28. Juni 2016

Rezension: "Intrige" (Hörbuch) von Robert Harris




Titel: Intrige
Autor: Robert Harris
Verlag: Random House Audio
Preis: 3,99€
Seiten/ Dauer: 625/ 6:53 Min.

Vor Jahren las ich ein Buch von Robert Harris, das sich mit dem Leben des griechischen Redners Cicero befasst („Imperium“). Ich habe es geliebt. Umso begeisterter war ich, als ich das Hörbuch „Intrige“ geschenkt bekam, das ebenfalls aus der Feder von Mr. Harris stammt. Diesmal das Thema: Die Dreyfus-Affäre Ende des 19. Jahrhunderts in Frankreich. Eine spannende, aber bürokratische Geschichte, die in der Realität wahrscheinlich explosiver war, als es in diesem Hörbuch geschildert wird. Die Handlung an sich gefiel mir. Doch durch ausschweifende Erzählungen, unsympathische Entscheidungen, einen nicht sehr überzeugenden Vorleser und die vielen, verwirrenden, französischen Namen bleibt das Hörbuch leider nur mittelmäßig.

Klappentext


Am 22. Dezember 1894 wird der französische Hauptmann Alfred Dreyfus wegen Landesverrat zu lebenslanger Haft verurteilt und verbannt. Ein Justizirrtum, wie er beteuert und wovon auch der neue Geheimdienstchef Picquart zunehmend überzeugt ist. In den Wirren der Dreyfus-Affäre, die ganz Europa erschüttert, rollt er den Fall neu auf. Weshalb er bald selbst zwischen die Mühlräder der Macht gerät und das Ziel dunkler Machenschaften wird 

Meinung


Ich bin mal wieder gezwungen mir eine traurige Wahrheit einzugestehen. Obwohl ich in der Theorie studierte Historikerin bin, hatte ich zuvor noch nie von der Dreyfus-Affäre gehört. Traurig, aber wahr. Das war aber nur ein Grund mehr, warum ich mich auf das Hörbuch „Intrige“, gelesen von Hannes Jaenicke, gefreut habe. Es handelt sich um eine lange und komplizierte Geschichte. Das liegt natürlich vor allem am Ursprung. Es gefällt mir sehr, dass Harris sich immer mit historischen Zweifelsfällen auseinandersetzt, seine eigene Note mit hineinbringt und Geschehnisse aus der Vergangenheit in Romanform den Lesern näher bringt. So hat das Ganze noch einen bildenden Charakter. Durchaus habe ich während des Hörens etwas gelernt. Doch vor allem war ich verwirrt. Der manchmal sehr grobe, manchmal sehr feine Stil von Harris ist gelungen. Wird einem das Buch aber vorgelesen, macht das die Sache unnötig kompliziert. Das große Problem lag für mich an der Vielfalt der Namen. Die Hauptbühne des Romans bildet die französische Regierung Ende des 19. Jahrhunderts. Der Protagonist Marie-Georges Piquart, der Chef des Geheimdienstes wird, ist ein vernünftiger und rechtschaffender Mann. Er ist kein sympathischer Charakter, aber er tut das Richtige. Auf der politischen Bühne spielen nun aber eine Menge andere Figuren noch eine Rolle. Und die haben alle sehr glatte französische Namen. Spätestens ab CD 4 steigt man als Hörer nicht mehr so richtig durch, wer denn jetzt eigentlich wer ist und welche Funktion diese Figur in der Regierung innehat. Wer ist nochmal welcher Meinung? Wer ist Freund, wer Feind? Das Wichtige kann man als Hörer natürlich trotzdem verstehen, dennoch verkompliziert das die Sache. Als Historikerin finde ich es gut und richtig, dass die wahren historischen Persönlichkeiten aufgegriffen werden und der Roman sich an die Quellen hält, aber als Hörerin war mir das Ganze zu viel. Und außerdem zu dröge. Denn die Geschichte hat keine durchgehende Spannungskurve. Vor allem zu Beginn braucht sie viel Zeit um in Fahrt zu kommen. Piquart beschreibt manchmal in eine Art Tagebuchform, wie er die Geschehnisse erlebt. Dazu gehört dann auch, welche Straße er wann lang gegangen ist – was einfach völlig unnötig ist. Beschreibungen dieser Art finden sich zu Hauf. Das macht das Hören manchmal langweilig. Allerdings ist es nicht durchgehend so. Man wird als Leser ebenfalls verdammt wütend, weil die Lage der Geschichte so ungerecht ist. Man fiebert in gewisser Weise mit. Und da ich den Ausgang der Dreyfus-Affäre nicht kannte, war es für mich durchaus spannend. Das Ende aber war unbefriedigend. 
Ein Wort noch zum Vorleser: Obwohl er als emotional brillant beschrieben wird, fand ich ihn eher monoton. Andererseits bringt er die Persönlichkeit Piquarts gut herüber. Leider machte es die Sache für mich nicht besser. In den fast 7 Stunden sorgte die Art des Vorlesens durchaus manchmal dafür, dass ich müde wurde.

Fazit


Eine Geschichte mit viel Potenzial und noch viel mehr Komplikationen. Ein erschwertes Hören und ein Vorleser, der nur in seiner Verkörperung des Protagonisten glänzen kann. Die Dreyfus-Affäre scheint die reinste Bürokratie-Intrige gewesen zu sein und das empfand ich durchaus als interessant. Es gibt Höhen und Tiefen, doch grundsätzlich ist die Geschichte in die Länge gezogen. Ich komme auf 2,5 Spitzenschuhe, da es sich für mich zwar um interessante Allgemeinbildung, aber nicht um ein Hörvergnügen gehandelt hat.



27. Juni 2016

[Universität:] Ist Lesen eigentlich Bildung? Persönliche Prüfungsvorbereitungen und andere Geschichten


Hallo ihr Lieben :)


Heute möchte ich mit euch ein paar Gedanken teilen. Grundsätzlich nichts Neues, aber thematisch begebe ich mich doch in eine ungewohnte Richtung. Morgen habe ich meine allerletzte große Uni-Prüfung. Schon allein das ist beängstigend. Noch beängstigender wird es aber, wenn man während der Prüfungsvorbereitung merkt, dass das Thema tatsächlich irgendwie relevant ist. Ungewohnt...zumindest in meinem Studiengang. Für die, die es nicht wissen: Ich studiere Deutsch und Geschichte auf Lehramt, befinde mich im 10. Semester und nach der kommenden Prüfung liegen lediglich eine unbedeutende Hausarbeit und meine Masterarbeit (,die wohl leider weniger unbedeutend sein wird) noch vor mir. Im Masterstudiengang ist es leider so, dass die Erziehungswissenschaften immer entscheidender werden (im Gegensatz zu den Fachwissenschaften, die immerhin zumeist Spaß machen: Stellt euch hier vor, ihr dürft euch mit Literatur beschäftigen und in EW geht es dann darum, wie ungerecht das ganze Leben ist [LANGWEILIG!] - nur so für eure Vorstellung). Man bildet uns nun also als tatsächliche Lehrer/innen (wir wollen hier mal bei wissenschaftlichen Gender-Standarts bleiben) aus. Was übrigens auch Zeit wurde. 
Meine aktuelle Dozentin ist wahnsinnig gut. Die erste, bei der ich EW-Vorlesungen manchmal aufgepasst habe. Vielleicht liest die gute Frau diesen Eintrag ja noch, also: Kompliment, Frau Jergus! Dennoch war das Prüfungsthema nicht ganz leicht: Wir durften uns nämlich etwas aussuchen. Das klingt nett, ist aber doch relativ hart, wenn man den gesamten erziehungswissenschaftlichen Kosmos zur Verfügung hat. Grrr... Aber so kommen wir immerhin zum Thema:



Was ist für euch eigentlich Bildung?


