Titel: SORRY. Ich habe es nur für dich getan
Autorin: Bianca Iosivoni
Sprecherin: Viola Müller
Verlag: Der Hörverlag
Preis: 9,99€
Seiten: 400
Dauer: 8h 57min
Bianca Iosivoni ist eine tolle Autorin. Und als ich hörte,
dass sie sich dem Genre „Thriller“ zugewandt hatte, wollte ich unbedingt
wissen, wie ein solcher Roman aus ihrer Feder wohl aussieht. Dass sie nämlich
Liebesgeschichten und Fantasy kann, wusste ich ja. „SORRY. Ich habe es nur für
dich getan“ ist nun ihr Debüt in diesem Genre. Das Buch hat einen
vielversprechenden Klappentext und auch eine Menge Stärken. Doch neben einer
spannenden Geschichte und vielen ungeahnten Wendungen bekam ich leider auch
unzählige Längen und Wiederholungen. Mag sein, dass letzteres gerade durch das
Medium Hörbuch noch ausgeprägter war. Nichtsdestotrotz hat gerade die
Sprecherin es unterhaltsam gemacht. Mit diesem Hörbuch bekommt man eine
wirklich harte und ernste Thematik, verpackt in eine spannende Geschichte um
Schein und Verrat, muss sich aber auch damit abfinden, dass viele Details
unnötig und dementsprechend lang sind.

San Francisco. Die junge ehrgeizige Journalistin Robyn ist
geschockt, als die Polizei bei ihr auftaucht: Ihr Ex-Freund Julian wurde als
vermisst gemeldet. Mit einem Schlag stürzt die Vergangenheit auf sie ein, und
alles ist wieder da: Die Sehnsucht, der Schmerz – und die Enttäuschung. Dabei
möchte Robyn nichts mehr, als zu vergessen. Zutiefst beunruhigt fragt sie sich,
was Julian zugestoßen sein könnte, und findet Zuflucht bei ihrem besten Freund
Cooper. Doch das, was sie für Cooper empfindet, geht längst über eine
Freundschaft hinaus. Als er unter Verdacht gerät, mit Julians Verschwinden zu
tun zu haben, weiß Robyn nicht mehr, was sie noch glauben oder fühlen soll –
und vor allem, wem sie noch vertrauen kann. Vielleicht nicht einmal mehr sich
selbst …

„SORRY. Ich habe es nur für dich getan“ beginnt unglaublich
spannend und nahbar. Man lernt die Protagonistin Robyn kennen, die so viel mehr
drauf hat, als sie zeigen kann. Schon gleich zu Beginn merkt man ihr die
Unzufriedenheit an und dass irgendetwas in ihrem Leben bisher unglaublich
schief gegangen ist. Natürlich weiß man noch nicht was genau. Denn die Autorin
Bianca Iosivoni nutzt die Brotkrumentaktik und verrät dem Hörer immer nur so
viel, wie er gerade wissen muss, um im Geschehen zu bleiben. Vor allem am
Anfang gefiel mir das richtig gut. Man rät mit und ahnt mit jeder Entwicklung
das Schlimmste. Insgesamt ist man als Hörer ziemlich misstrauisch. Kann man
Robyns bestem Freund Cooper vertrauen? Wieso haben Robyn und Julian sich
getrennt? Was ist in ihrer Beziehung vorgefallen, dass sie solchen Hass
empfindet? Schlafwandelt Robyn wirklich? Und wieso hat sie keinen Kontakt mehr
zu ihren früheren Freunden? Schon sehr bald hat man eine ganze Menge Fragen.
Aber man muss sich gedulden, um sie alle zu klären.
Die Geschichte ist in zwei Zeitabschnitten verfasst: der Gegenwart und der
Vergangenheit. Letztere beginnt ungefähr zwei Jahre vor Julians Verschwinden.
