mit den Figuren mitfühlt. Ich konnte Di Bernardos Verzweiflung an vielen Stellen so nachfühlen, wenn er in den Ermittlungen auf der Stelle trat. Gerade der Mord an der jungen Livia ist bewegend und wirft Rätsel auf. Wie der Klappentext schon vermuten lässt, ist die Handlung und die darin enthaltene Ermittlung vielschichtig. Es gibt mehrere Spuren und alle scheinen ins Leere zu führen. Lange sind Di Bernardo, Del Pinio und das restliche Team ratlos. Das sorgt aber keinesfalls für Langeweile beim Leser. Im Gegenteil. Leerstellen werden mit privaten Angelegenheiten gefüllt, sodass die Figuren sehr menschlich werden und das Szenario unglaublich realistisch wird. Auch Korsakovas Beschreibungen von Orten oder Straßen sorgen dafür, dass ich immer wieder dachte, ich sei wirklich in Rom. Ihre Sprachvielfalt ist gewaltig. Und gleichzeitig ist der Schreibstil sehr flüssig und immer gut lesbar. Meines Erachtens schreibt sie auf eine gewisse Weise intelligent und spricht damit genau ihre Zielgruppe an.
Über Di Bernardo selbst habe ich glaube ich genug gesagt. Die Nebenfiguren der Geschichte sind ebenfalls sehr sympathisch. Roberto Del Pino ist eigentlich schon keine Nebenfigur mehr und der jüngere Ermittler übernimmt auch in diesem Fall eine sehr große Rolle. Er zweifelt erstmals deutlich an sich und man bemerkt seine Verletzbarkeit. Doch auch die Gerichtsmedizinerin Isabella oder Personen wie Andrea, Anna oder Frederica sind authentisch gestaltet und nehmen ihre Position in der Handlung gut ein. Das gesamte Figurenkonstrukt ist gelungen. Und dann wären da noch die Verdächtigen. An diesen mangelt es anfangs definitiv. Doch auch die finale Auflösung hat mir sehr gut gefallen. All die falschen Fährten führten zwar nicht unbedingt zur Lösung, doch sie hinterlassen beim Leser oft Denkimpulse. Hier meine ich vor allem den Umweltschutz. Denn wem, der kein professioneller Musiker ist, ist schon klar, dass die Geige durchaus umweltschädlich ist? Ich fand diesen Kontext sehr spannend, obwohl er manchmal auch verwirrend für den Leser sein kann. Als „verwirrend“ empfinde ich auch noch immer ein paar kurze Kapitel im Buch. Eine Handvoll sind aus einer recht unklaren Perspektive in kursiven Lettern geschrieben. Ehrlich gesagt bin ich mir immer noch nicht sicher, was mir diese kurzen Absätze sagen sollen, weshalb ich sie für die Handlung als nicht wirklich notwendig empfinde. Aber wahrscheinlich hat sich mir der höhere Sinn einfach nicht erschlossen.
Neben meinen kleinen Kritikpunkten muss ich aber auch eine Sache noch hervorheben. Im Buch sind insgesamt fünf QR-Codes abgedruckt, zumeist zu Kapitelbeginn. Diese führen zu Youtube-Aufnahmen der Autorin. Hier kann sich dann tatsächlich jeder überzeugen, dass Korsakova nicht nur eine unglaublich tolle Autorin, sondern auch eine atemberaubende Musikerin ist. Es macht schon Sinn, die Codes zu scannen, während man liest und entweder mit der Musik im Hintergrund weiterzulesen oder sich ihr ganz allein hinzugeben. Es macht doch etwas mit einem als Leser, wenn man dies tut. Und so schwer ist es in unserer digitalen Welt ja nun einmal nicht. Toll an den Stücken ist auch, dass so noch einmal viel deutlicher wird, dass die Musik die ganze Zeit Teil der Ermittlung und auch ein alter Bekannter ist.

Meine Kritik an „Di Bernardo“ lässt sich schnell zusammenfassen: Der Titel (und übrigens auch das Cover) ist mir zu wenig aussagekräftig und der Geschichte unwürdig. Kurze Abschnitte im Buch haben sich mir nicht erschlossen. Und das war’s. Punkt.
Der Rest wird zu einer Lobeshymne. Mich hat dieser Kriminalfall sehr gut unterhalten. Ich habe immer gern weitergelesen und bekam auch von der Entwicklung der Figuren nicht genug. Di Bernardo und Del Pinio sind ein tolles Team, das sehr realistisch in einem authentischen Rom ermittelt. Hier bleiben keine Emotionen auf der Strecke, im Gegenteil: Als Leser muss man sich einigen menschlichen Abgründen stellen und auch ein bisschen weiterdenken. Die Themen, die eher nebensächlich angesprochen werden, sind gesellschaftlich relevant und tagesaktuell. Alles in allem: ein großartige Lektüre, die ich (trotz Kritik) mit fünf Sternen bewerte.