Denn letztendlich ist das so die zentrale Frage meiner Prüfung geworden. Euch mit dem ganzen Theoriegedöns zu langweilen, wäre eher zwecklos (und eben auch langweilig), deshalb beschränke ich mich auf ein Minimum (, was hoffentloch nicht zu lang wird). Denn wie ich ja sagte - so richtig schlimm wird es beim Lernen erst, wenn man es irgendwie selbst als sinnvoll erachtet :D


(Exzerpieren macht Spaß, nicht wahr?!)

Was ist Bildung?

Ich muss zugeben, dass ich über die Definition von "Bildung" nie so richtig nachgedacht habe. Ist halt so ein Begriff, der sich in unserem Wortschatz etabliert hat. Es gibt ihn ja auch wie Sand am Meer. Stellt euch nur mal all die verschiedenen Gebrauchsweisen vor: Bildungswesen, Allgemeinbildung, Gruppenbildung, Einbildung....wer soll sich da noch eine Meinung bilden können? (Achtung, Wortwitz).
Alle Leute, die ich befragt habe, sagten mir, dass Bildung eigentlich immer etwas mit Schule zu tun hat - dass es um Wissen geht, das vermittelt werden soll. Andere fügten noch hinzu, dass man aber auch selbst Dinge lernt, die dann zur Allgemeinbildung gehören. All das finde ich ziemlich einleuchtend und vielleicht würdet ihr das ja auch so sehen?
Völlig falsch! Wenn man einen Blick in wissenschaftliche Literatur wirft, dann ist das alles irgendwie ganz anders. Ha! Wäre ja auch gelacht, wenn es mal einfach sein könnte ;) 

Bildung hat keine Definition.

Es gibt zu viele Bedeutungen und Verwendungen, als dass man sagen könnte "DAS ist Bildung!" Es handelt sich vielmehr um ein riesiges und komplexes Konstrukt, das je nach Interpretation variiert. Aber halt: Wissensaneignung ist schon ein wichtiger Bestandteil. Doch zentral ist das Ich. Das Selbst, wenn man so will. In meiner Prüfung setze ich mich mit drei verschiedenen Bildungstheorien auseinander. Zwei der werten Herren dürftet ihr kennen: Platon, Wilhelm von Humboldt und Hans-Christoph Koller. Letzterer ist wohl den wenigsten ein Begriff (und ganz ehrlich: Wenn ihr euch nicht grade mit transformatorischen Bildungsprozessen auseinandersetzen wollt, müsst ihr den Mann auch nicht kennen). Alle drei Theoretiker haben ganz nette Sachen in Zusammenhang mit Bildung geschrieben. Denn Achtung: Bildung ist Arbeit am Selbst! Oh ja, liebe Freunde. Für Humboldt ist es beispielsweise die Wechselwirkung zwischen dem Ich und der Welt (quasi dem Ich und dem Nicht-Ich), die Begegnung mit dem Neuen. Bei Platon (vielleicht sagt dem ein oder anderen das "Höhlengleichnis etwas - wenn nicht, auch nicht so tragisch. In der 11. Klasse dachte ich immer, es würde "Höhengleichnis heißen, weil ich nun wirklich nicht verstand, was Bildung mit Höhlen zu tun haben soll) geht es um Entfesselung. Hier bestreitet der Mensch mit Hilfe von Zwang und Gewalt einen Aufstieg. Von der Welt des lediglich Scheinenden zur Welt des Seienden (klingt komplizierter, als es ist). Lustig ist hier nur, dass man diesen Weg anfangs gar nicht gehen will. Man muss ihn aber aushalten. Ergebnis des Ganzen ist dann eine Umkehrung des eigenen Blicks. Nachdem man sich also mit dem Fremden auseinandergesetzt hat, sieht man die Welt mit anderen Augen - die alte Sichtweise ist verworfen - man hat einen Prozess durchgemacht. Der Prozess ist es auch, der bei Koller im Mittelpunkt steht, Vielleicht ist es euch auch schon selbst aufgefallen, aber irgendwie sprechen die Theoretiker alle davon, dass man das Selbst verändert. Und das passiert angeblich nur, wenn man einen Bildungsprozess durchmacht. Viel witziger ist noch, dass man sich nur bildet, wenn man auf das Fremde/Neue (Achtung, das Fremde ist natürlich nicht als alles "Nicht-kennende" zu definieren, wäre ja gelacht) antwortet. Oh ja. Laut Theorie gerät der Mensch in eine Krise, wenn er Problemen begegnet, die er mit normalen Mitteln nicht zu lösen weiß. Er sucht nach neuen Mitteln und Wegen und bildet so vielleicht neue Meinungen und Handlungen für sein Ich aus. 
Das Ganze war jetzt so die Kurzdarstellung des Inhalts. Wenn ihr Fragen habt: Hey - die müssen nicht geklärt werden. Bildung ist schließlich ein endloser und immer wiederholbarer Prozess, daher ist eine Klärung allen Wissens gar nicht nötig (und auch nicht möglich).



Quelle: https://bildungsstreikwuppertal.files.wordpress.com/2009/12/kompaktseminar.png

Fassen wir nochmal zusammen:

  • Bildung ist Arbeit am Selbst und führt zu neuen Denkweisen und Handlungsmustern
  • Es ist ein langer und schwieriger Prozess und man muss bereit sein, sein eigenes Weltbild in Frage zu stellen
  • Man eignet sich Wissen an und verortet sich selbst in der Welt
  • Das Neue und Fremde spielt hier den zentralen Auslöser von Bildungsprozessen


Kommen wir aber zur entscheidenden Frage: 


Warum erzähle ich euch das alles?



Zum einen natürlich, weil es unglaublich viel Spaß macht. Nein, Scherz. Aber es hilft natürlich bei der Prüfungsvorbereitung ;) Und außerdem habe ich mich gefragt, ob wir Lesesüchtigen uns in einem ständigen Bildungsprozess befinden? Ist das so? Was meint ihr?
Begeben wir uns nicht ständig in neue Welten und eignen sie uns auch an? Ändert sich unsere Weltsicht nicht manchmal durch Geschichten, die wir kennengelernt haben? Oh, und manchmal lernen wir natürlich auch etwas aus unserer Lektüre, oder nicht?

Ist Lesen eigentlich Bildung?

Aber viel extravaganter wäre noch die Frage: Ist Lesen = Bildung? Denn eigentlich ist der Prozess nach wissenschaftlichen Ansätzen doch zu stumpf, oder? Einfach nur Lesen hat ja scheinbar nichts mit Bildung zu tun. Wie arbeiten wir denn an unserem Selbst, indem wir lesen? Tut ihr das? Oder entspannen wir uns beim Lesen nicht vielmehr, als dass wir Denken wollen? Aber hey...müssen wir Denken, um uns zu bilden? 
Oh...so viele ungeklärte Fragen. 


Ich zumindest würde schon behaupten, dass unser Hobby zur Bildung beiträgt. Oder? Ich fühle mich jedenfalls oftmals schlauer, wenn ich sagen kann: "Ich kenne Goethes Faust". Und auch andere würden mich deswegen sicher als "schlau" bezeichnen. Nach Humboldt allerdings würden sie damit zeigen, wie dumm sie eigentlich sind. Denn Aneignung ist ja nicht gleich Bildung. Bildung wäre es, wenn ich sagen würde, dass ich durch Goethes Faust eine völlig andere Weltsicht gewonnen habe (, was gelogen wäre, aber egal). 
Vielleicht haltet ihr mich für dämlich oder noch viel schlimmer, für besserwisserisch, weil ich diesen Post schreibe. Aber ich habe für mich gemerkt, dass "Bildung" ein Komplex ist, der viel zu schwer zu definieren ist. Und ich finde, dass man Bildung in den verschiedensten Lebensbereichen finden kann. Und da würde Herr Humboldt mir sicher zustimmen. Wir Leser und unsere literarischen Helden begegnen andauernd neuen Dingen oder dem Fremden. In jeder Geschichte wartet etwas Fremdes auf uns. Nach Horkheimer (ihr könnt euch ja mal den Spaß gönnen und die ganzen alten Kerle, die ich hier erwähne googlen - sorgt sicher für Erheiterung :D ) muss man sich auf das Fremde einlassen und sich ihm völlig hingeben. Und hey: Das tun wir ja wohl absolut, oder??? Ich gebe mich meinen Geschichten zumindest sehr, sehr gerne hin! Und ihr? Also lasst uns anstoßen! Denn wie betreiben ein Hobby, das tatsächlich einen Sinn hat. Wir arbeiten an unserem Selbst und bilden dies aus. Es geht nicht um Wissensaneignung, sondern um die Reaktion auf das Fremde. Und wir weichen dem Fremden nicht aus. (Interessante Gegenfrage wäre: Tun wir das, wenn wir ein Buch abbrechen?) 




