21. Juli 2017

Rezension: "Die vierte Braut" von Julianna Grohe


Titel: Die vierte Braut
Autor: Julianna Grohe
Verlag: Drachenmond Verlag
Preis: 14,90€
Seiten: 360

Es gibt Bücher, von denen hört man durchgehend Gutes. Und dadurch steigen die Erwartungen, gleichzeitig wird man aber neugierig auf die Geschichte und schließlich landet das Buch im Regal. So erging es mir bei „Die vierte Braut“, von dem nur geschwärmt wurde. Es ist ein schöner Roman mit einem märchenhaften Thema. Sicher kommt man um den Vergleich zu „Selection“ nicht umhin, aber die Autorin hat eine ganz eigne Geschichte aus einer ähnlichen Idee gemacht – und diese hat mir wirklich gut gefallen! Auch wenn ich die angestrebte Parallele zu Cinderella nicht ganz sehe, ist „Die vierte Braut“ auf jeden Fall ein romantisches und träumerisches Buch, das hält, was es verspricht. Vielleicht nicht so überragend, wie oft geschildert, aber zuckersüß.

Auf Wondringham Castle findet eine riesige Brautschau mit vielen Prüfungen statt. Unzählige junge Damen aus allen Teilen des Landes kommen zum Schloss, um die Gunst eines der vier Prinzen zu erlangen. Aber die junge Gouvernante Mayrin Barnaby, die durch unglückliche Umstände ebenfalls dorthin gerät, will gar keinen Königssohn heiraten, sondern nur schnellstmöglich zurück nach Hause. Dort warten ihre beiden jüngeren Geschwister auf sie, für die sie verantwortlich ist.
Als jedoch der charismatische Hauptmann dafür sorgt, dass Mayrin bleiben kann, beginnt ein aufregendes Abenteuer voller Leidenschaft und Intrigen.


Für mädchenhafte Geschichten oder Adaptionen bin ich immer offen. Deswegen wurde ich auch schon früh auf „Die vierte Braut“ von Julianna Grohe aufmerksam. Aber meine Erwartungen stiegen mit jeder guten Rezension und irgendwann stand das Buch dann eher ohne Leseabsicht im Regal. Durch Zufall fiel es mir wieder in die Hände und ich begann zu lesen. Die Geschichte startet ruhig, nimmt aber schnell an Fahrt und Spannung auf. Insgesamt muss ich sagen, dass ich das Buch als relativ spannend empfunden habe, denn die Autorin hat mich oft überrascht. Anfangs rechnete ich mit einer Geschichte, die leicht voraussehbar sei – aber das änderte sich. Die typische Protagonistin begegnet uns schließlich sofort: unscheinbar, aber auf ihre Art schön, intelligent, mittellos, herzlich, verantwortungsbewusst und mit der Prise vom Besonderen. Natürlich hat sie eine wunderschöne beste Freundin aus gutem Haus und durch diese, Tionne , geschieht das Missverständnis und Mayrin nimmt aus reinem Zufall an der Brautschau teil. Die Konzeption fand ich sehr amüsant, aber auch etwas zu gewollt. Wie ich eingangs erwähnte, musste ich des Öfteren an „Selection“ denken, vor allem zu Beginn. Der einzige offensichtliche Unterschied ist der, dass man um vier, statt nur um einen Prinzen kämpft und die Aufnahme etwas anders abläuft. Das Konzept „Mädchen-aus-Volk-kämpft-um-Gunst-des-Prinzen“ ist hier aber vorzufinden. Und auch hier will die Protagonistin damit eigentlich nichts zu tun haben. Für Mayrin gibt es nichts Wichtigeres als ihre beiden kleinen Geschwister. Diese beiden Figuren sind eine Art Bonus für mich gewesen. Leo und Neela sind einfach zum Knuddeln und ich konnte gut verstehen, dass May die beiden nicht allein zurücklassen wollte. Aber dann taucht ja der gutaussehende Hauptmann auf und sorgt dafür, dass May ihre Geschwister in ihrer Nähe haben kann. Damit wäre dann auch der männliche Protagonist auf den Plan getreten. Ich war durchaus verwirrt. Denn May bemüht sich zwar, kämpft aber eigentlich nicht um die Gunst eines der Prinzen. Ihre Motivation ist Geld. Und daher versucht sie so lange wie möglich im Rennen zu bleiben, um für ihre Geschwister die Zukunft absichern zu können. Diese Motivation mag falsch erscheinen, ist aber doch recht edel. Es gibt also auch einige Werte im Buch zu finden.
Ich mochte May schon, allerdings war sie mir ein zu typischer Charakter. Die sanfte Liebesgeschichte, die zwischen ihr und dem Hauptmann entsteht, ist wirklich süß und romantisch. Aber man bleibt verwirrt – sollte May nicht um einen Prinzen kämpfen?! Es entstehen Missverständnisse, Intrigen, ja aber auch die erwähnte Leidenschaft. Es wird spannend, vor allem zum Ende hin, denn ich wusste wirklich nicht mehr, was ich erwarten konnte. Man kann die Lösung vielleicht erahnen, mit ihren Wendungen haute die Autorin mich allerdings um. Sehr gut! 
Die Liebesgeschichte ist wirklich schön und der Hauptmann ein ehrlicher Typ, der dem Leser schnell gefällt. Die vier Prinzen sind ebenfalls interessante Charaktere, die man nur allmählich zu durchschauen lernt. Tionne ist ein liebes Mädchen, ohne das May wohl nicht so gut klarkommen würde. Und dann wäre da noch die liebe Rose, die mir ebenfalls gut gefiel. Leider verlor ich sehr schnell die Übersicht über die vielen Kandidatinnen, aber die meisten sind auch nicht sehr wichtig. Trotzdem war dieser Umstand schade. Manchmal dümpelt die Geschichte ein bisschen vor sich hin, aber dann kommen tragische Ereignisse und drehen wieder alles. Manchmal ist das etwas sprunghaft, andererseits abwechslungsreich. So gut mir die Geschichte auch gefiel, ein bisschen was fehlte mir doch.
Der Stil von Grohe ist gut und besitzt märchenhafte Elemente, die mit sehr modernen Ansätzen gepaart sind. Das Buch ist sehr viel dicker, als es den Anschein macht. So hat man aber mehr von der Geschichte.




Insgesamt ist „Die vierte Braut“ eine wirklich schöne Geschichte in einem gut ausgearbeiteten Märchensetting. Der Stil von Grohe ist flüssig und angemessen. Die Figuren haben viel zu bieten und die entstehende Liebesgeschichte ist sehr romantisch. Vor allem kann das Buch durch unerwartete Handlungsänderungen überzeugen, was durchgehend für Spannung sorgt. Ich vergebe solide vier Spitzenschuhe für eine überzeugende Geschichte.



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