31. Mai 2017

Rezension: "Chosen - Die Bestimmte" von Rena Fischer


Titel: Chosen - Die Bestimmte
Autor: Rena Fischer
Verlag: Planet! (Thienemann-Esslinger)
Preis: 16,99€
Seiten: 464


„Chosen – Die Bestimmte“ hat einen interessant klingenden Klappentext, ein tolles Thema und ein aufmerksamkeitserregendes Cover. Also kurz gefasst: Alles, was es braucht, um ein vielversprechendes Buch zu sein. Und vielversprechend war es für mich auch. Nach dem Lesen bin ich aber leider enttäuscht. Das Buch konnte mich nicht mitreißen, war mir an vielen Stellen zu stereotypisch und langatmig. Ich bin weiterhin von der Idee überzeugt und an manchen Stellen wird „Chosen“ auch wirklich spannend. Im Grund ist die Thematik gut gelungen und überzeugt mit einer tollen Fantasygeschichte – an der Umsetzung scheitert es allerdings ein wenig.

Klappentext


Ein Eliteinternat für Hochbegabte – nicht gerade Emmas Traum! Doch dieses Internat ist nicht das, was es zu sein scheint. Alle Schüler haben paranormale Fähigkeiten: Der charismatische Aidan kann Feuer und Wasser tanzen lassen, und Emma findet heraus, dass sie die Gefühle anderer Menschen erspüren kann – sie ist eine Emotionentaucherin. Gerade als sich Emma und Aidan annähern, taucht plötzlich Jared auf, ein ehemaliger Internatsschüler, und weiht sie in ein düsteres Geheimnis des Internats ein. Emma weiß nicht mehr, wem sie trauen kann. Auf einmal bricht eine Rebellion los, und für Emma geht es dabei nicht nur um die große Liebe, sondern um Leben und Tod!

