Titel: Disney - Twisted Tales (Collection)
Autor: Jen Calonita, Liz Braswell, Elizabeth Lim
Sprecher: Heidi Honert u.a.
Verlag: Der Hörverlag
Preis: 19,99€
Dauer: 48h 47min
Ich bin ein großer Disney-Fan. Meine Sammlung an Filmen,
aber vor allem auch Fanartikeln ist riesig. Hinzu kommt meine große
Hörbuch-Liebe, sodass ich um die Hörbuchsammlung „Disney – Twisted Tales“
keinen Bogen machen konnte. Sie besteht aus fünf Geschichten von insgesamt drei
Autorinnen, die sich alle zur Aufgabe gemacht haben, ursprüngliche
Disney-Geschichten umzuschreiben. Es geht düsterer und brutaler einher, doch
irgendwie bleibt immer der Kern der Klassiker erhalten. Zugrunde gelegt ist immer die Frage "Was wäre wenn...?" Diese Phrase bietet nicht nur innovative Ideen, sondern auch eine Menge Spannung.
Ich habe natürlich eine
Weile gebraucht, um alle fünf Geschichten zu hören. Und dann fragte ich mich
auch noch, wie ich eine Sammelrezension schreiben soll, wenn es doch eigentlich
fünf Werke zu bewerten gibt. Verzeiht mir deshalb, dass ich im Folgenden zu
jedem einzelnen Hörbuch eine Mini-Rezension schreibe. Insgesamt kann ich aber
eines sagen: Diese düstere Sammlung der etwas anderen Klassiker lohnt sich
definitiv!
Was wäre, wenn … ? Die neue Reihe »Disney – Twisted Tales«
gibt bekannten Klassikern eine völlig neue Wendung! Fünf Titel aus der »Twisted
Tales«-Reihe als mp3-CDs im Schmuckschuber mit Goldfolie und Spot-Lack, perfekt
zum Verschenken und zum Sammeln.
Enthält:
»Spieglein, Spieglein« Was wäre, wenn die böse Königin den Prinzen vergiftet
hätte?
»Die Schöne und ihr Geheimnis« Was wäre, wenn Belles Mutter das Biest verflucht
hätte?
»Elsas Suche« Was wäre, wenn Elsa und Anna sich nie kennengelernt hätten?
»Dunkle Schatten« Was wäre, wenn Mulan in die Unterwelt hätte reisen müssen?
»Wie ein unendlicher Traum« Was wäre, wenn Dornröschen niemals mehr erwacht
wäre?
Das erste Buch der Sammlung ist „Elsas Suche“ von Jen
Calonita. Auf dieses Buch habe ich mich tatsächlich am wenigsten gefreut. Woran
genau das liegt, kann ich gar nicht sagen. Als Einstieg in die Twisted Tales
war es aber doch sehr schön. Die Handlung ist definitiv die „freundlichste“
unter diesen fünf Büchern. Annas und Elsas umgedichtete Geschichte ist nicht so
düster wie die anderen Hörbücher. Es geht vor allem um zwei Protagonistinnen
und diese Geschwisterliebe steht eben auch im Fokus. Die Geschichte gefiel mir
insgesamt ganz gut. Sie hat viele Elemente, die sich an den Film halten und
erzählt eben eine Alternative, landet aber am Ende doch beim gleichen Ergebnis.
Kristoff und Sven finde ich in dieser Version ebenfalls sehr schön. Kritisieren
muss ich allerdings die Sprecherin Heidi Honert. Grundsätzlich liest sie gut
und flüssig, gibt sich aber meiner Meinung nach zu viel Mühe, die einzelnen
Figuren unterschiedlich zu lesen. Das schadet vor allem Olaf, dessen Stimme
unglaublich quietschig und dadurch nervig wird. Ich konnte wirklich kaum
hinhören, wenn Olaf sprach. Ich verstehe zwar die Absicht dahinter, für mich
persönlich war es aber zu viel des Guten.
