Titel: Demetrias Rache - Odo und Lupus Kommissare Karl des Großen
Autor: Robert Gordian
Verlag: dotbooks/ Universo
Preis: 5,99€
Seiten: 221
Vor einer Weile gab meine Oma mir bei einem Besuch zwei
Bücher mit, mit der Empfehlung diese zu lesen. Es handelte sich um den ersten
zweiten Teil einer Reihe, auf die ich sonst niemals und auch wohl sonst kaum
jemand je aufmerksam geworden wäre. „Odo und Lupus, Kommissare Karl des Großen“
ist der Name der Reihe und ich griff meiner Oma zur Liebe zum ersten Teil „Demetrias
Rache“, was übrigens erst 2013 neu aufgelegt wurde. Inzwischen gibt es das Buch
übrigens als ebook bei dotbooks. Mein erster Eindruck schien also doch nicht so
zutreffend. Ich hatte keine großen Erwartungen und gerade deswegen hat mich das
Buch wirklich positiv überrascht. Es vermittelt einen anständigen Eindruck der
Zeit Karls des Großen, beinhaltet Spannung (auch Längen) und ist irgendwie
sympathisch. Dennoch kein Weltroman, aber durchaus erfreulich.
Klappentext
Das Frankenreich, Ende des 8. Jahrhunderts. Im Auftrag Karls
des Großen bereisen zwei Männer das Land, die unterschiedlicher nicht sein
können: Der Adlige Odo ist tapfer bis zur Tollkühnheit und stets bereit, sich
von den Reizen der Damenwelt den Kopf verdrehen zu lassen; Lupus hingegen ist
ein Mönch und hochgebildeter Rechtsgelehrter, auch wenn er nie etwas gegen
einen weiteren Krug Bier einzuwenden hat. Ihre Mission: Für Recht und Ordnung sorgen.
So auch, als der Dichter Siegram angeklagt wird, eine junge Edeldame ermordet
zu haben. Alle Indizien sprechen gegen ihn – bis zu dem Moment, als ein
unerwarteter Zeuge hoch zu Ross in die Gerichtsverhandlung sprengt …
Meinung
Die Ausgabe, die ich von Robert Gordians „Demetrias Rache“
besitze, hat ein sehr unangenehmes Schriftbild. Die Seiten sind dünn und sehr
eng bedruckt. Daher täuscht die Angabe von gerade einmal 220 Seiten gewaltig.
Erzähler der Geschichte ist der gelehrte Mönch Lupus. Wie es sich für einen Mönch
gehört, schweift er doch das ein oder andere Mal ab, wenn er von den Abenteuern
berichtet. Im Grunde hält sich das Buch nämlich an das bewährte Schema von
Holmes und Watson, wobei die Talente nicht gleich verteilt sind und die beiden
Weltdetektive auch nicht wirklich als Vorbild dienen. Lediglich die Tatsache,
dass Lupus die Abenteuer schriftlich festhält, ja sogar für einen bestimmten Adressaten,
einen anderen Gelehrten, vermittelt Parallelität. Eine weitere Gemeinsamkeit
ist der Wert, in dessen Namen die beiden durch die Welt ziehen: das Böse
besiegen und für Recht und Ordnung sorgen.
Die Geschichte beginnt tatsächlich ganz spannend. Karl der Große merkt, dass in
seinem Land vieles nicht so läuft, wie es soll und schickt deswegen Paarungen
aus je einem Kirchenmann und einem Edelmann in seine Gebiete. Niemand will
dabei nach Sachsen, denn diese sind bekanntlich barbarisch. Durch aberwitzige
Zufälle trifft es den ruhigen Lupus und den temperamentvollen Odo. Anfangs
haben die beiden Annährungsprobleme und dennoch merkt man gleich, dass die
Chemie stimmt.
Interessant ist die Art des Erzählens. Der Leser wird auf angenehme Distanz
gehalten, die typisch für das Mittelalter scheint. Der Zeitgeist wurde meiner
Ansicht nach gut getroffen. Durch mein Germanistik- und Geschichtsstudium fühle
ich mich in der Lage, dies zu beurteilen. Geschichte – klar. Aber warum
Germanistik? Ein großer Teil des Buches handelt vom Sänger Siegram, der auch
als Verdächtiger angeklagt wird. Der Minnegesang, also der Liebesgesang für
eine hohe und adelige Dame, spielt somit eine große Rolle. Und Minne ist auch
im Germanistikstudium von Wichtigkeit. In den Vorlesungen konnte ich mir das
Konzept nie so recht erklären, aber Gordian trifft einen guten und authentischen
Ton und daher gefiel mir das sehr gut! Der Minnegesang ist für mich ein
Phänomen, das in dieser Geschichte aber wunderbar verwendet wird. Auch der Rest
der Erzählung ist historisch wenig zu kritisieren und da es immer künstlerische
Freiheiten gibt, tue ich dies auch nicht. Alles in allem wird ein sehr
authentischer Eindruck vermittelt.
Manchmal hat das Buch so seine Längen, aber vieles ist auch spannend. Die
Auflösung des Falles, in den Odo und Lupus durch Zufall gerieten, war gut. Hier
kann man auch noch einmal die Minne anführen. Die letzten Seiten hingegen waren
etwas gekünstelt aufregend. Was mich am meisten störte, war die
Voraussehbarkeit der Handlung. Als Leser kann man sich schnell denken, in
welche Richtung alles gehen wird. Ganz schlecht ist dabei die Wahl des Titels,
da er zu einem bestimmten Zeitpunkt einfach alles verrät. Dann kommt es nur
noch darauf an, wie Odo und Lupus den Täter überführen.
Der Stil ist nicht immer leicht, passt aber zum Thema. Man muss sich beim Lesen
durchaus konzentrieren. Authentisch ist der Schreibstil allerdings. Die beiden
Hauptfiguren sind ebenfalls gut ausgestaltet und perfekt für diese Art von
Geschichte. Während Lupus immer abgeklärt und gotthörig ist, verstößt Odo gern
mal gegen die Regeln und vergnügt sich mit dem weiblichen Geschlecht. Zusammen sind
die beiden allerdings ein gutes Team.
Fazit
Insgesamt ist der Roman gelungen. Die Handlung ist leider
relativ voraussehbar, aber die Umsetzung gefiel mir dennoch. Der Fokus auf dem
Minnegesang und der Paarung zweier wirklich verschiedener, aber sympathischer
Charaktere passt genau zum Buch. Der Stil trägt zur vermittelten Authentizität
bei. Ich habe es jedenfalls nicht bereut, der Empfehlung meiner Oma zu folgen.
Allerdings muss man sich auch auf das Buch einlassen und seine Erwartungen
nicht zu hoch ausarten lassen. Für mich war „Demetrias Rache“ durchaus eine
positive Überraschung, der ich 3,5 Spitzenschuhe gebe.
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