Titel: Faust I
Autor: Johann Wolfgang Goethe
Verlag: Fischer Klassik
Preis: 6,50€
Seiten: 185
Klappentext
Seit langem schon sucht
Faust vergeblich zu ergründen, »was die Welt im Innersten zusammenhält«. Doch
nur ein Pakt mit dem Teufel kann ihm helfen, seinen Wissensdurst zu stillen und
das schöne Gretchen zu verführen. Dabei kommt er an den großen Fragen der Menschheit,
der Wahrheit, der Liebe und der Verantwortung vor sich selbst, nicht vorbei.
Meinung
Es gibt wohl kein Deutsches Werk, das zu den Klassikern
zählt, welches eine solche Berühmtheit und Bedeutung erlangte, wie Johann Wolfgang Goethes „Faust
I“. Ein eigentlich alter Stoff, an dem Goethe fast sein Leben lang gearbeitet und das ihn berühmt gemacht hat, wie keinen anderen deutschen Dichter. In
der Schule zählt es zu den Standartwerken und nicht umsonst kennt beinahe jeder
dieses Buch, wenn auch nur vom Namen her. Zitate wie…
„Da steh ich nun, ich armer Tor!
Und bin so klug als wie zuvor“ (S. 19)
oder auch:
„Mit Eifer hab ich mich der Studien beflissen;
Zwar weiß ich viel, doch möcht ich alles wissen.“ (S. 26)
…haben die meisten Menschen schon einmal gehört. Nicht
verwunderlich, denn die Satzmelodie Goethes bleibt einfach im Kopf. Für viele
ist „Faust I“ ein Meisterwerk. Auch ich habe mich der Geschichte um den Doktor
vor vielen Jahren einmal gewidmet. Nachdem ich im letzten Jahr aber Weimar
besucht habe, schaffte ich mir endlich eine eigene Ausgabe von „Faust I“ an und
las das Werk nach 6 Jahren erneut. Zum Glück! Zwar weiß ich noch, dass mir das
Buch früher gefiel, aber heute zweifle ich daran, dass ich es damals wirklich
verstand. Es ist nicht leicht, sich an einer Rezension zu diesem Werk zu versuchen, denn es gibt genügend literarische Besprechungen. Ich versuche es dennoch in aller Einfachheit.
Eigentlich ist „Faust“ relativ fragmenthaft verfasst. Zum Teil gibt es
aufeinanderfolgende Szenen, zum Teil auch zusammenhangslose Wechsel. Das kann
ein wenig verwirren, behindert den roten Faden aber nicht. Der Protagonist ist
der berühmte Doktor Faust, der nach nichts anderem strebt als Allwissenheit. Er
ist sehr gelehrt, aber gleichzeitig arrogant und egoistisch. Nicht umsonst geht
er einen Pakt mit dem Teufel ein. Der ist natürlich sehr gewieft und ein interessanter Charakter. Aber was erwartet man auch vom Teufel? Gegenüber Mephisto bezeichnet Faust sich
sogar als „gottgleich“, was er natürlich keinesfalls ist. Allerdings wird damit
eine interessante Tür aufgestoßen. Denn das Thema Religion in nicht unwichtig.
Natürlich war es 1808, als das Buch zum ersten Mal erschien, noch viel
präsenter. Dementsprechend ist das Thema auch vorherrschend. Die berühmte
Gretchenfrage
„Nun sag, wie hast du’s mit der Religion?“ (S.121)
ist hier
repräsentativ. Denn eigentlich ist der arme Faust lediglich eine Spielfigur des
Teufels in einem kleinen unbedeutendem Spiel gegen Gott. Immer wieder gibt es
Verweise darauf. Bevor die ganze Geschichte überhaupt losgeht, hat Goethe
einige Vorszenen geschaltet. So gibt es ein Gespräch unter Theaterleuten zur
Unterhaltung und darauf folgend die Szene im Himmel, bei der das Spiel eingeläutet wird. Auch am Ende scheint Gott selbst in Erscheinung zu
treten, als Gretchen erlöst wird. Denn ach…wie es bei einer weltberühmten
Tragödie nun einmal sein muss, gibt es tragische Elemente.
Die Handlung des Buches ist nicht unbedingt das, was man heute unter
Unterhaltungsliteratur verstehen würde. Faust will noch toller sein als sowieso
schon, der Teufel verspricht ihm das zu ermöglichen im Tausch mit seiner Seele,
die beiden Schurken schrecken gemeinsam vor nichts zurück und stürzen alle
anderen ins Unglück. Allen voran das liebe Gretchen samt ihrer Familie. Es wird
gemordet und verführt, verraten und verurteilt. Wie es sich eben gehört: Es
endet tragisch. Und offen. Denn es gibt bekanntlich noch „Faust II“, den ich
selbst aber noch nicht gelesen habe.
Ich kann euch nur empfehlen, „Fasut I“ einmal zu lesen. Es ist nicht sonderlich
kompliziert, sondern vielmehr schön. Ich mochte das Reimschema sehr gern und es
wechselt sich zwischenzeitlich auch ab. Liest man mit etwas Konzentration, kann
man den Dialogen gut folgen, auch wenn manche natürlich recht ausschweifend
sind. Trotzdem bleibt der Handlungskern klar. Liest man allerdings ein bisschen
länger, bekommt man danach das Bedürfnis, selbst in Reimen zu sprechen. Diese
blumige und elegante Ausdrucksweise ist einfach herrlich und daher begab ich
mich gern wieder in dieses Szenario.
Fazit
Gerne vergebe ich deswegen auch die 5 Spitzenschuhe, um die ich als Germanistin
nicht umhin komme. In „Faust I“ lässt sich Themenreichtum und auch Aktualität
finden. Man weiß, dass es tragisch enden wird, doch Goethe hat es sprachlich
herrlich verpackt, weswegen dieses Buch eine kleine Flucht aus der Realität
ist, die ich jedem ans Herz legen kann.
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