26. November 2020

Rezension: "Der Turm des roten Königs" von Janis Nebel

 


Titel: Der Turm des roten Königs
Autor: Janis Nebel
Verlag: selfpublished
Preis: 4,99€
Seiten: 351

Fantasygeschichten sind heutzutage oft Trilogien – so auch die „Merles Fluch“-Reihe aus der Feder von Janis Nebel. Den Reihenauftakt habe ich nahezu verschlungen und mich über so viel Innovation gefreut. Band zwei war ein solider „Mittelteil“, der einen extrem gemeinen Clifhänger hatte. Und Band drei? Diesem habe ich entgegengefiebert! Und ich muss sagen, mit „Der Turm des roten Königs“ hat die Geschichte einen spannenden und sehr authentischen Finalteil bekommen, der sich wunderbar einfügt und alle Erwartungen erfüllt.

Merle und Kenai sind dem Roten König in die Hände gefallen und alles scheint verloren. Während Kenai im Kerker ums Überleben kämpft, droht sich Merle in den Intrigen des königlichen Hofes zu verfangen. Um Kenai zu helfen, muss sie nicht nur mit ihren schlimmsten Feinden zusammenarbeiten, sie muss auch einen Mord begehen: Der Rote König soll durch ihre Hand sterben. Aber viel Zeit bleibt ihr dafür nicht, denn sie muss den Anschlag durchgeführt haben, bevor der Hohepriester in die Zitadelle zurückkehrt. Merle braucht einen Plan – und Mut!

Die Welt, in der die junge Merle aufgewachsen ist, ist sehr typisch für das Genre „Fantasy“. Und doch hat die Autorin es geschafft, ihre Protagonistin im Laufe der Handlung sehr stark werden zu lassen, neue Handlungselemente zu schaffen und den Leser immer mal wieder zu überraschen. Ein Beispiel dafür ist „die Gabe“. Weiß man im ersten Band noch nicht einmal, was genau es damit auf sich hat, ist man nun zu Beginn des dritten Teils nahezu ein Experte. 
„Der Turm des roten Königs“ setzt beinah genau dort ein, wo Band zwei endet. Diesen nahtlosen Übergang gab es bereits zwischen Band eins und zwei, sodass man wunderbar weiterlesen kann, wenn man die Handlung noch präsent hat. In meinem Fall lagen einige Monate zwischen dem Lesen von Band zwei und drei. Nach und nach erinnert man sich aber wieder, da die Autorin viele wichtige Dinge im Laufe der Geschichte erwähnt. Das ist nicht so typisch, wie bei vielen anderen Büchern und deswegen brauchte ich einen Moment, um wieder richtig in Merles Welt anzukommen. Doch nachdem ich das geschafft hatte, fand ich mich gut zurecht. 
Man wird quasi in die Geschichte katapultiert, denn es passiert so viel! Das Buch hat eine normale mittlere Länge und doch hatte ich das Gefühl, dass sich so viele Dinge verändern, weil einfach so viel geschieht. Prinzipien, denen ich als Leser absolut treu war, habe ich am Ende vollkommen verworfen. Plötzlich war normal, was anfangs undenkbar war. Das klingt jetzt so abwertend, dabei ist genau das Gegenteil gemeint. Die Handlung strotzt nur so von Storyturns und anderen Wendungen. Merle, die Protagonistin, geht immer weiter neue Wege, um an ihr Ziel zu kommen. Und mit vielen davon habe ich einfach nicht gerechnet. Ihr Ziel ist von Anfang an klar: Sie muss den roten König töten, das Land befreien und auch ihre Mutter rächen. Doch in ihrer Gefangenschaft – im Turm des roten Königs – lernt sie so viel Neues. Sie weiß nicht, wem sie vertrauen kann. Und ob ihr Ziel wirklich das richtige ist. Auch als Leser zweifelt man, unter anderem, weil die Autorin absichtlich in die Irre führt. Aber das macht die Sache spannend. Der Handlungsverlauf von „Der Turm des roten Königs“ hat es in sich. Er steuert auf das Finale zu, welches ebenfalls sehr spannend ist. Der ein oder andere hat sicher Vermutungen, wie es mit Merle, Kenai und dem roten König zu Ende gehen kann, aber ob diese auch zutreffen? Ist der rote König wirkliche der Böse in dieser Gleichung? Meine Vermutung zumindest wurde bestätigt und doch wurde ich überrascht – und das mag ich. Ich finde es gut, wenn Bücher nicht vollkommen vorhersehbar sind, weshalb ich diesen Reihenabschluss unter anderem sehr schätze!
Neben dem Aufbau der Handlung sind auch die Figuren dieser Reihe sehr gelungen. In diesem Teil nimmt Merle allerdings den größten Raum ein. Das war ein bisschen schade, da ich Kenai wirklich lieber mag. Doch der sitzt im Kerker und rückt dementsprechend in den Hintergrund. Seine Stelle wird von Larren, dem roten König, eingenommen. Bei ihm handelt es sich um eine interessante und sehr vielschichtige Figur. Was genau sein Ziel ist, war mir lange nicht klar. Doch mit der Zeit entwickelt man durchaus Verständnis für diesen Massenmörder. Suspekt, oder? Oder doch nicht? Das zumindest muss auch Merle sich fragen.
Neben dem roten König selbst gibt es auch einige neue Nebenfiguren, die mir gut gefielen. Das sind vor allem Personen, die in der Zitadelle arbeiten und mit denen man sich identifizieren kann. 
Da es sich um einen Reihenabschluss handelt, kann ich nicht viel mehr zur Handlung sagen. Allerdings ist dieses Buch sehr emotional. Man kann mit Merle und Kenai mitfühlen und fragt sich an manchen Stellen, wie man wohl selbst reagieren würde. Der abschließende Kampf ist verlustreich, so viel steht fest. Aber auch der Abschied von tollen Charakteren gehört zu einer guten Buchreihe dazu. Gleichzeitig kann man sich auf ein Wiedersehen mit den bekannten tollen Figuren freuen, wie zum Beispiel Harri oder Skip.
Der Schreibstil von Janis Nebel hat mir wieder gut gefallen. Dieses Mal stolperte ich auch über keine Vokabeln oder andere unbekannte Begriffe. Man kann dieses Finale flüssig weglesen und sich noch einmal in Merles Welt entführen lassen.

Auch ohne viele Einblicke in die Handlung gewährleisten zu können, kann ich sagen, dass „Der Turm des roten Königs“ ein gelungener Abschluss der Trilogie ist. Merle hat sich über drei Bücher hinweg enorm entwickelt und ihre Stärken entdeckt. Doch ob diese im abschließenden Kampf ausreichen, das müsst ihr selbst herausfinden. Eine spannende Geschichte, viele unerwartete Wendungen, ein guter Schreibstil und vielschichtige Charaktere warten auf euch! Und da mir all das so gut gefallen hat, vergebe ich fünf Sterne.