Ich denke, ich habe meine Gedanken nun genug mit euch geteilt und sollte zurück an meine Lernunterlagen. Doch gerade war es Zeit für mich, meine abstrusen Gedanken mit euch zu teilen. Vielleicht hat ja jemand bis hierhin durchgehalten und möchte eine gebildete Meinung dazu abgeben ;)
 Mich interessiert alles, was ihr zu dem Thema sagen wollt!
Wünscht mir Glück für morgen! Ich würde mich freuen! :)

Eure Julia

23. Juni 2016

Rezension: "Sommer hinter Dornen" von Regina Meißner


Titel: Sommer hinter Dornen
Autor: Regina Meißner
Verlag: neobooks Self-Publishing
Seiten: 79
Preis: 5,99€ (Taschenbuch)

 „Ich träume. Träume von gigantischen Hecken, riesigen Trollen, bissigen Fledermäusen. Ich träume von verwunschenen Wegen in einem dichten Wald. Ich träume von Klingen, dem Geräusch von Stahl, einem glockenhellen Lachen in der Finsternis.“ (67%)

Nicht nur Aria, die mutige Kriegerin und Protagonistin von „Sommer hinter Dornen“ träumt – auch mich hat sie mit ihrer Geschichte ein bisschen zum Träumen gebracht. Eine gelungene und niedliche Märchenadaption, in der es von all den genannten Wesen und Taten nur so wimmelt: Trolle, Hecken, verwunschene Wälder, Gefahren und natürlich einem Prinzen. Die Novelle von Regina Meißner ist zauberhaft und bietet nur einen allzu offensichtlichen Nachteil: Sie ist viel zu kurz.

Klappentext


Aria ist Kriegerin beim nächtlichen Siegel. Als ihr die Aufgabe zuteilwird, Prinz Cedric hinter einer Dornenhecke in das magische Schloss zu bringen, ist ihre Freude zunächst groß. Allerdings hat sie die Rechnung ohne den eingebildeten Königssohn gemacht, der sich nur ungern von einer Frau helfen lässt. Auf ihrem Weg geraten die beiden immer wieder aneinander, doch dunkle Kreaturen, grässliche Flüche und knifflige Rätsel erfordern ihren Zusammenhalt. Werden Aria und Cedric es schaffen, bis zum magischen Schloss durchzudringen?

Meinung


Mich machte der Klappentext sofort neugierig. Ich liebe Märchen, bin ein Fantasy-Fan und wenn es dann auch noch zwei Charaktere gibt, die sich gegenseitig nur Kontra geben – dann bin ich dabei. Und genau das trat bei der kurzen Novelle „Sommer hinter Dornen“ ein. Bereits der Titel und das Cover sind wunderschön und sobald man einen Blick in das erste Kapitel wagt, kann man die Geschichte eigentlich nicht mehr aus der Hand legen. 
Im Zentrum steht die junge Kriegerin Aria, die ihren ersten wichtigen Auftrag bekommt. Aria ist eine unglaublich sympathische Protagonistin! Die Konstellation ist nicht neu (einzige-Frau-in -Männer-Kriegsorganisation-wird-unterschätzt-und-belächelt,-ist-aber-viel-stärker-als-sie-alle-zusammen) und dennoch ist Aria unglaublich authentisch. Sie jammert nicht, ist aber auch nicht zu sehr von sich überzeugt. Sie ist ein relativ normaler Charakter, der sich seiner Fähigkeiten aber bewusst ist. Am meisten gefiel mir ihr Humor. 
„Kopfschüttelnd gestehe ich mir ein, dass ich es nicht schaffe, ihm sprachlich so viel Respekt entgegenzubringen und als das wahrzunehmen, das er ist: ein Prinz. Ich kann so nicht arbeiten.“ (22%)
Aria ist die Erzählerin der Novelle und berichtet aus der Ich-Perspektive. So ist man als Leser immer sehr nah am Geschehen und fiebert mit Aria mit. Des Weiteren macht sie eine deutliche Entwicklung durch und reflektiert am Ende sehr gut. Eine noch größere Entwicklung macht aber das Pendant zu Aria durch: Prinz Cedric. Er ist der verzogene Schnösel des Königreichs, der lediglich seine Pflicht erfüllen will, indem er die Prinzessin hinter der Dornenhecke befreien will. Natürlich ist er völlig unfähig, wenn es um praktische Dinge geht. Die Konstellation von der selbständigen Aria und dem verhätschelten Prinzen macht den Kern der Geschichte aus. Anfangs erwartet man einen strahlenden Prinzen, in den sich Aria natürlich sofort verliebt, doch das Gegenteil ist der Fall. Cedric ist schmächtig und Aria gegenüber sehr abweisend. Dennoch müssen die beiden zusammenhalten, um das Abenteuer zu bestehen.
Das Abenteuer selbst ist leider viel zu kurz. Es passieren einige spannende Dinge, aber man hätte die gesamte Reise einfach noch weiter ausschmücken können. Meiner Meinung nach hat die Autorin mit den letzten Kapiteln sehr gute Arbeit geleistet. Das Rätsel des Kobolds gefiel mir sehr gut, ebenso wie die Wende am Ende. Als Arias Auftrag erfüllt ist, merkt sie, dass es eben nicht nur ein Auftrag war:
„Früher habe ich Eifersucht für ein abstraktes Konzept gehalten, das in Romanen verwendet wird, um Intrigen dichter zu spinnen. Heute merke ich, dass man sogar auf Personen eifersüchtig sein kann, die man gar nicht kennt.“ (74%)
Neben einem spannenden und märchenhaften Abenteuer, gibt es also auch eine kleine Romanze. Doch Vorsicht! Wer mit einem Ende à la Märchenbuch rechnet, der muss enttäuscht werden. Stattdessen zaubert Regina Meißner etwas ganz Unerwartetes und zur Geschichte passendes. Der Schreibstil ist übrigens flüssig und schön. Ich musste mir ein paar Stellen markieren, weil sie mir einfach so sehr gefallen haben. Der Märchencharakter kommt nicht zu kurz und dennoch ist die Novelle etwas völlig Eigenes. 


Fazit


Ich hatte mit „Sommer hinter Dornen“ eine sehr schöne Lesezeit. Die Kapitel sind zumeist kurz, der bildreiche Sprachstil hilft der Vorstellungskraft und die Protagonisten sorgen für eine tolle Mischung aus Verzückung und Kabbelei. Mir gefiel die Entwicklung der beiden und der Humor von Aria sehr gut.  Die Novelle ist sehr gelungen und hat wirklich nur den Nachteil, dass sie nur knapp 70 Seiten lang ist. Hätte die Autorin noch an die 150 Seiten hinzugefügt (, was wirklich möglich gewesen wäre), dann würde ich die volle Punktzahl vergeben. So verbleibe ich mit vier Spitzenschuhen und der Erinnerung an einen schönen Leseabend dank der Märchenadaption „Sommer hinter Dornen“.




20. Juni 2016

Mein Sub kommt zu Wort #2

Hallo ihr Lieben!


Es ist wieder soweit ("wieder" ist gut...sagen wir: zum zweiten Mal): Mein SuB kommt zur Wort :) Diese wunderbare Aktion ist von der lieben Anna von annasbuecherstapel.de und ich hatte im letzten Monat sehr viel Spaß. Ihr vielleicht auch? Schaut doch mal bei Anna vorbei und lasst euch inspirieren!



