Titel: Elefanten vergessen nicht
Autor: Agatha Christie
Sprecher: Martin Maria Schwarz
Verlag: Der Hörverlag
Preis: 9,99€
Seiten: 208
Dauer: 5h 51min
Sammelleidenschaften sind etwas schönes. Vor allem, wenn sie
Agatha-Christie-Hörbücher betreffen. Meine persönliche Sammlung umfasst
inzwischen einige Hörbücher der Grand Dame der Kriminalgeschichten und deswegen
durfte das neu erschienene Hörbuch „Elefanten vergessen nicht“ natürlich nicht
fehlen. Der Klappentext wirbt mit der Frage „War es Mord oder Selbstmord?“, was
direkt meine Aufmerksamkeit erregte. Doch es wird noch besser: Denn hier
ermittelt nicht nur Hercule Poirot, sondern auch seine Freundin Ariadne Oliver.
Gemeinsam sorgen die beiden für die perfekte Chemie in diesem Hörbuch, das
nicht nur spannend, sondern auch sehr humorvoll ist: Absolute Empfehlung!
Hercule Poirot wird von seiner Bekannten Ariadne Oliver um
Rat in einem längst vergangenen Fall hinzugezogen. Die Eltern ihrer
Patentochter Celia wurden vor zehn Jahren tot in einer Höhle aufgefunden und
man wußte nicht ob sie ermordet wurden oder Selbstmord begangen haben. Celia will
endlich die Wahrheit wissen. Die beiden Privatdetektive befragen alte Bekannte
der Familie, denn Elefanten vergessen nichts. Und natürlich ist es Hercule
Poirot, der schließlich alle Fäden verbindet und den Fall lösen kann.
Es gibt so viele Faktoren, die für das Hören der alten
Krimi-Geschichten von Agatha Christie sprechen. Ich liebe die Bücher der Britin
sehr und freue mich immer, wenn ich gemeinsam mit Hercule Poirot oder Miss
Marple ermitteln darf. Allerdings habe ich inzwischen eine wahre Passion zu den
dazugehörigen Hörbüchern entwickelt. Die Geschichten sind einfach immer
spannend, sie sind charmant (, auch weil sie in einer völlig anderen Zeit
spielen), sie sind vielseitig und man kann in ihnen versinken. Letzteres
gelingt mit dem Medium des Hörbuchs besonders gut, denn gute Sprecher machen
die Christie-Hörbüchern mit ihren akkuraten Betonungen und Sprechweisen zu
kleinen Schätzen.
So ist es auch bei „Elefanten vergessen nicht“. Doch hier kommen noch ein paar
clevere Kleinigkeiten hinzu. Allein der Titel ist eine Erwähnung wert, denn er
ist einfach perfekt. Der Satz fällt im Hörbuch selbst wirklich oft, doch er
passt auch wie die Faust aufs Auge. „Die Elefanten“ sind all die alten Damen,
die selbst im Kontext der Geschichte bereits alt sind und immer viel getratscht
haben. Deswegen wissen sie auch über viele Dinge Bescheid. Und so ergibt sich
ein ungewöhnlicher Detektivfall, der beinahe nur durch Indizien gelöst werden
kann. Das Puzzle der vielen Befragungen und Informationen zu lösen, obliegt
natürlich nur einem: Hercule Poirot. Doch er bekommt Unterstützung in diesem
Fall und zwar von niemand geringerem als von der Krimiautorin Ariadne Oliver.
Ich kenne Miss Oliver aus anderen Poirot-Fällen und ich muss sagen, dass sie
ein sehr wohltuender Charakter für die Poirot-Geschichten ist. Sie mischt den
Laden auf und bringt eine neue Perspektive. Ich mag ihre direkte und etwas
freche Art. Sie lässt sich von niemandem etwas sagen und ist gleichzeitig
erschreckend ehrlich. Ich finde Miss Oliver wirklich erfrischend, denn sie ist
so selbstsicher, dass sie auch einen Hercule Poirot mal kritisiert.
Gleichzeitig harmonieren beide Detektive einfach gut. Die Mischung der
aufgeweckten Autorin und des etwas antiquierten Belgiers ist phänomenal.
Im Hörbuch teilen beide sich mit ihren Befragungen auf und finden unabhängig
voneinander viele wichtige Dinge heraus. Miss Oliver hat einen gewissen Bezug
zu dem Fall, der weit in der Vergangenheit liegt. Poirot wird lediglich um
Hilfe gebeten. Die Ermittlungen sind beinahe unaufregend und drehen sich vor
allem am Anfang im Kreis. Der Fall liegt beinahe 20 Jahre zurück, was die
Ermittlungen erschwert. Doch aufgrund dessen kommen die wichtigen Fakten auch
alle erst nach und nach ans Licht, sodass es durchweg spannend bleibt. Besonders
erwähnenswert ist an diesen Stellen der spitzfindige Humor, der das ganze
Hörbuch begleitet. Sei es Poirot, Miss Oliver oder einer der befragten
Elefanten – viele Gespräche sind mit einer humorvollen Note untermauert. So hat
man als Zuhörer wirklich eine Menge Spaß. Der Humor ergibt sich zum Teil aber
auch durch den Sprecher. Martin Maria Schwarz liest „Elefanten vergessen nicht“
wirklich gut. Auch seine Stimme für Poirot hat mir gut gefallen und dass,
obwohl ebendiese so schwer ist. Poirots französischer Akzent kann als Hörer
schnell sehr anstrengend sein, doch Schwarz bekommt es wirklich gut hin und man
hört seiner tiefen Stimme gern zu.
Insgesamt ist die Geschichte, die sich hinter den vielen Verhören versteckt
eine sehr interessante. Kurz vor Ende war ich mir der Lösung des Falles sicher
und leider konnte man mich auch nicht in die Irre führen. Trotzdem finde ich
die Geschichte rundum gelungen. Es gibt viel Platz für die menschlichen
Abgründe, gleichzeitig aber auch ein paar nette Nebenschauplätze, die von der
Lösung des Falles profitieren. Ein großer Nachteil des Hörbuchs ist allerdings
seine Kurzweiligkeit: Mit beinahe sechs Stunden handelt es sich um ein kurzes
Hörvergnügen, doch dadurch gibt es auch keine unnötigen Längen und man kann der
Geschichte einfach folgen und in ihr versinken.
Ich kann „Elefanten vergessen nicht“ uneingeschränkt
empfehlen. Mir haben der Aufbau des Falles, aber auch die viele Verhöre der
alten „Elefanten“ wirklich gut gefallen. Des Weiteren ergeben die beiden
Detektive eine tolle Mischung, sodass für jeden Hörer etwas dabei ist. Spannung
ist definitiv garantiert und diese wird in ein sehr charmantes Umfeld eingebettet.
Ich werde diesen Fall jedenfalls nicht so schnell vergessen - vielleicht, bis ich selbst ein Elefant bin.
Von mir gibt es die volle Punktzahl, da ich beim Hören mehr als nur Spaß hatte.
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