24. März 2023

Rezension [Hörbuch]: "Die Wallflowers - Annabelle & Simon" von Lisa Kleypas

 


Titel: Die Wallflowers - Annabelle & Simon
Autor: Lisa Kleypas
Sprecher: Yesim Meisheit
Verlag: Der Hörverlag
Preis: 19,95€
Seiten: 368
Dauer: 8h 36min

Ich gebe es offen zu: Auch ich liebe „Bridgerton“. Tatsächlich habe ich vor vielen, vielen Jahren bereits den ersten Band einmal gelesen und fand die Story nicht so toll. Aber natürlich hat sich das geändert, als die Serie erschien. Es ist kaum ein Wunder, dass der Markt an Geschichten aus der Regency Era seit diesem Welterfolg gewachsen ist und es vielerlei Buchreihen über Englands Heiratsmarkt im frühen 19. Jahrhundert gibt.
Eine dieser Reihen sind wohl auch die „Wallflowers“ von Lisa Kleypas. Insgesamt gibt es vier Bände, die sich alle mit unterschiedlichen Paaren befassen. Den Anfang machen „Annabelle und Simon“.
Ich habe diese Geschichte als Hörbuch gehört und empfand sie als schönen Zeitvertreib, der aber auch kleine Schwächen hat.

Annabelle Peyton ist schön, stolz und klug – aber verarmt. Nur eine vorteilhafte Ehe kann sie und ihre Familie noch retten. Doch die adligen Junggesellen Londons meiden eine Lady ohne Vermögen. Einzig Simon Hunt, ein schwerreicher, ungehobelter, wenn auch äußerst attraktiver Geschäftsmann, hat ein Auge auf sie geworfen. Und er macht kein Geheimnis aus seinen unlauteren Absichten. Als Annabelle auf einem Ball drei weitere Mauerblümchen – Lillian, Daisy und Evie – kennenlernt, scheint sich ihr Schicksal zu wenden. Die vier jungen Frauen beschließen, einander bei der Suche nach vermögenden Ehemännern zu helfen. Als Erstes verschaffen sie Annabelle eine Einladung zum Fest der Saison. Unter den Gästen allerdings auch: Simon Hunt.