Im letzten Monat hat sich meine Beziehung zu meinem SuB erstmals vertieft. Vorher führten wir quasi ein Leben aneinander vorbei, doch nun hat er meine volle Aufmerksamkeit und eine innige Freundschaft ist entstanden. Manchmal ist er ein bisschen ich-bezogen, aber ich kann es ihm gar nicht verübeln... Zuallererst musste ein Name her. Das letzte Mal hat sich mein süßer, männlicher SuB nämlich schon über seine Namenslosigkeit beschwert und dieser Zustand musste dringend behoben werden. Er selbst ist sehr zufrieden mit seinem Namen und hatte sogar ein bisschen mitzureden. Meine Lieben, darf ich vorstellen:


Mein SuB: Karli (keeps books)


Die Schreibweise ist vielleicht nicht ganz so schön, aber für mich ist es ein süßer Name, der absolute Liebkosung beinhaltet und daher meine Liebe zu meinem kleinen Racker gut ausdrückt, habe ich Recht, Karli? Du bist dran!




1. Wie groß/dick bist du aktuell?

Hallo, wieder an alle! Zuerst einmal: Hui, ich freue mich, dass ich nicht mehr namenslos bin :) Ich bin Karli! Juhu! Es ist schön, wieder mit dabei zu sein. Endlich bekomme ich die Aufmerksamkeit, die ich auch verdiene...
Ich habe abgenommen! Man glaubt es kaum. Das hat allerdings verschieden Gründe. Ich bin von 97 Büchern auf schlanke 95 geschrumpft! Und das, obwohl es ein paar Neuzugänge zu verzeichnen gab. Ich bin schon ein bisschen stolz, muss ich zugeben. Für andere ist das vielleicht ein winziger Schritt, doch für mich ist er enorm! Ich beobachte Julia sehr gern, wenn sie ihre Liste über meine Schätze aktualisiert. Dann glitzern ihre Augen immer so süß, wenn sie die Durchstreichfunktion im Dokument wählt. Zerrissen hat es mich beinahe, als sie neue Titel hinzufügen musste. Aber ich bin zuversichtlich. Und in Zukunft würde ich die Formulierung "groß" anstelle von "dick" bevorzugen. Das macht einen doch fertig, diese ständige Gewichtsklasse...




2. Wie ist die SuB-Pflege bisher gelaufen - zeige mir deine drei neusten Schätze auf deinem Stapel.

"....Aaaah..." und "...hm....!" Das sind Laute des Wohlfühlens! Die SuB-Pflege läuft derzeit wirklich gut! Das macht nicht nur meine Besitzerin glücklich, sondern vielmehr mich. Allerdings bin ich ja der Urspung ihres Glücks, also sollte ich schon im Mittelpunkt stehen, oder?! Ach, das ist aber auch immer kompliziert :D
Im letzten Monat haben mich vier Bücher verlassen. Aber 5 kamen hinzu, wobei nur drei geblieben sind. Julia konnte mal wieder nicht an der Bücheraktion dieser griechischen Göttinnin-Kette vorbeilaufen, ohne drei Bücher zu kaufen. Dazu kam noch eine Leserunde und ein Rezensionsexemplar. Wenn ich zeitlich vorgehe, sind das meine drei neusten Schätze, denn die beiden zuletzt genannten Exemplare haben mich ja bereits wieder verlassen.


  

"Der große Gatsby" sieht tatsächlich so hübsch aus, wie auf dem Foto, ich persönlich mag das Filmplakat als Cover ja ganz gern. Der Mann darauf reizt mich zwar nicht, aber es ist schon ein hübsches Mädchen... Ich hab mich über diese drei Neuankömmlinge jedenfalls sehr gefreut :) Mal sehen, wie lange sie bei mir bleiben werden. Im Moment nimmt Julia den "ultimativen-Karli-Abbau-Plan" sehr ernst. Schon wieder hat sie nach einem lang dagewesenen Schatz gegriffen. Daher ist es auch bitter nötig, dass ich Nachwuchs bekomme ;)


3. Welches Buch hat dich als letztes verlassen, weil gelesen? War es eine SuB-Leiche, eine Reihen-Teil, ein neues Buch oder ein Reziexemplar und wie hat es deinem Besitzer gefallen (gerne mit Rezensionslink)?

Schon komisch, dass das zuletzt beendet Buch schon wieder nur mittelmäßig für meine Besitzerin war. Vielleicht liegt das an der Mitte des Monats, wer weiß. "Das Funkeln zwischen den Zeilen" konnte Julia leider nicht beeindrucken. Sie selbst hat mich allerdings beeindruckt, denn bei diesem Roman handelte es sich tatsächlich schon um eine SuB-Leiche aus dem Jahr 2013, oder sogar noch einen Tick älter. Damals war ich noch ganz klein und süß, daher kann ich mich so gut erinnern ;) Es ist ein komisches Gefühl dieses Buch nicht mehr zu haben, aber wir gehen in Frieden auseinander...Es soll übrigens ganz nett gewesen sein, mehr aber leider auch nicht. Schaut doch mal bei der Rezension vorbei.  



4. Lieber Karli-SuB, hast du dein Wohlfühlgewicht erreicht oder möchtest du lieber zu- oder abnehmen? 

Hm...keine so leichte Frage. Eigentlich bin ich ja egoistisch und finde es schön ein bisschen größer zu sein. Aber nein...ich möchte abnehmen. Ich bin nicht auf strenger Diät oder so. Wie ich schon betont habe, kommt es ja gar nicht so sehr auf das Gewicht an, aber ein paar Bücher weniger würden es auch tun. Man muss ja nicht an der dreistelligen Ziffer kratzen. Julia soll sich ruhig ein bisschen ins Zeug legen, damit ich mal auf meine Traumgröße von ca. 30 Büchern komme. Absolut unmachbar, wenn ich meinen digitalen Zusatz bedenke, aber ich bin eben ein hoffnungsloser Träumer und Romantiker. In diesem Sinne, habt einen schönen neuen Monat und bis zum nächsten Mal, wenn ich euch wieder etwas über meine Quängeleien meiner Besitzerin gegenüber erzählen darf. Man muss ja auch auf sich aufmerksam machen dürfen ;)

Euer Karli



Das war es dann wohl wieder von meinem kleinen Karli. Er hat deutlich an Selbstbewusstsein zugenommen, während er an Büchern abnahm. Ich hoffe sein anfänglicher Egoismus kann in Grenzen gehalten werden. Vielleicht sollte ich ihn doch ein wenig zurecht weisen ;) So ein kleiner Frechdachs. Aber mein Ziel für den nächsten Monat ist es, die Größe von Karli zu halten. Ich habe Ende des Monats meine letzte wichtige Uniprüfung. Dieser Tag bildet für mich ebenfalls das Ende meines selbst auferlegten Kaufverbots von Büchern, sodass wahrscheinlich noch einige hinzukommen werden und Karli wieder etwas "größer" wird. Ich habe mir geschworen kein neues Buch zu kaufen, bis ich diese Prüfung bestanden habe. Bereits bei den drei Neuzugängen habe ich eine Ausnahme gemacht, aber wenn ich diese Prüfung geschafft habe, darf ich endlich meine zwei Gutscheine auf den Kopf hauen, die noch an der Pinnwand hängen. Also drückt mir die Daumen! :)


Wie sieht es bei euch und eurem SuB aus? Baut ihr regelmüßig ab, oder verliert ihr den Überblick? Meint ihr, euer SuB hat sein Traumgewicht bereits erreicht? :)


Eure Julia

19. Juni 2016

Rezension: "Das Funkeln zwischen den Zeilen" von Anna Davis


Titel: Das Funkeln zwischen den Zeilen
Autor: Anna Davis
Verlag: Bastei Lübbe
Preis: 7,99€
Seiten: 368

Cocktails, Charleston und Zigarettenrauch. Das Ganze in einem Nachtclub im London der 20er Jahre. Eine musikalische Kulisse und eine Frau mit zwei Gesichtern. Willkommen in der Welt von Grace Rutherford, besser bekannt als die Kolumnistin Diamond Sharp – eine Protagonistin mit Pfiff in einer Geschichte, die so einige Längen aufweist. „Das Funkeln zwischen den Zeilen“ ist ein Roman mit viel Potenzial, dieses aber einfach nicht ausschöpft.

