Titel: Das Geheimnis der vier Briefe - ein neuer Fall für Hercule Poirot
Autor: Sophie Hannah
Sprecher: Wanja Mues
Verlag: Der Hörverlag
Preis: 16,00 €
Seiten: 368
Dauer: 10h 55m
Es gibt viele großartige Autoren, die das Zeitliche bereits
segnen mussten und die Buchwelt trauert um sie. Im Falle der Gand Dame der
Kriminalgeschichte ist es natürlich nicht anders: Agatha Christie hat Figuren
geschaffen, die in die Literaturwelt eingingen und das Leben vieler Menschen
geprägt haben. Wie traurig ist es aber, dass genau diese Charaktere keine neuen
Geschichten erleben können, denn die Federführende kann natürlich keine mehr
erschaffen?! Ich persönlich liebe die Bücher von Agatha Christie und habe eine
große Vorliebe für den belgischen Detektiv Hercule Poirot. Doch dem Umstand,
dass Poirot nicht mehr ermitteln kann, muss ich mich nun einmal unterordnen.
Oder nicht? Dank mutiger Pioniere muss das tatsächlich niemand. Denn die
Autorin Sophie Hannah hat sich daran versucht Christies Stil und Figuren zu
kopieren und ein neues Abenteuer zu schaffen. Meine Hoffnungen waren dem „(Das )Geheimnis
der vier Briefe“ gegenüber sehr groß und deswegen besorgte ich mir das Hörbuch.
Doch tatsächlich bleibt trotz guter Unterhaltung auch eine skeptische Note zurück.
Wer ist Barnabas Pandy und wurde er wirklich ermordet? