31. Juli 2017

Rezension: "Galgenmädchen" von Jean-Claude van Rijckeghem und Pat van Beirs


Titel: Galgenmädchen 
Autor: Jean-Claude van Rijckeghem & Pat van Beirs 
Verlag: Gerstenberg 
Preis: 5,00€ 
Seiten: 496


Obwohl ich Geschichte studiert habe, verirre ich mich eher selten ins Genre der Historischen Romane, obwohl auch diese oft gut sind. Wird das Genre aber mit dem des Jugendbuches gepaart, ist die Mischung auch für mich interessant - selbst wenn der Zeitraum das Mittelalter betrifft. Denn genauso ist es bei dem Buch „Galgenmädchen“ von den belgischen und niederländischen Autoren Jean-Claude van Rijckeghem und Pat van Beirs. Ihr Buch spielt in den Niederlanden und Spanien im ausgehenden 16. Jahrhundert, was ein sehr besonderes Setting darstellt. Hinzu kommen eine sehr starke Protagonistin, ein authentischer Stil und eine interessante Geschichte, die auch nach dem Lesen noch lange im Kopf bleibt. Wirklich zu empfehlen!

Antwerpen 1582. Die 14-jährige Beutelschneiderin Gitte Niemandstochter hat schon die Schlinge um den Hals, als sie in letzter Minute dem Galgen entkommt. Statt des sicheren Todes erwartet sie eine Seereise nach Sevilla, wo sie für den Prinzen von Oranien spionieren und die strategisch wertvollen Seekarten stehlen soll. Die Niederlande liegen mit Spanien im Krieg, und Gittes mysteriöse Herkunft als angebliche Bastardtochter eines spanischen Herzogs soll ihr bei ihrer Rolle als Spionin helfen. Tatsächlich schafft sie es in die Familie des Herzogs aufgenommen zu werden. Doch ihre Doppelrolle als Spionin und Tochter bringt sie zunehmend in Bedrängnis, umso mehr, als sie sich in einen Schützling des Herzogs verliebt...

Das Buch stand sehr lang ungelesen in meinem Regal, dabei hat es das absolut nicht verdient. Man hat es hier mit einer anderen, einer ungewöhnlichen Geschichte zu tun. Das liegt nicht nur an der Handlungszeit und dem Handlungsort, sondern am Thema an sich. Man lernt Gitte als Diebin kennen, die alles für ein warmes Essen tun würde. Erst nach und nach wird ihr bisheriges Leben geschildert, die Umstände, durch die sie überhaupt zur Diebin wurde und ihre wahre Herkunft werden angerissen. Dieser Teil des Buches war relativ schwer für mich. Ich fand nicht sofort in die Geschichte, denn man muss sich zunächst an den Stil gewöhnen. Die beiden Autoren schreiben wirklich gut und schaffen es vor allem den Zeitgeist einzufangen – auch mit Hilfe des Vokabulars. Viele Ausdrücke sind aber sehr derb oder vulgär und man stolpert ein bisschen. Andererseits gehören sie ins Mittelalter und waren damals keineswegs ungewöhnlich. Trotzdem stockte ich bei Begriffen wie „pissen oder Kackstein“. Dadurch dauerte es ein bisschen, bis ich in der Geschichte ankam. Außerdem sind die ersten 100 Seiten noch nicht ganz so aufregend, sie bauen allerdings Authentizität auf. 
Spannend wird es dann, als Gitte kurz davor ist, gehängt zu werden. Ihre Begnadigung, die Vorbereitung auf den Auftrag und die Fahrt nach Sevilla vergehen wie im Flug. Und als Gitte in Spanien ankommt, beginnt die Geschichte erst richtig. Sehr oft verändert sich der Fokus von „Galgenmädchen“, die Themen variieren. Das Buch handelt von Gittes Leben und zeigt dies in allen Facetten. Deswegen werden ganz verschiedenen Atmosphären und Eindrücke gesammelt und angerissen. Was mit einer Gaunergeschichte beginnt, wird zu einem Abenteuer, einer Liebesgeschichte, eine Geschichte über Familie und Ehre. So viele Themen werden miteingezogen und spielen eine wichtige Rolle. In diesem Zusammenhang entwickelt sich die Protagonistin Gitte stark. Man ist an ihrer Seite während sie von einem Gossenmädchen zu einer spanischen Dame reift und das Leben mit ganz anderen Augen sieht. Sie hat schon alles durchgemacht und wird dadurch zu einem sehr interessanten und vor allem starken Charakter. Sie führt den Leser durchs Buch und zieht ihn langsam in ihren Bann. Ich mochte Gitte sehr gern. Sie ist ungewöhnlich, ist aber eine Kämpferin! Eine Wahnsinns-Frau, die ich am Ende wirklich sehr bewundert habe! Die Handlung ist nicht voraussehbar und vor allem den Handlungsstrang der letzten 100 Seiten hatte ich so nicht erwartet. Man kann sich also überraschen lassen.
Neben Gitte gibt es noch einige Nebenfiguren. Auch diese haben sehr interessante Züge, spielen neben Gitte aber nur eine untergeordnete Rolle. Da wären natürlich der Herzog und die Herzogin, zu denen Gitte kommt, dann Don Domingo, in den sie sich verliebt, aber auch Karel oder Johannes. Alle Figuren sind für die Geschichte wichtig und erfüllen mehr als nur ihren Zweck – sie machen die Geschichte aufregend. 
Die Handlungsorte sind toll eingefangen. Überhaupt ist die Geschichte mit viel Authentizität geschrieben: Man fühlt sich, als wäre man vor Ort. Man bekommt einen Eindruck der Wichtigkeit der Kirche im Mittelalter. Für den Krieg, die Menschen, das Leben. Antwerpen und Sevilla sind die Städte in denen die Handlung spielt und beide wurden so bildreich beschrieben, dass meine Vorstellungskraft sehr angeregt war! Die beiden Autoren haben einen wirklich guten Stil, der toll zur Geschichte passt (, auch wenn man sich eben dran gewöhnen muss).



„Galgenmädchen“ ist eine spannende und facettenreiche Geschichte um ein starkes Mädchen, das zur Frau reift und mit dem Leben Katz und Maus spielt. Gitte ist eine tolle Protagonistin und die Nebenfiguren sind ebenfalls sehr gut gelungen. Die Schauplätze der Geschichte beeindrucken und der Stil ist authentisch, wenn auch manchmal eher ungewöhnlich. Die Handlung verlagert oft ihren Fokus und bleibt dadurch abwechslungsreich. Ich wurde nach und nach von diesem Buch gefangen genommen und denke noch sehr viel über die Geschichte nach. Ich vergebe 4,5 Spitzenschuhe für das „Galgenmädchen“ und ihren Kampf um das Leben und die Freiheit.


30. Juli 2017

Rezension: "Schicksalsbringer - Fortunas Vermächtnis" von Stefanie Hasse


Titel: Schicksalsbringer - Fortunas Vermächtnis
Autor: Stefanie Hasse
Verlag: Loewe
Preis: kostenlos
Seiten:40

Am Wochenende stand eine längere Zugfahrt an, die mich nach Hause bringen sollte. Ich hatte mein aktuelles Buch auf dem Hinweg ausgelesen und stand vor der Wahl, etwas Neues zu beginnen. Ich blätterte durch meinen Reader und blieb beim E-Short „Schicksalsbringer – Fortunas Vermächtnis“ von Stefanie Hasse hängen, das es aktuell kostenlos gibt. Ein E-Short zu einer interessant klingenden Geschichte war genau das Richtige, also begann ich zu lesen. Die Zugfahrt war gerade zur Hälfte um, da war ich bereits fertig und vollauf begeistert! „Fortunas Vermächtnis“ ist ein spannendes Prequel mit mystischen Anteilen, das einfach Lust auf mehr macht.

Simone betrachtet das neue Gemälde im Atelier und kann es kaum fassen: Endlich hat ihre Mutter Elodie Erfolg mit den eigenen Bildern! Doch während Elodie die Glückssträhne in vollen Zügen auskostet, bleibt Simone skeptisch. Woher kommt das plötzliche Interesse an den Bildern? Könnte all das mit Elodies rätselhaftem neuen Freund zusammenhängen? Simone jedenfalls traut dem Mann nicht ...

Simone und Elodie sind sehr quirlige und sehr liebenswerte Charaktere. Ich war sofort im Setting drin. Frankreich, Kunst und Schicksal – eine tolle Kombination. Dazu der Hauch des Unbekannten. Als Leser wird man mit Simones Sicht konfrontiert, was für einen jugendlichen und hinterfragenden Blick sorgt. Simone ist intelligent und traut den glücklichen Umständen nicht. Sie merkt, dass etwas absolut nicht stimmt und will herausfinden, was. Seit Monsieur de Bonheur in das Leben ihrer Mutter getreten ist, hat sie eine Glückssträhne. Es sind zu viele Zufälle auf einmal, aber was verbirgt dieser Mann? 
Stefanie Hasse hat mit diesem Prequel sicher alles richtig gemacht! Die Geschichte ist sehr kurz, fünf Kapitel plus Pro- und Epilog. Man fliegt geradezu durch das E-Short und ich war sehr enttäuscht, als es vorbei war, denn gern hätte ich gewusst, wie es weitergehen würde! Die Geschichte besitzt viel Spannung, einen tollen Fantasyanteil und die angedeutete Thematik ist wirklich cool. Mit der Göttin Fortuna habe ich mich bisher noch wenig auseinander gesetzt, obwohl ich über Mythologie selbst eine ganze Menge weiß. Somit finde ich die Idee neu und unverbraucht.
In der Vergangenheit hatte ich schon Probleme mit dem Stil von Hasse, das war hier aber gar nicht der Fall. Der Stil ist angenehm leicht und passt sehr gut zu Simone. Die Figuren kommen authentisch rüber und die Geschichte hat keine Löcher. Sie ist einfach überaus gelungen, spannend und mysteriös zugleich.



Das E-Short „Fortunas Vermächtnis“ ist eine tolle Lektüre und sicher ein guter Einstieg in die Dilogie „Schicksalsbringer“. Der erste Teil ist nach dem Lesen des Prequels auf jeden Fall auf meiner Wunschliste gelandet. Die Charaktere sind interessant, die Geschichte schlüssig und trotzdem undurchsichtig und die Thematik verspricht sehr viel. Ich vergebe fünf Spitzenschuhe und freue mich auf die Reihe. Der einzige Kritikpunkt bleibt die Kürze – denn so war meine Zugfahrt leider noch zu lang.


29. Juli 2017

Rezension: "Book Elements - Die Magie zwischen den Zeilen" von Stefanie Hasse


Titel: Book Elements - Die Magie zwischen den Zeilen
Autor: Stefanie Hasse
Verlag: Impress
Preis: 3,99€
Seiten: 286

Der erste Teil der „Book Elements“-Reihe von Stefanie Hasse lagerte schon eine Weile auf meinem Reader. Ich musste mich ein wenig überwinden, um das Buch endlich zu lesen. Woran genau das lag, weiß ich bis heute nicht. Denn das Thema ist fantastisch und innovativ- einfach genau das Richtige für einen Buchliebhaber. Dennoch hatte ich mit der Geschichte so meine Probleme. Das Konzept überzeugt, die Umsetzung und auch die Charaktere manchmal leider nicht. Mich konnte das Buch kaum packen, weshalb es zwar ganz nett war, aber deutlich unter seinen Möglichkeiten blieb.

