3. Juni 2016

Rezension: "Dear Sister I - Schattenerwachen" von Maya Shepherd


Titel: Dear Sister - Schattenerwachen
Autor: Maya Shepherd
Verlag: Selfpublish
Preis: 3,99€ (kindle Edition)
Seiten: 393

Manchmal fängt man ein Buch an, ohne so genau zu wissen, worum es eigentlich geht. Oft liegt das am nichtssagenden Klappentext, ab und zu aber auch daran, dass man den Klappentext schon länger nicht mehr gelesen hat. Und wenn alles gut läuft, offenbart sich die Nichtkenntnis des Inhalts als Glücksgriff. 
Und genauso ging es mir mit dem ersten Teil der "Dear Sister"-Reihe. Ich hatte das Buch schon ein Weilchen auf dem Kindle und finde das Cover wunderschön. Ohne große Erwartungen ging ich an die Geschichte und bin vielleicht auch deshalb mehr als positiv überrascht! Eine Geschichte über zwei völlig verschiedene Schwestern, die alles andere als zusammen halten. Dieses Szenario, gemischt mit etwas Mystischem und Fantasie, mit gruseligen Ritualmorden gewürzt und fertig ist die spannende Mischung aus der Feder von Maya Sheperd. Sehr gelungen!


Inhalt


Als vor einem halben Jahr Winters berüchtigte Schwester Eliza verschwand, konnte diese endlich aufatmen. Was eigentlich so grausam sein sollte, war für Winter eine Befreiung. Immer ging alles nur um Eliza und egal was Winter tat, sie konnte den Schatten ihrer Schwester, die mehr als eine Verfehlung hatte, nie verlassen. Doch plötzlich scheint Eliza zurück zu sein. Genau zu der Zeit, als sich in der Gegend fürchterliche Ritualmorde ereignen. Aber nicht nur Eliza scheint wieder da zu sein, zeitgleich taucht auch der neue Musiklehrer Liam Dearing auf. Und obwohl Winter mit ihrer großen Liebe Lucas zusammen ist, fühlt sie sich doch zu Liam hingezogen. Außerdem benimmt Lucas sich seit Kurzem komisch. Empfindet dieser etwa immer noch etwas für Winters Schwester Eliza? Und hat diese etwas mit den Morden zu tun? Weshalb ist sie damals verschwunden? Bald schon gerät Winter zwischen die Fronten einer weit größeren Sache, als sie ahnt...



Meinung


Ich finde, dass der Autorin mit diesem Reihenauftakt ein wirklich gutes Buch gelungen ist. Das hat verschiedene Gründe. Obwohl "Schattenerwachen" vor allem im Fantasybereich anzusiedeln ist, ist es doch auch ein Jugendbuch. Es hat die typische Liebesbeziehung, aber diese steht nicht im Vordergrund. Genauso wenig wie eben das Fantasy-Ding an sich. Für mich war die besondere Beziehung der Schwestern Winter und Eliza das Spezielle. Des Weiteren gefiel es mir, dass das Buch wie ein Art Thriller beginnt. Die Kapitel haben keine Namen, sondern sind mit der Person überschrieben, aus dessen Sicht der Leser es verfolgt. Zumeist ist das Winter. Aber gerade zu Beginn gibt es auch kurze Abschnitte eines "anonymen Anrufers", der den Notruf über stattgefundene Morde informiert. Der Perspektivwechsel sorgt für Spannung, vor allem da man relativ lange nicht durch die Sache mit den Morden durchsteigt. Mit der Zeit lichtet sich das Geschehen aber und man kann erste Vermutungen äußern. Die Handlung ist komplexer, als man anfangs erwartet. Natürlich gibt es nur einen gewissen Kreis von Personen, die wichtig sind und dennoch bleiben die Geheimnisse der Geschichte lange bestehen.


Es gab einige Überraschungen. Besonders interessant fand ich es, dass meine Sympathien zu den Charakteren andauernd wechselten. Winter ist eine bodenständige Protagonistin. Sie ist lieb und lässt sich zu leicht ausnutzen. Dennoch ist sie sehr intelligent und lernt langsam sich zu behaupten. Seit Jahren ist sie in ihren Nachbarn Lucas verliebt, doch der hatte immer nur Augen für Eliza. Erst seit sie weg ist, hatte Winter eine Chance. Doch so richtig scheint es nicht zu laufen. Lucas ist es auch, bei dem meine Sympathien immer weiter den Bach runtergingen. Am Ende habe ich ihn richtig gehasst. Dabei ist gerade er eigentlich der "netteste" Charakter. Aber sein Wandel ist einfach so mies, dass es nicht anders ging. Auch Eliza ist ein schwerer Charakter. Ich kann verstehen, dass Winter sie nicht leiden kann. Aber seine Schwestern liebt man eben doch auf eine ganz andere Art und Weise - ob man will oder nicht. Eliza hatte viele Dinge im Leben getan, auf die man eigentlich nicht stolz sein kann. Aber sie ist so ein einnehmender Typ, dass jeder ihr zu Füßen liegt. Sie ist es natürlich, die das große Geheimnis des Buches trägt, aber ich möchte nicht spoilern. Zuletzt ist noch der zwielichtige Liam von Bedeutung. Er ist sehr schwer zu durchschauen, doch eines lernt man in dem Buch sehr schnell: traue niemandem. Und erst Recht nicht einem jungen und gutaussehenden Musiklehrer, der erst Interesse an dir zeigt, als er erfährt, wer deine Schwester ist. 


Der Stil von Maya Shepherd ist leicht, locker und fließend. Anfangs ist er auch noch sehr humorvoll. Ein Beispiel, kurz vor dem Ausflug von Winters Klasse:


"Es herrschte die typische Klassenfahrtsstimmung: eine Mischung aus Aufregung, pubertärer Hormonen und zu geringem Selbstwertgefühl." (11%)


Ach, wie wahr. Ein ganz spezieller und unauffälliger Humor, wenn man mich fragt. Man kann das Buch durch den Stil sehr schnell lesen und verfolgt gern die spannende Geschichte. Ab und zu schmunzelt man, manchmal leidet man aber auch richtig mit!



Fazit


Für mich ist "Dear Sister: Schattenerwachen" ein tolles Buch. Ich finde den ambivalenten Titel ("Geliebte Schwester" für zwei sich nicht so liebende Schwestern) super gewählt. Die Charaktere sind ungewöhnlich, aber stark. Die Fantasygeschichte ist nicht allzu ausgeschöpft, aber wir haben es hier ja auch mit einem ersten Teil zu tun, sodass die Geschichte zwischen Eliza und Winter noch viel Potenzial hat. Ich vergeb vier Spitzenschuhe.



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