Inhalt


Grace Rutherford hat zwei Identitäten. Am Tag arbeitet sie als Texterin in einer Werbeagentur, in der Nacht zieht sie als berühmt-berüchtigte Kolumnistin durch die Clubs des schicken Londons und seiner High Society. Sie ist talentiert, keine Frage. Doch als Frau hat man es in diesen Zeiten nicht einfach. Als Alleinverdienerin muss sie ihre Familie, sprich ihre Schwester mit den Kindern und ihre eigene Mutter, durchbringen und auch mit den Männern läuft es nicht, wie sie es gern hätte. Bis der mysteriöse Autor O‘Connel auftaucht. Doch er ist ein Playboy – also perfekt für Diamond Sharp … und somit auch für Grace Rutherford, oder nicht? Intrigen, Partys und das reale Leben treffen in einer spritzigen Geschichte aufeinander. Kann neben Diamond auch Grace ihr Glück finden?

Meinung


„Das Funkeln zwischen den Zeilen“ ist ein wirklich schöner Titel. Er verspricht eine Geschichte, die mit dem Schreiben zu tun hat und in der man viel Romantik finden kann. Beides beinhaltet dieses Buch tatsächlich. Dennoch bin ich ein wenig enttäuscht. Wirklich gut gefiel mir das Setting des Romans. London in den 20er Jahren, eine wilde Zeit, in der sich viel geändert hat. Wir befinden uns zeitlich also im Umbruch und man kommt nicht umhin zwischenzeitlich an den großen Gatsby zu denken. All das Flair weist auch das Buch von Anna Davis auf. Von der Kulisse war ich wirklich begeistert: All die Nachtclubs, die Cocktails, das Mysteriöse, die beginnende Emanzipation und die Überwindung des ersten großen Krieges. Geschichtlich hat mich das Buch sehr fasziniert. Doch leider ist es mit einem Handlungsort allein nicht getan. Auch die Charaktere und die Handlung selbst spielen eine große Rolle – und beides muss ich leider kritisieren.
Grace ist eine interessante und vor allem moderne Frau. Es ist nicht so, als wenn sich ihre beiden Identitäten nicht vertragen würden. Sie ist einfach beides und das jeweils ein bisschen. Sie ist exzentrisch und selbstbewusst, begehrt und einsam. Sie hat einen schweren Charakter, musste jedoch auch Einiges im Leben mitmachen. Dennoch empfand ich ihre Vergangenheit oftmals nicht als Entschuldigung. Diese Frau hat eine menge Fehler gemacht – doch sie ist nicht allein daran schuld gewesen. Es gibt viele Figuren in dieser Geschichte. Manchmal verliert man den Überblick. Doch viele der Figuren konnte ich einfach nicht leiden. Zum einen lag das an ihrer Oberflächlichkeit, die für den Rahmen der Handlung aber selbstverständlich ist, zum anderen waren sie einfach unsympathisch. Der „Teufel“, O’Connel ist beispielsweise so ein Fall. Ich konnte ihn von Anfang an nicht leiden. Ebenso unsympathisch empfand ich Grace Schwester Nancy und ihren verstorbenen Ehemann George. Wenn ich so drüber nachdenke, gab es eigentlich wenige Figuren, die ich wirklich mochte. Da wären nur John, Dickie und Sheridan – drei Männer mit Charakter, wenn ihr mich fragt.
Allerdings ist es schwer in eine Handlung zu finden, wenn man keinen Liebling in ihr hat. Grace ist zwar eine starke Persönlichkeit, doch leider auch keine Sympathieträgerin. 
Auch die Handlung selbst weist Schwächen auf. Es gibt viele Nebenhandlungen und manchmal erkennt man nicht, dass es nur um den Findungsprozess von Grace geht. Es ist das reinste Getrudel, die Geschichte dümpelt so vor sich hin. Ich will damit gar nicht sagen, dass es nicht auch spannende Stellen gibt. Mir gefiel das Leben, das Grace als Diamond Sharp führt und wirklich gut hat mir auch die Rivalität der Männer John und O’Connel gefallen, die das Geheimnis um die mysteriöse Eva lange hüten. Die Passagen aus der Vergangenheit haben ebenfalls Pep. Allerdings nicht alle. 
mich hat einfach zu viel gestört. Die vorherrschende Arroganz, die vielen Längen in der Handlung und die fehlende Zielorientierung, dazu kommt noch das konstruierte Gewissen von Grace.
Der Schreibstil ist soweit gut, aber nicht sonderlich anregend. Wirklich toll sind die Kolumnen von Diamond Sharp, die vor jedem Kapitel abgedruckt sind. Man könnte Grace als Vorgängerin von Gossip Girl betrachten. Der Ton der modernen Frau war toll. 
Das Allerschlimmste an diesem Buch war allerdings seine Vorhersehbarkeit. Es ist ein nettes Buch in einer schönen Atmosphäre, aber schon sehr, sehr früh kann man voraussagen, wie es enden wird. Und leider kommt es auch ganz genauso.

Fazit


Jeder, der sich ein bisschen in den Twenties in London wiederfinden möchte, sollte zu diesem Buch greifen. Allerdings sollte man von der Geschichte nicht allzu viel erwarten und sich auf oberflächliches Gehabe vorbereiten. Dennoch kann man mit dem Buch Spaß haben, denn ein bisschen Funkeln zwischen den Zeilen ist durchaus zu finden. Ich vergebe 3 Spitzenschuhe, mit denen Diamond Sharp vielleicht auch einen tollen Charleston tanzen kann.




16. Juni 2016

Rezension: "Fangirl" von Rainbow Rowell



Titel: Fangirl
Autor: Rainbow Rowell
Verlag: Macmillan Children's books
Preis: 5,59€ (kindle Edition)
Seiten: 445
Seien wir doch mal ehrlich: Sind wir nicht alle ein klein wenig Fangirl? Also ich zumindest gebe zu, dass ich mich dazu zähle! Und zur richtigen Fankultur gehören natürlich auch Fanfictions. Zwar habe ich mich selbst noch nie an welchen probiert, doch gelesen habe ich einige. (Ihr würdet euch wundern, was es für tolle Fanfics über Rory und Logan (Gilmore Girls), Prince of Persia oder die Tribute von Panem gibt – nur zu empfehlen!). Es ist ein tolles Gefühl, dass wenn die eigentliche Geschichte vorbei ist, es viele Menschen gibt, die sie weiter erzählen. Ich bin solchen Menschen oft dankbar und fühle mich in vielen imaginären Welten zu Hause. 
Und so geht es auch der Protagonisten Cath aus dem tollen Buch „Fangirl“ von Rainbow Rowell. Ein kleines Meisterwerk aus der Feder einer sehr talentierten Autorin, dem man auf den ersten Blick gar nicht ansieht, wie toll es ist. Eines meiner Highlights in diesem Jahr!

Klappentext



Cath and Wren are identical twins, and until recently they did absolutely everything together. Now they're off to university and Wren's decided she doesn't want to be one half of a pair any more - she wants to dance, meet boys, go to parties and let loose. It's not so easy for Cath. She's horribly shy and has always buried herself in the fan fiction she writes, where she always knows exactly what to say and can write a romance far more intense than anything she's experienced in real life.
Without Wren Cath is completely on her own and totally outside her comfort zone. She's got a surly room-mate with a charming, always-around boyfriend, a fiction-writing professor who thinks fan fiction is the end of the civilized world, a handsome classmate who only wants to talk about words . . . And she can't stop worrying about her dad, who's loving and fragile and has never really been alone.
Now Cath has to decide whether she's ready to open her heart to new people and new experiences, and she's realizing that there's more to learn about love than she ever thought possible . . .
A love story about opening your heart!