**Verliebe dich niemals in eine Romanfigur, denn sie könnte dich suchen kommen…**
Wenn die Menschen nur wüssten, wie gefährlich das Bücherlesen ist, wäre Lins Job um einiges leichter. Aber leider verlieben sich tagtäglich junge Frauen in Romanfiguren und ahnen dabei nicht, dass sie ihnen mit jedem schwärmerischen Seufzer ein wenig mehr Leben einhauchen – bis die Protagonisten aus den Büchern heraustreten, die Stadt unsicher machen und Lin sie wieder einfangen muss. Die unwiderstehlichen Vampire, die muskulösen Außerirdischen, die Gitarre spielenden Bad Boys … Als Wächterin der Bibliotheca Elementara kennt Lin sie alle persönlich. Alle außer Zacharias, den Protagonisten ihres Lieblingsbuchs »Otherside«, das sie entgegen aller Wächterregeln heimlich liest. Dabei ist er der einzige Romanheld, den sie gerne einmal kennenlernen würde…

Der Klappentext überzeugte mich damals sofort zum Kauf des Buches. Ein buchiges Thema, eine innovative Idee und scheinbar eine fantastische Liebesgeschichte. Das erwartete ich mir von „Book Elements – Die Magie zwischen den Zeilen“. Ich bekam Teile davon. Was Stefanie Hasse wirklich gut gelungen ist, ist die Grundidee. Für jeden Bücherwurm ist es gar nicht so abwegig, dass man Charaktere aus Büchern herauslesen kann, weil man sein Herz an sie hängt. Im ersten Moment denkt man nur, wie schön es doch wäre, eine Hermine Granger oder einen Sherlock Holmes an seiner Seite zu haben. Im zweiten Moment wird aber das Problem ersichtlich: Will man auch mit den Voldemorts oder Professor Moriatys leben? Wohl kaum. Daher ziehe ich schon einmal den Hut vor der Idee der Autorin, dass es sogenannte Wächter gibt, die die Welt vor den herausgelesenen Charakteren schützen und beide Welten trennen. Es hat mir gut gefallen, dass im Buch eine gewisse Intertextualität herrscht, die Autorin also viele Bezüge zu anderen Büchern herstellt – logischerweise. Viele davon kannte ich auch, andere nicht. Ein Pluspunkt also schon mal fürs Konzept.
Die Umsetzung des Ganzen lief manchmal aber etwas undurchsichtig ab. Der Klappentext deutete eine stringente Handlung an. Diese springt allerdings des Öfteren hin und her und verlagert ihren Fokus. Die Entwicklung an sich gefiel mir, am Ende konnte ich aber nicht mehr ganz folgen. Das war sehr schade. Dennoch ist die Geschichte spannend, da man nicht erkennen kann, wer auf welcher Seite steht. Die große Überraschung bildet hierbei das Ende. Die Entpuppung des Bösewichts war für mich absolut unerwartet! Das Finale an sich ist fulminant und trotzdem auch chaotisch.
Was mich gestört hat, waren vor allem die Charaktere. Leider konnte ich mich zu keinem Zeitpunkt mit Lin identifizieren. Sie ist sprunghaft und irgendwie leicht manipulierbar. Ich zumindest fand keinen Draht zur Protagonistin. Zach, der angekündigte Buchheld ist eigentlich nicht derjenige, der in der Liebesgeschichte eine Rolle spielt. Das wäre dann Rick. Er gefiel mir als Charakter ganz gut, hatte mehr Ecken und Kanten. Und trotzdem war er mir auch nicht authentisch genug. Die Liebesgeschichte war ganz nett, aber da ich meine Probleme mit Lin hatte, konnte auch diese mich nicht voll begeistern. Schön fand ich die Darstellung des Wächterteams, das zusammen arbeitet. Zusammenhalt und Freundschaft sind sehr wichtig für die Geschichte, was ich als Wertevermittlung immer wichtig finde. 
Was ich nicht gedacht hätte, war dass ich Probleme mit Hasses Stil hatte. Ich schweifte sehr oft ab, wenn lange Absätze kamen. Mich fesselte der Stil nicht, obwohl er für die Geschichte passend ist. Woran das lag, kann ich nicht sagen, denn die Autorin schreibt flüssig. Irgendwie war es nicht so meins. Stefanie Hasse schreibt aber durchaus mit viel Humor:
"Der Fluss führte unter einer breiten Eisenbahnbrücke hindurch, Graffitis zeugten von den fantastischen Rechtschreibkenntnissen der heutigen Jugend und ich musste unwillkürlich den Kopf schütteln." (16%)
Und vor allem mit einem Teil aus dem Epilog konnte Hasse meine Gefühle und sicher die eines jeden Buchbloggers mit ihren Worten absolut widerspiegeln, was auch einen Touch Philosophie in ihren Stil brachte:
"Denn wer nicht mehr las und fremde Welten besuchte, mit Charakteren mitfühlen und zittern konnte, war in seinem Denken eingeschränkt und schaffte Grenzen, die niemals hätten entstehen dürfen." (90%)
Der Stil hatte also auch Höhepunkte, leider aber auch Schwächen. Die Probleme häuften sich irgendwann, obwohl die Geschichte wirklich Potenzial hat. Leider konnte sie mich nicht einfangen. Dennoch glaube ich, dass manch anderer sich absolut in ihr verlieren kann und sogar kurz davor ist, Charaktere wie Lin oder Rick aus dem Buch herauszulesen.



„Book Elements – Die Magie zwischen den Zeilen“ hat eine wirklich toll ausgearbeitete Grundidee, die das Konzept des Buches bildet. Die Elemente und die Wächter fand ich super! Leider konnten die Protagonisten mich nicht überzeugen und das ein oder andere Mal stolperte ich auch über den Stil. Die Geschichte an sich ist spannend und weiß immer wieder zu überraschen. Leider konnte sie mich persönlich nicht so packen. Viel Potenzial, das nicht voll ausgeschöpft wurde, andere aber sicher vollkommen überzeugen kann. Ich vergeben  3 von 5 Spitzenschuhen.



27. Juli 2017

[Zusatz]: "Smile for the Camera - Badge"

Hallo ihr Lieben!


