Titel: Der Fall der verhängnisvollen Blumen - Ein Enola-Holmes Krimi
Autorin: Nancy Springer
Sprecherin: Luisa Wietzorek
Verlag: Der Hörverlag
Preis: 14,95€
Dauer: 4h 2m
Die klassischen Detektive hatten es mir schon immer angetan.
Allen voran die Großen der Szene: Hercule Poirot und natürlich Sherlock Holmes.
Selbstverständlich bemerkte ich dann auch das Auftauchen einer gewissen Enola
Holmes – auf Netflix. Die beiden Filme um die jüngere Schwester von Sherlock
und Mycroft gefielen mir sehr gut. Und zu meiner Schande muss ich gestehen,
dass mir nicht bewusst war, dass die Filme auf einer Jugendbuchreihe von Nancy
Springer basieren. Ein Versäumnis meinerseits, das dringend bereinigt werden
musste. Und so begann ich mit (dem eigentlich dritten Fall) diese Reihe. „Der
Fall der verhängnisvollen Blumen“ entführt den Leser – oder in meinem Fall
Hörer – in das heruntergekommene London, in dem sich ein junges, aber sehr
intelligentes Mädchen allein durchschlägt und mit allen Mitteln vor ihren
Brüdern flieht.
Können die Bücher es mit den Filmen aufnehmen? Definitiv! Ich
hatte beim Hören jedenfalls eine Menge Spaß und wurde hervorragend von der
jungen, quirligen und etwas schräg denkenden Enola unterhalten.
Dr. Watson ist verschwunden und Meisterdetektiv Sherlock
Holmes ist ratlos. Enola Holmes macht sich auf die Suche nach Dr. Watson,
obwohl sie damit in Gefahr gerät, von ihren Brüdern Mycroft und Sherlock entdeckt
und ins Internat gesteckt zu werden. Als sie einen Blumenstrauß in Dr. Watsons
Haus bemerkt, dessen Blüten allesamt den Tod symbolisieren, muss sie schnell
handeln. Denn offenbar ist Dr. Watson in Lebensgefahr. Kann sie Dr. Watson
rechtzeitig aufspüren?
Ich bin kein Fan davon, eine Reihe mittendrin zu beginnen.
Doch im „Fall der verhängnisvollen Blumen“ kann ich somit immerhin garantieren,
dass sich dieses Buch auch ohne Vorkenntnisse hören lässt und man alles
versteht. Bestimmt ist es viel sinnvoller, zunächst Band eins und zwei zu
lesen/hören, um noch mehr Hintergrundinfos zu bekommen. Kennt man aber die
Filme, reicht dies auch völlig.
Enola ist die deutlich jüngere Schwester von Sherlock Holmes, dem
Meisterdetektiv. Doch wie ihr großer Bruder auch, hat Enola ausgefallene Hobbys
und hat sich dem Aufspüren vermisster Personen oder Gegenständen verschrieben.
Dabei klammert sie aus, dass auch sie quasi vermisst wird. Denn sie ist
untergetaucht, um ihren Brüdern zu entgehen, die sie vermutlich in ein Pensionat
oder eine Anstalt stecken wollen. Im verruchten und dunklen London gelingt es
dem selbständigen Mädchen recht gut, sich zu verbergen. Als Enola aber in der
Zeitung liest, dass Dr. Watson verschwunden ist, geht sie das Risiko ein, ihrem
Bruder Sherlock in die Quere zu kommen. Denn der sympathische Arzt muss
unbedingt gefunden werden – Bruder hin oder her. Enola beginnt also auf eigne
Faust, Watson zu suchen. Als Hörer weiß man bereits aus dem Prolog, wo er sich
aufhält und kann somit immer gut feststellen, ob Enola eine heiße Spur hat oder
im Dunkeln tappt. Insgesamt ist ihr Denken dem ihres Bruders natürlich recht
ähnlich. Doch es ist wirklich angenehm, dass die Detektivin dabei keinesfalls
unnahbar ist. Sie ist auf den ersten Blick kein großes Genie, sondern recht
praktisch veranlagt. Um ermitteln zu können, überlegt sie lange, welche
Verkleidung sinnvoll ist. Sie hat große Kenntnis über die Sprache der Blumen
und weiß, wie man Dinge vortäuscht. Aber jeder ihrer Schritte ist
nachvollziehbar und gerade deswegen klappt die Identifikation mit „der kleinen
Schwester“ so gut. Enola ist klug, gar keine Frage. Aber im Grunde ist sie auch
ein ganz normales Mädchen, das sich nach ihrer Mutter sehnt. Sie kann eben
nichts dafür in diese Familie hineingeboren zu sein.
Einer der ersten Schritte der Ermittlung ist ein Besuch bei Mary Watson. Eben
dort fällt ihr ein absonderlicher Blumenstrauß ins Auge. Ihr ist sofort klar,
dass er vom Täter stammen muss. Und so nimmt die Ermittlung ihren Lauf. Die
misstrauische Enola geht dabei logisch, aber nachvollziehbar vor. Und findet
auch ein wenig durch Zufall die Lösung. Aber wird sie am Ende doch von ihren
Brüdern übertrumpft?
Ich fand die gesamte Geschichte super unterhaltsam. Der Fall ist spannend und
hat schon allein durch die Protagonistin etwas Feminines. Und das ist bei
Detektiven (Verzeihung, Miss Marple) doch eher neu. Enola als Hauptfigur ist
sehr einsam und offenbart sich dem Hörer durch ihre Gedanken sehr gut. Ich fand
sie einfach toll! Und auch ihre Ermittlungsart gefiel mir sehr gut.
Es ist nur passend, dass natürlich auch ihre Stimme, die ihr von Luisa Wietzorek
geliehen wird, wunderbar zur Geschichte passt. Es handelt sich dabei auch um
die Synchronsprecherin der Netflix-Filme. Wer diese also kennt, hat sofort ein
Gesicht vor Augen. Enola beschreibt sich übrigens zumeist als nicht sehr
ansehnlich…das wiederum passt zwar nicht zur Besetzung, aber was soll’s. Die
Sprecherin Wietzorek macht ihre Aufgabe jedenfalls mehr als gut. Sie liest auch
die verschiedenen Charaktere sehr passend und nimmt den Hörer so mit ins London
des neunzehnten Jahrhunderts. Das übrigens fand ich besonders charmant: die
Atmosphäre der Zeit. Enola kommuniziert viel durch Zeitungsannoncen und Codes.
Schade, dass es so etwas heute nicht mehr gibt. Auch sonst ist die Stimmung des
tristen Londons der Unterschicht sehr gut eingefangen.
Ich habe einfach rein gar nichts an „Der Fall der
verhängnisvollen Blumen“ auszusetzen. Die Protagonistin ist toll und nahbar,
die Sprecherin liest hervorragend und die Geschichte ist unterhaltsam und
kurzweilig. Der Fall erscheint so normal, denn es geschieht ja nicht einmal ein
Mord. Und trotzdem ist sie etwas ganz Besonderes. Dass der große Sherlock
Holmes nur in einer Nebenrolle auftritt, fällt eigentlich gar nicht auf. Denn
die Bühne gehört zurecht seiner kleinen Schwester. Und dieser verleihe ich mit
ihrem dritten Fall fünf Sterne.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Wenn du auf meinem Blog kommentierst, werden die von dir eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. deine IP-Adresse) an Google-Server übermittelt. Mehr Infos dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung (Link einfügen) und in der Datenschutzerklärung von Google.