28. März 2023

Rezension [Hörbuch]: Disney Twisted Tales - Collection


Titel: Disney - Twisted Tales (Collection)
Autor: Jen Calonita, Liz Braswell, Elizabeth Lim
Sprecher: Heidi Honert u.a.
Verlag: Der Hörverlag
Preis: 19,99€
Dauer: 48h 47min

 

Ich bin ein großer Disney-Fan. Meine Sammlung an Filmen, aber vor allem auch Fanartikeln ist riesig. Hinzu kommt meine große Hörbuch-Liebe, sodass ich um die Hörbuchsammlung „Disney – Twisted Tales“ keinen Bogen machen konnte. Sie besteht aus fünf Geschichten von insgesamt drei Autorinnen, die sich alle zur Aufgabe gemacht haben, ursprüngliche Disney-Geschichten umzuschreiben. Es geht düsterer und brutaler einher, doch irgendwie bleibt immer der Kern der Klassiker erhalten. Zugrunde gelegt ist immer die Frage "Was wäre wenn...?" Diese Phrase bietet nicht nur innovative Ideen, sondern auch eine Menge Spannung.
Ich habe natürlich eine Weile gebraucht, um alle fünf Geschichten zu hören. Und dann fragte ich mich auch noch, wie ich eine Sammelrezension schreiben soll, wenn es doch eigentlich fünf Werke zu bewerten gibt. Verzeiht mir deshalb, dass ich im Folgenden zu jedem einzelnen Hörbuch eine Mini-Rezension schreibe. Insgesamt kann ich aber eines sagen: Diese düstere Sammlung der etwas anderen Klassiker lohnt sich definitiv!

Was wäre, wenn … ? Die neue Reihe »Disney – Twisted Tales« gibt bekannten Klassikern eine völlig neue Wendung! Fünf Titel aus der »Twisted Tales«-Reihe als mp3-CDs im Schmuckschuber mit Goldfolie und Spot-Lack, perfekt zum Verschenken und zum Sammeln.

Enthält:

»Spieglein, Spieglein« Was wäre, wenn die böse Königin den Prinzen vergiftet hätte?

»Die Schöne und ihr Geheimnis« Was wäre, wenn Belles Mutter das Biest verflucht hätte?

»Elsas Suche« Was wäre, wenn Elsa und Anna sich nie kennengelernt hätten?

»Dunkle Schatten« Was wäre, wenn Mulan in die Unterwelt hätte reisen müssen?

»Wie ein unendlicher Traum« Was wäre, wenn Dornröschen niemals mehr erwacht wäre?



Das erste Buch der Sammlung ist „Elsas Suche“ von Jen Calonita. Auf dieses Buch habe ich mich tatsächlich am wenigsten gefreut. Woran genau das liegt, kann ich gar nicht sagen. Als Einstieg in die Twisted Tales war es aber doch sehr schön. Die Handlung ist definitiv die „freundlichste“ unter diesen fünf Büchern. Annas und Elsas umgedichtete Geschichte ist nicht so düster wie die anderen Hörbücher. Es geht vor allem um zwei Protagonistinnen und diese Geschwisterliebe steht eben auch im Fokus. Die Geschichte gefiel mir insgesamt ganz gut. Sie hat viele Elemente, die sich an den Film halten und erzählt eben eine Alternative, landet aber am Ende doch beim gleichen Ergebnis. Kristoff und Sven finde ich in dieser Version ebenfalls sehr schön. Kritisieren muss ich allerdings die Sprecherin Heidi Honert. Grundsätzlich liest sie gut und flüssig, gibt sich aber meiner Meinung nach zu viel Mühe, die einzelnen Figuren unterschiedlich zu lesen. Das schadet vor allem Olaf, dessen Stimme unglaublich quietschig und dadurch nervig wird. Ich konnte wirklich kaum hinhören, wenn Olaf sprach. Ich verstehe zwar die Absicht dahinter, für mich persönlich war es aber zu viel des Guten.