Wir Blogger lieben doch Herausforderungen. Davon gibt es im Leben zwar mehr als genug, aber viele von uns machen sich das Leben ja auch gerne selber schwer.Jedenfalls nehmen viele von uns jedes Jahr auch wieder gern an Challenges teil, denn das Ganze bringt noch eine Unmenge an Spaß. Auch ich bestreite aktuell drei Challenges und eine davon ist die "Edelstein-Challenge", die von Bianca von Prowling Books veranstaltet wird. Bisher läuft es für mich bei dieser Challenge eigentlich ganz gut, allerdings weiß ich leider schon, dass die ein oder andere Aufgabe sicher ungelöst bleibt. Sei es drum. 




Wenn euch die Challenge interessiert, schaut gern bei Bianca vorbei oder werft einen Blick auf meine Challenge-Seite. Es geht selbstverständlich um das Thema "Edelsteine" ;) Welch Wunder.


Nun gut, eigentlich hat dieser Post aber einen anderen Sinn, als immer nur alles zu bewerben und zu loben. Bianca hat sich zu den Regel- und Zusatzaufgaben noch ein tolles Extra ausgedacht. Es gibt Badges, die man sich dazu verdienen kann. Bisher habe ich erst eine handvoll Badges gesammelt, aber ich will mich ja bessern. Und wie der Titel des Posts vielleicht schon vermuten lässt: Ich will mir das "Smile for the Camera-Badge" verdienen. Dieses Badge bekommt jeder Teilnehmer, der im Juli ein Bild seiner bisher gelesenen Challenge-Bücher postet. Da ihr ja alle wisst, dass ich keinerlei Social-Media Kanäle habe, poste ich dieses kleinen Beitrag einfach hier - auf meinem Blog :)

Und das sind sie:

























Bisher habe ich 32 Bücher für die Challenge gelesen. Natürlich könnt ihr nicht alle auf dem Bild erkennen, da auch einige Ebooks dabei waren. Dennoch machen die Bücher doch schon schick was her, oder?! :) All die aufgestellten Bücher haben jedenfalls ihr Bestes gegeben und auf "1...2....3...Cheese" für die Kamera gelächelt. Ich hoffe, damit können meine Bücher und ich uns nun stolze Besitzer des "Smile for the Camera-Badge" nennen ;)



Was bestreitet ihr in diesem Jahr so für Challenges und an was für verrückten Aktionen habt ihr im Rahmen einer solchen Challenge schon mitgemacht? 


Eure Julia

26. Juli 2017

Rezension: "Betrogen" von P. C. Cast & Kristin Cast


Titel: House of Night - Betrogen
Autor: P. C. Cast & Kristin Cast
Verlag: Fischer
Preis: 16,95€
Seiten: 512

Eine Reihe, die sich über zwölf Teile erstreckt hat etwas Abschreckendes. Auf Empfehlung habe ich dennoch mit der „House of Night“-Reihe begonnen. Sie ist schon ein paar Tage älter und hat ein typisches Jugendbuch-Fantasy-Thema: Vampire. Ich finde es immer wieder toll, wie Autoren fantastischen Wesen neu erfinden, ihnen innovative Eigenschaften zuschreiben oder eine ganz neue Welt konstruieren. Der erste Teil „Gezeichnet“ hat mich positiv überrascht und ich hatte auf jeden Fall Lust weiter zu lesen. Also widmete ich mich dem zweiten Teil „Betrogen“. Ich empfand das Buch als etwas schwächer gegenüber seinem Vorgänger, aber das Cast-Duo weiß seine Geschichte gut zu erzählen. Besonders zum Ende hin passiert sehr viel, das ständige Gefühls-Hin-und-Her der Protagonistin hat mich aber gestört. Ein solider zweiter Teil, der sich aber auf jeden Fall steigern lässt.

Zoey hat sich im House of Night eingelebt und gewöhnt sich an die enormen Kräfte, die ihr die Göttin Nyx verliehen hat. Endlich fühlt sie sich sicher und zu Hause, da passiert das Unfassbare: Menschliche Teenager werden getötet und alle Spuren führen zum House of Night. Als die Freunde aus ihrem alten Leben in höchster Gefahr schweben, ahnt Zoey, dass die Kräfte, die sie so einzigartig machen, eine Bedrohung sein können: für alle, die sie liebt.