Meinung



Ich bin ein bisschen wie Cath: Ich schrecke manchmal vor Neuem zurück. Das ist unter anderem ein Grund, warum ich so selten auf Englisch lese. Doch hier musste ich eine Ausnahme machen. Über „Fangirl“ hörte ich nur Gutes, vor allem von meiner lieben Freundin Elif. Und wenn sie von einem Buch so sehr schwärmt, dann sollte man es lesen. Also: Ran da! Und es hat sich gelohnt!
„Fangirl“ hat mich einfach überrollt. Ich brauchte nicht lange um in den Stil zu finden. Rainbow Rowell ist eine fantastische Schreiberin. Ich hatte davon zwar schon gehört, dass das Buch lässt sich einfach so schnell und fließend lesen, dass es die reinste Freude ist. 
Dabei war mir die Handlung anfangs sehr unklar. Der Klappentext gibt die Story sehr gut wieder und vor allem der letzte Satz trifft den Nagel auf den Kopf: „A love story about opening your heart“. Rainbow Rowell hat hier mehr als nur eine Liebesgeschichte geschrieben. Unter anderem ist es die reinste Liebe zum Schreiben selbst, die hier offenbart wird.
Cath ist eine Protagonistin, mit der sich sicher viele identifizieren können. Sie ist schüchtern und zurückgezogen. Ich konnte mich gut in sie hineinversetzen, obwohl ich wohl eher wie ihre Schwester Wren wäre. Cath muss nicht im Mittelpunkt stehen, sondern lebt lieber in ihrer eigenen Fanwelt, in der sie sich sicher fühlt. Sie vergöttert eine fiktive Buchreihe namens „Simon Snow“. Ich denke, dass die Bezüge zu „Harry Potter“ mehr als offensichtlich gewollt sind, obwohl der berühmte Zauberschüler sogar erwähnt wird. Dennoch gibt es erstaunlich viele Gemeinsamkeiten. In ihrer fiktiven Welt ist Cath nicht schüchtern. Im Gegenteil, als "Magicath" schreibt sie gekonnt und mutig. Die Hauptfigur Simon bricht in ihren Geschichten ein Tabu: Er liebt seinen Feind. Ihre gay-love-stories sind im Internet sehr populär und sie sind ein Teil von ihr selbst. Doch neben einem fiktiven Leben, muss man auch immer sein reales auf die Reihe bekommen. Und da ist Cath nicht so gut, wie mit dem Laptop. Sie ist völlig überfordert, als sie ihr Studium beginnt. Natürlich bekommt sie eine quirlige Mitbewohnerin und natürlich hat diese auch noch einen super süßen Freund. Doch nicht nur einen. Dennoch scheint Levi andauernd in Caths und Reagens Zimmer zu sein und langsam beginnt Cath Gefühle für ihn zu entwickeln. Aber halt! Er ist doch der Freund von Reagen…oder?! Aber selbst wenn nicht, Cath hätte nie den Mut etwas mit ihm anzufangen. Sie ist nicht wie ihre Schwester Wren. Doch auch mit ihr hat Cath nichts als Sorgen. Hinzu kommt noch, dass auch ihr Vater nicht immer auf der Höhe ist, sondern alle paar Jahre Rückschläge erleidet, weil seine Frau ihn und die Mädchen damals verlassen hat. 
Cath ist völlig auf sich allein gestellt und flüchtet sich ins Schreiben. An der Uni belegt sie einen Kurs über Fiktives-Schreiben und trifft auch dort einen netten Jungen. Mit ihm zusammen kann sie schreiben. Es ist unglaublich. Aber nicht jeder ist so naiv wie Cath selbst…

Cath entdeckt sich selbst und diese Geschichte zu verfolgen ist ein Genuss. Nicht jeder Handlungsstrang ist spannend oder interessant. Aber das Buch ist einfach „echt“. Ich hab das Lesen geliebt und das, obwohl  es einfach nur über ein ganz normales Leben ist. Jeder kann einen Teil seiner eigenen Geschichte entdecken, da bin ich mir sicher.
Großartig sind auch die Bezüge, die Rainbow Rowell herstellt. Nicht nur Harry Potter wird erwähnt, nein…unter anderem auch die Gilmore Girls und die Charaktere aus Grease:
„In her Imagination, Levi was Danny Zuko, and his roommates were the Rest of the T-Birds. Tell me more, Tell me more." (87%)
Wie man hier schon sehen kann, herrscht im gesamten Buch ein gewisser Witz vor. Ich jedenfalls musste des Öfteren laut auflachen. Das Buch hat in mir einfach immer gute Laune hervorgerufen und mich aufgeheitert. Vor jedem Kapitel sind übrigens andere Textabschnitte eingefügt. Diese handeln immer von Simon Snow, Caths Leidenschaft. Zum Teil sind dies Auszüge aus dem „Originaltext“, zum Teil sind es Auszüge aus Caths Fanfictions. Auch im Buch wird manchmal etwas von ihren Geschichten erzählt. Diese Passagen im Text gefielen mir nicht so gut, die vor den Kapiteln allerdings schon.
Mein einziger Kritikpunkt, der mich aber zu keinem Abzug bewegt, ist das Ende. Es kommt relativ plötzlich und eigentlich ist die Geschichte gar nicht zu Ende. Irgendwie erschien es mir kontextlos, was sehr schade war.

Fazit



„Fangirl“ ist ein Buch, das ich jedem Mädchen empfehlen würde. Man findet so viel von sich selbst in dieser Geschichte voller Herz und Humor. Rainbow Rowell erzählt künstlerisch eine ganz normale Story, die einfach nur charmant und liebenswert ist. Die Figuren sind authentisch und die Handlung ist echt. Für mich verbleibt als einzige Aufgabe im Internet nach Fanfictions zu „Fangril“ zu suchen. Traumhafte 5 Spitzenschuhe für diese besondere Geschichte.





14. Juni 2016

Rezension: "Inspector Swanson und der Magische Zirkel" von Robert C. Marley


Titel: Inspector Swanson und der Magische Zirkel
Autor: Robert C. Marley
Verlag: Dryas
Preis: 10,50€
Seiten: 250

Das viktorianische London. Ein versuchter Mord. Ein sympathischer und alteingesessener Inspector. Und ein Fall voller Magie und Zauberei. Das ist „Inspector Swanson und der Magische Zirkel“ von Robert C. Marley. Für mich war es mein zweites Abenteuer an der Seite des cleveren Mr. Swanson und ich muss sagen, dass es mir sehr viel besser gefiel, als noch „DerFluch des Hope-Diamanten.“ Das Buch hat keine unnötigen Längen, sondern erzählt eine spannende Geschichte mit einer besonderen Kulisse voller Faszination. Ein paar kleine Schwächen konnte ich finden, doch alles in allem bietet der neue Fall des Inspectors super Unterhaltung.

Inhalt


London im Jahre 1894: Es ist die Zeit der großen Künstler. Gemeinsam mit seiner Frau besucht Donald Swanson, Inspector von Scotlad Yard, eine Zaubervorführung. Star der Show ist der große van Dyke, der mit einer gefährlichen Wasser-Entfesselungsnummer auftritt. Doch etwas geht schief. Nur knapp entkommt der Künstler dem Tode. Für Chief Inspector Swanson ist schnell klar: Das war kein Unfall – jemand hat es auf das Leben des Zauberers abgesehen. Doch der Fall bleibt nicht allein. Im Adelphi Theater ereignen sich weitere „Unfälle“ und bald schon fordert der erste sein Todesopfer. Doch wer steckt dahinter? Nur ein Zauberkünstler selbst besitzt das Können, solche Morde als Unfälle zu tarnen. Doch heißt das nicht, dass der Mörder direkt unter ihnen ist? Inspector Swanson und seine Helfer gehen der Sache auf den Grund. Können sie den Täter entzaubern?

