Das Meer ist voller Geheimnisse. Kein Wunder also, dass so
viele Fantasy-Geschichten genau dort spielen. Und unter all diesen Geschichten
findet sich natürlich auch immer der Mythos um Meerjungfrauen oder auch
Sirenen. Maike Voß hat sich nun diesen Stoff zu eigen gemacht und heraus kam „Sirens
– Das Glühen der Magie“. Sirenen, eine toughe Protagonistin und ein Bad Boy,
der sich als Prinz herausstellt: Das Hörbuch scheint alles zu haben, was es
braucht, um großartig zu sein. Und obwohl mir die Geschichte gefallen hat, gibt
es durchaus Schwächen.
Regan Seaborn ist einundzwanzig, liebt das Wasser und
verdammt gute Musik. Doch seit dem gewaltsamen Tod ihrer Eltern führt sie ein
Leben auf der Flucht. Ihre letzte Station ist London, und auch wenn Regan klar
ist, dass sie nicht lange wird bleiben können, fühlt sie eine gewisse
Verbundenheit mit der Stadt. Dann taucht eines Abends der umwerfend gut
aussehende Penn in ihrem Leben auf und stellt es gehörig auf den Kopf.
Widerwillig fühlt sie sich mehr und mehr zu dem charmanten Bad Boy hingezogen,
doch Penn ist nicht nur auf einen sexy Flirt aus. Er ist der Prinz der Artaga,
mächtiger Sirenen, und Regan die letzte Überlebende einer alteingesessenen
Sirenenfamilie. Und nun brauchen die Artaga ihre Hilfe ...
Vielleicht liegt es an meinen Erwartungen, dass ich nach dem
Hören von „Sirens – Das Glühen der Magie“ etwas enttäuscht bin. Warum waren
meine Erwartungen also hoch? Der Klappentext spricht ja eigentlich für sich.
Allein die Kombi aus „Bad Boy/Prinz“ hat mich persönlich ziemlich gereizt.
Hinzu kommt das wunderschöne Cover. Nach beiden Aspekten beschloss ich also,
dass ich dieses Hörbuch einfach hören musste. Ich habe es nicht bereut, so viel
vorweg. Aber im Nachhinein gibt es doch einige Dinge, die mich etwas gestört
haben.
Insgesamt hat die Autorin sich ein ziemlich solides Grundgerüst für ihre
Geschichte gebaut. Regan ist eine junge und dynamische Protagonistin, die viel
Selbstbewusstsein hat. Sie war mir am Anfang unglaublich sympathisch. Allein,
dass sie in ihrer ersten Szene einen One-Night-Stand süß aus ihrer Wohnung
verabschiedet, ließ mich meine Mundwinkel nach oben ziehen. Regan ist cool, ich
denke, so lässt es sich sagen. Zumindest am Anfang. Denn vor allem im
Mittelteil und am Ende hat sie mich doch ganz schön genervt. Denn in diesem
Handlungsabschnitt macht sie sich einfach viel vor, ist naiv und wechselt
dauernd ihre Meinung. Deswegen muss ich Regan insgesamt als etwas ambivalenten
Charakter bezeichnen. Nichtsdestotrotz ist sie die wichtigste Figur für die
Geschichte. Die zweite wäre dann Penn, der Prinz der Artaga. Die Artaga sind
ein Schwarm von Sirenen, die durch die Herrscherin eines anderen Schwarms quasi
bedroht werden. Aber nicht nur die Artaga sind in Gefahr wenn Setaria, die
Königin der Nox, die Macht der Sieben Weltmeere entfesselt, sondern die gesamte
Menschheit. Dies soll durch ein Ritual verhindert werden. Es scheint also viel Verantwortung auf den Schultern der Artaga zu
liegen und das überträgt sich auf Regan und Penn. Aber Penn ist ein deutlich
entspannterer und meiner Meinung nach ehrlicherer Charakter als Regan. Anfangs
scheint er wirklich ein Player zu sein, als „Bad Boy“ hätte ich ihn allerdings
zu keinem Zeitpunkt beschrieben. Penn ist unglaublich gutaussehend, clever,
durchtrainiert und verliebt sich natürlich unsterblich in Regan. (Etwas overflächlich, oder?) Er macht ihr
auch eigentlich nie etwas vor, aber trotzdem findet Regan immer wieder ein Haar
in der Suppe. Insgesamt hat mich das Beziehungs-Hin-und-Her zwischen den beiden
irgendwann gestört. Das war mir zu viel und zu gekünstelt. Dabei haben beide
zusammen wirklich Potenzial und sind ein tolles Paar. Das müsste eben nur Regan auch erkennen...
