10. Februar 2021

Rezension: "Federn über London - Irreführung" von Sabine Schulter

 


Titel: Federn über London - Irreführung
Autor: Sabine Schulter
Verlag: selfpublished
Preis: 4,99€
Seiten: 334

Es ist noch gar nicht lange her, da eroberte Sabine Schulter mit „Federn über London – Erwachen“ wieder einmal mein Fantasy-Herz. Ich war von dieser neuen Welt der Schutz- und Todesengel fasziniert und freute mich sehr auf den zweiten Teil der vierbändigen Reihe. Endlich zurück zu dem ruhigen Ease, den zauberhaften Vellas und den Geheimnissen zwischen Ober- und Unterwelt!
Und da die Autorin höchst ambitioniert ist, musste ich nur wenige Monate warten, bis ich Band zwei in den Händen hielt. Er trägt den passenden Titel „Irreführung“, denn genau das ist das große Thema des Buches. Ich begab mich gemeinsam mit Clear und Co. auf die Suche nach Antworten, riet mit und bangte um die Charaktere. „Irreführung“ bereitete mir viele schöne Lesestunden. Alles, was ich an Band eins geliebt hatte, hatte ich zurück. Doch klitzekleine Abstriche musste ich auch machen.


Völlig unerwartet erhält Clear ihren ersten Schub und steigt zu einem Engel des zweiten Trimesters auf. Zuerst erleichtert sie das, denn es bedeutet, dass sie gemeinsam mit Ease und den anderen Todesengeln die Seelen Verstorbener einsammeln kann.
Doch London ist in Aufruhr und die Vermutung, dass das dunkle Nichts Jagd auf Clear und ihre Kollegen macht, birgt große Gefahren. Niemand weiß, wer den Jäger aufgeschreckt hat, aber ein Hinweis führt sie direkt in die Tiefen der Unterwelt. Zusammen mit ihren Kollegen und dem gefallenen Engel Daimion begibt sich Clear dorthin, ohne zu merken, dass die Lösung vieler Rätsel direkt vor ihr liegt.