Irgendetwas hat die Reihe an sich, das mir gefällt. Und ehrlich gesagt ist das nicht sofort ersichtlich. Denn was ich wirklich nicht leiden kann ist dieser Besonderheitsstatus von Zoey. Zoey ist ein Charakter, der für ein Jugendbuch absolut in Ordnung geht. Sie gehört nicht richtig dazu, ihr Zuhause ist kein solches und dann ändert sich plötzlich alles, da sie gezeichnet wird. Das Gesamtkonstrukt von „House of Night“ gefällt mir auf jeden Fall. Ich finde, dass das Konzept innovativ und außerdem logisch ist. Die beiden Autorinnen haben sich viele Gedanken zu ihrem Weltentwurf gemacht und deshalb ergibt in dieser Welt auch alles einen Sinn. Die Vampirgöttin Nyx existiert und leitete das Leben der Vampire an. Aber Zoey hat sie zu etwas auserkoren. Und das finde ich so nervig. Denn sie ist die Heldin. Der Jungvampir mit den Tattoos, den besonderen Gaben, den tollsten Freunden und dem heißesten Freund. Uuuuh….toll…
Ich finde dieses ganze Gehabe einfach unnötig. Es macht im Rahmen der Handlung Sinn und natürlich muss alles genau so sein, damit die Geschichte sich entwickeln kann. Nerven darf es den Leser dennoch. In „Betrogen“ nervte mich ein ganz anderer Umstand aber vielmehr, der auch mit Zoey zu tun hatte – ihre Gefühlswelt. Erst vor kurzem hat sie sich von ihrem menschlichen Freund abgewendet, weil sie ihn total doof fand und Eric ja der absolute Hammer war. Und plötzlich findet sie Heath gar nicht mehr so blöd, im Gegenteil. Und Eric ist im Moment ja nicht im HoN, deswegen vergisst man einfach mal, wen man besser findet. Ach ja und dann besteht da noch diese sexuelle Spannung zu einem ihrer Lehrer. Also wirklich. Das war too much. Ich hatte mich im ersten Buch so mit Eric und Zoey gefreut! Und dann plötzlich all dieses Zweifeln. Die Tatsache, dass Eric erst irgendwann bei Seite 270 wieder auftaucht, trug nicht zu einer Verbesserung bei. Zugeben muss ich aber, dass ich nicht nur den Charakter Eric, sondern auch Heath mag. Der Junge ist doch irgendwie herrlich normal. Und das scheint auch Zoey plötzlich so zu empfinden. Aber sie soll sich doch bitte mal entscheiden! Heath spielt in diesem Buch eine sehr große Rolle und das fand ich gut. Er ist außerdem ein lustiges Kerlchen und bringt Humor mit in das spannende Ende.
Spannend ist das Buch allemal, allerdings nicht von Beginn an. Ich habe wirklich gebraucht, bis ich in die Geschichte fand. Alles startet so langsam und beschäftigt sich mit unnötigen. Aber als Eric dann irgendwann endlich da ist, ändert sich das. In der Gegend sind zwei Morde geschehen und die Spuren führen zum House of Night. Außerdem wird Zoey Neferet gegenüber immer misstrauischer – zurecht, wie sich zeigt. Schon diese beiden Umstände machen das Buch spannend. Und emotional bleibt es. Es geht sehr viel um Freundschaft und ich finde Zoey Clique einfach toll. Damien und Stevie Rae sind auf jeden Fall meine Favoriten. Zu den Zwillingen finde ich leider keinen Draht. Umso schlimmer ist es, dass in diesem Buch etwas wirklich Grauenhaftes bezüglich Zoeys Freundschaften geschieht, was ich kaum fassen konnte. Es machte mich traurig und ich wollte das Buch weglegen. Aber natürlich las ich weiter. Mir gefällt diese Entwicklung wirklich nicht und ich bin gespannt, wie es um Zoeys Freunde weitergehen wird. Auf jeden Fall haben es die Autorinnen mit diesem Plottwist geschafft, mich zu überraschen – immerhin. Eine besondere Erwähnung ist sicher noch Aphrodite wert. Ich bin mir sicher, dass sie in den nächsten Bänden noch sehr wichtig werden wird, denn eine Besserung ist in Sicht. Darauf freue ich mich in der Tat.
Der Stil des Cast-Duos ist wirklich gut. Man kann das Buch sehr schnell lesen, da der Stil flüssig, bildreich und auch an den richtigen Stellen frech ist. Die beiden wissen einfach, wie sie ihre Geschichte am besten erzählen und deswegen tun sie es auch gekonnt.



„Betrogen“ startet schwach und wird dann deutlich besser! Die Geschichte ist am Ende sehr spannend, viele verschiedene Handlungsstränge werden immer wichtiger und das Buch weiß sogar zu überraschen. Es gibt tolle Charaktere – mekrwürdigerweise sind das meistens die männlichen -, Zoeys Status missfällt mir aber. Dafür fehlt mir die Identifikation mit diesem ach-so-tollen Jungvampir. Ich fand das Buch nicht so gut wie seinen Vorgänger, bin aber gespannt, wie sich die Geschichte entwickeln wird. Ich hoffe, dass das ganze Hin-und-Her abnimmt, bezweifle das aber, wenn ich bedenke, dass es 10 weitere Bände gibt. Für „Betrogen“ vergebe ich knappe vier Spitzenschuhe.




25. Juli 2017

Der Ort des Grauens: (Reise-) Bericht über das KZ Auschwitz und Kurzrezension zu "Schreiben nach Auschwitz" von Günther Grass

 Ihr Lieben!


Für viele Menschen hat der Holocaust einen weiteren Namen, einen Ort, der all das Schreckliche was die Nationalsozialisten anderen Menschen angetan haben repräsentiert: Auschwitz. Jeder hat diesen Namen schon einmal gehört und das nicht unbedingt im Geschichtsunterricht. Es ist das bekannteste Konzentrationslager aus der NS-Zeit und wohl auch das Schrecklichste, denn es gilt als das größte Vernichtungslager der Nazis. Gleich zu Anfang will ich sagen, dass man bei solchen Begriffen nicht abstrahieren kann. Es gab sicher nie "das Schrecklichste", denn jedes Lager war schrecklich, jedes konnte den Tod bedeuten. In Auschwitz handelte man mit diesem allerdings zahlreich. Auschwitz bedeutete für die meisten Menschen, die dorthin deportiert wurden, nichts anderes als Tod. 


Im letzten Jahr habe ich zum ersten Mal in meinem Leben ein KZ besucht. Dabei handelte es sich um "Buchenwald" bei Weimar. Es war grauenhaft und einschüchternd. Ich habe viel von diesem Besuch mitgenommen. Unser Guide war zeitgleich Zeitzeuge und daher war die Führung durch das Lager mehr als nur informativ. Aber denkt man eben an den Begriff KZ, dauert es nicht lange, bis man doch beim nächsten Begriff - Auschwitz - landet. Man kennt die Bilder aus Büchern oder dem Fernsehen. Der zynische Schriftzug über dem Tor "Arbeit macht frei" oder das Bahnhofstor von Birkenau. Beide Bilder waren für mich immer Symbole des Schreckens. 
In wenigen Monaten werde ich an eine Schule kommen und mein Referendariat beginnen. Das heißt auch, dass ich Geschichte unterrichten werde. Der Nationalsozialismus ist bei Weitem nicht mein Lieblingsthema im Unterricht, aber man kann unglaublich viel machen und sich mit wichtigen Themen beschäftigen. Da der Nationalsozialismus noch gar nicht so lange her ist, ist die Quellenlage sehr gut, was die Arbeit eines Historikers erleichtert. Bereits vor zwei Jahren unterrichtete ich NS, allerdings nur bis zur "beginnenden Judendeportation". So kam ich um den Holocaust im Unterricht bisher herum. Aber das wird nicht ewig so sein.
Jeder kennt es aus seiner eigenen Schulzeit: Man mag die Fächer und bestimmte Themen, bei denen man den dazugehörigen Lehrer und seine vermittelte Leidenschaft mag. So vieles hängt in der Schule vom Lehrer ab. Mir ist das bewusst. Natürlich habe ich daher erstrebenswerte Ideale und hoffe, dass ich eine Lehrerin sein werde, die durch ihre Themen und das Interesse daran begeistern kann.



