28. Februar 2022

Mein SuB kommt zu Wort: Karli #62

 Hallo ihr Lieben!

Ich weiß. Wir sind zu spät. Und das sogar diesmal wieder viele Tage. Ich habe heute morgen noch überlegt, ob ich den Beitrag des Februars dann ausfallen lasse und im März wieder doppelt schreibe. Aber unvorhergesehenerweise entfallen heute ein paar Unterrichtsstunden bei mir, weshalb ich gerade Zeit habe. Und was wäre ich für eine gemeine SuB-Besitzerin, wenn ich diese nicht auch mal nutzen würde?! Also darf Karli im Februar doch nochmal ran. Yeah!
Was gibt es sonst so Neues bei mir? Die schweren Monate, durch die ich gegangen bin, werden etwas leichter. Zumindest hoffe ich das. Einiges normalisiert sich seit meiner OP wieder, auch wenn ich psychisch noch ganz schön zu kämpfen habe. Aber meine Schmerzen werden weniger und das ist wirklich gut. Angesichts der internationalen Lage ist die Stimmung aber wohl bei jedem ziemlich gedämpft. Als Geschichts- und Politiklehrerin bin ich in diesen Tagen besonders gefordert und ich empfinde diesen Lehrauftrag als sehr kräftezehrend. Er ist wichtig, ohne Frage. Und viele meiner Schüler sind so orientierungslos und fühlen sich bedroht. Ich kann nur wenigen die Angst nehmen, aber ich versuche derzeit noch mehr als sonst, sie zur Urteilsbildung zu erziehen. Hoffen wir, dass es bei einigen auf fruchtbaren Boden stößt.
Kein Mensch kann aber mit ständiger Konfrontation von Krieg und Gewalt gut umgehen, weshalb auch ein Ausgleich notwendig und gerechtfertigt ist. Tja und in unserer Welt bieten eben auch Bücher Ausgleich. Kommen wir also endlich zu meiner persönlichen kleinen Lehr-Pause und somit zu meinem wundervollen SuB Karli. Er steht in den Startlöchern, auch wenn er weiß, wie spät wir dran sind. Aber der Begriff "Zeit" ist ja sowieso relativ ;) Also Karli, los geht's!



Schaut sehr gern auch auf den Blos von Melli und Vanessa vorbei, die die schöne Aktion von Anna übernommen haben und weiterführen. Vielen Dank für eure Mühe!


1. Karli, wie groß bist du aktuell?

Hallo ihr Lieben! Auch meine Gedanken sind in diesen Tagen oft sehr betrübt. Nicht nur, weil Julia relativ wenig liest (, was ja schon Anlass genug ist), sondern aufgrund der politischen Lage. Aber ich nehme die Worte meiner Besitzerin ernst und versuche nun auch einmal eine Pause einzulegen. Deswegen lenken wir uns alle mal ein wenig ab, indem wir an Bücher denken. Und das ist natürlich sowieso meine Paradedisziplin ;)
Bücher. Ja. Davon habe ich immer noch eine ganze Menge auf meinem Stapel. Und einen wirklich großen Unterschied zum Vormonat gibt es leider nicht. Im Januar war ich 154 Bücher groß, was wirklich hervorragend war, bedenkt man den weihnachtlichen Zuwachs. Julia hat im letzten Monat durchaus gelesen und gehört. Aber tatsächlich gab es auch Neuzugänge und deswegen kann ich leider keinen großen Fortschritt verkünden. Ich bin etwas kleiner geworden, ja. Aber nur minimal. So...im Moment bin ich nämlich 153 Bücher groß. Wow, ich weiß. Ein kleiner Schritt für Julia, aber ein großer Schritt im Universum eines SuBs ;)

2. Wie ist die SuB-Pflege bisher gelaufen - zeige mir deine drei neuesten Schätze auf deinem Stapel.

Neue Schätze, oh ja. Da gab es erstaunlicherweise sogar drei Stück von und zwar diese hier:



