Titel: Der Fotograf von Auschwitz - Das Leben des Wilhelm Brasse
Autor: Reiner Engelmann
Verlag: cbj
Preis: 14,99€
Seiten: 192
„Arbeit macht frei“ – jeder der sich irgendwann einmal mit
NS-Geschichte auseinander gesetzt hat, kennt diesen Satz. Er ist über dem Tor
des Vernichtungslagers Auschwitz befestigt und verhöhnte in den vierziger
Jahren so viele verlorene Menschen. Auschwitz – das wohl berühmteste
Konzentrationslager der Nationalsozialisten. Das berühmteste – das grausamste.
Gewiss war jedes KZ grausam, menschenverachtend und schrecklich. Dennoch hat
das KZ Auschwitz Birkenau die größten Ausmaße der Vernichtungsgeschichte.
Im kommenden Monat werde ich das KZ zum ersten Mal besuchen. Als Vorbereitung
las ich das Buch „Der Fotograf von Auschwitz – Das Leben des Wilhelm Brasse“
von Reiner Engelmann. Es geht um den Funktionshäftling Wilhelm Brasse, der
durch seinen Beruf ein vergleichsweise weniger schreckliches Dasein fristete.
Doch die Schreckenstaten von denen er berichten kann, die Menschen, die er
kennenlernte – all das kann man nicht vergessen, erst recht nicht, wenn man sie
alle fotografieren musste. Menschen, die wenige Tage später bereits tot waren…
Es ist wichtig, diesen Teil der Geschichte aufzuarbeiten und jeder sollte das
für sich selbst tun. Liest man „Der Fotograf von Auschwitz“ ist das ein Anfang.
Denn das Buch schildert grausame Taten und Situationen. Grausam, aber unbedingt
lesenswert, auch für Jugendliche!
Klappentext
Das erschütternde Dokument eines
Zeitzeugen
Als Wilhelm Brasse (1917-2012) mit 22
Jahren in das Stammlager Auschwitz eingeliefert wird, ahnt er nicht, dass er
als gelernter Fotograf zum Dokumentarist des Grauens wird. Seine Aufgabe ist
es, die KZ-Insassen zu fotografieren. Menschen, die kurze Zeit später in den
Gaskammern umgebracht werden. Menschen, die von Josef Mengele zu »medizinischen
Forschungsarbeiten« missbraucht werden und denen die Todesangst ins Gesicht
geschrieben steht. Hätte er die Arbeit verweigert, wäre das sein eigenes
Todesurteil gewesen. Als Brasse 1945 alle Fotos verbrennen soll, widersetzt er
sich, um Zeugnis zu geben von dem unfassbaren Grauen. Reiner Engelmann hat
Wilhelm Brasse noch kennengelernt und schreibt sein Leben für Jugendliche auf.
Ein erschütterndes Dokument – wider das Vergessen.
Meinung
Es ist schwer, eine Rezension zu solch
einem Buch zu verfassen, da das Thema so grauenvoll ist. „Der Fotograf von
Auschwitz“ ist rein äußerlich sehr schön gestaltet. Cbj hat das Buch hochwertig
verlegt und Reiner Engelmann verwendet ein sehr simples Vokabular. Damit wird
deutlich, dass das Buch auch für eine jüngere Leserschaft angedacht ist. Und
das ist meiner Meinung nach gut so. Es gibt eine gewisse Altersgrenze, ab der
man sich mit NS und Holocaust auseinandersetzen sollte. Ich vertrete nicht die
Meinung, dass beispielsweise die Grundschule der richtige Ort dafür ist (, alles
schon vorgekommen). Aber als Jugendlicher kann man zu der Geschichte von
Wilhelm Brasse greifen und wird Vieles mitnehmen können. Das Buch beinhaltet
sehr kurze Kapitel, die sich zumeist mit bestimmten Vorfällen und Themen
beschäftigen. Dabei geht der Autor chronologisch vor, sodass man dem Verlauf
des zweiten Weltkriegs in Ansätzen folgen kann. Engelmann schildert Brasses
Sicht und Erlebnisse, seine Eindrücke und natürlich seine Meinung. Brasse ist
ein sehr interessanter Charakter. Als Funktionshäftling ging es ihm
vergleichsweise gut im Lager. Man benötigte ihn, damit er die Fotos aller
Häftlinge anfertigen konnte. Es gab nur wenige Menschen, die in Auschwitz wirklich
lebend benötigt wurden. Die meiste menschliche Ware war ja nachlieferbar. Den Nazis waren die Häftlinge oftmals tot lieber.
