Titel: Mansfield Park
Autor: Jane Austen
Sprecher: Sophie Rois u.a.
Verlag: Der Hörverlag
Preis: 20,00€
Seiten: 416
Dauer: 4h 14 min.
Ich habe mich schon vor langer Zeit in die wundervollen
Jane-Austen-Hörspiele aus dem Hörverlag verliebt. Das Grandiose an ihnen ist
eben genau der „Hörspielcharakter“, denn man ERLEBT das Buch wirklich und
befindet sich mitten in der Geschichte.
Deswegen musste auch das neuste verlegte Werk der großen Jane Austen in meinen
Besitz überwandern und so legte ich mir das doch eher unbekannte Werk „Mansfield
Park“ als Hörspiel zu. Ich habe auch dieses Hörspiel wirklich gern gehört, denn
es ist sehr abwechslungsreich und toll gemacht. Ich muss aber gestehen, dass
wenn man die Geschichte vorher noch nicht kennt, das Verfolgen der Handlung
schwierig werden kann. Aber so oder so: Die Anschaffung lohnt sich auf jeden
Fall – und das hat vielseitige Gründe.
In Mansfield Park wächst die aus schwierigen Verhältnissen
stammende Fanny Price bei ihrer wohlhabenden Tante und deren vier Kindern auf.
Dort wird sie mehr geduldet als geliebt. Nur ihr Cousin Edward begegnet ihr mit
Zuneigung. Doch das beschauliche Landleben gerät aus den Fugen, als die
Londoner Bonvivants Mary und Henry Crawford auftauchen und mit ihren Kabalen
und durchtriebenen Verführungskünsten alles auf den Kopf stellen.
Ich besitze die englische Original-Version von „Mansfield
Park“, habe mich aber noch nicht daran getraut. Und deswegen wusste ich über
die Geschichte nur das, was im Klappentext erwähnt wird und natürlich, dass
dieses Buch nicht den Berühmtheitsgrad der Vorgänger aus Austen Feder erlangt
hat. Aber ob berühmt oder nicht muss bekanntlich nichts heißen. Und so stürzte
ich mich in Fannys Geschichte.
Der Einstieg in eben diese gelingt auch sehr gut. Der Hörverlag hat mit Sina
Martens als Sprecherin für Fanny Price eine sehr ruhige Sprecherin gewählt, die
einen tollen Job macht. Ich mochte die Authentizität, die Fanny durch Martens
Stimme bekam. Fanny ist ein sehr ruhiger Charakter, der in sich gekehrt wirkt,
aber durchaus ein gewisses Selbstbewusstsein und Gerechtigkeitsempfinden hat.
Ich mochte es, dass man dieser Rolle die Verunsicherung gut angehört hat, da
dies gut zur Protagonistin passt. Fanny ist nicht unbedingt jemand, der groß
Aufsehen macht. Sie steht dafür für Beständigkeit. Und das Kennenlernen dieser
Rolle gelingt dem Hörspiel sehr gut. Die Anfangsszenarien kann der Hörer gut
verstehen und nachvollziehen. Doch spätestens als die Geschwister Crawford in
Mansfield Park auftreten, wird es verwirrend. Die Besetzungsliste dieses
Hörspiels beinhaltet 21 Charaktere, was schon allein ein Indiz für die
Unübersichtlichkeit ist, die mich irgendwann erfasste. Ich konnte vor allem die
männlichen Rollen irgendwann nicht mehr ganz auseinander halten. Das allerdings
ist auch meine einzige Kritik am Hörspiel. Kleinreden kann man sie kaum. Der
einzige Lösungsweg ist meines Erachtens, dass man die Geschichte vor dem Hören
schon kennt. Dann hat man sicher keine Problem, die einzelnen Rollen
auseinanderzuhalten. So wurde es für mich allerdings schwierig.
Nichtsdestotrotz habe ich der Geschichte gern gelauscht. „Mansfield Park“ ist
zwar keineswegs so aufregend und spannend, wie andere Austen-Werke, aber die
Handlung ist dennoch vielseitig. Mir hast das komplette Theaterszenario unglaublich
gut gefallen und auch die späteren Liebesentwicklungen empfand ich als sehr
spannend. Zur wunderbaren Grundlage des Romans gesellen sich in diesem Hörspiel
aber wieder eine tolle äußerliche Aufmachung und vor allem eine tolle und
künstlerische Inszenierung. Beginnen wir bei letzterem. Die Sprecher machen
allesamt einen tollen Job. Hervorheben möchte ich noch Sophie Rois, die den
Part der Erzählerin übernimmt. Sie hat eine sehr angenehme Stimme und schafft
es gleichzeitig, viel Gefühl in die Erzählung zu legen. Dank Rois betrauert man
manche Charaktere manchmal oder man freut sich zusammen mit ihnen. Auch ihre
kommentierende Art mochte ich sehr. Die anderen Sprecher sind ebenfalls gut
besetzt. Einige Rollen sind allerdings sehr kurz. Ziemlich spannend finde ich
auch, dass in diesem Zusammenhang eine ganz besondere Sprecherrolle in der
Liste auftaucht: „Mops“. Ja. Es gibt einen Mops in dieser Geschichte, der immer
mal wieder bellt. Das hat offenbar Magdalena Arelt übernommen. Allein dieser
Fakt hat mich sehr erheitert. Das Hörspiel ist aber nicht nur dank guter
Sprecher gut inszeniert, sondern auch aufgrund des Zusammenspiels untereinander
sowie der musikalischen Untermalung. Man fühlt sich beim Hören einfach so, als
würde man Teil der Austen-Zeit sein und es fühlt sich ganz real an.
Fehlen noch ein paar Worte zur äußerlichen Aufmachung. Was soll ich da groß
sagen? Die Austen-Hörspiele sind einfach wunderschön und passen toll
zueinander. Mit gefällt das gelbleuchtende Cover richtig gut und außerdem passt
es auch gut zur Handlung. Im Booklet lässt sich wieder ein mehrseitiger Aufsatz
aus der Feder von Julika Griem finden, die sehr genau erklärt, warum „Mansfield
Park“ im Vergleich zu anderen Austen-Werken nicht unterschätzt werden sollte
und was genau Fanny Price zu einer tollen Protagonistin macht. Der Aufsatz
lässt sich gut lesen, auch wenn er an der ein oder anderen Stelle etwas
abschweifend ist.
Alles in allem bietet „Mansfield Park“ einfach eine tolle
Komposition aus klassischem Werk, das zeitgetreu inszeniert wurde und
hochwertig eingespielt worden ist. Auch wenn man mit der Geschichte von „Mansfield
Park“ nicht ganz so viel anfangen kann, lohnt sich dieses Hörspiel. Ich bin
jedenfalls nun noch neugieriger auf das Original und werde mich bald daran
wagen. Für das schöne Hörspiel aus dem Hörverlag vergebe ich 4 Sterne. Die
Vielzahl an Sprechern kann verwirrend sein, dennoch ist dieses Hörspiel einfach
nur zu empfehlen.
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