 


22. November 2020

Rezension: "Oma, wie war's bei dir damals?" - Ein Buch zur Erinnerung

 


Titel: Oma, wie war's bei dir damals?
Autor: Monika Koprivova
Verlag: Familium
Preis: 29,90€
Seiten: 132

Meine Oma und ich haben eine schöne Tradition. Einmal die Woche besuche ich sie, sie kocht ein deftiges Mittagessen und danach gehen wir gemeinsam mit meinem Hund, den ich immer mitbringe. Nach dem großen Spaziergang setzen wir uns meistens an den Küchentisch und trinken noch einen Kaffee, bevor ich gehe.
Das geht schon ein paar Jahre so und ich genieße diese Zeit sehr. Meine Großmutter ist inzwischen 82 Jahre alt und hat dementsprechend viel erlebt. Sie ist keine der Frauen, die nicht gern über die Vergangenheit sprechen und wir haben auch immer mal wieder über ihre Jugend geredet.
Doch als ich das wunderschöne Buch „Oma, wie war’s bei dir damals?“ aus dem Familium-Verlag sah, dachte ich sofort: „Das ist etwas für mich und meine Oma!“ Denn es gibt so viel mehr, das man erfahren kann, wenn man gezielt nachfragt. Für mich steht eines fest: Dieses Buch ist ein absoluter Schatz, wenn man sich die Zeit dafür nimmt!

Das Buch „Oma, wie war’s bei Dir damals?“ ist ein einzigartiges Geschenk, das ein Lächeln im Gesicht aller Omas zaubert. Es handelt sich um ein offenes Buch für das Eintragen von Erinnerungen von der Kindheit bis in die Gegenwart. Die Oma kann alleine oder mit Ihrer Hilfe das Buch ausfüllen und somit auf eine Reihe von sorgfältig ausgewählten Fragen antworten. So entsteht eine Chronik, die für die Familie von unschätzbarem Wert ist.

Ich habe das Buch vor ungefähr vier Wochen bekommen und seitdem nehme ich es jede Woche zu den Nachmittagen mit meiner Oma mit. Nach dem Spaziergang setzen wir uns also an den Küchentisch und füllen jede Woche ein „Kapitel“ gemeinsam aus.
So komisch es klingen mag: Diese Zeit und diese gemeinsame Erfahrung sind einfach unbezahlbar!
Ich habe mich dafür entschieden, das Buch mit meiner Oma gemeinsam auszufüllen, statt es sie allein ausfüllen zu lassen. Ich empfinde diesen Weg als den deutlich schöneren, da man so in unglaubliche Gespräche kommt. Des Weiteren schreibe ich sehr viel schneller, als es meine Großmutter tut und ich kann gezielt nachfragen.
So gezielt muss dies aber meist gar nicht sein, da die Fragen des Buches wirklich toll sind. Wie ich eben schon anriss, ist das Buch in verschiedene Teile gegliedert. Es geht quasi chronologisch vor. Ganz vorn ist ein Stammbaum abgebildet, den man ausfüllen soll. Danach beginnen die „Schreibteile“. Der erste handelt von den Großeltern mütterlicherseits, danach die väterlicherseits. Es folgen Kapitel zur Mutter, zum Vater, zur eigenen Kindheit, zur Schulzeit, zu den eigenen Kindern, den Enkelkindern, besonderen historischen Ereignissen und dem ganz normalen Alltagsleben und Vorlieben. Jedes Kapitel besteht aus ca. 10 Seiten, auf denen unterschiedlich viele Fragen abgedruckt sind. Die Hälfte der Seiten sind allerdings sogenannte „Bildseiten“. Zum größten Teil sind diese leer, doch es gibt ganz viele kleine, liebevolle Details und kurze Sprüche. Diese Seiten dienen dem Einkleben von eigenen Fotos und Erinnerungen, die zum jeweiligen Kapitel passen. Aber auch wenn man sie freilassen möchte, sehen sie immer noch sehr schön aus! So, wie übrigens das gesamte Buch! Es ist absolut hochwertig gestaltet, beinhaltet nur bunte Seiten, hat ein schönes Schriftbild, dicke Seiten und tolle Details.
Auf der linken Seite jeder Doppelseite ist also immer Platz für eigene Fotos und auf der rechten stehen die Fragen. 


Meines Erachtens sind diese Fragen sehr schön ausgesucht. Eigentlich beinhalten sie nichts Spektakuläres und doch sind sie so formuliert, dass meine Oma immer sehr gezielt geantwortet hat ("Was hast du an deiner Mutter am meisten geschätzt?". Als Enkelin habe ich so beispielsweise etwas über die Geschwister meines Urgroßvaters erfahren, deren Namen ich zuvor noch nie in meinem Leben gehört hatte – dabei haben sie offenbar gleich um die Ecke gelebt. Aber es sind nicht nur solche „belanglosen“ Dinge, die man erfährt. Meine Oma hat aus längst vergangenen Zeiten Dinge erzählt, die ich sonst niemals erfahren hätte (, offenbar hat mein Urgroßvater sich selbst eine Yacht gezimmert, die er "Fidi von Bremen" nannte)! Und so habe ich unglaublich viel gelernt – auch über meine eigene Familie!
Meine Oma und ich sind noch lange nicht fertig mit „Oma, wie war’s bei dir damals“. Und doch hat uns dieses Buch schon so wundervolle Stunden geschenkt, mit denen ich nie gerechnet hätte. Man kauft hier nicht einfach nur ein Buch. Wenn man sich die Zeit dafür nimmt, dann schafft man unvergessliche Erinnerungen!
Ich habe Freunden und Bekannten von diesem kleinen „Projekt“ erzählt, das ich derzeit mit meiner Oma mache. Und ausnahmslos alle beneiden mich darum! Liebe Leser, wenn ihr noch eine Oma habt, die bereit ist, euch so viele Dinge aus dem eigenen Leben zu berichten, dann nehmt diese Chance wahr und setzt euch mit ihr gemeinsam an dieses wunderbare Buch! Übrigens gibt es auch die „Opa-Ausgabe“, solltet ihr in eurer Familie einen Großvater haben, der berichten kann, ist das vielleicht passender.
Meine Oma ist 1938 geboren und dementsprechend im Zweiten Weltkrieg großgeworden. Sie hat nur frühe Erinnerungen an diese Zeit, aber allein diese sind unfassbar. Wir haben ein sehr langes Gespräch über das Kriegsende geführt, was wir ohne dieses Buch niemals getan hätten – obwohl ich Geschichtslehrerin bin. Vieles weiß man über seine Großeltern, aber bei weitem nicht alles! Man bekommt ein ganz anderes Verständnis für das Leben der eigenen Großmutter und gewinnt so viele neue Einsichten. Mich hat dieses Buch wirklich zutiefst beeindruckt!

