Titel: Young Sherlock Holmes - Eiskalter Tod
Autor: Andrew Lane
Verlag: Fischer Taschenbuch
Preis: 9,99€
Seiten: 352
Schon oft bin ich im Buchladen an der „Young Sherlock Holmes“- Reihe vorbei gegangen. Immer mal ein kleiner Flirt, aber zum Kauf hatte es bisher nicht gereicht. Doch dann kam der Tag, an dem ich an einem Mängelexemplar nicht vorbeigehen konnte. Obwohl es sich um den dritten Teil „Eiskalter Tod“ handelte, dachte ich mir, steige ich mal in die Reihe ein. Es war eine interessante Reise in die mögliche Vergangenheit der großartigen Figur Sherlock Holmes, die sich zwischenzeitlich aber auch in die Länge zog.
Klappentext
London, 1868 – Der junge Sherlock Holmes ist einer
hinterhältigen Verschwörung auf der Spur. Sein Bruder Mycroft steht unter
Mordverdacht und die Beweislage scheint eindeutig: Mycroft wurde mit der Leiche
in einem verschlossenen Raum gefunden, ein blutiges Messer in der Hand. Nur
Sherlock glaubt an die Unschuld seines Bruders. Doch kann er sie auch beweisen
... und Mycroft vor dem Galgen bewahren?
Meinung
Ich habe einfach eine Vorliebe für den britischen Detektiv,
der eigentlich in jeder Lage mit seinem Genie glänzen kann. Kein Wunder also,
dass ich auch der Reihe von Andrew Lane eine Chance gebe. Meine Erwartungen
waren nicht unbedingt gering und deshalb fiel mir der Einstieg ins Buch auch
schwer. Da ich die beiden Vorgänger nicht kenne, wusste ich nicht bei allem,
was erwähnt wird, Bescheid. Aber sonderlich problematisch war das nicht. Ich
hatte zwar erwartet, dass die Abenteuer noch einen Tick eigenständiger
dastehen, aber man findet auch ohne Vorwissen in die Geschichte. Tatsächlich
dauert es ein wenig, bis sie beginnt. Und dann hat man das Gefühl, als wenn der
Großteil vor Mitte des Buches schon erzählt sei. Das ist natürlich nicht der
Fall, aber der angekündigte Mord, der Mycroft Holmes in die Schuhe geschoben werden
soll, ist relativ schnell geklärt. Es gefiel mir nicht so gut, dass dadurch der
Fokus der Geschichte unklar wird. Was passiert denn dann noch? Es beginnt eine
weitere Reise, die die Protagonisten sogar nach Russland führt und die
Geschichte entwickelt sich weiter. Dennoch war nicht jede Entwicklung für den
Leser nachvollziehbar und arg verkompliziert. Was ich allerdings sagen muss,
ist dass die letzten 50 Seiten mit viel Spannung aufwarten. Am Ende habe ich
das Buch sehr gerne gelesen. Ein weiterer Pluspunkt ist die Art des Aufklärens.
Zwar gefiel es mir nicht, dass der erste Mord so schnell aufgeklärt wurde,
andererseits gefiel mir die Methode. Sherlock verbringt die erste Hälfte des
Buches mit Mr. Crowe, eine Art Hauslehrer und gleichermaßen Spion. Er bringt
Sherlock von Anfang an sehr viel im Wesen der Deduktion bei und hier kann man
den Schliff zur späteren Persönlichkeit von Holmes erkennen. Der Autor streut
gekonnt kleine Details ein, wie Sherlock Holmes bestimmte Sachen gelernt haben
könnte. Ich finde die Vorstellung des jungen Sherlocks sogar ziemlich gelungen.
Man musste ihn quasi ein bisschen zu seinem Glück zwingen und ermutigen, bevor
er zu dem Genie wird, das er später ist. Das hatte ich so nicht erwartet, macht
die Geschichte aber realer. Mir gefielen die Lehrstunden sehr gut und Crowe und
Sherlock waren in der ersten Hälfte des Buches ein tolles Team. Mycroft ist ein
spezieller Charakter, bei dem man sich nie sicher sein kann, ob man ihn nun mag
oder nicht. Auch Sherlock ist sich in dieser Frage später ja nie ganz sicher.
Er ist es, der im zweiten Teil eine große Rolle spielt. Die Beziehung unter den
Brüder ist interessant. Vor allem wird deutlich, wie kindlich Sherlock zu dieser Zeit noch ist. Die Verlagerung des Handlungsorts gefiel mir gut, denn
selten bewege ich mich im russischen Raum. Warum die beiden allerdings nach
Moskau fuhren, konnte ich nicht ganz verstehen. Die Gründe waren schon
sehr inszeniert und ein wenig unglaubwürdig. Nichtsdestotrotz ist die
endgültige Auflösung wirklich gelungen und das Buch hat ein packendes Finale.
Gestört hat mich aber auch noch etwas – der ausholende Stil. Es gibt einige Kapitel,
die von Fluchten oder ähnlichem handeln und die in der gegebenen Länge absolut
unnötig sind. Ungewöhnlich oft muss Sherlock irgendwelchen Situationen
entkommen und die Beschreibung dieser Vorhaben war mir einfach zu lang und auch
zu langweilig. Ansonsten ist der Stil des Autors gut, wenn auch nicht mein
persönlicher Fall. Die Geschichte wird authentisch erzählt und historisch passt
sich das meiste an. Die erwähnten Längen verlangsamen allerdings das
Lesevergnügen.
Fazit
Meine hohen Erwartungen an den jungen Sherlock wurden nicht
gänzlich erfüllt, aber ich bin dennoch zufrieden. Die Figuren selbst sind sehr
authentisch und bereiten dem Leser Freude. Der Prozess des Erlernens der
Deduktion war für mich sehr spannend und vom Autoren gut eingefangen. Lediglich
die Erzähllängen sind nicht von Nöten. Sherlock Holmes glänzt allerdings wieder
als Held in einer Geschichte, auch wenn er hier noch nicht so perfekt und
arrogant ist, wie er später sein wird. Anfangs kam ich schwer ins Buch, aber
besonders das Ende konnte mich packen und so vergebe ich 3,5 Spitzenschuhe.
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