Die zweite Geschichte, der ich mich widmete, war „Spieglein,
Spieglein“, die ebenfalls von Jen Calonita verfasst wurde. Man merkt schon,
dass beide Bücher von der gleichen Autorin sind, denn sie hat natürlich die
gleiche Herangehensweise, die Klassiker umzuschreiben. Auch hier ist die
Handlung wirklich sehr alternativ. Sie beginnt ganz anders und endet aber dann
genauso, wie man es kennt. Jedenfalls so ziemlich. Im Vergleich zu „Elsas
Fluch“ ist die Geschichte von Schneewittchen aber deutlich düsterer. Es wird
aber ebenfalls über zwei Figuren berichtet, deren Perspektive der Hörer auch
einnimmt. Einmal ist das die Prinzessin Schneewittchen, die allerdings nur
„Schnee“ genannt wird (fand ich nicht gut, muss ich sagen) und dann ihre Tante,
die böse Königin. Es war wirklich interessant, mehr über die böse Königin zu
erfahren, die im Original ja nicht einmal einen Namen hat. Hier heißt sie
Ingrid und ist die Schwester der eigentlichen Königin. Der Handlungsstrang hat
mir durchaus gefallen und dieses Hörbuch ist auch kurzweilig. Ich fand Schnee
als Protagonistin aber etwas schwach. Die Sprecherin Anja Gräfenstein macht
ihre Sache recht gut. Auch sie versucht die Charaktere verschieden zu lesen.
Das gelingt ihr aber besser als Heidi Honert. Hier werden vor allem die Zwerge
stimmvariabel. Für mich war dieses Buch das kurzweiligste, was definitiv für
den flüssigen Handlungslauf spricht. Thematisch konnte es mich aber nicht ganz
catchen und vor allem die fehlende Sympathie sorgte dafür, dass ich dieses
Hörbuch als das schwächste der Reihe einschätze.
Mit „Wie ein unendlicher Traum“ ging es dann erstmals an
eine Geschichte einer anderen Autorin, nämlich Liz Braswell. Und jetzt wurde es
richtig düster. Die Geschichte von Dornröschen ist anders aufgebaut, als die
Geschichten von Jen Calonita. Hier setzt die Geschichte quasi an einem Punkt
des Originals ein und schreibt sie dann um. Bis dahin ist aber alles passiert,
wie auch im Film. Dornröschen wacht allerdings nicht auf, sondern befindet sich
in einer Traumwelt, aus der sie ausbrechen muss. Es war anfangs nicht ganz
leicht, die Handlung zu verstehen. Wer jetzt Gut und Böse ist, war ebenfalls
unklar. Irgendwann macht die Handlung aber doch eine Wendung Richtung roter
Faden und „Rose“ begibt sich auf die Suche nach dem Ausweg aus ihrem
unendlichen Traum. An ihrer Seite steht dabei der Prinz Philip. Beide werden
von Maleficents Schergen verfolgt und immer wieder aufzuhalten versucht.
Interessant hierbei ist der Charakter der Prinzessin. Denn Rose schwankt immer
wieder in ihrer Sichtweise und kritisiert eine ganze Menge, vor allem ihre
eigene Geschichte, bzw. den Disney-Film. Anfangs ist man etwas überrascht ob
der harten Worte. Und trotzdem gefiel mir das ganz gut, denn irgendwo hat sie
ja Recht. Welche Eltern geben ihr Kind für 16 Jahre in die Obhut von Feen,
lernen sie dann erst an ihrem Geburtstag kennen und am nächsten Tag soll die
Tochter einen Wildfremden heiraten? Schon ein bisschen skurril. Und was bringen
ihr eigentlich Gaben wie Schönheit oder eine Singstimme? Tja. Schon etwas
oberflächlich das Original, was meint ihr?! Ich fand diesen Ansatz überaus
interessant und auch durchaus berechtigt. Es nimmt der Geschichte aber
natürlich ihren Märchencharakter und das Romantische. Des Weiteren ist die
Geschichte doch ziemlich, ziemlich lang. Sie erscheint manchmal wirklich
„unendlich“, weil es immer wieder Hindernisse auf Roses Reise gibt. Nicht jedes
kleine Abenteuer ist dabei spannend. Die Sprecherin Sandrine Mittelstädt passt
allerdings gut zur Geschichte und transportiert die schaurige Atmosphäre. Für
seichte Gemüter ist diese Handlung übrigens nichts. Hier geht es wirklich
blutig her!
Das schönste der fünf Hörbücher war für mich „Dunkle
Schatten“ von Elisabeth Lim. Die Autorin hat einen ganz anderen Ansatz für die
Geschichte von Mulan gewählt, als die anderen beiden. Und zwar steigt sie zu
einem Zeitpunkt in den Film ein und füllt einfach eine mögliche Lücke. Mulan
ist bereits in der Armee des Kaisers und gerade tobt die finale Schlacht am
schneebedeckten Pass. Alle wissen, dass Mulan die Armee der Hunnen aufhält,
indem sie mit einer Kanone eine Lawine auslöst. Shang wird dabei aber verletzt.