Ich muss zugeben, dass ich ganz verliebt bin. Wie unschwer zu erkennen ist, gab es wieder zwei Agatha Christie-Hörbücher. Manchmal frage ich mich ja übrigens, ob Julia nicht einen reinen Agatha Christie-Blog machen sollte. So oft, wie Werke dieser Frau hier besprochen werden, sollte man zumindest über einen Namenswechsel nachdenken :'D Also, zurück zum Thema. Julia hat zwei Hörbuchdownloads von Randomhouse bekommen und "Kurz vor Mitternacht" sogar bereits gehört. Sie fand das Buch super, Näheres könnt ihr tatsächlich schon in einer Rezension nachlesen.
Auch bei uns eingetrudelt ist "Ein unerwarteter Gast", auch von Agatha Christie. Das Hörbuch wird Julia in den nächsten Tagen anfangen. Und dann wäre da noch das neuste Werk von Sabine Schulter, das diese Woche im Impress-Verlag erscheint. Es handelt sich um einen ersten Teil, der aber mit der Mederia-Trilogie in Verbindung steht. Es geht quasi um die nächste Generation. "A kingdom fears" wird gerade von Julia gelesen und bisher findet sie es toll. 
Das Spannende an diesen Neuzugängen ist übrigens, dass diese drei Bücher etwas verbindet, was auf diesem Blog seit langer Zeit nicht mehr vorgekommen ist: Es wird zu allen Büchern eine Rezension geben. Unglaublich. Und das auf einem Buchblog. Ich bin schon fast etwas stolz auf Julia. Aber nur fast.

3. Welches Buch hat dich als letztes verlassen, weil gelesen? War es eine SuB-Leiche, eine Reihen-Teil, ein neues Buch oder ein Reziexemplar und wie hat es deinem Besitzer gefallen (gerne mit Rezensionslink)?

Mein Stolz wird schon wieder etwas weniger. Denn ich habe mir die Antwort auf Frage drei mit der Antwort auf die zweite Frage quasi schon selbst abgenommen. Denn das letzte Buch, das mich verlassen hat, war "Kurz nach Mitternacht". Es kam erst letzte Woche und ist damit wohl als "Jungspund" auf meinem Stapel zu bezeichnen. Oder um mal ganz philosophisch zu sein: Es kam, sah und siegte. Und dann verließ dieses fünf-Sterne-Werk mich auch schon wieder. Es handelte sich übrigens um eine Rezensionsexemplar.


4. Lieber Karli, passend zum kurzen Monat Februar sollen diesen Monat besonders kurze Bücher gelesen werden. Welche möchtest du deiner Besitzerin empfehlen?

Juhu, kommen wir zum spannenden Teil des Interviews. Ich muss ja zugeben, dass ich die vierte Frage des Vormonats immer am allerliebsten noch einmal kommentiere. Das ist für mich wirklich immer das Highlight. Hat Julia ihre Aufgaben aus dem letzten Monat gemacht? Zur Erinnerung: Es ging um andere Formate als das klassische Buch. Ich habe Julia ein Hörbuch und ein Ebook mit auf den Weg gegeben. Und jetzt ist ein Trommelwirbel wirklich angesagt, denn Julia hat tatsächlich beide Bücher im Januar gelesen. Die Rede ist von "Cruella die Teufelin" und "Snow Crystal - Königin der Elfen". Tatsächlich habe ich einen Fehler im letzten Monat gemacht, denn ich habe Julia eigentlich "Snow Rose" aufgegeben und das ist der dritte Teil der Elfen-Reihe von Erin Amy Thyndal. Das passte also gar nicht, weil Julia ja erst Teil zwei lesen sollte. Das hat sie aber auch gemacht :) Und deswegen bin ich ganz stolz auf sie. Beide Bücher haben Julia übrigens gut gefallen!

Und nun geht es also an besonders kurze Bücher. Hätte Julia nicht im Januar die "Grimm Chroniken" endlich abgeschlossen, hätte ich definitiv eines dieser Bücher vorgeschlagen. Aber gut, das fällt wohl weg. 


Da ich ja ressourcenschonend an die Sache herangehe, schlage ich zunächst einmal "Ein unerwarteter Gast" vor. Das Hörbuch geht nur 261 Minuten, was ich durchaus als "kurz" beschreiben würde. Vor allem, da Julia dabei ja immer puzzelt. Ich war auch kurz davor ein paar der Dramen anzuführen, die Julia als Deutschlehrerin auch immer rumliegen hat. Aber so gemein bin ich jetzt mal nicht. Ich bin nur ein klitzekleines bisschen gemein und deswegen habe ich noch "Romeo und Julia auf dem Dorfe" rausgesucht. Also gut. Doch ein Drama. Aber ein bisschen Niveau muss hier ja auch bewahrt werden. Ich bin sehr gespannt, on Julia sich an dieses Werk wagt!