„Oma, wie war’s bei dir damals“ ist ein Geschenk! Ein Geschenk für die ganze Familie und das nicht erst, wenn es vollständig ausgefüllt ist. Das Geschenk daran ist die Zeit mit der eigenen Oma, die man gewinnt, indem man es gemeinsam mit ihr ausfüllt. Es ist keine Sache, die man zwischen Tür und Angel machen sollte. Meine Oma und ich sitzen jede Woche eine Stunde daran und kommen ins Tratschen und das ist eine unglaublich schöne Zeit! Meine Oma ist übrigens auch mit Feuereifer dabei! Sie hat bereits ihr Stammbuch beim Ausfüllen dabei gehabt, da sie die Vornamen ihrer eigenen Großeltern längst vergessen hatte. Ein anderes Mal hatte sie ein altes Fotoalbum dabei und wir haben uns parallel all die Tanten und Onkel angesehen, von denen ich zuvor noch nicht gehört hatte. Ich bin nun dabei diese Bilder einzuscannen, um auch die Bildseiten zu füllen.
Ich bin absolut überzeugt davon: Wenn Oma und ich dieses Buch beendet haben, dann haben wir einen wahren Familienschatz erschaffen, in den ich noch viele, viele Jahre lang blicken werde!
Ich bin einfach nur dankbar, „Oma, wie war’s bei dir damals“ mit meiner Oma zusammen ausfüllen zu können. Und deswegen vergebe ich ohne jegliche Kritik fünf Sterne und spreche den Appell aus: Wenn ihr Zeit mit euren Großeltern verbringen möchtet, dann gibt es keine bessere Möglichkeit, als euch dieses Buch zu besorgen!



20. November 2020

Mein SuB kommt zu Wort: Karli #51

 Hallo ihr Lieben!

Vor lauter Scham traue ich mich kaum, diesen Beitrag zu beginnen. Und wenn ich mich schäme, dann wisst ihr alle schon, um welches Thema es sich heute hier dreht: das SuB-Interview mit meinem herzallerliebsten Karli! Warum ich mich schäme? Das ist wohl offensichtlich. Ich habe im September hoch und heilig versprochen, Karlis Beitrag trotz großem Umzugsstress zu tippen. Habe ich das gemacht? Ähm...nein. Aber es war auch wirklich eine ziemlich stressige Zeit. (Ich weiß, das ist keine genehmigte Entschuldigung.) Ich hätte niemals gedacht, dass wir ganze zwei Wochen brauchen würden, bis alle Kartons ausgepackt, neue Möbel aufgebaut und eingerichtet sind. Unglaublich. Ich habe auf jeden Fall beschlossen, nie wieder umzuziehen. Furchtbare Angelegenheit.
Und wenn wir gerade bei furchtbaren Angelegenheiten sind, kann ich auch gleich noch ein bisschen weiter aus dem Nähkästchen plaudern, bevor ich das Wort an meinen beleidigten SuB übergebe. Die Lage ist im Moment wirklich blöd. Privat bin ich recht entspannt, auch wenn die vielen Einschränkungen den Alltag verändert haben. Beruflich bin ich allerdings über die Maßen genervt. Ich weiß nicht, was ihr aus den Medien so über den Schulalltag mitbekommt, aber ich kann eigentlich nur noch die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Man soll sich privat am besten einen Haushalt aussuchen, mit dem man verkehrt, aber ich treffe jeden Tag um die 150 Haushalte in der Schule? Ohne, dass Abstände eingehalten werden müssen? Außerdem dürfen wir für nahezu dauerhafte Belüftung sorgen, was bei den sinkenden Temperaturen wirklich eine Freude ist. Inzwischen ist keine meiner Lerngruppen noch unbetroffen von Corona. Entweder sind die Klassen in Halbgruppen aufgeteilt, einzelne Schüler sind in Quarantäne oder die ganzen Klassen sind wegen eines positiven Falls eines Mitschülers zu Hause. Tja. Und neben meinen Präsenzzeiten darf ich diese ja auch noch online versorgen..
Ach egal. Ihr merkt schon: Das Schulleben schlaucht derzeit sehr. Die bremische Politik ist definitiv überfordert und die Maßnahmen sind alles andere als nachvollziehbar.
Aber gut. Es wird Zeit, dass ich ein wenig von dieser Thematik abgelenkt werde und was eignet sich da besser, als ein schönes und tiefgehendes Gespräch mit meinem einzigartigen und wundervollen SuB Karli? Richtig, gar nichts! Und deswegen geht es jetzt los!

Wenn euch alle Details zur Aktion "Mein SuB kommt zu Wort" interessieren, dann schaut unbedingt bei Anna und ihrem schönen Blog vorbei!


1. Karli, wie groß bist du aktuell?

Hallo Welt! Nie hätte ich gedacht, dass ich doch noch einmal zu euch sprechen darf. *hust* Aber offenbar hat Julia mich nur eine ganze Weile hinter vielen Umzugskartons versteckt und nun bin ich auferstanden. Eine solche Auferstehung fühlt sich wirklich gar nicht so schlecht an. Unser neues Zuhause ist wirklich schön und ich fühle mich hier sehr wohl!
Tja. Und dann kam der schlimme Teil des Erwachens. Ich hatte vor einigen Monaten schon einmal erwähnt, dass Julias Schwiegermutter viele Bücher aussortiert hat, als sie das Haus leer räumte, in dem nun Julia und Max leben. Von diesen ganzen Büchern hat Julia sich einen großen Haufen abgezweigt und behalten. Diese Bücher lagerten im Haus ein und haben quasi nur auf "meinen" Einzug gewartet.
Und nun sind sie ein Teil von mir.
Oh Graus.
Wie es sich für eine Buchbloggerin und Deutschlehrerin gehört, hat Julia vor allem bei den Klassikern zugeschlagen. Und wie viele neue "alte" Bücher durfte ich begrüßen? Ganze 34 Stück! Es ist wirklich schrecklich! Nun habe ich mich so viele Monate lang freuen können, weil ich immer bei ca. 120 Büchern stand und nun DAS. Inklusive anderer Neuzugänge kann ich meinen herrlichen Stand von 123 Büchern im letzten Monat völlig vergessen. Inzwischen bin ich stolze 158 Bücher groß.
Hört ihr mein Schluchzen? Julia dachte sich wohl, nun, da wir ein großes Haus haben, kann ich gleich mitwachsen. Was für eine blöde Rechnung...