Lange Rede, kurzer Sinn: Ich wollte Auschwitz sehen, um einen Eindruck zu gewinnen, um diesem Thema näher zu kommen und es später besser zu unterrichten. Um authentisch unterrichten zu können.


Vor kurzem habe ich meinen Reisebericht aus Krakau bereits hochgeladen. Anfang des Monats war ich mit meinem Vater in Polen, ein Geburtstagsgeschenk. Aber eigentlich schenkte mir mein Vater keinen Krakau-Trip, sondern eine Art Studienreise nach Auschwitz. Krakau war lediglich der naheliegende Ort, den man mit diesem Trip verband. In meinem Bericht habe ich bereits vom Interesse meines Vaters bezüglich der NS-Zeit gesprochen. Über Geschichte können mein Vater und ich ziemlich viel diskutieren und daher war dieser Trip ihm auch eine Herzensangelegenheit. 
Wir fuhren also vor allem mit der Intention nach Krakau, Auschwitz zu besuchen. Einen Tagesausflug buchte ich vorher von Deutschland aus, so dass der Tag organisiert war.
Unser dritter Tag in Krakau war dann unser Ausflugstag. Und da das Thema Auschwitz sehr viel düsterer als mein fröhlicher Reisebericht ist, wollte ich diesen Tag aus dem Bericht auskoppel und separat davon berichten.


Auschwitz


Es dauerte etwa 1,5 Stunden, bis wir von Krakau in Auschwitz waren. Wir fuhren mit einer kleinen Reisegruppe und wurden in deutscher Sprache durch das Stammlager I und Auschwitz-Birkenau geführt. Hierbei handelt es sich quasi um zwei Lager. Sie sind nicht weit voneinander entfernt, mit dem Auto nur ca. 5 Minuten. Vorher dachte ich trotzdem, dass alles beieinander liegen würde. Tut es aber nicht. Das Tor "Arbeit macht frei" steht also auf einer anderen Anlage als das Bahnhofstor.

Das Stammlager I

Unsere Führung begann im Stammlager I. Was ich nicht wusste, war dass Auschwitz aus ganz bestimmten Gründen von den Nazis ausgewählt wurde. 


Einer der Gründe war, dass der Ort sehr zentral lag und von überall über Schienen gut erreichbar war. Das war rein logistisch gedacht sehr wichtig, da man die Juden aus aller Welt deportieren wollte. Das klingt jetzt schlimm. Aber leider ist es die Wahrheit. Es soll keinerlei Wertung von mir sein oder Ähnliches. Ich will lediglich berichten. Vor allem waren in Auschwitz Juden inhaftiert, die sogar aus Jugoslawien oder Griechenland deportiert wurden. Im Museum erfuhren wir, dass einige Griechen sogar ihr Bahnticket nach Auschwitz selbst bezahlen mussten...Ich weiß bis heute nicht, wie ich auf diesen Fakt reagieren soll.
Viel wichtiger als die Zentralität war aber der Grund, dass an genau diesem Ort erst vor kurzem eine polnische Kaserne aufgegeben wurde. Das bedeutete für die Nazis, dass sie in ein quasi fertiges Lager ziehen konnten, nicht mehr viel bauen mussten und die "Arbeit" schnell beginnen konnte. 

Das sogenannte "Stammlager I" war also schon errichtet - und genau das machte die Sache für mich so furchtbar! Denn wenn man das Stammlager betritt, dann sieht es eigentlich ganz nett aus. Ich habe im Vorfeld einiges über Auschwitz gelesen und das Grauen hatte in meinem Kopf bereits Gestalt angenommen. Deswegen war ich doch etwas schockiert, als mir das Stammlager in 26 Ziegelbauten präsentiert wurde. Es handelt sich um die sogenannten 26 Blöcke, also 26 hübsche rote Häuschen, die sehr nett angeordnet sind. Nun gut, drum herum ist Stacheldraht, ein unter Strom gesetzter Zaun, Wachtürme und alles, was dazu gehört. Ja und natürlich sind auch auf dem Gelände die grausamsten Dinge. Aber alles sieht so normal aus...so viel weniger schrecklich, als ich annahm. Und das hat mich so richtig schockiert. Selbst der Ort, an dem Häftlinge gehängt wurden, scheint auf den ersten Blick unscheinbar. Eine Metallstange steht mitten in den Gängen des Lagers. Was an diesem Ort alles geschah, kann man im ersten Moment nicht erfassen.

Aber mit der Zeit erfasst man es eben doch - zum Glück. Meine Erwartungen waren zwar andere, aber Auschwitz bleibt das Grauen selbst. In den einzelnen Blöcken sind Ausstellungen untergebracht. Natürlich war es auch an unserem Besuchstag sehr voll und wir sahen nur wenige Blöcke von innen. Darunter allerdings der gefürchtete Block 11. Mussten Häftlinge in dieses Gebäude, wussten sie, dass es sich quasi um ihr Todesurteil handelte. Dort saß das "Gericht" und verurteilte die Häftlinge. Auch sind im Keller noch die Zellen erhalten und verschiedene Foltermethoden erkennbar. Von diesem Block aus gelangten die Häftlinge außerdem direkt auf den Erschießungsplatz. Ich kann mir nicht vorstellen, wie viele Menschen an diesem Ort ihr Leben ließen. Insgesamt sollen 1,1-1,5 Millionen Menschen in Auschwitz gestorben sein. Davon um die 90% Juden. Die meisten wurden aber keinesfalls erschossen, wie ihr sicher wisst. Sie fanden den Tod in den Gaskammern, weshalb Auschwitz auch Vernichtungslager genannt wird. Die Menschen wurden hier vernichtet, aber dazu an anderer Stelle mehr.