Ach und das war es schon wieder. Ich freue mich allerdings wirklich sehr, dass wir es im Februar nun doch noch geschafft hatten und ich meine Bühne bekommen habe. Das Schöne ist an dieser Verspätung ja auch, dass es bis zum nächsten SuB-Interview gar nicht mehr so lange dauert ;) Julia muss jetzt zurück in die Schule, ich halte mich also kurz. Ich wünsche euch allen einen schönen März und schicke ganz viel Kraft und Liebe in diese Welt!

Euer Karli


Ich kann mich meinem zuckersüßen SuB tatsächlich nur anschließen. Ich bin ihm sehr dankbar, dass er mich ablenken konnte. Allerdings muss ich tatsächlich jetzt zurück zur Arbeit und da wartet die nächste GuP-Stunde auf mich. Juhu. Haltet die Ohren steif, ihr Lieben!

Welche besonders kurzen Bücher haben eure SuBs vorgeschlagen? Habt ihr auch diverse Dramen auf eurem SuB?


Liebst, 
eure Julia


26. Februar 2022

Rezension [Hörbuch]: "Kurz vor Mitternacht" von Agatha Christie


Titel: Kur vor Mitternacht
Autor: Agatha Christie
Sprecher: Reiner Unglaub
Verlag: der Hörverlag
Seiten: 272
Dauer: 5h 25m
Preis: 7,95€

Agatha Christie ist eine Ikone der Krimi-Klassik. Und trotzdem sind ihre Geschichten auch in der heutigen Zeit überaus präsent und beliebt. Erst letzte Woche schaute ich die Neuverfilmung von „Tod auf dem Nil“ im Kino. Aber obwohl Filme ein wundervolles Medium sind, um in Christies Welt abzutauchen, bevorzuge ich doch definitiv die Bücher. Gibt es aber etwas noch besseres als einen Agatha Christie-Roman? Ja! Die Hörbuchversion von diesem! Für mich sind die Bücher der Autorin durch ihre charmante Ruhe und Ermittlungsart perfekt, um sie zu hören. Und als ich auf das Hörbuch „Kurz vor Mitternacht“ stieß, war mein Interesse sofort geweckt. Zwar kannte ich den Ermittler Superintendant Battle bisher noch nicht, aber einer der Protagonisten des Buches ist ein Tennisprofi. Meine Lieblingsautorin zusammen mit meiner Lieblingssportart? Das kann nur gut werden, dachte ich mir. Und so war es auch! Denn „Kurz vor Mitternacht“ ist ein großartiges Hörbuch!


Alle verbringen den Sommer in Gull's Point: der bekannte Tennisspieler Nevile Strange, seine jetzige Frau Kay und seine ehemalige Frau Audrey, deren Vetter Thomas und Kays alter Freund Ted Latimer und auch Rechtsanwalt Treves kommt zum Dinner. Das Gespräch dreht sich um das Rechtssystem, Mord, unmündige Täter und Gerechtigkeit. Am nächsten Tag ist Anwalt Treves tot, gestorben an einem Herzinfarkt. Oder hat dort jemand nachgeholfen? Auch die Gastgeberin Lady Tressilian hat nicht mehr lange zu leben. Superintendent Battle sieht sich einem so faszinierenden Fall gegenüber, dass er sogar seinen Urlaub vergisst.