2. Wie ist die SuB-Pflege bisher gelaufen - zeige mir deine drei neuesten Schätze auf deinem Stapel.

Na, welche der 34 wollt ihr denn sehen?! Ein kleiner Scherz. So traurig das ist: Die 34 sind ja nicht einmal die neusten. Julia war doch wirklich so frech und hat sich tatsächlich noch Bücher gekauft oder Rezensionsexemplare angenommen. Ts...
Hier sind unsere neusten drei:


Ja, ich weiß, ich habe geschummelt. Jeder schlaue Leser sieht natürlich sofort, dass es sich in der Mitte um eine Ebox und somit eigentlich um drei statt nur ein Buch handelt. Auf diese Neuanschaffung war ich auch wirklich ein bisschen böse. Julia wollte erstmal keine neuen Bücher selbst kaufen. Aber wie das Leben so spielt, scrollte sie durch ihren Feed, sah das Angebot der Ebox von Amy Thyndal und schon war die die Snow-Reihe auf dem Reader. Nun gut, richtig beschweren tue ich mich auch nicht. Julia hat die Autorin einmal kennengelernt und sie ist wirklich unglaublich nett. Außerdem sind die Cover der Elfen-Reihe ein Traum, weshalb ich mich doch ein bisschen freue, "Snow Fyre", "Snow Crystal" und "Snow Rose" bei mir begrüßt zu haben.
Bei den anderen beiden Büchern handelt es sich um Hörspiele, es sind so gesehen auch nur "halbe" Bücher. Trotzdem habe ich sie hier einmal aufgeführt, da sie die neusten auf meinem Stapel sind. Das linke kam erst heute an. Es handelt sich um ein ca. einstündiges Hörspiel aus dem Hörverlag, das die schönsten Disney-Klassiker beinhaltet. Ich glaube nicht, dass ich "Die schönsten Disney Klassiker" lange bei mir beherbergen werde. Daher beschwere ich mich hier nicht, sondern freue mich schon auf die Stunde, in der ich zusammen mit Julia zurück in ihre Kindheit reisen darf.
Und dann gab es da noch ein Hörspiel, das sich mit einem Thema befasst, das Disney nicht ferner sein könnte. "Feldpost für Pauline" hat Julia sich auf die Empfehlung einer Kollegin hin angeschafft, da es sich um eine Geschichte aus dem Ersten Weltkrieg handelt. Genau den nimmt Julia gerade mit ihren 9. Klässlern durch und tatsächlich gehört dieses Hörspiel auch schon nicht mehr zu meinem Stapel. Julia hat es nicht nur zu Hause gehört, sondern es auch gleich ihren Schülern im Unterricht aufgezwungen. Das Ergebnis soll gut gewesen sein. Wer weiß, vielleicht sorgt Julia ja doch noch für ein bisschen Lese-Nachwuchs :) "Feldpost für Pauline" ist übrigens eine sehr spannende und emotionale Geschichte aus und über den Ersten Weltkrieg - wirklich empfehlenswert!


3. Welches Buch hat dich als letztes verlassen, weil gelesen? War es eine SuB-Leiche, eine Reihen-Teil, ein neues Buch oder ein Reziexemplar und wie hat es deinem Besitzer gefallen (gerne mit Rezensionslink)? 

Bald boykottiere ich diese Frage. Durch diese riesige Anschaffungswelle läuft die SuB-Pflege eher schlecht. Trotzdem haben mich in letzter Zeit durchaus ein paar Bücher verlassen. Das letzte war der Abschluss einer Trilogie, nämlich "Der Turm des roten Königs". Julia muss sich in den nächsten Tagen nun an die Rezension setzen, denn es handelte sich um ein Rezensionsexemplar, zu dem es definitiv eine Rezension geben wird. Das Buch hat Julia gut gefallen und hat ihren Erwartungen absolut entsprochen!
Als letztes rezensiertes Exemplar hat mich übrigens "Federn über London - Erwachen" verlassen. Das Buch hat Julia richtig gut gefallen. Zur Rezension kommt ihr hier.


4. Lieber Karli, der Oktober bringt die typische Gemütlichkeit des Herbstes mit sich und damit auch Lesezeit. Somit hat deine Besitzerin doch endlich Zeit, sich den dicken Schmöckern auf deinem Stapel zu widmen. Also zeige uns mal ein paar Bücher, die mehr als 500 Seiten haben.

So. Bevor wir zu der schandebringenden Frage aus dem Oktober kommen, ein kurzes Update zur September-Aufgabe. Julia sollte ein Buch mit einem "H" im Titel lesen. Ich hatte "Hundert Namen" oder "Heartless" vorgeschlagen. Tatsächlich hat Julia "Hundert Namen" von Cecilia Ahern auch noch im September begonnen. Aber bei 78% hat sie eine Pause eingelegt, da zwei Rezensionsexemplare eintrudelten. Diese sind inzwischen gelesen und Julia hat "Hundert Namen" bald beendet.
Geschafft ist die Aufgabe zwar also nicht, aber sagen wir es so: Der gute Wille zählt.

So, jetzt aber. Ich halte die Formulierung der Frage ja ein bisschen für eine Farce. Derzeit hat der Herbst Julia jedenfalls alles andere als Lesezeit beschert. Aber auch wenn Julia sich wohl kaum an einen der dicken Schmöcker wagen wird, ist es mir eine Freude, euch drei von ihnen zu präsentieren.


Beginnen wir ganz links: "Die Kane Chroniken - der Feuerthron" hat gerade einmal 538 Seiten, zählt aber damit immerhin schon zu den Herbst-Schmökern. Julia hat die Reihe um die Geschwister mit ägyptischen Wurzeln vor einer Weile begonnen und der erste Teil gefiel ihr sehr gut. Ich glaube, zu diesem Buch wird sie vielleicht tatsächlich bald greifen.
Ein weiteres sehr dickes Buch auf meinem Stapel ist wohl "Der Klang des Muschelhorns" von Sarah Larke mit 913 Seiten. Julia hat einmal Band zwei und drei dieser Reihe geschenkt bekommen. Bei dem hier vorgestellten Exemplar handelt es sich um Band zwei. Das Buch wird wohl noch ein Weilchen bei mir bleiben, denn leider fehlt Julia bis heute der Reihenauftakt. Ups.
Zum Abschluss führe ich noch das wohl dickste Buch auf meinem gesamten Stapel auf: "Krieg und Frieden" von Leo Tolstoi. Ein absoluter Klassiker, der sage und schreibe 2038 Seiten dick ist! Ich befürchte, das Buch wird noch bis zu Julias Ruhestand bei mir sein. Aber ich kann verraten: Julia hat wirklich die Absicht, es eines Tages zu lesen. Tatsächlich hat sie vor ungefähr einem Jahr schon einmal damit begonnen. Der Kindle-Anzeiger steht zumindest schon bei 3%. Ist doch ein Anfang, oder?
Ich muss zugeben, Julia würde mich überraschen, wenn sie im Dezember mit dem Gelesen-Status eines dieser drei Bücher aufwarten könnte. ;)

5. Lieber Karli, das Jahr 2020 neigt sich langsam dem Ende zu und jetzt wäre der richtige Zeitpunkt, noch schnell ein paar Bücher zu lesen, die unbedingt noch gelesen werden sollten in diesem Jahr! Deswegen zeige uns eben jene Bücher, die deine Besitzerin noch lesen soll!

Und nun kommen wir auch endlich zur eigentlichen Monatsfrage. Aber so ist das wohl, wenn man als SuB vergessen wird. Leider kenne ich das ja schon :P
Also schön: Die Frage ist auf jeden Fall richtig gut! Theoretisch müsste ich hier nun 158 Bilder zeigen, aber so einfach ist das ja nicht. Ich habe mich mal auf drei beschränkt, die mir schon ein Weilchen durch den Kopf gehen. 