Meinung


An diesem Buch hat mir vor allem ein Punkt besonders gefallen: Und das war das Thema des Zauberns. Robert C. Marley hat einen relativ schweren Stil. In seinem letzten Buch kam ich damit nicht so gut zurecht. Hier nun aber passt der Stil sehr gut zum Thema und macht die Illusion des viktorianischen Londons und der Zauberei selbst lebendig. Mir ist bewusst, dass Marley aufgrund von Authentizität so schreibt, denn die Sprache des 19. Jahrhunderts ist eine andere, als unsere heutige. Dennoch stolpere ich ab und zu im Lesefluss. Sonderlich störend ist das aber nach ein paar Seiten nicht mehr und man kann sich voll und ganz auf die Zauberei einlassen.
Ich finde, dass dem Autor hier ein tolles Werk gelungen ist. Er selbst schreibt im Vorwort, dass er sich „kurz gefasst“ hat und das hat er tatsächlich. Es ist nicht so, als wenn das Buch super dünn wäre. Aber die Handlung wird stringent erzählt. Das finde ich sehr abwechslungsreich und daher klasse! Die Seiten verfliegen und vor allem das Ende ist spannend erzählt. Des Weiteren ist die Handlung nie ganz durchsichtig und am Ende wird man als Leser auf jeden Fall überrascht. Man spürt richtig, dass Marley sich mit der Zauberei in gewisser Weise identifiziert – und wenn nicht Marley, dann auf jeden Fall unser Protagonist Swanson. Er hat eine Schwäche für die Zauberei und ist daher ebenso fasziniert, wie ich auch (nur, dass er eindeutig mehr Fachwissen hat). Inspector Swanson ist im Allgemeinen ein sympathischer und bodenständiger Protagonist. Er ist relativ gelassen und zielstrebig und geht die Ermittlungen mit einem klaren Kopf an. Sein Gehilfe Phelps ist ein weiterer Sympathieträger, auch wenn die beiden kein so großartiges Gespann wie etwa Holmes und Watson sind. Meines Erachtens kommt man um einen solchen Vergleich kaum umhin, auch da Marley Arthur Conan Doyle manchmal auftreten lässt. Dennoch ist so ein Vergleich eher hart.
Aber hier spreche ich eine weitere Komponente des Romans an. Auch wenn Conan Doyle diesmal nicht persönlich auftaucht, so haben wir doch die Ehre mit Oscar Wilde. Dieser Charakter gefällt mir sehr gut und sorgt im Buch für ein wenig Humor. Die anderen Charaktere sind zum Teil unscheinbar, zum Teil vielschichtig. Vor allem im Zauberer-Zirkel fiel es mir manchmal schwer die Männer auseinander zu halten. Viele von ihnen sind aber mit Sicherheit interessant.
Es gibt kleine Punkte, an denen ich mir einfach mehr gewünscht hätte. So dachte ich zum Beispiel, dass die Bauchredner-Puppe noch eine wichtige Rolle spielen würde. Und ich fand eine Szene sehr verwirrend, die in einem dunklen Raum spielt, in der sich jemand fragt, warum er dort ist. Am Ende des Buches macht das natürlich Sinn, doch in dem Zusammenhang eher weniger. Mein letzter Kritikpunkt ist der Titel und ein kleiner Teil des Epilogs. Durch letzteren ist mir nämlich erst aufgefallen, dass „der Magische Zirkel“ gar nicht vorkommt. Erst im Epilog wird er einmal erwähnt, nämlich dass er gegründet wird. Deshalb empfinde ich den Titel im Nachhinein ein wenig komisch, obwohl er die zauberhafte Atmosphäre gut einfängt! Ansonsten gefiel mir die Erzählart des Epilogs nicht sonderlich, da hier aus einer neutralen Perspektive stark vorausgegriffen wird. Das ergab für mich einen Stilbruch.
Erwähnenswert ist aber noch die tolle Aufmachung des Buches. Die rot eingefärbten Seiten überraschten mich anfangs, ergänzen das Cover aber toll. Des Weiteren sind kleine Illustrationen im Buch, die sehr schön anzusehen sind.

Fazit



Mich konnte „Inspector Swanson und der Magische Zirkel“ sehr gut unterhalten und ich hatte viel Freude im Zauber-Universum. Der Fall ist spannend und undurchschaubar. Der Stil ist ein wenig kompliziert, aber passend. Robert C. Marley lässt seinen liebenswerten Inspector durch das alte London wandeln und bringt uns allen ein Stück Zauberei näher. Ich vergebe 4 von 5 magischen Spitzenschuhen.






Vielen Dank an den Dryas Verlag für das schöne Rezensionsexemplar!



13. Juni 2016

Rezension [Klassiker]: "Der kleine Prinz" von Antoine de Saint- Exupéry


Titel: Der kleine Prinz
Autor: Antoine de Saint-Exupéry
Verlag: Anaconda
Preis: 4,95€
Seiten: 96

Als ich 7 Jahre alt war, spielte ich Flöte in einer Musikschule. Jede Woche hatte ich Unterricht und jede Woche wanderte mein Blick zum Poster an der Tür. Denn dort hing ein Plakat, auf dem „Der kleine Prinz“ stand – natürlich zusammen mit einer der berühmten Zeichnungen von Antoine de Saint-Exupéry. Ich war fasziniert und frustriert zugleich. Jeder schien diese Geschichte zu kennen – jeder bis auf mich. Letztes Jahr zum Geburtstag (mehr als 15 Jahre später) wollte ich dieser Frustration ein Ende bereiten und wünschte mir das Buch. Ich schob es ein wenig auf, doch nun kann ich sagen: Was für eine wunderbare Geschichte! Mit ihr habe ich ein Stück Kindheit nachgeholt….bezaubernd!

Inhalt


Der kleine Prinz lebt auf seinem kleinen Planeten. Doch dort ist er allein. Nur seine Blume leistet ihm Gesellschaft. Doch er möchte mehr von der Welt sehen und so macht er sich auf die Reise, um Freunde zu finden. Auf seinem Weg begegnen ihm allerlei seltsame Figuren und letztendlich landet er auf der Erde. Der kleine Prinz lernt allerlei übers Leben, doch auch, wo er eigentlich hin möchte und was ihm fehlt. 
Ein modernes Märchen, das uns allen vor Augen führt, dass wir unsere Kindlichkeit verloren haben, diese aber jederzeit zurückgewinnen können.

Meinung



Selten konnte mich ein Buch so berühren, wie es „Der kleine Prinz“ getan hat. Der Autor schuf im Jahr 1943 eine ganz besondere Geschichte. Seine Illustrationen machen das kleine Büchlein so wertvoll und vervollständigen die Geschichte. Das Buch ist dünn – keine 100 Seiten. Dazu kommen die vielen Zeichnungen, selten gibt es eine Doppelseite ohne Zeichnung. Die Geschichte wird so kindlich und so ehrlich erzählt, dass man das Gefühl hat, dass alles wahr ist, was uns der Erzähler berichtet. Denn jedes Szenario ist lebendig. Der Erzähler ist möglicherweise ein Gegenstück zum Autor. Eigentlich kann ich ihnen kaum Gemeinsamkeiten unterstellen, bis auf den Pilotenberuf, doch so erträume ich es mir. Die Geschichte wird von einem Piloten aus der Ich-Perspektive erzählt, der die Abenteuer des kleinen Prinzen aus dem Universum wiedergibt. Er erzählt so liebevoll und bildreich, dass man seine Gefühle für den kleinen Prinzen in jeder Zeile wiederfinden kann. Es ist einfach bezaubernd. Dazu kommt, dass der Stil von einer gewissen Intelligenz und Lebensweisheit geprägt ist. So fand ich viele Zitate, die ich mir einfach notieren musste. Wie zum Beispiel:

„Das Land der Tränen ist sehr rätselhaft.“ (S. 29)

oder

„Dann richtest du eben über dich selbst", antwortete der König. "Das ist das Schwerste. Es ist viel schwerer über sich selbst zu richten, als über andere." (S. 41)

