Titel: So weit uns Träume tragen
Autor: Christiane Lind
Verlag: Selfpublished
Preis: 1,99€
Seiten: 364
Die Titanic und ihr Untergang sind Themen, die mich seit
meiner Kindheit faszinieren. Mein Vater hatte ein Faible für das berühmte
Schiff und in unserer Vitrine stand immer ein Nachbau des Luxusdampfers. Jeder
hat schon einmal etwas von der Titanic gehört. Kaum jemand kennt nicht den
berühmten Film von 1997. Und obwohl das Thema bekannt, ja fast schon ausgereizt
ist, gibt es noch immer viele Adaptionen. Meiner Meinung nach zurecht, denn
dieses grauenhafte Schicksal der über 1500 Opfer kann wohl nie so ganz
begriffen werden. Eine dieser Adaptionen ist das Buch „So weit uns Träume
tragen“ von Christiane Lind, welches zuvor unter dem Titel „Weiße Rosen und die
Titanic“ erschien. Der neue Titel ist gelungen, wenn man mich fragt. Die
Geschichte ist allerdings zu großen Teilen eher eintönig, obwohl sich um viele
Genrewechsel bemüht wird. Erst das Ende watet mit puren Emotionen auf, die
niemanden kaltlassen. Aber wie sollte es bei dem bekannten Ende, das die
Titanic nahm, auch anders sein? „So weit uns Träume tragen“ ist ganz nett, es
blieb dennoch hinter meinen Erwartungen zurück.
Klappentext
Frühjahr 1912: Die Schauspielerin Paula hat ihr Erbe
ausgeschlagen, um auf der Bühne zu stehen. Gemeinsam mit der Kostümbildnerin
Luise erobert sie die Berliner Theaterwelt im Sturm. Doch von einem Tag auf den
anderen stehen die Freundinnen vor dem Nichts.
Als ein Verehrer ihnen ein Erste-Klasse-Ticket für die Titanic schenkt,
ergreifen die jungen Frauen mutig die Chance auf ein neues Leben. An Bord des
eleganten Luxusdampfers lernt Luise den schüchternen Steward Leonard kennen und
lieben, während der geheimnisvolle Ferdinand von Fahlbusch großes Interesse an
Paula zeigt.
Wird es ihm gelingen, ihr Herz zu erobern?
Ist Paula bereit, ihre Träume über Bord zu werfen?
Meinung
Wie man schon erahnen kann, wird versucht dem Leser hier
einen vielfältigen Themenmix zu bieten. Im Grunde geht es um zwei Frauen, die
seit ihrer Kindheit befreundet sind und alles im Leben gemeinsam angehen. Somit
ist das Thema Freundschaft das präsenteste im Buch. Paula und Luisa sind ein
nettes Gespann, das sich aufeinander verlassen kann. Sie stehen alles gemeinsam
durch. Luise ist dabei die bescheidenere der beiden. Als Kostümbildnerin ist
sie sehr begabt, doch im Mittelpunkt steht immer Paula, die außerdem von
adeliger Abstammung ist. Ich mochte Luise weitaus lieber als Paula. Obwohl sie
ein sehr lebhafter und auch guter Charakter ist, war sie mir manchmal zu perfekt.
Gerade das soll sicher vermieden werden, aber mich konnte Paulas Charakter
nicht für sich gewinnen. Insgesamt leidet ihre Figur unter der
Handlungskonstellation. Ich persönlich empfand die gesamte Geschichte zu
konzipiert, zu stark durchgeplant mit zu vielen Zufällen, die letztendlich zum
Ausgang des Ganzen führen. Das ganze Theater um die Reise mit der Titanic ist
dabei nur der Anfang und das hängt stark mit Ferdinand von Fahlbusch zusammen.
Seine Figur ist natürlich nicht zu mögen. Seine Geschichte ist schnell erraten
und dieser verrückte Mann soll wohl für das Thrill-Element in der Geschichte
sorgen. Verrat und Vergangenheit sind Themen, die gleichzeitig auf den Plan
treten. Der gesamte Handlungsstrang um Ferdinand hat mich genervt. Es war
übertrieben und somit wenig authentisch. Natürlich ist der Mann größenwahnsinnig,
aber etwas weniger Drama hätte ich mir hier gewünscht. Ein weiteres Thema ist
die Liebe. Dieses zarte Pflänzchen, das sich zwischen Luise und Leonard
entwickelt, hat mir gut gefallen. Natürlich hatten die beiden äußerste wenig
Zeit, sich ineinander zu verlieben, aber das kann auf der Titanic schon mal
vorkommen. Der Themenmix aus Liebe, Hoffnung, Thrill und Verrat, kam für mich
nicht ganz logisch zusammen.
Sehr positiv ist aber der gesamte Titanic-Kontext, bzw. die Titanic als
Handlungsort. Als Leser weiß man von Beginn an mehr als die Figuren des Buches.
Die Ereignisse sind historisch ziemlich genau geschildert. Natürlich ist der
Autorin ein Rahmen an Fiktion erlaubt. Damals gab es schließlich auch genügend
Gerüchte und Spekulationen, die im Buch gut verarbeitet werden. All das hat mir
gut gefallen. Der Höhepunkt des Buches ist natürlich der Untergang der Titanic.
Bis dahin musste ich mich zum Teil durchs Buch zwingen, doch diese Kapitel,
haben mich unglaublich mitgenommen. Ich musste meine Tränen trocknen, als
Menschen lieber zusammen sterben als alleine leben wollten. In diesen Szenen
hat Lind wahres Können bewiesen und spielt mit den Emotionen des Lesers.
Wirklich schade, dass der Rest mich nicht so überzeugen konnte. Auch das Ende
des Buches war mir ein bisschen zu kitschig. Im Grunde ist der Schreibstil flüssig, die Kapitel sind kurz, manchmal war mir Paulas Sicht deutlich zu subjektiv.
Fazit
Ein großartiger Handlungsort und wirklich gelungene Schlusskapitel
machen aus „So weit uns Träume tragen“ durchaus ein lesenswertes Buch. Leider
ist die gesamte Handlung etwas zu sehr gewollt und konstruiert. Die Charaktere
sind in Ordnung, der Genremix gelingt leider nicht. Insgesamt vergebe ich 3,5
Spitzenschuhe. Das Buch frischte meine Titanic-Faszination in jedem Fall wieder auf,
eine interessantere Handlung hätte ich mir aber gewünscht.
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