4. Juni 2017

Rezension [Klassiker]: "Faust I" von Johann Wolfgang Goethe


Titel: Faust I
Autor: Johann Wolfgang Goethe
Verlag: Fischer Klassik
Preis: 6,50€
Seiten: 185

Klappentext


Seit langem schon sucht Faust vergeblich zu ergründen, »was die Welt im Innersten zusammenhält«. Doch nur ein Pakt mit dem Teufel kann ihm helfen, seinen Wissensdurst zu stillen und das schöne Gretchen zu verführen. Dabei kommt er an den großen Fragen der Menschheit, der Wahrheit, der Liebe und der Verantwortung vor sich selbst, nicht vorbei. 

Meinung


Es gibt wohl kein Deutsches Werk, das zu den Klassikern zählt, welches eine solche Berühmtheit  und Bedeutung erlangte, wie Johann Wolfgang Goethes „Faust I“. Ein eigentlich alter Stoff, an dem Goethe fast sein Leben lang gearbeitet und das ihn berühmt gemacht hat, wie keinen anderen deutschen Dichter. In der Schule zählt es zu den Standartwerken und nicht umsonst kennt beinahe jeder dieses Buch, wenn auch nur vom Namen her. Zitate wie…

„Da steh ich nun, ich armer Tor!
Und bin so klug als wie zuvor“ (S. 19)


oder auch:

„Mit Eifer hab ich mich der Studien beflissen;
Zwar weiß ich viel, doch möcht ich alles wissen.“ (S. 26)


…haben die meisten Menschen schon einmal gehört. Nicht verwunderlich, denn die Satzmelodie Goethes bleibt einfach im Kopf. Für viele ist „Faust I“ ein Meisterwerk. Auch ich habe mich der Geschichte um den Doktor vor vielen Jahren einmal gewidmet. Nachdem ich im letzten Jahr aber Weimar besucht habe, schaffte ich mir endlich eine eigene Ausgabe von „Faust I“ an und las das Werk nach 6 Jahren erneut. Zum Glück! Zwar weiß ich noch, dass mir das Buch früher gefiel, aber heute zweifle ich daran, dass ich es damals wirklich verstand. Es ist nicht leicht, sich an einer Rezension zu diesem Werk zu versuchen, denn es gibt genügend literarische Besprechungen. Ich versuche es dennoch in aller Einfachheit. 
Eigentlich ist „Faust“ relativ fragmenthaft verfasst. Zum Teil gibt es aufeinanderfolgende Szenen, zum Teil auch zusammenhangslose Wechsel. Das kann ein wenig verwirren, behindert den roten Faden aber nicht. Der Protagonist ist der berühmte Doktor Faust, der nach nichts anderem strebt als Allwissenheit. Er ist sehr gelehrt, aber gleichzeitig arrogant und egoistisch. Nicht umsonst geht er einen Pakt mit dem Teufel ein. Der ist natürlich sehr gewieft und ein interessanter Charakter. Aber was erwartet man auch vom Teufel? Gegenüber Mephisto bezeichnet Faust sich sogar als „gottgleich“, was er natürlich keinesfalls ist. Allerdings wird damit eine interessante Tür aufgestoßen. Denn das Thema Religion in nicht unwichtig. Natürlich war es 1808, als das Buch zum ersten Mal erschien, noch viel präsenter. Dementsprechend ist das Thema auch vorherrschend. Die berühmte Gretchenfrage 
„Nun sag, wie hast du’s mit der Religion?“ (S.121) 
ist hier repräsentativ. Denn eigentlich ist der arme Faust lediglich eine Spielfigur des Teufels in einem kleinen unbedeutendem Spiel gegen Gott. Immer wieder gibt es Verweise darauf. Bevor die ganze Geschichte überhaupt losgeht, hat Goethe einige Vorszenen geschaltet. So gibt es ein Gespräch unter Theaterleuten zur Unterhaltung und darauf folgend die Szene im Himmel, bei der das Spiel eingeläutet wird. Auch am Ende scheint Gott selbst in Erscheinung zu treten, als Gretchen erlöst wird. Denn ach…wie es bei einer weltberühmten Tragödie nun einmal sein muss, gibt es tragische Elemente.
Die Handlung des Buches ist nicht unbedingt das, was man heute unter Unterhaltungsliteratur verstehen würde. Faust will noch toller sein als sowieso schon, der Teufel verspricht ihm das zu ermöglichen im Tausch mit seiner Seele, die beiden Schurken schrecken gemeinsam vor nichts zurück und stürzen alle anderen ins Unglück. Allen voran das liebe Gretchen samt ihrer Familie. Es wird gemordet und verführt, verraten und verurteilt. Wie es sich eben gehört: Es endet tragisch. Und offen. Denn es gibt bekanntlich noch „Faust II“, den ich selbst aber noch nicht gelesen habe.
Ich kann euch nur empfehlen, „Fasut I“ einmal zu lesen. Es ist nicht sonderlich kompliziert, sondern vielmehr schön. Ich mochte das Reimschema sehr gern und es wechselt sich zwischenzeitlich auch ab. Liest man mit etwas Konzentration, kann man den Dialogen gut folgen, auch wenn manche natürlich recht ausschweifend sind. Trotzdem bleibt der Handlungskern klar. Liest man allerdings ein bisschen länger, bekommt man danach das Bedürfnis, selbst in Reimen zu sprechen. Diese blumige und elegante Ausdrucksweise ist einfach herrlich und daher begab ich mich gern wieder in dieses Szenario.

Fazit




Gerne vergebe ich deswegen auch die 5 Spitzenschuhe, um die ich als Germanistin nicht umhin komme. In „Faust I“ lässt sich Themenreichtum und auch Aktualität finden. Man weiß, dass es tragisch enden wird, doch Goethe hat es sprachlich herrlich verpackt, weswegen dieses Buch eine kleine Flucht aus der Realität ist, die ich jedem ans Herz legen kann.



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