2. Juli 2017

Rezension: "Götterfunke - Liebe mich nicht" von Marah Woolf


Titel: Götterfunke - Liebe mich nicht
Autor: Marah Woolf
Verlag: Dressler
Preis: 18,99€
Seiten: 464

„Götterfunke – Liebe mich nicht“ war kein Buch meiner Wunschliste. Ich hatte viel Schlechtes über das Buch und sein Konzept gehört. Dennoch geriet es mir aufgrund seines schönen Covers in die Hände. Mein Freund schenkte es mir, denn „es sieht aus, wie ein Buch für mich. Und es geht um Götter“, so seine Argumentation. Er hatte den Nagel auf den Kopf getroffen. Alles, was mit griechischer Mythologie zu tun hat, wird von mir verschlungen. Vor dem Lesen hatte ich durchaus Angst, „Liebe mich nicht“ nicht zu mögen. Danach kann ich sagen, dass einige Kritik mehr als berechtigt ist, mich diese Punkte aber nicht so stark störten, sodass ich das Buch durchaus gern gelesen habe.

Klappentext


Eigentlich wünscht Jess sich für diesen Sommer nur ein paar entspannte Wochen in den Rockys. Doch dann trifft sie Cayden, den Jungen mit den smaragdgrünen Augen, und er stiehlt ihr Herz. Aber Cayden verfolgt seine eigenen Ziele. Der Göttersohn hat eine Vereinbarung mit Zeus. Nur wenn er ein Mädchen findet, das ihm widersteht, gewährt Zeus ihm seinen sehnlichsten Wunsch: endlich sterblich zu sein. Wird Cayden im Spiel der Götter auf Sieg setzen, auch wenn es Jess das Herz kostet?