Wie durch ein Wunder überlebt er – auch im Film. Doch in diesem Buch ist das
nicht so selbstverständlich. Eigentlich soll Shang nämlich an dieser Stelle
sterben. Doch Mulan begibt sich mit seinem Beschützer in die Unterwelt, um ihn
aus dem Reich der Toten zurückzuholen. Wie schon bei „Wie ein unendlicher
Traum“ handelt es sich hier um eine Art Abenteuer-Roadtrip. Denn Mulan, Shang
und sein Beschützer Shishi müssen einen Weg aus der Unterwelt finden und dabei
viele Gefahren meistern. Aber diese Reise ist wirklich spannend und
abwechslungsreich. Außerdem sind die Charaktere sehr authentisch und
liebenswert. Mulan bleibt ihrem Charakter treu und die Geschichte bietet viel
Abwechslung. Dieses Hörbuch kann ich wirklich ohne Einschränkung empfehlen.
Auch die Sprecherin Anja Stadtlober glänzt und ist für mich genau die richtige
Wahl.
Das letzte der fünf Hörbücher befasst sich mit der
Geschichte „Die Schöne und das Biest“ und heißt nun „Die Schöne und ihr
Geheimnis“. Verfasst hat sie wieder Liz Braswell, die Ähnlichkeit zu „Wie ein
unendlicher Traum“ ist aber nicht wirklich vorhanden. Hier hat die Autorin eine
ganz neue Herangehensweise gewählt. Das Setting ist das gleiche, wie im
Disney-Klassiker. Belle lebt mit ihrem Vater in einem Dorf und das Biest wurde
in seinem Schloss verflucht. Da enden die Gemeinsamkeiten aber auch schon.
Entstanden ist hier eine Geschichte rund um Magiebegabte und deren Verfolgung.
Denn es war Belles Mutter, die den Prinz verwandelt hat. Nun ist es an ihr, den
Fluch zu lösen. Was halbwegs ähnlich zur ursprünglichen Story erscheint, ist
doch ziemlich anders. Man kommt nicht umhin, an die Verfolgung von Minderheiten
in der Realität zu denken, denn die „Charmant“, also die Magiebegabten, werden
in dieser Geschichte verfolgt und ermordet. Somit gewinnt die Geschichte nicht
nur an Brutalität, sondern auch – trotz Magie – an Realitätssinn. Mir gefiel
die Charakterzeichnung hier sehr gut. Das Biest und Belle haben beide ihre
Schwächen. Das gleiche gilt für die Nebenfiguren, wie etwa Maurice und seine
Freunde. Es gibt recht viele kleine Handlungsstränge, die aber am Ende alle
wieder zusammen kommen. Das Ende war für mich ein wenig skurril. Doch wer „Wie
ein unendlicher Traum“ bereits kennt, weiß dass die Autorin nicht an Happy Ends
gebunden ist. Sie findet eine interessante Lösung, auf die man als Hörer
durchaus gespannt sein kann. Die Sprecherin Gabrielle Pietermann liest sehr gut
und passend. Auch sie interpretiert einige Charaktere sehr individuell, meines
Erachtens passen diese Stimmvarianten aber gut. Das Hörbuch hat mich wunderbar unterhalten!
Abschließend und zusammenfassend kann ich noch sagen, dass
die Aufmachung der einzelnen Hörbücher sehr schön ist. Die Cover sind nicht nur
aufeinander abgestimmt, sie passen auch super zu den Geschichten. Es wurde
vollkommen auf Plastik verzichtet und es gibt schöne goldene Ornamente, die
diese Sammlung zu etwas ganz Besonderem machen.
Die „Disney – Twisted Tales“ –Hörbuchsammlung besteht aus
fünf recht verschiedenen und wirklich schönen Hörbüchern. Wer ein wahrer
Disney-Fan ist, sollte sich diese Sammlung unbedingt genauer ansehen. Doch man
sollte eben auch Lust auf düstere Settings und verdrehte Geschichten haben.
Dann hat man definitiv seinen Spaß an allen fünf Hörbüchern. Das Hören lohnt
sich wirklich und man bekommt eine Menge Stoff mit dem Kauf dieses
Sets. Denn jedes Hörbuch geht um die zehn Stunden. Ihr könnt nicht genug von
Disney bekommen? Dann seid ihr hier richtig. Meiner Meinung nach sind die
Geschichten sehr liebevoll gelesen und vertont worden. Die Cover sind toll und
die Handlungen interessant. Natürlich gefiel mir die ein oder andere besser,
aber für jeden Geschmack ist hier etwas dabei. Einzeln hätte ich die Hörbücher
zwischen drei und fünf Sternen bewertet. Deswegen komme ich hier zum
Zwischenergebnis und vergebe für die komplette Sammlung vier Sterne. Trotzdem
spreche ich eine klare Empfehlung aus, vor allem, wenn ihr die ursprünglichen
Fassungen gern mögt!
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