Die zweite Geschichte, der ich mich widmete, war „Spieglein, Spieglein“, die ebenfalls von Jen Calonita verfasst wurde. Man merkt schon, dass beide Bücher von der gleichen Autorin sind, denn sie hat natürlich die gleiche Herangehensweise, die Klassiker umzuschreiben. Auch hier ist die Handlung wirklich sehr alternativ. Sie beginnt ganz anders und endet aber dann genauso, wie man es kennt. Jedenfalls so ziemlich. Im Vergleich zu „Elsas Fluch“ ist die Geschichte von Schneewittchen aber deutlich düsterer. Es wird aber ebenfalls über zwei Figuren berichtet, deren Perspektive der Hörer auch einnimmt. Einmal ist das die Prinzessin Schneewittchen, die allerdings nur „Schnee“ genannt wird (fand ich nicht gut, muss ich sagen) und dann ihre Tante, die böse Königin. Es war wirklich interessant, mehr über die böse Königin zu erfahren, die im Original ja nicht einmal einen Namen hat. Hier heißt sie Ingrid und ist die Schwester der eigentlichen Königin. Der Handlungsstrang hat mir durchaus gefallen und dieses Hörbuch ist auch kurzweilig. Ich fand Schnee als Protagonistin aber etwas schwach. Die Sprecherin Anja Gräfenstein macht ihre Sache recht gut. Auch sie versucht die Charaktere verschieden zu lesen. Das gelingt ihr aber besser als Heidi Honert. Hier werden vor allem die Zwerge stimmvariabel. Für mich war dieses Buch das kurzweiligste, was definitiv für den flüssigen Handlungslauf spricht. Thematisch konnte es mich aber nicht ganz catchen und vor allem die fehlende Sympathie sorgte dafür, dass ich dieses Hörbuch als das schwächste der Reihe einschätze.

Mit „Wie ein unendlicher Traum“ ging es dann erstmals an eine Geschichte einer anderen Autorin, nämlich Liz Braswell. Und jetzt wurde es richtig düster. Die Geschichte von Dornröschen ist anders aufgebaut, als die Geschichten von Jen Calonita. Hier setzt die Geschichte quasi an einem Punkt des Originals ein und schreibt sie dann um. Bis dahin ist aber alles passiert, wie auch im Film. Dornröschen wacht allerdings nicht auf, sondern befindet sich in einer Traumwelt, aus der sie ausbrechen muss. Es war anfangs nicht ganz leicht, die Handlung zu verstehen. Wer jetzt Gut und Böse ist, war ebenfalls unklar. Irgendwann macht die Handlung aber doch eine Wendung Richtung roter Faden und „Rose“ begibt sich auf die Suche nach dem Ausweg aus ihrem unendlichen Traum. An ihrer Seite steht dabei der Prinz Philip. Beide werden von Maleficents Schergen verfolgt und immer wieder aufzuhalten versucht. Interessant hierbei ist der Charakter der Prinzessin. Denn Rose schwankt immer wieder in ihrer Sichtweise und kritisiert eine ganze Menge, vor allem ihre eigene Geschichte, bzw. den Disney-Film. Anfangs ist man etwas überrascht ob der harten Worte. Und trotzdem gefiel mir das ganz gut, denn irgendwo hat sie ja Recht. Welche Eltern geben ihr Kind für 16 Jahre in die Obhut von Feen, lernen sie dann erst an ihrem Geburtstag kennen und am nächsten Tag soll die Tochter einen Wildfremden heiraten? Schon ein bisschen skurril. Und was bringen ihr eigentlich Gaben wie Schönheit oder eine Singstimme? Tja. Schon etwas oberflächlich das Original, was meint ihr?! Ich fand diesen Ansatz überaus interessant und auch durchaus berechtigt. Es nimmt der Geschichte aber natürlich ihren Märchencharakter und das Romantische. Des Weiteren ist die Geschichte doch ziemlich, ziemlich lang. Sie erscheint manchmal wirklich „unendlich“, weil es immer wieder Hindernisse auf Roses Reise gibt. Nicht jedes kleine Abenteuer ist dabei spannend. Die Sprecherin Sandrine Mittelstädt passt allerdings gut zur Geschichte und transportiert die schaurige Atmosphäre. Für seichte Gemüter ist diese Handlung übrigens nichts. Hier geht es wirklich blutig her!

Das schönste der fünf Hörbücher war für mich „Dunkle Schatten“ von Elisabeth Lim. Die Autorin hat einen ganz anderen Ansatz für die Geschichte von Mulan gewählt, als die anderen beiden. Und zwar steigt sie zu einem Zeitpunkt in den Film ein und füllt einfach eine mögliche Lücke. Mulan ist bereits in der Armee des Kaisers und gerade tobt die finale Schlacht am schneebedeckten Pass. Alle wissen, dass Mulan die Armee der Hunnen aufhält, indem sie mit einer Kanone eine Lawine auslöst. Shang wird dabei aber verletzt. Wie durch ein Wunder überlebt er – auch im Film. Doch in diesem Buch ist das nicht so selbstverständlich. Eigentlich soll Shang nämlich an dieser Stelle sterben. Doch Mulan begibt sich mit seinem Beschützer in die Unterwelt, um ihn aus dem Reich der Toten zurückzuholen. Wie schon bei „Wie ein unendlicher Traum“ handelt es sich hier um eine Art Abenteuer-Roadtrip. Denn Mulan, Shang und sein Beschützer Shishi müssen einen Weg aus der Unterwelt finden und dabei viele Gefahren meistern. Aber diese Reise ist wirklich spannend und abwechslungsreich. Außerdem sind die Charaktere sehr authentisch und liebenswert. Mulan bleibt ihrem Charakter treu und die Geschichte bietet viel Abwechslung. Dieses Hörbuch kann ich wirklich ohne Einschränkung empfehlen. Auch die Sprecherin Anja Stadtlober glänzt und ist für mich genau die richtige Wahl.