Meinung


Beginnen wir mal mit der berechtigten Kritik. Marah Woolf nimmt es mit der griechischen Mythologie nicht allzu genau und passt die Sagen ihrem eigenen Konzept stark an. Im Grunde geht es um Prometheus, also einen Titanen. Woolf macht so ziemlich gar keinen Unterschied zwischen Titanen und Göttern, erwähnt aber immerhin, dass beide Parteien sich durchaus bekriegen. Die Tatsache, dass Prometheus mit den Göttern Athene und Apoll, ja sogar mit dem Göttervater Zeus sich gut versteht und sogar zusammen Wein trinkt, ist weit hergeholt. Auch ist der Umgang der Götter untereinander so vollkommen absurd – zumindest, wenn man nach den griechischen Sagen geht. Hera ist eine wundervolle Familiendame, die sich um alle kümmert – auch wenn es Kinder einer anderen Frau sind. Das passt mal so gar nicht zu dem rachsüchtigen Biest aus den Sagen. Aber die Autorin macht es auch durchaus geschickt. Dass beispielsweise Hera so gar nicht dem legendenhaften Vorbild entspricht, wird oft gesagt. Sie wählt einen anderen Erzählweg und erklärt die dargestellte Sicht durchaus logisch. Als Leser muss man mit sich selbst ausmachen, ob man dieses Konzept akzeptiert, oder ob man es als Humbug betrachten will. Ich konnte mich mit der Sicht nicht vollkommen anfreunden, blendete meine Vorbehalte aber aus, da es für die Geschichte nun einmal nötig ist. Und das Konzept, das Woolf sich ausgedacht hat, führt durchaus zu einer unterhaltsamen Geschichte. Dafür biegt sie sich eben ein bisschen was zurecht. Für mich war das irgendwann ok.
Ein zweiter Punkt, den ich auch nach dem Lesen lächerlich finde, hat ebenfalls etwas mit den Göttern zu tun. Während die Götter Athene, Apoll, Hera und Zeus sich mit ihren richtigen Namen unter die Menschen mischen (, was natürlich niemand hinterfragt – what?!), gibt Prometheues sich den Namen Cayden. (WIESO VERDAMMT???) Als wäre das nicht absurd genug, ist es doch relativ unwahrscheinlich, dass die beiden großen Götter Athene und Apoll die Gestalt zweier Jugendlicher wählen, wenn sie doch aussehen könnten, wie sie wollten. Ich meine…Athene ist die Göttin der Weisheit. Hallo?! Wie weise ist es denn, sich in eine 17-Jährige zu verwandeln?! Also wirklich. DAS hat mich dann schon öfter den Kopf schütteln lassen.
Davon abgesehen, sind aber gerade die göttlichen Charaktere sehr unterhaltsam. Athene, Apoll und Cayden benehmen sich wie Jugendliche ihres Alters. Athene ist sympathisch, Apoll ein kleiner Angeber, der Potenzial mitbringt, ein Lieblingscharakter zu sein und Cayden ist der unnahbare Frauenheld. Er ist durchaus ein interessanter Charakter, wenn man sich auf die Geschichte hinter dem Buch einlässt. Er leidet sehr unter seinem Auftrag. Immer muss der Arme die Menschenmädchen verführen und hach…keine kann ihm widerstehen. So ein Mist aber auch. Ihr merkt schon, dass die Geschichte hinter „Götterfunke“ durchaus seine Schwächen und Oberflächlichkeiten hat. Aber ich lenke ein und komme zum Guten.
So weit hergeholt die Idee dieser Adaption auch ist, so ist sie durchaus innovativ. Die Geschichte von Prometheus konnte ich in dieser Form noch nicht. Natürlich nicht. Ist ja auch nicht wirklich naheliegend, was Marah Woolf aus dem armen Titanen gemacht hat. Aber trotzdem ist dieser kleine Wettkampf unterhaltsam. Und somit kommen wir mal zu den Trägern des Buches. Jess fährt mit ihrer besten Freundin in ein Sommercamp in die Wildnis. Dieses Camp ist übrigens auch eine ziemlich unlogische Sache. Zwar ist man abgeschnitten von der Außenwelt, es gibt aber Luxus-Lodges, Fechtunterricht, einen Pool…und was nicht alles. Vielleicht gibt es solche Sommercamps ja wirklich, ich weiß nicht. Für die Geschichte passt das wunderbar – unlogisch bleibt es. Jess ist ganz okay. Sie ist der typische Jugendreihencharakter, der anfangs total naiv ist, immer alles glaubt, was der männliche Protagonist so von sich gibt, an sich selbst zweifelt, aber eigentlich natürlich wunderschön, klug und sowieso was ganz Besonderes ist. Schon hundert Mal gelesen und trotzdem passend für die Geschichte. Manchmal ist Jess etwas nervig, für das Buch gefiel sie mir als Protagonistin aber. Der Charakter zum Hassen ist ihre beste Freundin Robyn. Eine eingebildete (verzeiht mir) Bitch, die immer im Mittelpunkt stehen will. Eigentlich hat sie seit über einem Jahr einen Freund, mit dem sie glücklich ist. Aber natürlich will sie nur Cayden. So entsteht ein kleiner Kampf zwischen den Freundinnen. Und lange ist auch nicht klar, welche der beiden das Opfer des göttlichen Spiels sein wird. Robyn ist jedenfalls zum Hassen. Ich fand ein paar Stellen wirklich stark übertrieben, weil sich keine Freundin so benehmen kann, aber es bringt der Geschichte ein bisschen Pfeffer. Dass ihr Verhalten ein absolutes No-Go ist, brauche ich nicht weiter ausführen. Ein wirklich wunderbarer Charakter ist Leah. Sie ist bodenständig und vernünftig, was mir gut gefiel. 
Die Geschichte hat durchaus ihren eigenen Reiz. Die Aufgabe von Prometheus hat natürlich liebestechnisch viel zu bieten. Und Jess ist schnell in Cayden verliebt. Das Hin und Her im Liebeschaos der Geschichte ist unterhaltsam. Und zum Glück geht es nicht nur um Prometheus Unwiderstehlichkeit. Es tritt auch ein Gegenspieler auf den Plan, den es in den griechischen Sagen gar nicht gibt (, das kommentiere ich nicht). Die Handlung die sich darum aufbaut, gefiel mir und war mal etwas anderes. Jedenfalls kann Woolf darauf aufbauen. 
So negativ das alles jetzt auch klingt, das Lesen hat die meiste Zeit Spaß gemacht. Man muss es wirklich als leichte Lektüre betrachten und darf keinesfalls den Fehler machen und sein Wissen über griechische Mythologie hier auffrischen wollen. Dann hätte man sein Vorhaben weit verfehlt. Auch kann die Handlung nur in einem Jugendbuchrahmen entstehen. Vieles ist einfach stark konzipiert und dem Willen der Autorin angepasst. Der Stil von Woolf ist aber sehr flüssig und angenehm. Was genau den Reiz des Buches ausmacht, ist für mich schwer ausmachbar. Aber ich wollte durchaus wissen, ob Prometheus seine Aufgabe schafft oder erneut scheitert, ob Jess ihre Fähigkeiten noch ausbauen kann (, denn sie ist ja nun mal wirklich etwas Besonderes, so doof das auch ist), was Apoll als nächstes für einen Scherz macht oder ob Leah vielleicht doch Joshs Herz erobern kann. Man hat es mit dem typischen Liebesdrama eines Jugendbuchs zu tun, in dem immer mal wieder ein paar Götter rumtanzen. Absurd, aber irgendwie auch ganz nett.
Im Übrigens kommentiert der Götterbote Hermes das Geschehen für die restlichen Götter. Er gefiel mir durchaus und ich bin gespannt, was aus seiner Position im nächsten Band so gemacht wird.


Fazit



„Götterfunke – Liebe mich nicht“ hat eindeutig seine Schwächen. Die liegen im Konzept der Götter und auch in der starken Willkürlichkeit, die in die Handlung einfließt. Dennoch sind die Charaktere für ein Jugendbuch geeignet und es tritt das typische Chaos ein, das mit der Liebe einhergehen muss. Eifersucht, Betrug, Hoffnung und ein drohender Krieg sind Themen, die im Buch vorkommen. Die Protagonistin Jess passt gut in die Geschichte, auch wenn sie sehr naiv ist. Trotz starker Kritik hat mir das Buch gefallen und ich bin gespannt, wie Marah Woolf ihre ganz eigene Geschichte weiterspinnen muss. Achtet einfach beim Lesen darauf, nicht alles zu glauben. Lässt man einige Tatsachen außer Acht, bietet dieses Jugendbuch tolle Unterhaltung. Ich vergebe daher sogar ganze vier Spitzenschuhe.



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