Titel: Götterfunke - Liebe mich nicht
Autor: Marah Woolf
Verlag: Dressler
Preis: 18,99€
Seiten: 464
„Götterfunke – Liebe mich nicht“ war kein Buch meiner Wunschliste.
Ich hatte viel Schlechtes über das Buch und sein Konzept gehört. Dennoch geriet
es mir aufgrund seines schönen Covers in die Hände. Mein Freund schenkte es
mir, denn „es sieht aus, wie ein Buch für mich. Und es geht um Götter“, so
seine Argumentation. Er hatte den Nagel auf den Kopf getroffen. Alles, was mit
griechischer Mythologie zu tun hat, wird von mir verschlungen. Vor dem Lesen
hatte ich durchaus Angst, „Liebe mich nicht“ nicht zu mögen. Danach kann ich
sagen, dass einige Kritik mehr als berechtigt ist, mich diese Punkte aber nicht
so stark störten, sodass ich das Buch durchaus gern gelesen habe.
Klappentext
Eigentlich wünscht Jess sich für diesen Sommer nur ein paar
entspannte Wochen in den Rockys. Doch dann trifft sie Cayden, den Jungen mit
den smaragdgrünen Augen, und er stiehlt ihr Herz. Aber Cayden verfolgt seine
eigenen Ziele. Der Göttersohn hat eine Vereinbarung mit Zeus. Nur wenn er ein
Mädchen findet, das ihm widersteht, gewährt Zeus ihm seinen sehnlichsten
Wunsch: endlich sterblich zu sein. Wird Cayden im Spiel der Götter auf Sieg
setzen, auch wenn es Jess das Herz kostet?
Meinung
Beginnen wir mal mit der berechtigten Kritik. Marah Woolf
nimmt es mit der griechischen Mythologie nicht allzu genau und passt die Sagen
ihrem eigenen Konzept stark an. Im Grunde geht es um Prometheus, also einen
Titanen. Woolf macht so ziemlich gar keinen Unterschied zwischen Titanen und
Göttern, erwähnt aber immerhin, dass beide Parteien sich durchaus bekriegen.
Die Tatsache, dass Prometheus mit den Göttern Athene und Apoll, ja sogar mit
dem Göttervater Zeus sich gut versteht und sogar zusammen Wein trinkt, ist weit hergeholt. Auch ist der
Umgang der Götter untereinander so vollkommen absurd – zumindest, wenn man nach
den griechischen Sagen geht. Hera ist eine wundervolle Familiendame, die sich
um alle kümmert – auch wenn es Kinder einer anderen Frau sind. Das passt mal so
gar nicht zu dem rachsüchtigen Biest aus den Sagen. Aber die Autorin macht es
auch durchaus geschickt. Dass beispielsweise Hera so gar nicht dem
legendenhaften Vorbild entspricht, wird oft gesagt. Sie wählt einen anderen
Erzählweg und erklärt die dargestellte Sicht durchaus logisch. Als Leser muss
man mit sich selbst ausmachen, ob man dieses Konzept akzeptiert, oder ob man es
als Humbug betrachten will. Ich konnte mich mit der Sicht nicht vollkommen
anfreunden, blendete meine Vorbehalte aber aus, da es für die Geschichte nun
einmal nötig ist. Und das Konzept, das Woolf sich ausgedacht hat, führt
durchaus zu einer unterhaltsamen Geschichte. Dafür biegt sie sich eben ein bisschen
was zurecht. Für mich war das irgendwann ok.
Ein zweiter Punkt, den ich auch nach dem Lesen lächerlich finde, hat ebenfalls
etwas mit den Göttern zu tun. Während die Götter Athene, Apoll, Hera und Zeus
sich mit ihren richtigen Namen unter die Menschen mischen (, was natürlich
niemand hinterfragt – what?!), gibt Prometheues sich den Namen Cayden. (WIESO VERDAMMT???) Als wäre
das nicht absurd genug, ist es doch relativ unwahrscheinlich, dass die beiden
großen Götter Athene und Apoll die Gestalt zweier Jugendlicher wählen, wenn sie
doch aussehen könnten, wie sie wollten. Ich meine…Athene ist die Göttin der
Weisheit. Hallo?! Wie weise ist es denn, sich in eine 17-Jährige zu
verwandeln?! Also wirklich. DAS hat mich dann schon öfter den Kopf schütteln
lassen.
Davon abgesehen, sind aber gerade die göttlichen Charaktere sehr unterhaltsam.
Athene, Apoll und Cayden benehmen sich wie Jugendliche ihres Alters. Athene ist
sympathisch, Apoll ein kleiner Angeber, der Potenzial mitbringt, ein
Lieblingscharakter zu sein und Cayden ist der unnahbare Frauenheld. Er ist
durchaus ein interessanter Charakter, wenn man sich auf die Geschichte hinter
dem Buch einlässt. Er leidet sehr unter seinem Auftrag. Immer muss der Arme die
Menschenmädchen verführen und hach…keine kann ihm widerstehen. So ein Mist aber
auch. Ihr merkt schon, dass die Geschichte hinter „Götterfunke“ durchaus seine
Schwächen und Oberflächlichkeiten hat. Aber ich lenke ein und komme zum Guten.
