Titel: Die vierte Braut
Autor: Julianna Grohe
Verlag: Drachenmond Verlag
Preis: 14,90€
Seiten: 360
Es gibt Bücher, von denen hört man durchgehend Gutes. Und
dadurch steigen die Erwartungen, gleichzeitig wird man aber neugierig auf die
Geschichte und schließlich landet das Buch im Regal. So erging es mir bei „Die
vierte Braut“, von dem nur geschwärmt wurde. Es ist ein schöner Roman mit einem
märchenhaften Thema. Sicher kommt man um den Vergleich zu „Selection“ nicht
umhin, aber die Autorin hat eine ganz eigne Geschichte aus einer ähnlichen Idee
gemacht – und diese hat mir wirklich gut gefallen! Auch wenn ich die
angestrebte Parallele zu Cinderella nicht ganz sehe, ist „Die vierte Braut“ auf
jeden Fall ein romantisches und träumerisches Buch, das hält, was es
verspricht. Vielleicht nicht so überragend, wie oft geschildert, aber
zuckersüß.
Auf Wondringham Castle findet eine riesige Brautschau mit
vielen Prüfungen statt. Unzählige junge Damen aus allen Teilen des Landes
kommen zum Schloss, um die Gunst eines der vier Prinzen zu erlangen. Aber die
junge Gouvernante Mayrin Barnaby, die durch unglückliche Umstände ebenfalls
dorthin gerät, will gar keinen Königssohn heiraten, sondern nur
schnellstmöglich zurück nach Hause. Dort warten ihre beiden jüngeren
Geschwister auf sie, für die sie verantwortlich ist.
Als jedoch der charismatische Hauptmann dafür sorgt, dass Mayrin bleiben kann,
beginnt ein aufregendes Abenteuer voller Leidenschaft und Intrigen.
Für mädchenhafte Geschichten oder Adaptionen bin ich immer
offen. Deswegen wurde ich auch schon früh auf „Die vierte Braut“ von Julianna
Grohe aufmerksam. Aber meine Erwartungen stiegen mit jeder guten Rezension und
irgendwann stand das Buch dann eher ohne Leseabsicht im Regal. Durch Zufall
fiel es mir wieder in die Hände und ich begann zu lesen. Die Geschichte startet
ruhig, nimmt aber schnell an Fahrt und Spannung auf. Insgesamt muss ich sagen,
dass ich das Buch als relativ spannend empfunden habe, denn die Autorin hat
mich oft überrascht. Anfangs rechnete ich mit einer Geschichte, die leicht
voraussehbar sei – aber das änderte sich. Die typische Protagonistin begegnet
uns schließlich sofort: unscheinbar, aber auf ihre Art schön, intelligent,
mittellos, herzlich, verantwortungsbewusst und mit der Prise vom Besonderen.
Natürlich hat sie eine wunderschöne beste Freundin aus gutem Haus und durch
diese, Tionne , geschieht das Missverständnis und Mayrin nimmt aus reinem
Zufall an der Brautschau teil. Die Konzeption fand ich sehr amüsant, aber auch etwas zu gewollt. Wie ich
eingangs erwähnte, musste ich des Öfteren an „Selection“ denken, vor allem zu
Beginn. Der einzige offensichtliche Unterschied ist der, dass man um vier,
statt nur um einen Prinzen kämpft und die Aufnahme etwas anders abläuft. Das
Konzept „Mädchen-aus-Volk-kämpft-um-Gunst-des-Prinzen“ ist hier aber
vorzufinden. Und auch hier will die Protagonistin damit eigentlich nichts zu
tun haben. Für Mayrin gibt es nichts Wichtigeres als ihre beiden kleinen
Geschwister. Diese beiden Figuren sind eine Art Bonus für mich gewesen. Leo und
Neela sind einfach zum Knuddeln und ich konnte gut verstehen, dass May die
beiden nicht allein zurücklassen wollte. Aber dann taucht ja der gutaussehende
Hauptmann auf und sorgt dafür, dass May ihre Geschwister in ihrer Nähe haben
kann. Damit wäre dann auch der männliche Protagonist auf den Plan getreten. Ich
war durchaus verwirrt. Denn May bemüht sich zwar, kämpft aber eigentlich nicht
um die Gunst eines der Prinzen. Ihre Motivation ist Geld. Und daher versucht
sie so lange wie möglich im Rennen zu bleiben, um für ihre Geschwister die Zukunft
absichern zu können. Diese Motivation mag falsch erscheinen, ist aber doch
recht edel. Es gibt also auch einige Werte im Buch zu finden.
Ich mochte May schon, allerdings war sie mir ein zu typischer Charakter. Die
sanfte Liebesgeschichte, die zwischen ihr und dem Hauptmann entsteht, ist
wirklich süß und romantisch. Aber man bleibt verwirrt – sollte May nicht um
einen Prinzen kämpfen?! Es entstehen Missverständnisse, Intrigen, ja aber auch
die erwähnte Leidenschaft. Es wird spannend, vor allem zum Ende hin, denn ich
wusste wirklich nicht mehr, was ich erwarten konnte. Man kann die Lösung vielleicht
erahnen, mit ihren Wendungen haute die Autorin mich allerdings um. Sehr gut!
Die Liebesgeschichte ist wirklich schön und der Hauptmann ein ehrlicher Typ,
der dem Leser schnell gefällt. Die vier Prinzen sind ebenfalls interessante
Charaktere, die man nur allmählich zu durchschauen lernt. Tionne ist ein liebes
Mädchen, ohne das May wohl nicht so gut klarkommen würde. Und dann wäre da noch
die liebe Rose, die mir ebenfalls gut gefiel. Leider verlor ich sehr schnell
die Übersicht über die vielen Kandidatinnen, aber die meisten sind auch nicht
sehr wichtig. Trotzdem war dieser Umstand schade. Manchmal dümpelt die Geschichte ein bisschen vor sich hin, aber dann kommen tragische Ereignisse und drehen wieder alles. Manchmal ist das etwas sprunghaft, andererseits abwechslungsreich. So gut mir die Geschichte auch gefiel, ein bisschen was fehlte mir doch.
Der Stil von Grohe ist gut und besitzt märchenhafte Elemente, die mit sehr
modernen Ansätzen gepaart sind. Das Buch ist sehr viel dicker, als es den
Anschein macht. So hat man aber mehr von der Geschichte.
Insgesamt ist „Die vierte Braut“ eine wirklich schöne
Geschichte in einem gut ausgearbeiteten Märchensetting. Der Stil von Grohe ist
flüssig und angemessen. Die Figuren haben viel zu bieten und die entstehende
Liebesgeschichte ist sehr romantisch. Vor allem kann das Buch durch unerwartete
Handlungsänderungen überzeugen, was durchgehend für Spannung sorgt. Ich vergebe
solide vier Spitzenschuhe für eine überzeugende Geschichte.
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