Titel: Gullivers Reisen
Autor: Jonathan Swift
Verlag: Anaconda
Preis: 4,95€
Seiten: 384
„Lies ein Buch in dem es auf Reisen geht“, lautete eine
Challengeaufgabe. Ich durchstöberte also mein Regal und fand ein Buch, das
nicht passender hätte sein können: „Gullivers Reisen“. Ich wusste, dass die
Geschichte mit Jack Black verfilmt wurde, auch wenn ich besagten Film nie sah.
So schlecht konnte das Buch also schon mal nicht sein, wenn der humorvolle
Schauspieler den Gulliver gespielt hat. Weit gefehlt. „Gullivers Reisen“ ist
das schlechteste Buch, das ich je gelesen habe. Meine Endwertung von 1,5
Spitzenschuhen kommt nur zu Stande, da mir ein Punkt als Arbeitsverweigerung
vorgekommen wäre. Dieses Buch ist pure Langeweile, aus dem man sicher etwas
lernen konnte – nämlich es niemals zu empfehlen.
Jonathan Swifts »Gullivers Reisen« gilt vielen Lesern noch
immer als Kinderbuch zahllose speziell gekürzte Ausgaben haben diesen falschen
Eindruck noch befördert. Die Originalfassung aber ist eine überaus
scharfzüngige Gesellschaftssatire, in der Swift virtuos mit verschiedenen
literarischen Stilen spielt und äußerst originell Ausschnitte der
Lebenswirklichkeit seiner Zeit mit phantastisch-märchenhaften Motiven vermengt.
Die sagenhaften Gestalten, denen Gulliver auf seinen abenteuerlichen Reisen
begegnet, werden für immer unvergesslich bleiben.
Möglicherweise hat das Buch etwas Gutes. Wenn das so ist,
dann habe ich es nicht entdeckt, kann aber erahnen, was man an dem Buch mögen könnte.
Zuerst aber muss ich sagen, dass ich mich noch nie so sehr durch ein Buch
gequält habe. Ich habe es lediglich beendet, weil ich Bücher nicht abbreche.
Und ausgerechnet ein Klassiker sollte mein erster Abbruch sein? Das konnte ich
mit meinem Bücherherz nicht vereinbaren. Also quälte ich mich Seite für Seite,
Kapitel für Kapitel. Und es dauerte eine Ewigkeit, bis ich endlich am Ende war.
Andauernd schweifte ich ab. Der Stil des Autors ist kein bisschen spannend, es
gibt keine Dialoge, ja nicht einmal irgendwelche Spannung. Der Protagonist
Gulliver berichtet lediglich von seinen Reisen in einem sehr belehrenden und
ausschweifenden Tonfall. Ich konnte nicht mehr zählen, wie oft Formulierungen
wie die folgende vorkommen, in denen er immer wieder beteuert, den Leser nicht langweilen zu wollen.
„Ich besuchte noch viele andere Zimmer, werde aber den Leser mit allen von mir beobachteten Merkwürdigkeiten nicht langweilen, da ich mich der Kürze befleißige.“ (S. 232)
Oh, hätte er das nur getan. Sich der Kürze befleißigen. Aber das hat er nicht.
Wie man aus dem Zitat schon schließen kann, berichtet Gulliver. Und das sehr
genau. Von jedem Zimmer, jedem Wesen, jedem Land, ja einfach allem, was und wem
er begegnet. Und das ist ein mehr als ödes Unterfangen. Ich war nicht ein
einziges Mal gefesselt. Der langweilige und monotone Schreibstil sorgt viel
mehr dafür, dass man dazu neigt, die Seiten lediglich anzulesen. Was mir das
Buch allerdings immer bescherte war Müdigkeit. Länger als 15 Minuten zu lesen
war nahezu unmöglich, da mir die Augen zufielen.
Das Buch ist in vier einzelne Bücher unterteilt, die alle einen Reiseteil
ausmachen. Zuerst landet Gulliver in einem Land, in dem die Menschen winzig
sind. Danach kommt er in einem Land an, in dem nur Riesen leben. Außerdem
findet er eine fliegende Stadt in den Wolken und letztendlich landet er auf
einer Insel, auf der Pferde die intelligente Rasse und Menschen lediglich etwas
bessere Tiere sind.
Überaus interessant.
Nicht.
Okay, ein paar fantastische Züge sind ganz nett.
Das war's.
Was man dem Ganzen abgewinnen kann, ist sicherlich die im Klappentext gepriesene
Gesellschaftskritik. Man kann viel interpretieren und erfährt eine Menge über
die Laster der Menschen, die Fehler in unseren Systemen und versucht
möglicherweise zu reflektieren. Das ist aber nur möglich, wenn man nicht
bereits eingeschlafen ist. So sarkastisch oder intelligent das Buch in mancher
Augen sein mag, so unglaublich furchtbar fand ich es. Am Ende klärte Gulliver
mich immerhin auf:
„Nun habe ich dir also, lieber Leser, eine getreue Geschichte meiner Reisen gegeben, die sechszehn Jahre und sieben Monate dauerten. In der Beschreibung habe ich weniger Schmuck der Rede als die Wahrheit im Auge gehabt. Ich hätte vielleicht, wie andere, mit sonderbaren und unwahrscheinlichen Geschichten das Erstaunen erregen können; allein ich habe es vorgezogen, nur Tatsachen, und zwar in gerader Art und im einfachsten Stil, dazustellen. Mein Hauptzweck war nämlich, dich zu belehren, aber durchaus nicht, dich zu unterhalten.“ (S. 375)
Glückwunsch Herr Swift, das Ziel haben Sie erreicht. Sie
haben mich nicht unterhalten. In keinster Weise. Die Figuren waren lieb- und
charakterlos, der Stil langatmig, ja langweilig. Es gibt keine Dialoge, keine
stringente Handlung, sondern einfach nur gähnende Leere. Zusammenfassend handelt
es sich bei „Gullivers Reisen“ um das schlechteste Buch, das ich je gelesen habe.
Den Begriff „Klassiker“ hat es in meinen Augen nicht verdient, auch wenn
Gesellschaftskritik eine große Rolle spielt. Aber bildet euch selbst eure
Meinung. Oder lasst es. Ich empfehle euch, es zu lassen und schließe mit nicht
wirklich verdienten 1,5 Spitzenschuhen.
Ich hoffe, der Film ist unterhaltsamer.
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