Ich liebe den Tennissport. Und tatsächlich habe ich mich schon einmal bemüht, Bücher zu finden, in denen Tennis eine Rolle spielt. Gar nicht mal so einfach, kann ich euch sagen. Als ich im großen Repertoire von Agatha Christie also auf eine Geschichte stieß, in der Tennis zumindest in einer Form vorkommt, konnte ich mein Glück kaum fassen. „Kurz vor Mitternacht“ dreht sich zwar wahrlich nicht um die Sportart und trotzdem war mein Interesse sofort geweckt. Tatsächlich spielt der Tennisprofi Nevile Strange eine sehr wichtige Rolle in „Kurz vor Mitternacht“, steht er doch direkt unter Tatverdacht. Doch dazu gleich mehr.
Beginnen wir beim Allgemeinen. Ich habe das Buch als Download zur Verfügung gestellt bekommen und ich muss sagen, dass es absolut unkompliziert funktionierte. Ich begann sehr schnell mit dem Hören, denn auch durch die kurzen Tracks wird das Hören total erleichtert. Ein Track geht so um die drei bis vier Minuten, sodass man sich selbst oft dabei ertappt, doch noch schnell weiter zu hören. Vielleicht kennt ihr das von Büchern, die besonders kurze Kapitel haben? Mir war dieses Phänomen definitiv bekannt.
Der Sprecher Reiner Unglaub hat mir wirklich gut gefallen, da seine Stimme sehr authentisch zum Charakter von Superintendant Battle passt. Das kann man allerdings auch kritisch sehen. Unglaub hat eine sehr ruhige und tiefe Stimme, die manchmal sogar etwas unbeteiligt oder gleichgültig wirkt. Für mich persönlich passte das wie die Faust aufs Auge zum Ermittler, denn Battle ist nicht unbedingt der ehrgeizige, überambitionierte oder rasante Typ. Er hat eine gewisse Ruhe und strahlt Kompetenz aus. Deswegen empfand ich die Wahl des Sprechers als sehr gelungen, auch wenn er vor allem die Frauenrollen manchmal etwas hysterisch liest. Aber einen Vorwurf kann ich ihm auch nicht daraus machen, denn viele der weiblichen Figuren sind genau das: hysterisch. Kommen wir also zur Geschichte.
„Kurz vor Mitternacht“ hat eine wahnsinnig unterhaltsame und kurzweilige Geschichte. Ich habe sie an wenigen Tagen weggehört, weil ich auch wirklich unbedingt wissen wollte, wie es weiter geht. Die Story erscheint anfangs etwas diffus, weil die Autorin verschiedene Erzählstränge eröffnet, die auf den ersten Blick nichts mit dem Gesamtgeschehen zu tun haben. Warum begleiten wir Battle zum Beispiel dabei, wie er einen Diebstahl im Internat seiner Tochter aufdeckt oder wieso wird uns jemand vorgestellt, der Selbstmord begehen wollte und scheiterte. Was soll das mit den Todesfällen in Gull’s Point zu tun haben? Nun ja, ihr werdet es beim Hören erfahren. Denn tatsächlich gibt es keine unwichtigen Aussagen in der Geschichte. Aber worum geht es in der Geschichte denn jetzt? Alles in allem ist es ein klassisches Eifersuchtsdrama, das mit Mord endet. Oder nicht? Der berühmte Tennisspieler Nevile Strange besucht wie jedes Jahr seine Tante in ihrem Haus an der Küste gemeinsam mit seiner Frau Kay. Kay ist allerdings erst seit kurzem Nevils Frau. Seine Exfrau Audrey ist noch immer sehr gut mit Neviles Tante befreundet und besucht sie ebenfalls einmal im Jahr für ein paar Wochen. Und in diesem Jahr fallen beide Besuche also zusammen. Kann das gut gehen? Ein attraktiver Mann, der gleich mit zwei Frauen namens Misses Strange vor Ort ist? Nun ja, die Bezeichnung „Krimi“ gibt euch die Antwort: natürlich nicht. Doch es stirbt nicht etwas eine dieser drei Personen, sondern ein alter Freund von Neviles Tante und leider auch genau diese kurz darauf. Superintendant Battle ist eher durch Zufall vor Ort und ermittelt gemeinsam mit seinem Neffen.
Die Art zu ermitteln gefiel mir wirklich gut. Battle ist ein erfahrener und kompetenter Mann. Die Geschichte besteht aus vielen Befragungen und auch Irrungen. Allerdings taucht der Ermittler erst relativ spät in der Geschichte auf, sodass man sich als Hörer schon vorher sein eigenes Bild von den Charakteren machen kann. Das habe ich auch definitiv gemacht und ich hatte so meine Theorie. Das Tolle aber war, dass mich die Lösung des Falls letztlich total überraschen konnte. Darüber freue ich mich tatsächlich immer am meisten bei einem Krimi von Agatha Christie. Hier werden die Spuren ausgelegt und trotzdem ist am Ende dann doch alles ganz anders.
Die Charaktere sind wirklich gut gelungen und sie sind sehr verschieden. Manchmal hatte ich ein paar Probleme, die männlichen Rollen auseinanderzuhalten, aber das gab sich mit der Zeit. Vor allem die beiden Frauen fand ich sehr interessant. So richtig trauen kann man in dieser Geschichte sowieso niemandem. Es bleibt also Superintendant Battle überlassen, herauszufinden, wer Lady Tressilian kurz vor Mitternacht umbrachte.