Tatsächlich sind diese drei Exemplare recht junge. Das älteste unter ihnen ist noch "City of Ashes" aus der Shadow Hunter-Reihe. Julia besitzt die ersten drei Teile der berühmten Reihe, hat bisher aber nur den ersten gelesen. Das sollte sich doch wirklich mal ändern und deswegen schlage ich hier jetzt einmal Band zwei der Reihe vor. Eigentlich wollte Julia sich auch mal die Serie auf Netflix ansehen, vorher aber die Bücher lesen. Ich gehe davon aus, dass die Serie noch eine Weile warten muss ;)
In der Mitte seht ihr "Eispalast" von Regina Meißner. Auch das Buch besitzt Julia schon ungefähr ein Jahr und hat es tatsächlich mit Absicht noch nicht gelesen. Denn sie wollte auf die richtige Jahreszeit warten: Winter. Den hat sie ja nun und deswegen finde ich, dass das Buch in nächster Zeit - also in diesem Jahr!!! - noch unbedingt gelesen werden muss!
Und dann wäre da noch ein Exemplar, das erst zwei Monate bei uns ist, das Julia aber schon Jucken in den Fingern beschert. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie nach "Hundert Namen" zu "Academy of Arts - Herzensmelodie" greifen wird. Schon als sie das erste Mal den Klappentext las, wollte sie es sofort haben. Damals war es aber noch lange nicht erschienen. Nun ist es sogar schon bei uns eingezogen und Julia freut sich auf eine Geschichte voller Liebe und Musik. Ich mich übrigens auch.


Und das war es schon wieder. Wie traurig! Ich hatte so viel Spaß, mal ganz ausführlich über alles zu schreiben! Ich hoffe, ihr hattet auch ein bisschen Spaß! Nun, wo wir in unserem neuen Zuhause gut angekommen sind, bin ich guter Dinge, dass ihr auch im Dezember etwas von mir hören werdet! Ich freue mich schon jetzt auf das Interview kurz vor Weihnachten! Drückt mir die Daumen, dass Julia es auch vor Heiligabend schafft und sich nicht wie immer verspätet :P

Alles Liebe und bleibt gesund,
euer Karli


Naja, abgesehen von sehr langen Beiträgen bin ich um viel Kritik herumgekommen. Mein Karli kennt mich nun einmal, wie ich bin. Und das Leben mit mir als Besitzerin ist wahrlich nicht einfach. Mir blutete auch das Herz, als ich Karlis Liste um all die neuen Bücher erweiterte, aber ich durfte ihn ja auch nicht länger betrügen...Wie sieht es bei euch aus?

Habt ihr auch schon einmal so große Buchpakete bekommen? Beschweren eure SuBs sich dann auch? Und verpasst ihr auch manchmal ein Monatsinterview?

Liebst,
euere Julia



17. November 2020

Rezension: "Escape Book - Tutanchamuns Geheimnis"

 


Titel: Pocket Escape Book - Tutanchamuns Geheimnis
Autor: Vincent Raffaitin
Verlag: Ullmann Verlag
Preis: 5,99€
Seiten: 128

Rätsel! Die meisten von uns mögen sie sehr gern. Die einen mehr, die anderen weniger. Doch das Herumraten, Knobeln und Nachdenken finden die meisten Menschen sehr spannend. Und deswegen gibt es inzwischen auch die „Rätsel-Indurstrie“, die früher aus einfachen Heften bestand und heute sogar interaktive Schnitzeljagden via Handy-App möglich macht. In diese Industrie gehören auch die sogenannten „Escape-Books“, von denen ich hier auf dem Blog bereits ein paar Mal berichtet habe. 
Nachdem mein erstes Escape Book mich und meinen Freund extrem überfordert hat, wagten wir uns – samt unserer gesammelten Erfahrung – an ein neues Abenteuer: „Tutanchamuns Geheimnis“. Selber Verlag, selber Autor wie unser erstes Abenteuer („Rätsel um Leonardo“). Und doch…SO VIEL BESSER!

Stellen Sie sich vor, es gäbe im Tal der Könige, in der Grabkammer des Tutanchamun ein ungelöstes Geheimnis… und Sie können derjenige sein, der es lüftet und der Öffentlichkeit zugänglich macht! Sie müssen nur die Hieroglyphen richtig interpretieren, die Ihnen ein geheimnisvoller Fremder zugespielt hat…

Für alle, die nicht genau wissen, was das Medium „Escape Book“ meint, erkläre ich es noch einmal kurz. „Escape Books“ sind quasi schriftliche Escape Rooms. Man begibt sich also in eine Art Spiel, das man alleine, aber auch mit mehreren Personen lösen kann. Ziel ist es „von einem Raum in den nächsten zu kommen“, bevor die Zeit abläuft. In jedem „Raum“ gibt es ein Rätsel, das gelöst werden muss und erst, wenn dies geschehen ist, kommt man weiter. 
In schriftlicher Form bewegt man sich zwar statt durch Räume nur durch Seiten, doch wer glaubt, dass es dadurch weniger interaktiv wäre, der täuscht sich. Denn diese kleinen, dünnen Büchlein warten mit der einen oder anderen Überraschung auf. Haltet also Stift, Kleber, Schere, Lupe oder Licht bereit, wenn ihr euch auf Rätseljagd begeben solltet! Ihr könnt diese Dinge gut gebrauchen!
Für die Escape Books aus dem Ullmann-Verlag  hat man 60 Minuten Zeit. Ob die Lesezeit darin enthalten ist, frage ich mich leider bis heute. Denn um das Escape BOOK zu lösen, muss man natürlich eine erhebliche Menge Text LESEN. Das kann dauern, je nach Leser. 
Insgesamt sind in „Tutanchamuns Geheimnis“ ca. 15 Rätsel auf 120 Seiten in fünf Kapiteln enthalten. Am Anfang des Buches findet man eine Art Spielanleitung, in der erklärt wird, wie die Rätsel ungefähr aufgebaut sind und welche Möglichkeiten man hat. Zu jedem Rätsel gibt es die Möglichkeit zwei Hinweise anzufragen, die unter einem Code hinten im Buch zu finden sind. Im besten Fall benutzt man diese Hinweise nicht. 
Bei meinem ersten „Escape Book“ war ich zutiefst frustriert! Die Rätsel waren unglaublich schwer, ich habe die Zeit um mehr als das Doppelte überschritten und fühlte mich ehrlich gesagt ziemlich dämlich. Vielleicht liegt es an der Erfahrung, die ich mit dem ersten Buch dieser Art gemacht hatte, aber „Tutanchamuns Geheimnis“ war so viel besser! Und tatsächlich auch leichter zu lösen. Am Ende war ich nur ca. bei 80 Minuten, statt bei 140. 
Ob dies ein subjektiver Eindruck ist, kann ich leider nicht sagen. Vielleicht weiß man nach dem ersten Buch, worauf man ungefähr achten muss. Ich glaube das allerdings nichts. Die Rätsel in „Tutanchamuns Geheimnis“ sind sehr viel visueller, als in „Rätsel um Leonardo“. Oft bekommt man Bilder oder Gegenstände zur Hand, auf denen man etwas entdecken muss. Diese Gegenstände sind in sehr guter Qualität im Buch abgedruckt, zum Teil muss man sie auch ausschneiden. Man kann sich recht gut in die Rätsel denken und die Lösungen sind logisch. Dabei will ich nicht behaupten, dass sie super einfach sind. Das nicht. Aber das nötige Hintergrund- und Allgemeinwissen hält sich in Grenzen. Es geht eher um Logik, als um Wissen. 
Mich hat allerdings auch das Thema des Buches total gefesselt! Ich bin ein großer Fan des Alten Ägyptens und weiß sehr viel über Tutanchamun (, deswegen kann übrigens das Ende auch nicht realistisch sein). Die Aufmachung des Buches hat so viele tolle Details aus dem Alten Ägypten, dass es einfach nur Spaß macht, sich in ebendieses gedanklich zu begeben. 
Ich habe das Buch wieder gemeinsam mit meinem Freund gelöst und wir waren beide total begeistert! An der einen oder anderen Stelle waren wir tatsächlich verwundert, dass des Rätsels Lösung „so einfach“ war – schließlich waren wir anderes gewohnt. Ich würde dieses Escape Book definitiv als einfacher einstufen, als „Rätsel um Leonardo“, das ebenfalls von Vincent Raffaitin erarbeitet wurde. Vielleicht kam ich deswegen besser damit zurecht. Es gibt allerdings auch ein Rätsel im Buch, das mein Freund und ich auch nach den beiden Hinweisen und dem Lesen der Lösung nicht verstanden haben. Nun ja. Auch das kommt vor.
Man kann sich auf jeden Fall sicher sein, dass man mit „Tutanchamuns Geheimnis“ für ca. 6€ wirklich nichts verkehrt machen kann! Die Gestaltung ist absolut hochwertig. Es gibt tolle Darstellungen, Rätsel und Farbseiten in dieser gut erzählten Geschichte, sodass man unbedingt auf seine Kosten kommt. Und vor allem möchte man ja eines: Rätsel lösen! Und davon bietet dieses Escape Book reichlich!