Meinung



Ich habe unglaublich lange für dieses Buch gebraucht, was ich wirklich nicht erwartet hatte. Normalerweise verliere ich mich schnell in Jugendbüchern und tauche in die Geschichte ein. Anfangs hatte ich auch das Gefühl, als wenn das bei „Chosen“ passieren würde, denn der Start ins Buch verlief gut. Man hat es mit einer typischen Konstellation zu tun. Ein junges Mädchen verliert ihre Mutter, ist plötzlich allein und hat eine besondere Gabe, von der sie weiß, dass sie sie geheim halten muss. So oder so ähnlich sind schon einige Geschichten losgegangen. Dagegen spricht auch rein gar nichts. Möglicherweise hatte ich auch meine Probleme, weil ich mit meinen Mitte 20 nicht mehr unbedingt in die Zielgruppe des Buches passe. Zumindest hatte ich das Gefühl, als wenn ich an vielen Stellen selbst schon zu alt für die Geschichte bin.
Aber genug der unspezifischen Worte. Kommen wir mal zum Punkt. Die Charaktere waren es nicht, die mich gestört haben. Ich hatte zwar keinen Liebling oder eine Identifikationsfigur, aber die Charaktere sind allesamt ok. Für jüngere Mädchen kann die starke und selbstbewusste Emma durchaus eine gute Protagonistin sein. Sie weiß was sie will und steht auf eigenen Beinen. Ich selbst fand sie ein bisschen zu cool. Aber das geht im Rahmen der Handlung in Ordnung. Ihr Vater Jacob ist ebenfalls ganz gut konstruiert. Anfangs kann man ihn gar nicht leiden, aber das legt sich im Laufe der Handlung, obwohl man nie weiß, ob man ihm trauen kann. Der interessanteste Charakter ist Fion. Zwar bin ich der Meinung, dass es keinen Handlungsträger im Allgemeinen gibt, aber Fion kommt schon nah daran. Er ist der unbestrittene Herrscher über die Hierachie der Raben, der Meister. Natürlich ist er nicht so nett, wie es den Anschein macht. Aber wie seine Macht und Wirkung beschrieben wurden, gefiel mir immer gut. Bleiben noch die Jungs. Aiden…hm…Aiden…oder auch Jared…oder Dean…ihr merkt schon: Es gibt eine Fülle an Jungs, die Emma ziemlich hinreißend finden. Das mag ich nicht besonders. Ein einziges Mädchen verdreht innerhalb eines Tages so ziemlich jedem Jungen den Kopf und hat auch noch mächtigere Gaben, als jeder zuvor…ach…na schön. Der Auserwählte ist der gute Aiden. Für mich hatte er keine große Persönlichkeit. Die Liebe zwischen Emma und ihm ging mir zu schnell, war sofort zu tief und somit nicht authentisch. Ich habe die ganze Zeit über nicht verstanden, was jetzt der Ausschlag für diese tiefe Bindung war, für die man sein Leben riskiert. Sein tolles Haar? Der Punkt der Liebesgeschichte war also schon mal verfehlt. Aber thematisch gesehen hat das Buch mehr zu bieten.
Wie ich schon sagte, finde ich die Idee des Buches top. Das Internat für besondere Gaben, der Missbrauch dieser Gaben und die Auswirkungen auf jedes einzelne Leben sind interessante Themen, die im Gesamtkonstrukt gut harmonieren. Leider verfolgt die Autorin nicht immer die richtigen Handlungsstränge, was dem Ganzen ein wenig die Spannung nimmt. Für mich war das Buch nämlich oft verwirrend. Manche Dinge hätten noch einmal überdacht werden sollen. Dazu zählen zum Beispiel die vielen gleichklingenden Namen, die dem Leser wirklich Schwierigkeiten machen können. So heißt einer der heißen Jungen Jared und dann gibt es noch Jacob. Beide nicht verwechseln, denn das eine ist ein Freund und das andere der Vater von Emma. Schlimmer noch waren aber die Namen MacMillon und Montgomery. Ebenfalls bitte nicht verwechseln, denn hierbei handelt es sich um einen mächtigen Raben mit einer fiesen Gabe und beim anderen um der Führer des Horusrings (des Widerstands) – also beide super verfeindet. Ich hatte so meine Probleme und musste des Öfteren überlegen, wer MacMillon denn überhaupt noch mal war. Viele Namen werden einfach so in den Raum geworfen, ohne dass man irgendwelche spezifischen Eigenschaften eingetrichtert bekommen hat. Das war sehr schade. Ebenso verwirrend war für mich manchmal der Stil der Autorin, den ich als sprunghaft beschreiben will. Manchmal ist die Szenerie ganz ruhig und plötzlich, von einer Zeile auf die andere, wechselt sei in eine völlig andere. Man könnte das unerwartet nennen, ich fand es eher unpassend. An manchen Stellen hätte der Stil außerdem eleganter sein können. Obwohl ich also auch hier meine Schwierigkeiten hatte, muss ich diesbezüglich zwei positive Dinge hervorheben. Die Kapitel sind zumeist relativ kurz und haben Überschriften. Das war gut. Die Überschriften passen gut zu den Kapiteln und durch die Kürze der Kapitel kommt man schneller voran. Des Weiteren ist in die Geschichte auch eine Art Flashback eingebaut, denn die Geschichte von Emmas verstorbener Mutter ist wichtig für die Handlung. Aus ihrem Leben werden immer wieder Passagen mit reingenommen, die in blasserer Schrift gedruckt sind. Diese Stellen fand ich sehr interessant und verliehen der Geschichte eine tiefere Ebene. 

Fazit


Insgesamt muss ich sagen, dass mir bei "Chosen" Vieles zu kindisch und stereotypisch war. Die Charaktere waren okay und die Kulisse mit Irland und dem Internat ist top. Die Idee des Buches ist außerdem wirklich klasse, aber an der Umsetzung scheiterte es an mancher Stelle. Manchmal konnte „Chosen – Die Bestimmte“ mich packen, aber meistens merkte ich einfach, dass ich zu alt bin für diese Geschichte. Dennoch kann das Buch für Jugendliche eine gelungene Fantasygeschichte sein. Mir war sie einfach zu vorhersehbar. Daher vergebe ich  3 Spitzenschuhe.



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