Ich kann euch nur empfehlen Battle bei diesem Fall zu begleiten, denn die Wendungen und Fährten der Geschichte sind einfach klasse und sehr unterhaltsam. Die Geschichte ist kurzweilig und nicht zu kompliziert, doch gleichzeitig macht sie viele Handlungsstränge auf, sodass man eben nicht von allein auf die Spur des Mörders kommt. Der Schreibstil ist flüssig und Unglaubs Art zu lesen passt sehr gut zum Werk. Ich habe mich wunderbar unterhalten gefühlt und hatte immer das Bedürfnis, weiter hören zu wollen. Und deswegen vergebe ich die verdienten fünf Sterne. Spiel, Satz und Sieg? Fragt sich nur für wen.





17. Februar 2022

Rezension [Hörbuch]: "Cruella die Teufelin" von Serena Valentino

 


Titel: Cruella die Teufelin
Autorin: Serena Valentino
Sprecherin: Anja Stadlober
Verlag: der Hörverlag
Seiten: 352
Dauer: 6h 48 min.
Preis: 12,00€

Mich haben die „Disney-Villains“ schon eine ganze Weile angelächelt. Das ist als großer Disney-Fan natürlich gar kein Wunder. Und hinter jedem Menschen (oder auch magischem Wesen) steckt natürlich eine Geschichte. Warum also nicht einmal einen genaueren Blick auf jene lenken, die in den großen Märchengeschichten doch immer etwas kurz kommen: die Bösewichte.
Ich wollte dieses Unternehmen wagen und legte mir das Hörbuch „Cruella die Teufelin“ zu. „101 Dalmatiner“ ist einer der Disneyfilme, die ich zwar gern mochte, aber nie übermäßig oft angesehen hatte. Aber die große, drahtige, schwarz-weiße Frau blieb mir schon als Kind im Gedächtnis: faszinierend und zugleich abstoßend. Aber wie wurde Cruella denn eigentlich zu genau dieser Person? Das und vieles mehr erzählt die Geschichte um Cruella, die als Hörbuch absolut phänomenal ist. Eine authentische und logische Geschichte, eine hervorragende Sprecherin und großes Gefühlschaos machen diese Geschichte so hörenswert. Aber Achtung: Es wird natürlich auch traurig!

Selbst die größten Bösewichte kennen wahre Freundschaft, echte Liebe und tiefen Schmerz, wie die Geschichte von Cruella De Vil zeigt. Sie handelt von einer sehr einsamen Kindheit, der Magie luxuriöser Kleidung und dem innigen Wunsch, von der Mutter geliebt zu werden. Als Cruella von der Mutter einen weißen Pelzmantel erhält, um sich von anderen zu unterscheiden, kommt ihr eine teuflische Idee: Was wäre, wenn sie ihrer Mutter einen noch ausgefalleneren Mantel präsentieren könnte? Einen Mantel aus Dalmatinerfell? Ein zerstörerisches Verlangen bricht sich Bahn, das scheinbar durch nichts mehr aufzuhalten ist...