Ich bin mit „Tutanchamuns Geheimnis“ total zufrieden! Es hat unglaublich viel Spaß gemacht, sich auf die Reises dieses Buchs zu begeben und das Geheimnis um den jungen Pharao zu lösen! Man kann wirklich fast alle Rätsel aus eigenem Antrieb schaffen und das auch ungefähr in der angegeben Zeit. Davon sollte man sich allerdings nicht hetzen lassen, sondern ruhig das Setting und die Aufmachung des Buches genießen. Ich kann dieses Escape Book nur empfehlen und wünsche allen Abenteurern und Rätseljägern da draußen ganz viel Spaß mit diesem 5-Sterne Buch!


10. November 2020

Rezension: "Federn über London - Erwachen" von Sabine Schulter

 


Titel: Federn über London - Erwachen
Autor: Sabine Schulter
Verlag: selfpublished
Preis: 3,99€
Seiten: 254

Es gibt Autoren, von denen würde ich einfach alles lesen. Selbst ohne den Klappentext des neusten Werkes zu kennen. Eine dieser Autorinnen ist definitiv Sabine Schulter! Seit ich 2015 auf sie aufmerksam wurde, lese und liebe ich ihre Bücher. Warum? Weil sie so vielseitige und innovative Ideen hat, aus denen sie liebevolle und spannende Geschichten macht, die in allen möglichen Bereichen des Fantasy-Genres spielen.
Eine solche Geschichte ist auch ihr neustes Buch „Federn über London – Erwachen“. Wenn man so viele Bücher einer Autorin kennt, bestimmt man manche zu Lieblingen. Und der erste Teil der geplanten Tetralogie „Federn über London“ gehört für mich jetzt schon zu ihnen! „Erwachen“ ist eine großartige Einführung in eine spannende Welt, dass ich es kaum aus der Hand legen konnte. Vielschichtige und interessante Figuren mit geheimnisvollen Vorgeschichten, eine komplexe und fantastische Welt und natürlich eine tolle Handlungsidee machen die erste Geschichte rund um Clear und die weiteren Todesengel zu einem fulminanten Reihenauftakt!


Als Clear erwacht, kann sie sich an nichts mehr erinnern. Weder weiß sie, wer sie ist, noch warum sie in einer Wanne voller blauem Wasser liegt. Als ihr eröffnet wird, dass sie gestorben ist und von nun an als Todesengel in London Seelen sammeln soll, glaubt sie an einen üblen Scherz.
Doch die schwarzen Schwingen auf ihrem Rücken überzeugen sie von der Wahrheit.
Zusammen mit ihrem Teamleiter Ease und den anderen Todesengeln sorgt sie von nun an dafür, dass die Seelen der Verstorbenen zurück in den Lebensstrom gelangen. Allerdings wartet in der Welt der Übersinnlichen noch viel mehr auf Clear und auch Londons Unterwelt mit all ihren magischen Wesen ist in Aufruhr. Denn das dunkle Nichts hat sich gerade jetzt vorgenommen, die Millionenmetropole ins Chaos zu stürzen.

