Titel: Deutschland - Ein Wintermärchen
Autor: Heinrich Heine
Verlag: Insel Verlag
Preis: 6,50€
Seiten: 129
Schon sehr lange stand „Deutschland – Ein Wintermärchen“ bei
mir im Regal. Spätestens seit 2006 und einem weniger nennenswerten Fußballfilm,
kennt man den Titel von Heinrich Heine erst Recht. Und seitdem wollte ich das
Werk tatsächlich lesen. Als ich dann vor kurzem Lust auf einen Klassiker für
Zwischendurch hatte, griff ich zum Poem von Heine. Und das habe ich nicht
bereut. Ein schnell gelesenes Gedicht oder auch „Loblied“ auf Deutschland aus
der Feder eines begnadeten Dichters. Zwar weiß ich über Heine viele
verschiedene und ambivalente Dinge, doch schreiben konnte er. Und nachdem ich
„Deutschland – Ein Wintermärchen“ gelesen habe, habe ich das Gefühl den
Menschen Heine besser zu kennen.
Inhalt
Eine Reise durch Deutschland von Paris aus nach Hamburg im
Jahre 1843 nimmt Heine zum Anlass einer ironischen Bestandsaufnahme der
sozialen und politischen Wirklichkeit seiner Zeit. Das -Wintermärchen- ist in
Wahrheit ein tief pessimistisches Bild des deutschen -politischen Winters- und
ein höchst engagiertes sozialrevolutionäres Programm gegen Nationalismus und
religiöse Bevormundung. Für ein erfülltes Leben in Frieden und Freiheit.
Meinung
Ich gehöre zu den wenigen Menschen, die etwas für Lyrik überhaben.
Schon in der Schule mochte ich Gedichtinterpretationen und nun, wo ich selbst
unterrichte, widme ich mich sehr gern der Lyrik. Ich kann nicht unbedingt
nachvollziehen, warum Gedichte so unbeliebt sind, drücken sie für mich doch
etwas sehr Künstlerisches und Schönes aus. Aber wenn man Gedichte nicht mag,
dann sollte man auch nicht unbedingt „Deutschland – Ein Wintermärchen“ lesen,
obwohl auch die Thematik spannend ist. Mag man aber die Verse und Strophen, die
Reime und den Rhythmus – dann muss man das Buch wohl gelesen haben.
Mich hat es einfach entspannt. Heine erzählt
in eine Art Reisebericht durch Norddeutschland, wie er sein Land
wahrnimmt. Hier kommen viele kritische Themen auf den Plan (und ich bin mir
sicher, dass man tolle Unterrichtseinheiten aus dem Buch machen kann). Denn
Heine schreibt aus dem Exil heraus und muss seine eigene Heimat demnach auch
kritisch reflektieren. Das Schöne an dem Buch ist seine Authentizität. Ich habe
dem Erzähler, den ich durchaus mit Heine verbunden habe, alles geglaubt. Jedes
Gefühl, jede Geschichte. Ich glaube wirklich, dass man Heines Weltbild in
gewissem Sinne hier wiederfindet – ist seine Meinung doch manchmal nur allzu
offenkundig geschildert. Er kritisiert den aufkommenden Nationalismus, es wird
deutlich, dass seine Zukunftsentwürfe beängstigend sind. Ja und auch die Tradition
muss unter seiner Feder leiden. Alles in allem sind die Themen aber vielfältig
und man hat es auch nicht ausnahmslos mit Kritik zu tun. Denn irgendwie kommt
gleichzeitig die Liebe für das Land durch. Eine sehr interessante Mischung.
Zwar machte der Dichter diese Deutschlandreise tatsächlich, aber letztendlich
ist es ein fiktiver Erinnerungsbericht, in dem auch Sagencharaktere vorkommen. Für mich war besonders schön, dass die
Reise durch den Norden geht und ich die Orte aus der heutigen Zeit kenne. Leider
erwähnt er Bremen nicht (, obwohl die Reise über diese Stadt ging), aber auch
Hamburg oder Köln sind interessant dargestellt.
Der Schreibstil ist wunderschön. Das Reimschema wird gut eingehalten und man
kann die Zeilen im Kopf mitsprechen, um den Klang zu genießen. Der simple
Kreuzreim und die vierzeilige Strophe werden strikt durchgehalten. Außerdem ist
das Gedicht in 27 Caputs eingeteilt, also in kleine Kapitel. Das entspannt das
Lesen ungemein, auch da die Caputs sich thematisch unterscheiden. Am Ende
meiner Ausgabe, die wirklich nicht die neuste ist, sind viele Anmerkungen zum Text beinhaltet, die mir beim Lesen
geholfen haben. Das Nachwort war in Ordnung, hätte aber auch noch besser sein
können. Der Nachtrag hingegen von Heine selbst ist überaus gelungen und ich bin
froh, dass sein Herausgeber dieses weitere kleine Gedicht ans Ende gestellt
hat.
Fazit
Ich bin sehr gern mit Heine durch Deutschland gereist und schwelgte in
klangvollen Melodien, die der Dichter mit diesem Poem erschaffen hat. Man kann
viel aus diesem Büchlein ziehen und lernen, kann sich aber auch berieseln
lassen. Heines Charakter wird auf jeden Fall deutlich und ich empfinde es als
Bereicherung „Deutschland – Ein Wintermärchen“ nun zu kennen. Auch historisch
ist es überaus interessant und deswegen vergebe ich volle 5 Spitzenschuhe.
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