Im Stammlager I lebten vor allem Funktionshäftlinge, also die höher gestellten Häftlinge, die die Nazis aus irgendeinem Grund benötigten. Ein Beispiel wäre der Fotograf Wilhelm Brasse, über dessen Leben ich vorher ein Buch gelesen und rezensiert habe. Durch dieses Buch wusste ich schon vor der Führung eine Menge und es war ein völlig anderes Gefühl, an den beschriebenen Orten zu stehen. Nur in Ansätzen kann man heute nachvollziehen, was sich im Lager zugetragen haben muss.

Mir persönlich fehlte eine Ausstellung über die Täter in Stammlager. Gern hätte ich mehr über Mengele oder Höß erfahren. Vielleicht gibt es eine solche Ausstellung auch und ich habe sie nur nicht gesehen. Sollte es sie nicht geben, verstehe ich die Intention, den Ort den Opfern und nicht den Tätern zu widmen. Dennoch gibt es sicher auch gute Gründe für eine genauere Betrachtung der Täter.
Am Schlimmsten war wohl das Durchqueren des Tors in Stammlager I. Auch das Betreten von Block 11 und dem Erschießungsplatz war grauenhaft. Aber der berühmteste Museumsblock ist sicher der, in der die "Schätze aus Kanada" ausgestellt sind. "Kanada" war Lagerjargon und meinte den Ort, an dem das Eigentum der Häftlinge lagerte, das man ihnen abnahm. Viele Dinge sind nach der Befreiung des KZs gefunden und ausgestellt worden. Es ist bis heute verboten in einem der Räume zu fotografieren und ich möchte auch sonst keine Bilder dieser Ausstellung zeigen. Es gibt hinter Glas eine Aufstapelung der immer gleichen Dinge. Ein Raum zeigt Schuhe. Abertausende Schuhe. Oder Töpfe. Bürsten. Brillen. Und Haare. Die Haare darf man bis heute nicht fotografieren. Zurecht. Sieht man diese Unmengen an Frauenhaar, kann man nicht mehr weiter denken. Solltet ihr es nicht wissen, komme ich gleich noch auf den Ablauf des Vernichtungsprozesses zu sprechen. Aber hier sei schon mal gesagt, dass den Frauen die Haare vorher abgeschnitten wurden. Sie wurden tonnenweise an eine Firma verkauft, die daraus Echthaarperücken machte. 



Wir verließen das Stammlager I über den Zugang zum Krematorium I. Dieses Befindet sich noch auf dem gleichen Komplex. Die Öfen sind hier nachgebaut, da die Nazis zuvor alles sprengten - auch die Krematorien in Birkenau.

Auschwitz - Birkenau

Nach einer kurzen Fahrt ging es dann mit Auschwitz-Birkenau weiter, das eigentliche KZ, das aussieht, wie man es sich vorstellt. Hier bekommt man einen Eindruck der Größe des Lagers. Es handelt sich um einen riesigen Komplex. Auch hier war es ein komisches Gefühl das Symbol - das Bahnhofstor - anzuschauen. Unser Guide ging mit uns zur "Rampe". So wurde der Sandplatz bei den Schienen auch damals schon genannt, auf dem die ankommenden Häftlinge ihre Habseligkeiten lassen mussten und direkt zur Selektion weiter gingen. Die meisten Häftlinge wussten nicht, was sie erwarten würde und sie nahmen all ihren Besitz mit. Vielen wurde gesagt, dass sie umgesiedelt werden würden. Erst vor Ort wurde offensichtlich, dass dem nicht so war. Auf dieser Rampe zu stehen, war so befremdlich, wie nur irgendwas. Rund herum die Größe des Lagers. Wenn man sich mit dem Thema auseinandersetzen will, ist ein Besuch des KZ wirklich ein wichtiger Teil davon.

Von der Rampe aus gingen wir den gleichen Weg wie die inhaftierten Menschen. Zum Ort, an dem die Selektionen stattfanden. Die Menschen mussten sich in eine Reihe stellen. Dann wurde ihr Name aufgenommen. Ein Arzt stand bei der Soldaten und zeigte mit seiner Hand die Richtung an, die der Häftling nehmen sollte. Die eine Richtung bedeutete Arbeitslager. Hier kamen die Menschen hin, die man noch "gebrauchen" konnte. Denn Häftlinge waren für die Nazis nur "nachlieferbare Arbeitsware". Die andere Richtung bedeutete Gaskammer. Und zwar unmittelbar. Das kann man sich gar nicht vorstellen. Die Menschen wurden direkt nach ihrer Ankunft zu den Krematorien geschickt. Was danach kam, wissen sicher viele von euch. Es wurde von Duschen gesprochen.
Die Menschen wurden nach Geschlecht getrennt. Ansonsten hätte das Dusch-Argument schon früher Ungültigkeit bewiesen. Die Menschen mussten zuerst in einen Auskleideraum unter der Erde. Im nächsten Raum wurden den Frauen die Haare abgeschnitten. Der letzte Raum war die Gaskammer. Die Nazis waren sehr stolz darauf, die Vergasung immer weiter "optimiert" zu haben und letztendlich nur noch 20 Minuten für den "Prozess" benötigt zu haben. Es gab Menschen, die stolz darauf waren, mehrere hundert Menschen am Tag "abgefertigt" zu bekommen.

Ich halte über der Tastatur gerade des Öfteren inne, weil es mir so schwer fällt, die Worte zu tippen. Auch vor Ort wurde mir schlecht.

Obwohl die Nazis ja so stolz waren, wollten sie ihre Spuren bei ersichtlichem Kriegsende natürlich vernichten. In Auschwitz wurden die beiden Gaskammern gesprengt. Die Ruinen stehen noch genauso da, wie sie von den Nazis zurückgelassen wurden. Wenn man vorher den Aufbau betrachtet hat und dann plötzlich die Ruine in Realität sieht, ist man erneut erschüttert. 
An manchen Stellen im Lager, vor allem bei der Rampe und Selektionsstelle, stehen heute Fotos, die an genau den gleichen Orten aufgenommen wurden. Man kommt um eine Auseinandersetzung nicht herum. Und gerade diese empfinde ich als sehr wichtig!