Brasse kannte die meisten NS-Größen in Auschwitz, denn auch sie ließen sich
fotografieren – für ihre Familien als Gruß. Das Buch schildert absolut
großartig die Grausamkeit und Brutalität mancher Menschen. Es wird deutlich,
wie viele NS-Größen tagsüber folterten, brutal vorgingen, ja mordeten – und abends
mit ihrer Familie beim Abendbrot lachten. Es scheint paradox und war doch so
normal.
Das Buch ist nicht besonders lang, gerade einmal 192 Seiten, von denen die
eigentlichen Schilderungen auf Seite 162 enden. Es folgt ein umfassendes
Begriffs- und Personenglossar. Viele der NS-Begriffe werden erklärt, sodass
jeder Leser weiß, worum es geht. Im Text sind diese Begriffe mit Sternchen
gekennzeichnet. Die Kurzbiografien sind erschütternd. Liest man die Kurzabrisse
der einzelnen Menschen, wird einem übel. Auch, da so viele überlebt haben. Es
ist einfach unglaublich, zu was wir Menschen fähig sind. In Auschwitz gab es
einige Sadisten – das ist mir nach dem Lesen klar. Und das sollte auch vor dem
Lesen klar sein. Denn „Der Fotograf von Auschwitz“ ist kein Buch, das man eben
mit in die Bahn nimmt oder zwischendurch liest. Man muss sich in Ruhe hinsetzen
und alles andere ausblenden. Zwei Mal musste ich das Buch beim Lesen zuklappen,
weil die geschilderten Methoden so grauenhaft waren und mir schlecht wurde. Mir
fehlen die Worte, weitere Beschreibungen vorzunehmen.
Das Buch beschäftigt sich mit dem Lageralltag aus der Perspektive eines
Insassen. Es wird relativ neutral berichtet, manchmal mit Zitaten gearbeitet
und auch besondere Vorkommnisse werden erzählt. Außerdem lassen sich einige
Bilder im Buch finden, was beim Beruf von Brasse zu erwarten ist. Es ist ein
komisches Gefühl, dass Brasse viele der Fotos selbst gemacht hat. Obwohl seine
Funktion so unspektakulär wirkt, war es doch eine jahrelange grausame Folter.
Ich kann mir nicht vorstellen, wie es im Lager gewesen sein muss, doch einen
Eindruck habe ich gewonnen. Und der ist noch grausamer, als man erwarten kann.
Ich wage es nicht, etwas am Buch zu kritisieren, denn ich glaube nicht, dass
ich das Recht dazu habe. Liest man „Der Fotograf von Auschwitz“, muss man sich
der Adressatengruppe bewusst sein und keine hohen wissenschaftlichen Standards
erwarten. Dadurch allerdings ist das Buch auch nicht trocken oder Ähnliches. Man sollte sich die Zeit nehmen und diesen
Gräueltaten und seinen Opfern gedenken. Ein Buch wie dieses zu lesen, ist dabei
ein guter Anfang.
Fazit
Wilhelm Brasse war ein junger Fotograf,
wurde zum Funktionshäftling und erlebte eine grauenhafte Zeit in Auschwitz. Ich
kann mir nicht vorstellen, was es für ein Gefühl war, täglich hunderte
Häftlinge zu fotografieren, von denen viele die nächsten Tage nicht überleben
würden. Reiner Engelmann schildert Brasses Leben in relativ neutralem Ton,
allerdings sehr eindrucksvoll und auch jugendgerecht. Ich vergebe volle 5
Spitzenschuhe und bin voller Traurigkeit über die Geschichte meines eigenen
Landes. Aber genau deswegen ist es so wichtig, dass wir gedenken und versuchen
aus der Vergangenheit zu lernen. Als Geschichtslehrerin ist mir der
Gegenwartsbezug immer sehr wichtig. Also lasst uns verhindern, dass Menschen
jemals wieder so grausam gegenüber Menschen sind. Jedes Leben ist wertvoll.
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