An „Erwachen“ habe ich vieles gelobt. Besonders stach der Weltentwurf für mich heraus und das hat sich zu Band zwei keinesfalls geändert. Sabine Schulter hat sich viele Gedanken gemacht und eine furchtbar innovative Idee niedergeschrieben. Ich liebe es immer, wenn ich in eine Welt eintauchen kann, die ich so noch nicht kannte. Hier koppelt die Autorin so viel Bekanntes miteinander, bringt es in eine neue Reihenfolge und heraus kommt ein spannendes Setting. Spannend ist generell eine gute Beschreibung für die Handlung von „Federn über London“. Band eins endete fulminant und mit einem großen „Bang“. Schön ist es für den Leser, dass er auf den ersten Seiten von „Irreführung“ sofort zum Schauplatz des Finales des Vorgängers zurückkehrt. Die Geschichte geht nahtlos weiter und man weiß schnell wieder, was als letztes passiert war. Insgesamt wird der Spannungsbogen gut aufrechterhalten, ohne dabei gekünstelt zu sein. „Irreführung“ braucht keine tausend Schlachten und Kämpfe, um spannend zu sein. Die Spannung lag hier für mich auch durchaus im Entdecken der Welt an sich. Ein großer Teil des Buches spielt nämlich in der Unterwelt. Von dieser hat der Leser in Band eins noch nicht ganz so viel mitbekommen. Auch deswegen gefielen mir gerade diese Kapitel so gut.
Warum Unterwelt? Weil die Todesengel von London den Auftrag bekommen, herauszufinden, wo der neue Machtstrom hinführt, der in der Akademie der Engel aufgetaucht ist. Und deswegen machen Ease und sein Team sich auf in die Unterwelt. Natürlich ist auch die eigentliche Protagonistin Clear mit von der Partie und damit die Sache noch spannender wird, nehmen die Todesengel auch Daimion, den gefallenen Engel, mit. Auf dieser Mission begegnen die Engel vielen unbekannten Wesen und geraten natürlich auch in Schwierigkeiten. Die einzelnen Ringe der Unterwelt kennenzulernen, hat mir viel Spaß gemacht. Hier konnte die Autorin ihr Gespür für fantastische Welten unter Beweis stellen! Sabine Schulter schreibt sehr bildreich und die Wesen, die sie mit ihrer Sprache erschaffen hat, erscheinen dem Leser direkt vor Augen. Insgesamt ist der Schreibstil übrigens gelungen und sehr flüssig.
Aber zurück zur Geschichte. Ich habe sie als spannend beschrieben, doch es gibt auch die ruhigeren Momente. Für diese sorgt zumeist der ruhige und besonne Ease, der sich schon im ersten Teil zu meinem Liebling gemausert hat. Der Anführer der Todesengel ist ein sehr ruhiger Zeitgenosse, der seine Gefühle nicht nach außen trägt. Doch die eigentliche Protagonistin Clear löst in ihm Dinge aus, mit denen er kaum umzugehen weiß. Die Kapitel aus Ease Sicht haben mir sehr gut gefallen, denn sein Innenleben ist interessant. Außerdem habe ich ihm immer die Daumen in Hinsicht auf Clear gedrückt. Doch die neu erwachte Clear macht ja bekanntlich nie das, was man von ihr erwartet. In Sachen Liebesdingen hat die Autorin mich übrigens auch sehr überrascht und genau das gefiel mir. Ich möchte an dieser Stelle nichts weiter dazu sagen, aber ich hoffe doch sehr, dass Clears Herz in den kommenden beiden Bänden noch eine Menge durchmachen wird.
„Irreführung“ ist spannend, aber auch kurzweilig. Man kommt sehr schnell beim Lesen voran. Das liegt natürlich auch an den tollen Kapiteln, die als kleiner Showdown verfasst sind. Die letzten Kapitel sind allesamt so gestaltet. Ihr dachtet, Band eins hätte einen fulminanten Abschluss? Dann lasst euch mal von Band zwei überraschen. In den letzten Kapiteln geht es noch viel mehr zur Sache, als in „Erwachen“. Doch hier kommt mein erster Kritikpunkt: So spannend die Suche um denjenigen ist, der die „Irreführung“ steuert, so ist des Rätsels Lösung doch relativ offensichtlich. Mich hat es zumindest kein bisschen überrascht, was schade ist. Überrascht hat mich allerdings, dass auf der allerletzten Seite dann doch wieder ein fieser Cliffhanger kommt und man sich denkt: „Oh nein, und jetzt?“. Ich bin sehr gespannt, ob auch Band drei wieder direkt an seinen Vorgänger anschließen wird.
Ich sagte bereits, dass die Handlung, das Setting und der Schreibstil wirklich toll sind. Und das gilt auch weiterhin für die Figuren. Ich persönlich habe zwar immer noch keinen Draht zu Clear geknüpft, aber dafür gefallen mir viele andere Figuren sehr. In diesem Teil fand ich Aura zum Beispiel auch sehr präsent und interessant. Auch Black und Daimion sind kleine Herzensbrecher. Doch der größte unter ihnen bleibt Zerus, der Vellas der Beruhigung. Ich beneide Clear um diesen kleinen Kameraden wirklich sehr. Er sorgt auch in der Geschichte immer mal wieder für einen süßen Moment, was mich des Öfteren lächeln ließ.
Was ebenfalls toll an diesem Buch ist, ist der Grad der ungeklärten Dinge. Denn auch, wenn man nun schon die Hälfte der Reihe gelesen hat, so hat man doch das Gefühl, dass so vieles noch offen ist. Warum folgt Zerus Clear? Wird Clear ins dritte Trimester kommen? Ist ihr Herz bereits vergeben? Und was passiert nun mit den Wesen der Ober- und der Unterwelt? Ich brenne auf die Antworten auf diese Fragen und deswegen freue ich mich jetzt schon auf Mai, wenn Band drei herauskommt.
Doch einen Kritikpunkt habe ich noch: Wie ich in meiner Rezension von Band eins schon erwähnte, wird die Reihe aus drei Perspektiven erzählt: Clear, Ease und Lance. Als Protagonistin muss man Clear ausmachen, doch auch Ease prägt große Teile der Handlung. Lance Bedeutung für die Geschichte verstehe ich ehrlich gesagt noch nicht so ganz. Sicher, er ist der Leiter der Schutzstaffel und einer der wichtigsten Schutzengel der Akademie. Außerdem ist er ein wirklich lieber Charakter und in seinen Kapiteln erfährt man Dinge, die die Todesengel nicht wissen können. Und doch finde ich diese Kapitel immer etwas blass. Generell muss ich kritisieren, dass mir die unterschiedlichen Perspektiven nicht verschieden genug sind. Man kann die drei Figuren zumindest nicht anhand des Schreibstils auseinanderhalten und das finde ich schade.

Kommen wir aber doch wieder zurück zum Guten: Spannung? Check. Tolle und interessante Figuren, deren Beziehungen sich noch entwickeln? Check. Guter Schreibstil? Check. Ein tolles Setting mit neuen Ideen? Auf jeden Fall: Check. Ich weiß also gar nicht, was ich noch hinzufügen soll. „Irreführung“ ist ein spannender zweiter Teil, der dem Leser mehr über die Ober- und Unterwelt und das Leben der Schutz- und Todesengel zeigt. Es gibt Kämpfe, große Gefühle und süße Momente. Zwei Dinge habe ich kritisiert und deswegen ziehe ich einen halben Punkt ab. Nichtsdestotrotz bin ich sehr gern in die Welt von Clear zurückgekehrt und freue mich schon, das bald wieder zu tun. Ich vergebe 4,5 Sterne für „Federn über London – Irreführung“.





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