Warum genau die Geschichten dieser Zeit und Thematik derzeit so beliebt sind, ist wohl schwer zu sagen. Es scheint eine Mischung aus Liebesgeschichte und erotischen Szenen in einem eigentlich leicht biederen Setting zu sein, das alle Welt so fasziniert. Vielleicht ist es für uns heute schwer vorstellbar, dass man eben gleich jemanden zum Heiraten brauchte, statt sich erst einmal zu verlieben…
Doch genau das ist eben auch die Realität von Annabelle Peyton. Sie durchlebt bereits ihre fünfte Saison und braucht ganz dringend einen Ehemann, damit ihre Familie nicht vor dem Ruin steht. Die Geschichte hinter den „Wallflowers“ ist eigentlich ziemlich niedlich. Tatsächlich kann man das Ganze mit dem deutschen Begriff „Mauerblümchen“ übersetzen. Denn Daisy, Lilian, Evie und eben auch Annabelle werden auf den Bällen eigentlich nie beachtet und bilden zusammen die Gruppe der Mauerblümchen. Wie der Klappentext schon verrät, beschließen die vier, sich gegenseitig zu unterstützen und dafür zu sorgen, dass alle einen Ehemann abbekommen. Die erste, die verkuppelt werden soll, ist Annabelle.
Man muss sagen, dass der Verlauf der Geschichte doch ziemlich vorhersehbar ist – zumindest bis zu einem gewissen Punkt. Aber das sollte man als Leser/Hörer eben auch erwarten, da nun einmal der Untertitel des Buches „Annabelle & Simon“ ist. Es wird wohl kaum dazu kommen, dass Annabelle dann plötzlich ihr Herz an jemand völlig anderes verschenkt. Oder? Genau. Man weiß also schon vor Beginn des Hörens oder Lesens, was man erwarten kann. Und genau das bekommt man auch: Eine Geschichte, die sich von anfänglicher Abneigung zu einer Liebesgeschichte verändert und die durchaus ihre (erotischen) Höhen vorweisen kann. Erst am Ende der Geschichte kommen ein paar unerwartete Dinge hinzu, mit denen man eben nicht von Beginn an rechnen konnte.
Ich kann den Umstand, dass die Geschichte vorhersehbar ist, nur eingeschränkt kritisieren. Denn im Grunde bekommt man eben das, was man auch haben will. Wir haben ein tolles und zum Teil verträumtes Setting, befinden uns auf der Ehemänner-Jagd in England und sind Teil einer schönen Werbungsgeschichte, die in der großen Liebe endet. Ich habe die Geschichte wirklich gern gehört und vor allem die ersten zwei Drittel des Buches vergingen sehr schnell. Ich mochte die Werbung von Simon um Annabelle und ich mochte auch die Art und Weise, wie die beiden zueinander fanden. Die Dialoge der beiden sind sehr humorvoll, oft sarkastisch und dadurch eben vor allem unterhaltsam. Der Stil von Lisa Kleypas passt gut zur Geschichte. Ich muss aber auch sagen, dass sie in vielen Teilen alles andere als unschuldig ist. Auch hier sollte man also wissen, worauf man sich einlässt. Die späteren Sexszenen sind passend zum Paar und verrucht genug, um Fans der Szene zu erfreuen. Trotzdem passen sie eben gut zur Geschichte. Insgesamt unterhält der Handlungsverlauf gut. Die Protagonisten sind mir persönlich zwar nicht die sympathischsten, aber sie haben viel Humor. Ich mochte Simon ehrlich gesagt recht gern, obwohl sein Ruf eben so schlecht ist. Die Nebenfiguren sind meine eigentlichen Lieblinge gewesen, vor allem die drei Mauerblümchen. Daisy und Lilian sind amerikanische Schwestern, die meiner Meinung nach eine Menge Schwung in die englische Gesellschaft bringen. Ihre Sichtweise auf die Dinge ist einfach abwechslungsreich und sie sorgen für viel Spaß in dieser Geschichte. Chapeau dafür, die Damen!
Das einzige, was ich wirklich ein bisschen kritisieren muss, ist die Interpretation der Sprecherin Yesim Meisheit. Wahrscheinlich ist das Problem ein wenig darin begründet, eine solche Geschichte eben zu hören und nicht zu lesen. Ich lese zwar gern Bücher mit erotischen Szenen, sie allerdings zu hören, ist etwas befremdlich. Leider muss ich aber sagen, dass die Sexszenen gar nicht das Problem waren, sondern die Facetten, die Meisheit Simon verliehen hat. Als Sprecherin versucht sie, jeder Figur eine eigene Stimme zu geben und bei den weiblichen Figuren funktioniert das auch sehr gut. Simon hingegen liest sie so düster, dass immer der Eindruck entsteht, als würde er Annabelle sofort verführen wollen. Alles, was aus seinem Mund kommt, klingt nach Sex. Wirklich alles, selbst ganz harmlose Gespräche. Das gefiel mir leider gar nicht und das, obwohl ich Simons Charakter wirklich gern mochte. Tatsächlich glaube ich, dass die Geschichte besser rüber kommt, wenn man sie liest, statt hört.

Für mich ist das Hörbuch zu „Wallflowers – Annabelle & Simon“ wirklich unterhaltsam und gleichzeitig kurzweilig gewesen. Die Geschichte ist sehr schön und die Charaktere bringen viel Spaß und Elan ins Geschehen. Man bekommt als Hörer, was man erwartet. Und das ist meiner Meinung nach auch gut so. Trotzdem ist die Geschichte natürlich ziemlich vorhersehbar, auch wenn es Nebenhandlungen gibt, die es eben nicht sind. Mir gefiel die Art der Charakterinterpretation von Sprecherin Yesum Meisheit leider nicht immer, weshalb ich insgesamt zu einer Bewertung von 3,5 Sternen komme. Ich bin gespannt, wie es mit den Wallflowers weitergeht, denn vor allem die temperamentvolle Lilian hat es mir angetan.





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