Unsere letzt Station war eine Baracke, die von Frauen und ihren Kindern bewohnt wurde. Der Zustand war deutlich schlechter als noch im Stammlager und zeigte so wohl eher die realen Verhältnisse. Schlucken musste ich, als mir gesagt wurde, wie viele Menschen in einer solchen Baracke gelebt haben. Die genaue Zahl ist unbekannt. Aber Zeitzeugen haben berichtete, dass auf jeder Einheit 4 bis 5 Frauen geschlafen haben. Es gab drei Einheiten übereinander, sicher um die 50-100 in einer Baracke. Auf dem Foto seht ihr eine solche Einheit. Der Waschbereich im Hintergrund war zu Lagerzeiten noch nicht funktionstüchtig. Die Einheiten sind nicht einmal so groß wie mein Bett. 





Wie ihr schon merkt, ist dieser Post nicht mit Unterhaltungsintention geschrieben. Das Thema ist noch furchtbarer, als ich es darstellen kann. Aber mir war der Besuch sehr wichtig! In meinem Bericht findet ihr nicht annährend genügend Informationen, aber auf den Wikipedia-Seiten könnt ihr Vieles nachlesen, wenn ihr Interesse habt.







Ich habe von diesem Tag viel mitgenommen und werde gerade beim Tippen wieder mit den Bildern konfrontiert. Ich habe das feste Ziel, eines Tages mit Schülern nach Auschwitz zu reisen. Ich denke, dass man das KZ gesehen haben sollte, wenn es einem möglich ist. Die Auseinandersetzung mit dem Holocaust ist auch heute so wichtig! Denn bis heute zeichnen sich Spuren der gleichen Motive in unsere Gegenwart...


Eine Beschäftigung mit diesen Themen, mit diesen Orten ist wichtig. Lasst uns das nicht vergessen.

Eure Julia




Kurzrezension "Schreiben nach Auschwitz"



Titel: Schreiben nach Auschwitz
Autor: Günther Grass
Verlag: Frankfurter Poetik Vorlesung
Preis: 3,48€
Seiten: 48


Einen Tag vor unserem Auschwitz-Besuch kaufte ich mir das kleine Büchlein "Schreiben nach Auschwitz" von Günther Grass in einer jüdischen Buchhandlung in Krakau. Schon allein der Ort hatte eine sehr starke Atmosphäre. Das Buch musste ich deswegen einfach mitnehmen. 
Es kann kaum als Buch bezeichnet werden, da es eine Abschrift eines Vortrags ist, den Grass 1990 in Ost-Berlin gehalten hat.Es handelte sich um eine Vortragsreihe mit dem Thema "Schreiben nach Auschwitz". Eine sehr bewegende, aber auch schwere Schrift.


Klappentext


Normalerweise würde an dieser Stelle der Klappentext folgen. Aber es gibt keinen.

Meinung



Ich schreibe ganz bewusst eine Kurzrezension. Denn das Buch ist auch überaus kurz und es bedarf nicht vieler Worte zum Inhalt. Die 45 Seiten lassen sich schnell lesen und sie nehmen den Leser sehr mit. Ich glaube, dass der Vortrag damals überaus interessant war. Denn Grass spricht das an, was viele lang nicht sehen wollten. Die Argumente die in die Richtung"Wir haben davon nichts mitbekommen" gehen, entsprechen einfach nicht der Realität. Zu NS-Zeiten hat man etwas mitbekommen. Wenn Nachbarn verschwunden sind, oder andere Menschen aus dem ganz alltäglichen Lebensbild plötzlich verschwanden, dann fragte niemand nach. Es kann keine einzelne Partei gewesen sein, die für Dinge verantwortlich war, die heute mit dem Begriff "Auschwitz" gern zusammengefasst werden. Es war das ganze deutsche Volk. Man hat es geschehen lassen. Und man fragte nicht nach. Tat man einfach nicht.
Grass berichtet aus einer sehr interessanten Perspektive, denn auch er war Mitglied der Hitler-Jugend, sang mit den Kameraden und spielte Kriegsspiele. Den damaligen Jungen wurde kein Vorwurf gemacht, da sie ihre Handlungen noch nicht reflektieren konnten. Aber Grass macht sich einen Vorwurf. Der gesamte Vortrag ist sehr kritisch und er geht mit dem deutschen Volk sehr hart ins Gericht. Dabei nimmt er sich selbst nicht aus.
Er berichtet chronologisch aus seinem Leben und wann ihm "Auschwitz" immer begegnete.  Dazu führt er verschiedene Bühnenstücke und Gedichte an. Das Fazit? Man kommt an Auschwitz einfach nicht vorbei. Zu viel Verantwortung muss man doch tragen.
Auch kritisiert er die "Heuchelei" nach dem Krieg. Dass es selbstverständlich sei, wie man zu stehen habe.

"Die Eindeutigkeit machte mich misstrauisch. Mutete solch nachgeholter Antifaschismus nicht wie Pflichtübung an, anpasserisch in einer Zeit, die auf Anpassung abonniert war, verlogen also und geradezu obszön, gemessen am zwar ohnmächtig geringen, aber in Spuren doch nachweisbaren Widerstand gegen den Nationalsozialismus?" (S. 22)
Grass' Gedanken sind wirklich lesenswert, wenn auch hart. Der Stil ist außerdem nicht ganz einfach, wie man am Zitat erkennen kann. Es ist nicht immer leicht, Grass' Ausführungen zu folgen, versteht man sie aber, ist es bereichernd.

Fazit


Eine lesenswerte Abschrift eines sicher beeindruckendes Vortrags, der die Wichtigkeit des Themas Auschwitz, wenn auch als Stellvertreter für weitere Dinge, verdeutlicht.