Ich muss zugeben, dass meine Erwartungen durchaus hoch waren. Von den „Villains“ hat man schließlich schon eine Menge Gutes gehört. Was den Charakter von Cruella anging, war ich allerdings nicht ganz so voreingenommen.
Trotzdem muss ich sagen, dass ich überrascht war, von diesem wunderbaren und lieben Kind, das man zu Beginn des Hörbuchs kennenlernt. Cruella ist ein sehr einsames Mädchen, das eigentlich nur eine einzige Sache möchte: von seiner Mutter geliebt zu werden. Genau dieser Punkt ist der rote Faden der Geschichte. Letztendlich dreht sich nämlich Cruellas gesamte Existenz um genau dieses Bedürfnis. Es ist so einfach zu analysieren und in der Ausführung dann doch so kompliziert.
Aber fangen wir von vorne an. Cruella ist das einzige Kind einer reichen Familie. Eigentlich fehlt es ihr an nichts. Sie lebt im Luxus, hat viele Bedienstete und darf machen, was sie möchte. Außerdem hat sie einen wundervollen Vater, doch der ist oft nicht zu Hause. Cruella wird umsorgt und viele der Hausangestellten lieben sie. Doch sie sehnt sich als Kind nur nach der Liebe einer einzigen Person. Und diese bringt ihr Werte bei, die alles andere als menschlich und auf jeden Fall hinterfragbar sind. Die Rede ist natürlich von ihrer Mutter. Curellas „Mama“ sieht Bedienstete als „Untermenschen“, legt viel Wert auf gesellschaftlichen Rang und hält nichts von den Freuden der Kindheit, sondern nur von Geld. Cruella will ihr gerecht werden und versucht, genauso zu leben, wie ihre „liebe Mama“ es wollen würde. Doch, wie man sich denken kann, ist Cruellas Mutter selten vor Ort und zeigt ihre „Liebe“ nur, indem sie Cruella Pelzmäntel schenkt… Dieses Detail ist natürlich überaus wichtig für die Entwicklung der jungen Frau. Im Laufe der Geschichte wird Cruella aber nicht nur erwachsener, sondern auch reifer. Als Hörer muss man trotzdem belastbar sein! Zu ihrer Entwicklung trägt auch ihre einzige Freundin Anita bei – ja, Disneyfans wissen genau, welche Anita gemeint ist. Anita ist sehr liebevoll und herzlich und Cruella und sie sind wahre Freundinnen. Sie hilft Cruella, die Dinge zu hinterfragen. Und doch… tut diese es leider viel zu selten. Die Protagonistin der Geschichte hat so viele wunderbare Seiten und man kommt als Hörer nicht umhin, die junge Cruella ins Herz zu schließen. Aber Cruella hat Chancen, so viele Chancen. Sie hätte an vielen Stellen in der Handlung andere Wege gehen können und als Hörer wünscht man sich so sehr, dass sie sich endlich gegenüber ihrer Mutter BEHAUPTET. Und zwar, indem sie sich von ihr abwendet. Doch Cruella wäre keine Bösewichtin bei Disney, wenn sie genau dies schaffen würde.
Um nicht weiter auf die Handlung an sich einzugehen (Privatschule, Hunde, ein Liebhaber, ein Unglück, die Katastrophe), kommen wir doch zur Sprecherin. Anja Stadlober hat eine sehr angenehme Stimme und vielen ist sie sicher auch nicht unbekannt. Sie ist die Synchronstimme von Emma Stone und diese freche Art, die Stadlober in ihr Lesen bringt, passt wirklich überaus gut zu Cruellas jugendlichem Charakter. Ich habe ihr wirklich gern zugehört. Und es war nicht nur die Handlung, sondern eben auch die Stimme, die mich immer wieder dazu animierte, das Hörbuch laut zu kommentieren. Ich trat wirklich manchmal in den Dialog und sagte Dinge wie „genau, weil deine Mutter dich ja auch so sehr liebt…“ Das allein zeigt, wie sehr mich die Handlung bewegt hat.
Und Gefühle sind auch das Stichwort, das dieses Hörbuch „kann“. Die Geschichte ist wirklich bewegend und an vielen Stellen so unglaublich traurig. Es gibt Handlungsstränge, die so wahnsinnig naiv sind, dass ich manchmal kurz davor war, die Geschichte abzubrechen. Aber es gibt eben auch diese tiefe Handlung, Cruellas Entwicklung und obwohl man weiß, wie es endet, ertappt man sich dabei, die Hoffnung nicht aufgeben zu wollen.
Der Autorin Serena Valentino ist vor allem die Charakterzeichnung sehr gut gelungen. Aber auch der Schreibstil an sich hat mir wirklich gut gefallen. Die Aufmachung des Hörbuchs selbst ist hübsch. Leider gibt es kein Booklet oder Ähnliches, das mit ein wenig Zusatzmaterial aufwartet, was ich schade fand. Aber ansonsten ist die CD wirklich schön, schlicht und klassisch gestaltet und macht einen hochwertigen Eindruck.

Wenn man "Cruella die Teufelin" gehört hat, dann hat man wahrscheinlich das Bedürfnis, mit jemandem darüber zu sprechen. Denn man will sich eigentlich über so vieles beschweren. Am liebsten möchte man die Protagonistin aus der Geschichte herausziehen und schütteln. Mir erging es jedenfalls so. Und das zeigt, wie emotional Cruellas Geschichte ist.
Meines Erachtens hat die Autorin eine sehr authentische Vorgeschichte der Bösewichtin Curella de Vil geschrieben. Ich habe sie wirklich gern gehört, weil sie so viele Gefühle wecken kann. Die Charaktere sind gelungen, der Stil sehr schön und die Sprecherin macht einen hervorragenden Job. Wer sich also auf Gefühlschaos ohne Happy End einlassen möchte, ist hier genau richtig. Und deswegen vergebe ich fünf von fünf Sternen. Denn dieses Hörbuch hält wirklich, was es verspricht.