Das letzte der fünf Hörbücher befasst sich mit der Geschichte „Die Schöne und das Biest“ und heißt nun „Die Schöne und ihr Geheimnis“. Verfasst hat sie wieder Liz Braswell, die Ähnlichkeit zu „Wie ein unendlicher Traum“ ist aber nicht wirklich vorhanden. Hier hat die Autorin eine ganz neue Herangehensweise gewählt. Das Setting ist das gleiche, wie im Disney-Klassiker. Belle lebt mit ihrem Vater in einem Dorf und das Biest wurde in seinem Schloss verflucht. Da enden die Gemeinsamkeiten aber auch schon. Entstanden ist hier eine Geschichte rund um Magiebegabte und deren Verfolgung. Denn es war Belles Mutter, die den Prinz verwandelt hat. Nun ist es an ihr, den Fluch zu lösen. Was halbwegs ähnlich zur ursprünglichen Story erscheint, ist doch ziemlich anders. Man kommt nicht umhin, an die Verfolgung von Minderheiten in der Realität zu denken, denn die „Charmant“, also die Magiebegabten, werden in dieser Geschichte verfolgt und ermordet. Somit gewinnt die Geschichte nicht nur an Brutalität, sondern auch – trotz Magie – an Realitätssinn. Mir gefiel die Charakterzeichnung hier sehr gut. Das Biest und Belle haben beide ihre Schwächen. Das gleiche gilt für die Nebenfiguren, wie etwa Maurice und seine Freunde. Es gibt recht viele kleine Handlungsstränge, die aber am Ende alle wieder zusammen kommen. Das Ende war für mich ein wenig skurril. Doch wer „Wie ein unendlicher Traum“ bereits kennt, weiß dass die Autorin nicht an Happy Ends gebunden ist. Sie findet eine interessante Lösung, auf die man als Hörer durchaus gespannt sein kann. Die Sprecherin Gabrielle Pietermann liest sehr gut und passend. Auch sie interpretiert einige Charaktere sehr individuell, meines Erachtens passen diese Stimmvarianten aber gut. Das Hörbuch hat mich wunderbar unterhalten!

Abschließend und zusammenfassend kann ich noch sagen, dass die Aufmachung der einzelnen Hörbücher sehr schön ist. Die Cover sind nicht nur aufeinander abgestimmt, sie passen auch super zu den Geschichten. Es wurde vollkommen auf Plastik verzichtet und es gibt schöne goldene Ornamente, die diese Sammlung zu etwas ganz Besonderem machen.

Die „Disney – Twisted Tales“ –Hörbuchsammlung besteht aus fünf recht verschiedenen und wirklich schönen Hörbüchern. Wer ein wahrer Disney-Fan ist, sollte sich diese Sammlung unbedingt genauer ansehen. Doch man sollte eben auch Lust auf düstere Settings und verdrehte Geschichten haben. Dann hat man definitiv seinen Spaß an allen fünf Hörbüchern. Das Hören lohnt sich wirklich und man bekommt eine Menge Stoff mit dem Kauf dieses Sets. Denn jedes Hörbuch geht um die zehn Stunden. Ihr könnt nicht genug von Disney bekommen? Dann seid ihr hier richtig. Meiner Meinung nach sind die Geschichten sehr liebevoll gelesen und vertont worden. Die Cover sind toll und die Handlungen interessant. Natürlich gefiel mir die ein oder andere besser, aber für jeden Geschmack ist hier etwas dabei. Einzeln hätte ich die Hörbücher zwischen drei und fünf Sternen bewertet. Deswegen komme ich hier zum Zwischenergebnis und vergebe für die komplette Sammlung vier Sterne. Trotzdem spreche ich eine klare Empfehlung aus, vor allem, wenn ihr die ursprünglichen Fassungen gern mögt!



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