Wer nun meint, dass Geschichten über Engel total langweilig seien, der sollte sich eines Besseren belehren lassen. Denn Sabine Schulters Engel haben nicht viel mit den pausbäckigen, dicken Kindergestalten gemeinsam, die man in den Kaufhäusern dieser Welt so oft sieht. Die Engel aus „Federn über London“ haben Flügel, sind jung und durchaus attraktiv. Und da hören die Klischees dann auch schon auf. Doch um sie wirklich zu beschreiben, muss ich etwas weiter ausholen und zunächst einen Blick auf den Weltentwurf der Geschichte werfen. Denn genau dieser ist das Interessante und Innovative an „Federn über London“. 
Die Engel haben Aufgaben. Jeder Mensch kennt sogenannte „Schutzengel“, denn wir verbinden den Begriff „Engel“ immer mit etwas Gutem und Friedlichem. Diese Schutzengel gibt es auch in „Erwachen“ und sie haben selbstverständlich weiße Flügel. Doch die Protagonistin ist kein solcher Schutzengel –, denn ihre Flügel sind schwarz. Clear wird nach ihrem eigenen menschlichen Tod als „Todesengel“ wieder geboren und erinnert sich an rein gar nichts aus ihrem menschlichen Leben. Sie erwacht in einer für sie (und auch für den Leser) völlig unbekannten Welt. Eine Welt, in der die Todesengel dafür sorgen, dass die guten Seelen der Menschen eingesammelt werden und die Möglichkeit haben, wiedergeboren zu werden. Das ist eine wichtige Aufgabe und diese hat von nun an auch Clear. Doch ich würde nicht von einer komplexen Welt sprechen, wenn es mit dem Unterschied „Schutz- und Todesengel“ schon getan wäre. Wo sich ein übersinnliches Wesen befindet, dort sind meistens noch mehr. Und so auch in Sabine Schulters London. Es ist voll von Übersinnlichen, wie etwa Sukkuben, Feen, Elfen, Dämonen, ja vielleicht sogar griechischen Göttern. Sie leben unter den Menschen und gehen ihren eigenen Aufgaben nach. Einige von ihnen gehören in die „Oberwelt“, andere in die „Unterwelt“, beide haben ihre Anführer. Und in der Unterwelt wird es erst so richtig spannend! Doch mehr kann ich kaum verraten.
Ihr seht also schon: Diese Fantasy-Welt ist neu! Und das hat mir unglaublich gut gefallen! Die Autorin führt sehr gut in alle diese neuen Dinge ein und nimmt den Leser mit. Die Protagonistin des Buches ist Clear. Bis auf diesen Namen, der natürlich nicht ihr menschlicher war, weiß sie rein gar nichts über sich selbst. Zumindest keine genauen Informationen. Sie hat Weltwissen, das ja. Doch sie muss sich nach ihrem Erwachen als Engel neu kennenlernen. Das ist auf der einen Seite sehr spannend, führt auf der anderen aber auch dazu, dass der Leser zunächst eine Beziehung zu ihre aufbauen muss. Und das ist schwer, wenn man nicht genau weiß, mit wem man es zu tun hat. Nichtsdestotrotz ist Clear sehr sympathisch und gibt offen zu, mit der Situation überfordert zu sein. Doch nach und nach findet sie sich zurecht, auch wenn sie noch viel zu wenig über diese magische Welt weiß. Das liegt übrigens daran, dass die Engel eine Art Ausbildung durchlaufen und Entwicklungsschübe durchmachen. Erst wenn Clear alle drei Entwicklungsphasen hinter sich hat, verfügt sie über all ihre Fähigkeiten und tatsächlich auch über das Wissen ihres eigenen Todes. Denn natürlich hat es einen Grund, warum Clear ein „Todes“- und kein normaler Engel geworden ist. Doch welcher?
Clear ist einer von fünf Todesengeln, die über London wachen. Diese vier weiteren Charaktere nehmen nicht alle den gleichen Teil in der Handlung ein, doch sie sind allesamt liebenswert. Egal, ob das der impulsive Black, die verschlossene Tune oder die ruhige Wet ist. Sie haben alle ihre Details, die sie sehr besonders machen. Der Teamleiter ist der älteste der Todesengel: Ease. Ihn zeichnet eine ganz besondere Ruhe und Besonnenheit aus, die mir sehr gut gefiel. Ease ist eine spannende und vielschichtige Figur, die ich sofort ins Herz geschlossen habe. Auch Clear vertraut ihm sofort und zwischen ihnen entsteht eine Zuneigung, die vielleicht noch tiefer reichen wird. Doch darüber kann ich nur spekulieren.
Neben den Engeln und übersinnlichen Wesen spielen noch die Verras eine besondere Rolle. Hierbei handelt es sich um gefallene Sterne, die sehr viel Macht besitzen und die Engel nutzen diese Macht. Ihr habt keine Vorstellung, wie die Verras aussehen? Das kann ich gut verstehen. Doch glaubt mir, ihr werdet sie lieben! Ich war sehr überrascht, als sie das erste Mal „in persona“ auftauchten, doch die Autorin hat mir mit ihrer Erschaffung eine unglaubliche Freude gemacht. Ich liebe die Verras. Besonders Zerus!
Ich könnte noch so viel mehr zu dieser Geschichte und ihren Details erzählen, doch dann könnt ihr auch gleich das Buch lesen. Also noch ein paar kurze Informationen zur Geschichte.
Diese wird in diesem Reihenauftakt eigentlich nur angerissen. Den größten Teil des Buches nimmt die Einführung in die Welt in Anspruch samt all ihrer interessanten Wendungen und auch die ersten Aufträge werden geschildert. Es passiert derzeit etwas in der Welt der Übersinnlichen. Doch wer zieht die Strippen? Wer hetzt die einzelnen Wesen gegeneinander auf? Es ist absehbar, dass hier etwas Großes geschieht. Und natürlich sind Clear, Ease und die anderen Todesengel mittendrin! Es wird also definitiv spannend. Besonders gelungen ist neben den Kapiteln, die in der Unterwelt spielen, das Finale! Es geht rasant und spannend zu und man hält als Leser den Atem an und fiebert mit. Das tut man natürlich teilweise auch, weil die Autorin es versteht, mit ihrem Schreibstil zu begeistern. Er passt sehr gut zur Geschichte, wird schnell, wenn es spannend wird und findet viele schöne Beschreibungen für die ruhigen Stellen.
Übrigens wird das Buch auch so vielschichtig durch die verschiedenen Erzählperspektiven. Nicht nur Clear erzählt die Geschichte, Teile davon auch Ease und manche sogar Lance, der Teamleiter der Schutzengel. Es gibt also noch einige Charaktere mehr, die ich hier gar nicht genauer betrachten konnte.
Als letztes muss ich natürlich noch sagen, wie wunderschön das Cover des Buches ist. Ich habe mich sofort verliebt! Des Weiteren passt es zu einhundert Prozent zur Geschichte.

„Federn über London – Erwachen“ ist etwas Neues, etwas Gewagtes und Unbekanntes. Doch mich konnte die Autorin mit dieser Geschichte absolut begeistern! „Erwachen“ ist keine 0-8-15 Geschichte über Engel, hier ein bisschen Liebesgeschichte, da ein bisschen Drama. „Erwachen“ ist eine vielschichtige und interessante Geschichte, die Spannung bietet und den Leser Neues entdecken lässt. Sie verzichtet auf große Liebesschwüre nach nur wenigen Tagen des Kennens, sondern legt ihren Wert auf die Figurenentwicklung, Charaktertiefe und überraschende Wendungen. Dieser Reihenauftakt kann nur einen kleinen Teil dieser großen Welt abdecken, doch das gelingt sehr gut! Wenn man am Ende ist, hat man das Gefühl, dass die Geschichte grade erst angefangen hätte und will einfach nur weiterlesen. Und weil ich an Clear und Ease wirklich einen Narren gefressen habe, kann ich natürlich nicht anders, als dieses Buch mit 5 Sternen zu bewerten. Ich freue mich schon sehr, zu erfahren, wie es mit den „Federn über London“ weitergehen wird.



4. November 2020

Rezension [Hörbuch]: "Verstand und Gefühl" von Jane Austen

 


Titel: Verstand und Gefühl
Autor: Jane Austen
Sprecher: Ulrich Noethen u.a.
Verlag: Der Hörverlag
Dauer: 3h 53m
Preis: 20,00€

Jane Austen hat viele große Romane geschrieben. Beinahe jeder Literaturliebhaber kann etwas mit den Titeln „Stolz und Vorurteil“ oder „Emma“ anfangen. Und in dieser Aufzählung darf man natürlich auch ihren frühsten Roman nicht vergessen, der zurecht als Meisterwerk gilt: „Verstand und Gefühl“. Zwischen all diesen schönen Werken kann ich mich kaum entscheiden, doch „Verstand und Gefühl“ liebe ich ganz besonders. Deswegen war für mich auch klar, dass ich die erstmals als Hörspiel veröffentliche Version aus dem „Hörverlag“ unbedingt hören musste. Aus diesem Programm habe ich bereits „Northanger Abbey“ gehört und war begeistert. Doch mit „Verstand und Gefühl“ kann erstgenanntes es kaum aufnehmen. Denn mit diesem Hörspiel haben sich alle Beteiligten übertroffen  - nicht nur Austen selbst.