Das Buch ist philosophisch und pädagogisch zugleich. Ich habe das Gefühl, als wenn ich eine Menge gelernt hätte. Der kleine Prinz ist ein herrlicher, wenn auch manchmal sehr melancholischer Protagonist, der sich letztendlich nur nach Liebe und Freundschaft sehnt. Erst auf seiner Reise merkt er, dass er das was er braucht – seine Blume – längst hatte. Er ist immer neugierig und herzlich. Zusammen mit unserem Erzähler bilden die beiden eine unglaubliche Freundschaft. Auch die Nebenfiguren sind lehrreich und liebevoll. Ich werde niemals den Fuchs vergessen, der gezähmt werden wollte. Er ist es auch, der wohl die berühmtesten Zeilen des Buches spricht, von denen ich nicht einmal wusste, dass sie aus „Der kleine Prinz“ stammen:

„Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“ (S. 71)

Fazit



Was soll ich noch groß sagen? Wirklich jeder sollte dieses Buch gelesen haben, denn ich glaube jeder kann einen Teil von sich selbst darin wiederfinden. Manchmal war ich zu Tränen gerührt, manchmal musste ich lachen, da einige Dinge so kindlich niedlich oder einfach nur lustig sind. Die Zeichnungen im Buch machen es zu einem wahren Schatz. Ich habe großen Respekt vor diesem Werk und empfehle es jedem, mal einen Blick in die Welt des kleinen Prinzen zu werfen. Es lohnt sich! Vielleicht kann der kleine Prinz mit meinen fünf Spitzenschuhen ja zurück zu seinem Planeten tanzen – ich traue es ihm jedenfalls zu.



10. Juni 2016

Rezension: "Origin- Schattenfunke" von Jennifer L. Armentrout


Titel: Origin - Schattenfunke
Autor: Jennifer L. Armentrout
Verlag: Carlsen
Preis: 19,99€
Seiten: 448

Manchmal beginnt man eine Reihe voller Euphorie und ist vom ersten Teil begeistert. Die Folgebände sind nicht schlecht, aber so richtig kommt nichts mehr an den ersten heran. Und dann kommt der Punkt, an dem man die Reihe vielmehr um des Beendens willen liest. Denn nach jedem weiteren Buch war man ein bisschen enttäuschter und die Geschichte zog sich hin. An diesem Punkt bin ich nun leider in der „Lux-Reihe“ angelangt. Während ich Obsidian und Onyx verschlungen habe, gefiel mir Opal schon nicht mehr so gut und von „Origin“ bin ich ebenfalls ein wenig enttäuscht. Für mich war der vierte Teil in die Länge gezogen, vor allem zu Beginn wenig handlungsorientiert und viel zu kitschig. Das Buch unterhält in jedem Fall, aber über ein „ganz nett“ kommt es nicht hinaus.

Inhalt


Katy ist in den Fängen von Daedalus. Sie wird gefangen gehalten und weder sie noch Daemon wissen, was die Regierung von ihr will. Katy durchlebt eine schlimme Zeit, doch noch viel schlimmer ist es für Daemon nicht zu wissen, was mit Katy geschieht. Sofort fasst er den Entschluss sie zu retten. Doch das ist nicht leicht und nur möglich, indem er sich selbst in die Hände des Feindes begibt. Bald schon merken die beiden, dass nicht nur sie selbst in Gefahr sind. Was geschieht mit ihren Familien? Was befindet sich in Gebäude B? Und stimmt es, dass ein Krieg bevorsteht? Ein Krieg zwischen den Menschen und den Lux? Gemeinsam mit ihren Freunden beginnen Katy und Daemon den Kampf. Doch gegen wen?

Meinung


Die Lux-Reihe von Jennifer L. Armentrout hat viel Gutes. Die Autorin hat einen sehr flüssigen Stil, so dass man „Origin“ trotz mangelhafter Handlung schnell und flüssig lesen kann. Die Figuren sind bereits in den Vorteilen gut gezeichnet worden und werden teilweise um Details ergänzt. Im Mittelpunkt steht natürlich die sympathische Bloggerin Katy, die bereits in den letzten Teilen stark gereift ist. In diesem Teil wir der Kreis der Charaktere noch ein wenig erweitert, was mir gut gefiel. Archer war für mich ein Highlight, denn er ist sehr vielschichtig und dennoch total sympathisch. Auch Luc lernt man besser kennen und mir gefällt das kleine Genie ganz gut. Eigentlich war Daemon immer mein Held, doch in „Origin“ wird er zum größten verliebten Trottel, den die Welt je gesehen hat. Ich befürchte allerdings, dass nur ich das so sehe. Grundsätzlich bin ich ein Fan davon, wenn der Junge das Mädchen abgöttisch liebt und alles für sie tun würde. Daemon macht das übrigens auch sehr glaubhaft! Das ist nicht der Punkt. Allerdings hatte ich das Gefühl, als wenn Armentrout  ein paar Versäumnisse beseitigen möchte. In den ersten drei Büchern hat man auf jede Szene zwischen Katy und Daemon hingefiebert und musste sich mit kleinen Bröckchen zufrieden geben. Das war keine schlechte Taktik und funktionierte bei mir gut. Nun kann man aber im vierten Teil eine Liebesgeschichte nicht mehr stark hinauszögern und so wird ein großer Teil des Buches von Liebeserklärungen eingenommen. Es wird sogar bis ins Extremste gesteigert, obwohl ich das wiederum ganz süß fand. Dennoch hat mich das Gesülze genervt. Und das, obwohl ich es vorher immer so verschlungen habe. Daemon ist zu weich, Katy zu süß. Es war alles zu kitschig und von allem dazu auch noch too much. 
Obwohl ich den Stil loben muss, muss ich auch hier einen negativen Punkt loswerden. „Origin“ ist das erste Buch der Reihe, das nicht nur aus Katys Sicht erzählt wird. Auch Daemon übernimmt Teile des Romans. Grundsätzlich gefiel mir das gut und es erfordert sehr viel Mut sein Konzept in Band vier umzuwerfen. Man lernt Daemon besser kennen, was eben auch seine starken Gefühle verdeutlicht. Ich finde sogar, dass Daemon mehr erzählt als Katy. Aber so sicher bin ich mir nicht und genau das ist der Punkt. Manchmal konnte man die Perspektive nicht unterscheiden, weil beide Figuren sehr ähnlich erzählen. Vor allem, wenn beide beieinander sind, wusste ich oft nicht mehr genau, aus wessen Sicht gerade berichtet wurde. Das ist nicht in jeder Passage der Fall, kam aber mehr als einmal vor.
Zum Punkt Spannung: Anfangs passiert sehr viel, ohne dass man merkt, dass etwas passiert. Klingt komisch, ich weiß. Der ganze Teil der bei Daedalus spielt, war ok. Ich finde die Ergänzung um die „Origins“ gelungen, was auch den Titel erklärt. Ich glaube auch, dass uns so ein sehr spannendes Finale bevorsteht, denn die Origins werden noch mal gehörig für Action sorgen. Und davon wurde hier schon einiges angedeutet. Die letzten 50 Seiten sind pures Chaos. Ich finde das für die Lux-Reihe relativ typisch. Es geschehen viele weitreichende Dinge und sicher bleibt nicht jedes Auge trocken.  Man kann also schon sagen, dass es Spannung und Action gibt, für mich fehlte manchmal aber der rote Faden. Und zwischen diesen Actionszenen kommt immer wieder die gähnende Leere vor.

Fazit




„Origin“ war für mich ein typischer Mittelteil, der vor dem Finale ein wenig rumdümpelt. Es gibt eine Handlung, die mir nicht allzu stringent und spannend erschien. Die gewollte Romantik erdrückt das Buch ein wenig, so dass sich vieles nicht entfalten kann.  Der Stil ist gut, die Charaktere bleiben sich treu (, manche sind Hardcorer-Romantiker) und die Ereignisse spitzen sich zu. Ich vergebe drei Spitzenschuhe, da ich das Buch einfach nicht besser als „ok“ fand. Ich hoffe sehr, dass mich das Finale der Reihe wieder so glücklich das Buch zuklappen lässt, wie sein Auftakt.