Titel: Water & Air
Autor: Laura Kneidl
Verlag: Carlsen
Preis: 12,99€
Seiten: 480
Manchmal liest man Bücher nur aufgrund des Autors. Entweder
kennt man andere Bücher von ihm und man weiß auch ohne den Klappentext zu
lesen, dass das Buch toll sein wird. Oder aber der Autor ist einfach so
unglaublich sympathisch, dass man wissen will, was er so auf dem Papier zu
Stande bringt. Letzteres war bei mir und dem neuen Buch von Laura Kneidl der
Fall. Auf der LBM hatte ich Gelegenheit der Autorin zu lauschen und deswegen
entschied ich mir für „Water & Air“. Aber auch der Klappentext klingt
vielversprechend und innovativ. Nach dem Lesen muss ich sagen, dass die Autorin
mit dem Buch eine großartige Geschichte geschaffen hat. Sie ist vielschichtig,
detailreich und hat eine tolle Genremischung in sich. Die Charaktere haben
Ecken und Kanten und sind sehr mutig. Die Handlung ist spannend und besteht
nicht nur aus typischen Klischeewendungen. Ein toller Einzelteil, der den Leser
in eine neue Welt entführen kann!
Klappentext
Seit dem Anstieg der Meeresspiegel leben die Menschen in
Kuppeln unter Wasser oder in der Luft. Mit ihren achtzehn Jahren hat Kenzie
noch nie die Sonne gesehen und ihr Leben in der Wasserkolonie unterliegt
strengen Normen. Schließlich hält sie es nicht mehr aus und flieht in eine
Luftkolonie, um dort einen Neuanfang zu wagen. Doch dann wird sie zur
Hauptverdächtigen in einer mysteriösen Mordserie und nur Callum mit dem
geheimnisvollen Lächeln hält zu ihr. Aber nicht nur den beiden droht Gefahr,
auch das Schicksal der gesamten Kolonie steht auf dem Spiel.
Meinung
Das Buch lässt sich in das Genre Dytopie einordnen, in der
allerdings noch sehr viel mehr zu finden ist, als die typische andere
Weltvorstellung (, die meiner Meinung nach eine sehr reale Basis hat). Für mich
gab es gewisse Sci-Fi Anteile, eine Krimigeschichte und natürlich die
romantische Liebesgeschichte. Laura Kneidl schafft es, diese verschiedenen
Genres wunderbar zu mischen und heraus kommt ein tolles Buch! Durch diese
verschiedenen Aspekte wandelt sich die Story im Laufe der Zeit extrem. Was mit
der typischen Geschichte einer jungen Frau beginnt, die sich mehr von ihrem
Leben erwartet, wird zu einer Gesellschaftskritik im Allgemeinen mit einer Prise
Kriminalfall dazu. Diese Wende ist sehr interessant, aber auch etwas extrem. Es
gefiel mir, dass in diesem Buch so viele verschiedene Facetten Platz finden. Aber
trotzdem muss sich der Leser auf eine Menge einstellen, was anstrengend sein
kann. Dennoch bleibe ich dabei, dass „Water & Air“ gerade durch diese
Vielfalt zu dem tollen Buch wird, das es ist.
Wirklich beeindruckt haben mich die Charaktere, auch wenn ich es gut gefunden
hätte, wenn Kenzie und Callum nicht um die 18 sondern eher 21 gewesen wären.
Denn beide verhalten sich in jedem Fall älter, als sie sind. Beide sind sehr
starke Charaktere, die unglaublich mutig agieren. Kenzie flieht aus ihrer Wasserkolonie
und lässt somit ihr gesamtes Leben hinter sich. Sie hat gute Gründe dafür und
diese Gründe waren sehr plausibel. Ich mochte es, dass Kenzie nicht perfekt
ist, sondern eben auch so kalt sein kann, ihre Familie zu verlassen. Das klingt
egoistisch, zeigt aber dass Kenzie nicht das liebe Mädchen von nebenan ist. Das
beweist sie im Verlaufe des Buches auch immer häufiger. Als Protagonistin ist
sie sehr gut, wenn auch besonders in Bezug auf Callum ein wenig naiv. Dennoch
meistert sie die Situationen immer klasse. Callum ist der verschlossene
Security-Beauftragte, der jede Frau haben könnte. Er ist es gewohnt, sich im
Leben durchzukämpfen und für andere einzustehen. Seine eigenen Bedürfnisse stellt
er zurück – bis er Kenzie trifft. Die Liebesgeschichte, die sich zwischen den
beiden aufbaut, gefiel mir gut. Sie entwickelt sich nur langsam und kommt nicht
von einer auf die andere Seite, was toll war. Ich hasse es, wenn Charaktere
sofort unsterblich verliebt sind – beide zur gleichen Zeit. Aber hier wird sich
Zeit gelassen. Ich mochte die beiden zusammen. Die Geschichte hat dadurch einen
sehr romantischen Aspekt, der gut ausgelebt wird und einen Großteil der Story
einnimmt. Neben der Liebesgeschichte spielen die Serienmorde die größte Rolle.
Zwischenzeitlich hat man wirklich das Gefühl in einem Krimi zu sein, was aber
positiv ist. Auch für den Leser fehlt anfangs ein Zusammenhang zwischen den
Morden, aber man weiß mit Sicherheit, dass Kenzie nichts mit ihnen zu tun hat.
Leider ist gerade der Führer des Rates, Alaric, vom Gegenteil überzeugt. Alaric
ist der typische egozentrische Bösewicht, den man sofort durchschaut. Er sorgt
dafür, dass Kenzie die Hölle durchleben muss. So kommen manipulative und intrigante
Züge in der Story unter, was ebenfalls die Vielfalt unterstreicht. Es
entwickelt sich ein Kampf zwischen Alaric und seinen Anhängern und Kenzie und
Callum, die die Wahrheit herausfinden wollen. Das Ende der Geschichte hat es in
sich und ist moralisch nicht einwandfrei. Man muss auch als Leser in sich gehen
und hinterfragen, ob man die Taten als gerecht erachtet. Meines Erachtens wird
das Ende gut begründet und ich konnte damit leben, bin mir aber der Brenzligkeit
bewusst.
Neben den Protagonisten und den Gegenspielern gibt es auch noch tolle
Nebencharaktere, die wirklich gut gelungen sind. Noel, Nilam und Kalif tragen
große Teile zur Geschichte bei und sorgen für schöne und unschöne Momente. Der
Stil von Laura Kneidl ist übrigens wirklich schön und passt super in die
Geschichte. Ich bewundere ihre Idee, die sie in „Water & Air“ umgesetzt
hat. Die erschaffenen Schauplätze sind einmalig und zeugen von großer
Kreativität.
Fazit
'Vielfalt' wird in „Water & Air“ großgeschrieben. Das kann
sich auf die vielen verschiedenen Facetten der Geschichte samt all ihrer
Genremischungen beziehen, aber auch auf die tollen und starken Charaktere. Das
Buch hat sehr viel zu bieten: tolle Kulissen, eine romantische
Liebesgeschichte, Serienmorde und das große Thema der Gerechtigkeit. Ich kann
das Buch nur empfehlen, da es mich in eine andere Welt entführt hat. Dafür
vergebe ich 4,5 Spitzenschuhe.
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