Aber keine Sorge, es werden nicht die kompletten zwei Jahre erzählt. Die beiden
Handlungsstränge laufen immer weiter aufeinander zu. Die meiste Zeit über
erzählt die Vergangenheit, was in den wenigen Monaten vor der Gegenwart
geschehen ist. Und das war eines meiner Probleme. Julian verschwindet im Juni,
sodass die Gegenwart eben im Juni/Juli stattfindet. Viele der Episoden aus der
Vergangenheit sind im April/Mai. Ich konnte weder am Schreibstil noch an der
Handlung selbst manchmal sagen, in welcher Zeit sich die Geschichte gerade
befindet. Hinzu kommt, dass einige Ereignisse aus der Vergangenheit sich
einfach stark ähneln und ich dann gar nicht mehr genau sagen
konnte, „passiert jetzt das nach dem ersten Streit? Oder schon der zweite…?“
Hier verschwamm mir die Handlung zu sehr. Nicht mal in der Gegenwart wusste ich
mehr, ob das, was gerade erzählt wurde jetzt eigentlich schon zwei Monate her
war oder eben erst gerade passiert ist. Auch deswegen hatte ich das Gefühl,
dass sich die Handlung zieht. Ich will nicht spoilern, was das große Thema des
Buches betrifft, weshalb ich hier nicht viel verraten kann. Aber ein bestimmtes
Handlungsmuster wird einfach x-Mal beschrieben. Dazu kommen dann noch die
ewigen inneren Monologe von Robyn, in denen sie sich zigfach das gleiche
vorwirft und hadert. Genau das sind die Längen, die ich bereits am Anfang
ansprach. Das nahm der ganzen Geschichte einfach viel Pep und Spannung. Dabei
ist gerade von dieser eigentlich eine Menge vorhanden.
Wie der Klappentext nämlich schon sagt, weiß man eben nicht, was passiert ist
und wem man trauen kann. Insgesamt ist die Geschichte ein Mix aus Kriminalfall,
Liebesgeschichte und brutaler Realität. Ich habe mich zwischendurch gefragt,
wie die Autorin all die Geschehnisse erklären will. Die Lösung war aber auf
jeden Fall nicht unlogisch. Mir hat das Ende durchaus gut
gefallen, obwohl es recht abrupt kommt. Dem Leser/Hörer wird hier viel Freiraum
gelassen.
Die Personen von „SORRY. Ich habe es nur für dich getan“ sind durchaus
interessant. Iosivoni schafft es, dass man besonders Julian zu Beginn mag, da
man ihn durch Robyns Augen sieht. Dass sie hier einiges verklärt, ist
offensichtlich. Übrigens halte ich Robyns Verhaltensmuster in Bezug auf Julian
für wahnsinnig realistisch, das nur nebenbei. Robyn selbst ist anfangs eine
super starke, tolle Frau. Aber sie macht einen (gewollten) Wandel durch und
weiß am Ende nicht mehr, wer sie ist. Leider hat diese Ungewissheit sich auf
mich übertragen und ich wusste auch nicht mehr, was ich eigentlich von der
Protagonistin halten sollte. Das war schade. Cooper ist irgendwie cool, aber da
ich auch ihm gegenüber die ganze Zeit misstrauisch war, konnte ich auch hier
keine Beziehung aufbauen. Neben diesen dreien spielt noch Robyns Schwester
Sarah eine Rolle, von der man aber auch nicht allzu viel mitbekommt und die
deswegen blass bleibt.
In den spannenden Stellen ist der Schreibstil wirklich toll. Meines Erachtens
trägt aber auch er zur Langatmigkeit der Geschichte bei. Das kommt wahrscheinlich
im Hörbuch noch deutlicher rüber. Viola Müller hat eine tolle und starke
Stimme, die super zur Geschichte passt. Sie liest emotional und lässt den Hörer
in die Geschichte eintauchen. Aber auch sie schafft es eben nicht, Robyn
wirklich sympathisch erscheinen zu lassen.
Zum Schluss sei noch angemerkt, dass die Thematik des Buches wirklich ernst ist
und zeigt, was sich aus einer toxischen Beziehung ergeben kann. Das bringt
Bianca Iosivoni meiner Meinung nach auch wirklich gut rüber. Der Weg dahin ist
eben nur etwas lang.
Mir hat „SORRY. Ich habe es nur für dich getan“ gefallen,
allerdings rückten für mich auch die Schwächen immer wieder in den Fokus. Die
Geschichte hat ein tolles Konzept und nimmt spannende Wendungen. Man weiß nie
genau, woran man grade ist und stellt sich selbst immer wieder neue Fragen. Als
Hörer ist man also definitiv in der Geschichte. Aber diese wird auch durch
wiederholende innere Monologe extrem in die Länge gezogen. Die Figuren sind
nicht wirklich sympathisch, handeln aber hervorragend im Kontext der Story. Die
Sprecherin macht einen guten Job und trägt zur Spannung bei. Durch die Längen
verliert sich die Geschichte aber und man kommt durch die Zeitwechsel
durcheinander. Deswegen vergebe ich drei von fünf Sternen.
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