Zwei ungleiche Schwestern, eine besorgte Mutter und zahlreiche Verwirrungen. Dass sich die stürmische Marianne Hals über Kopf in den attraktiven Frauenschwarm John Willoughby verliebt, überrascht niemanden. Auch die rationale Elinor hat scheinbar ihren Traummann gefunden und ahnt nichts davon, dass dieser die Ehe bereits einer anderen versprochen hat. In ihren Enttäuschungen lernen die Schwestern einander besser zu verstehen – aber werden sie auch in der Liebe ihr Glück finden?

Alle, die glauben, sich mit diesem CD-Paket ein ganz normales Hörbuch zuzulegen, muss ich enttäuschen. Denn diese Produktion des Hessischen Rundfunks ist kein solches. Und das mit Absicht. Bei diesem wunderschönen Set handelt es sich um ein HörSPIEL, die einzelnen Charaktere haben also alle ihre eigene Stimme, es gibt Hintergrundgeräusche und Musik. Wer jetzt denkt, dass Hörspiele nur etwas für Kinder sind, liegt ebenfalls falsch. Denn die anspruchsvolle Geschichte von „Verstand und Gefühl“ passt auch nicht in diesen Rahmen. Dieses Hörspiel ist eine ganz wundervolle Konzeption für Erwachsene, für Liebhaber von Jane Austen und auch für jene, die noch nie Kontakt mit ihren Werken hatten. Denn ein Hörspiel unterhält auf ganz andere Art und Weise, als das Buch oder Hörbuch. Und tatsächlich fühlt man sich beim Hören manchmal dem Medium Film näher, da ein eigener kleiner Film im Kopf abläuft. Man kann also sagen: Egal ob Austen-Fan oder Neuling - dieses Hörspiel ist ein guter Start!
Mir war das Konzept des Jane-Austen-Hörspiels nicht neu, da ich bereits die Aufnahme von „Northanger Abbey“ rezensiert habe. Doch an diesem Werk kritisierte ich die Kürze und dass man den Figuren deswegen nicht wirklich nahe käme. Das ist hier vollkommen anders! Das mag allerdings auch an der Vorlage liegen. Denn während Northanger Abbey ein recht kurzer Roman ist, fällt „Verstand und Gefühl“ mit Länge und Liebe zum Detail auf. Der Regisseur und die Beteiligten hatten also eine ganz andere Ausgangslage.
Und diese haben sie genutzt.
Es war eine Weile her, dass ich das Buch gelesen oder eine der Verfilmungen gesehen hatte. Dennoch war mir die Geschichte beim Hören sofort wieder präsent. Die Sprecher ziehen den Hörer einfach sofort in Jane Austens Welt und dort will man verweilen. Die Handlung selbst ist nicht neu. Zwei Schwestern, die unterschiedlich sind und durchaus als die Verkörperungen des „Verstandes“ und des „Gefühls“ gesehen werden können, stehen im Mittelpunkt. Es geht um ihre Ansichten bezüglich der Liebe und die Entwicklungen ebendieser. Die Geschichte ist meiner Meinung nach wahnsinnig unterhaltsam, hat Humor und bietet viele Handlungselemente, mit denen man sich identifizieren kann. Die Geschichte der Schwestern Dashwood ist zeitlos. Denn Jane Austen hatte ein Talent dafür, menschliche Wesenszüge und die Beziehung von Menschen – ganz egal, ob Liebende oder nicht – darzustellen. In diesem Roman gibt es eine ganze Menge solcher Menschen und Beziehungen, die durch ihre herausragenden Sprecher wirklich eine Seele bekommen. Da wäre die vernünftige Elionor, die eine so beruhigende Stimme verliehen bekommen hat, dass man ihr sehr gern lauscht. Mein Kompliment an dieser Stelle an Birte Schnöik. Sie erzählt einen sehr großen und wichtigen Teil der Geschichte und das macht sie noch besser. Aber auch die quirlige und herzgesteuerte Marianne ist wahrlich interessant. Auf der Seite der „Guten“ sind ganz sicher noch Edward Ferris, Oberst Brandon und Sir John Middleton zu nennen. Alle drei sind herzensgute Männer, wenn auch letzterer der nervigste unter ihnen ist. Und auch die Gegenspieler hat der Hessische Rundfunk ideal besetzt. Ganz egal, ob das die piepsige Lucy Steele, die grausame Fanny Dashwood oder der charmante John Willoughby ist. Der Verlag hat sehr gute Sprecher für diese vielschichtigen Rollen gefunden, sodass die Geschichte, die vor dem inneren Auge entsteht, sofort in Bildern umgesetzt wird. Besonders hervorheben möchte ich die Stimme von Ulrich Noethen, der den Oberst Brandon spricht. Oberst Brandon ist tatsächlich schon vorher eine meiner Lieblingsfiguren gewesen, doch diese sanfte, tiefe und beruhigende Stimme von Noethen unterstreicht die Edelhaftigkeit dieser Figur. Seine Stimme passt wie die Faust aufs Auge. 
Alle zusammen schaffen es, den Hörer in die damalige Welt zwischen Herrensitzen und kleinen Cottages zu entführen und den Liebesdramen der Schwestern zu lauschen. Für mich vergingen die knappen vier Stunden wie im Flug und ich hörte das Hörspiel an nur wenigen Tagen zu Ende. Die musikalische Untermalung passt ebenfalls sehr gut in die Geschichte und verfeinert das Hörerlebnis.
Ein weiteres schönes Extra ist übrigens das gesamte Booklet. Nicht nur, dass das Cover ein wahrer Traum ist, auch die Gestaltung als kleines Büchlein passt perfekt. Das Büchlein ist mit einem kleinen Essay von Denis Scheck gefüllt, der über wenige Seiten seine Gedanken zu Austens Werk darlegt. Dieses kleine Essay ist wirklich gut geschrieben und eine sehr schöne Ergänzung zum Gehörten.

Alles in allem handelt es sich bei der Hörspielfassung von „Verstand und Gefühl“ um einen wahren Schatz! Die Stimmen der Protagonisten sind sehr gut gewählt, ebendiese lassen ihre Charaktere authentisch handeln und die Inszenierung des Werkes entführt den Hörer in eine längst vergangene Welt voller Heiratskandidaten und solchen, die es gerne wären. Ich werde diesen Schatz hüten und sofort gut sichtbar in mein Regal stellen. Natürlich hat es fünf Sterne verdient und ich kann diese Version jedem Austen-Liebhaber nur ans Herz legen!