So weit hergeholt die Idee dieser Adaption auch ist, so ist sie durchaus
innovativ. Die Geschichte von Prometheus konnte ich in dieser Form
noch nicht. Natürlich nicht. Ist ja auch nicht wirklich naheliegend, was Marah
Woolf aus dem armen Titanen gemacht hat. Aber trotzdem ist dieser kleine
Wettkampf unterhaltsam. Und somit kommen wir mal zu den Trägern des Buches.
Jess fährt mit ihrer besten Freundin in ein Sommercamp in die Wildnis. Dieses
Camp ist übrigens auch eine ziemlich unlogische Sache. Zwar ist man
abgeschnitten von der Außenwelt, es gibt aber Luxus-Lodges, Fechtunterricht,
einen Pool…und was nicht alles. Vielleicht gibt es solche Sommercamps ja
wirklich, ich weiß nicht. Für die Geschichte passt das wunderbar – unlogisch bleibt
es. Jess ist ganz okay. Sie ist der typische Jugendreihencharakter, der anfangs
total naiv ist, immer alles glaubt, was der männliche Protagonist so von sich
gibt, an sich selbst zweifelt, aber eigentlich natürlich wunderschön, klug und
sowieso was ganz Besonderes ist. Schon hundert Mal gelesen und trotzdem passend
für die Geschichte. Manchmal ist Jess etwas nervig, für das Buch gefiel sie mir
als Protagonistin aber. Der Charakter zum Hassen ist ihre beste Freundin Robyn.
Eine eingebildete (verzeiht mir) Bitch, die immer im Mittelpunkt stehen will. Eigentlich hat
sie seit über einem Jahr einen Freund, mit dem sie glücklich ist. Aber
natürlich will sie nur Cayden. So entsteht ein kleiner Kampf zwischen den
Freundinnen. Und lange ist auch nicht klar, welche der beiden das Opfer des
göttlichen Spiels sein wird. Robyn ist jedenfalls zum Hassen. Ich fand ein paar
Stellen wirklich stark übertrieben, weil sich keine Freundin so benehmen kann,
aber es bringt der Geschichte ein bisschen Pfeffer. Dass ihr Verhalten ein absolutes No-Go ist, brauche ich nicht weiter ausführen. Ein wirklich wunderbarer
Charakter ist Leah. Sie ist bodenständig und vernünftig, was mir gut gefiel.
Die Geschichte hat durchaus ihren eigenen Reiz. Die Aufgabe von Prometheus hat
natürlich liebestechnisch viel zu bieten. Und Jess ist schnell in Cayden
verliebt. Das Hin und Her im Liebeschaos der Geschichte ist unterhaltsam. Und
zum Glück geht es nicht nur um Prometheus Unwiderstehlichkeit. Es tritt auch
ein Gegenspieler auf den Plan, den es in den griechischen Sagen gar nicht gibt
(, das kommentiere ich nicht). Die Handlung die sich darum aufbaut, gefiel mir
und war mal etwas anderes. Jedenfalls kann Woolf darauf aufbauen.
So negativ das alles jetzt auch klingt, das Lesen hat die meiste Zeit Spaß
gemacht. Man muss es wirklich als leichte Lektüre betrachten und darf
keinesfalls den Fehler machen und sein Wissen über griechische Mythologie hier
auffrischen wollen. Dann hätte man sein Vorhaben weit verfehlt. Auch kann die
Handlung nur in einem Jugendbuchrahmen entstehen. Vieles ist einfach stark
konzipiert und dem Willen der Autorin angepasst. Der Stil von Woolf ist aber
sehr flüssig und angenehm. Was genau den Reiz des Buches ausmacht, ist für mich
schwer ausmachbar. Aber ich wollte durchaus wissen, ob Prometheus seine Aufgabe
schafft oder erneut scheitert, ob Jess ihre Fähigkeiten noch ausbauen kann (,
denn sie ist ja nun mal wirklich etwas Besonderes, so doof das auch ist),
was Apoll als nächstes für einen Scherz macht oder ob Leah vielleicht doch
Joshs Herz erobern kann. Man hat es mit dem typischen Liebesdrama eines
Jugendbuchs zu tun, in dem immer mal wieder ein paar Götter rumtanzen. Absurd, aber irgendwie auch ganz nett.
Im Übrigens kommentiert der Götterbote Hermes das Geschehen für die restlichen
Götter. Er gefiel mir durchaus und ich bin gespannt, was aus seiner Position im
nächsten Band so gemacht wird.
Fazit
„Götterfunke – Liebe mich nicht“ hat eindeutig seine
Schwächen. Die liegen im Konzept der Götter und auch in der starken
Willkürlichkeit, die in die Handlung einfließt. Dennoch sind die Charaktere für
ein Jugendbuch geeignet und es tritt das typische Chaos ein, das mit der Liebe
einhergehen muss. Eifersucht, Betrug, Hoffnung und ein drohender Krieg sind
Themen, die im Buch vorkommen. Die Protagonistin Jess passt gut in die Geschichte,
auch wenn sie sehr naiv ist. Trotz starker Kritik hat mir das Buch gefallen und
ich bin gespannt, wie Marah Woolf ihre ganz eigene Geschichte
weiterspinnen muss. Achtet einfach beim Lesen darauf, nicht alles zu glauben.
Lässt man einige Tatsachen außer Acht, bietet dieses Jugendbuch tolle
Unterhaltung. Ich vergebe daher sogar ganze vier Spitzenschuhe.
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