Ein weiterer Charakter, der erwähnt werden muss, ich der kleine Wasserdrache
Shen. Shen ist so niedlich und wirklich die lustigste in der ganzen Geschichte.
Humor hat „Sirens – Das Glühen der Magie“ übrigens eine ganze Menge. Und der
größte Vertreter davon ist eben Shen. Ich habe ihre schlechten Filmvergleiche
wirklich geliebt. Und es sagt wohl auch irgendwie etwas über mich aus, dass ich
alle Paare, mit denen Shen Regan und Penn vergleicht, kenne….oder? Shen uns
Regan haben wirklich tolle Konversationen und damit wären wir bei einer
absoluten Stärke des Buches. Die Autorin kann auf jeden Fall schreiben und
gerade die Dialoge sind sehr spritzig. So entsteht ein schöner Fluss für den
Leser oder in meinem Fall den Hörer.
Am Schreibstil liegt es also keinesfalls, dass ich finde, dass das Buch
Potenzial verschenkt hat. Meiner Meinung nach ist die Handlung zum Beispiel zu
langatmig. Es dauert ewig, um das Training für das Ritual abzuschließen und vom
Beziehungsdrama habe ich ja bereits gesprochen. Ich hatte auch das Gefühl, dass
die Handlung im Mittelteil vorhersehbar ist. Das ist sie allerdings nur bis zu
einem gewissen Grad, denn am Ende hat Maike Voß mich dann doch noch mal
überrascht. Trotzdem finde ich, dass manche Details zu sehr ausgearbeitet und
andere nicht aufgeklärt wurden. Wieso zum Beispiel musste die entführte Artaga
in der Innenstadt ganz öffentlich „ausgestellt“ werden? Nur Abschreckung? Das
war mir dann etwas zu plump. Die Handlung folgt aber trotzdem einem roter
Faden, der eben ein paar kleine Abbiegungen macht und länger ist, als er sein
müsste.
Das Ende hat mich wie gesagt positiv überrascht. Überrascht hat mich auch, dass
das Buch so viele Sexszenen hat. Zwischendurch dachte ich wirklich, die Autorin
könnte sich nicht entscheiden, ob sie einen Fantasy- oder New-Adult-Roman
schreiben wollte. Und danach dachte ich dann, „Warum nicht?!“ Wieso sollten
nicht auch in einem Fantasyroman viele explizite Sexszenen sein? Ich finde es
zwar mutig, aber auch cool. Ob die Häufigkeit jetzt nötig gewesen wäre…darüber
könnte man sich wieder streiten.
Kommen wir zuletzt zur Sprecherin des Hörbuchs, Martha Kindermann. Sie kann
sehr gut lesen und hat für Regan eine tolle Stimme. Ich konnte ihre Stimme
wirklich sofort mit der Protagonistin in Verbindung bringen. Allerdings
versucht Kindermann den einzelnen Figuren sehr unterschiedliche Stimmfärbungen
zu geben. Bei Penn klappt das auch sehr gut und wirklich großartig ist Shen
gesprochen. Aber dann wird es leider etwas komisch. Viele Stimmen driften schon
irgendwie ins Dümmliche oder Lächerliche ab (Bsp. Carlos) oder sind etwas
bedeutungsschwanger (Penns Vater). Abgesehen von den drei Charakteren gefiel
mir Kindermanns Art die Figuren zu interpretieren leider nicht so gut.
Meine Rezension klingt jetzt insgesamt ziemlich negativ,
aber ich muss betonen, dass mir das Hörbuch insgesamt gefallen hat. Besonders
Penn und Shen haben mein Herz erobert und gerade das Ende kommt überraschend
und sorgt für Spannung und Lust auf Teil zwei! Zuvor gibt es meiner Meinung nach aber zu viele Längen,
zu viel Beziehungsdrama und die Sprecherin war mir auch oft too much. Deswegen
konnte ich die tolle Fantasygeschichte mit solider Idee nicht immer genießen.
Ich vergebe deswegen 3,5 Sterne.
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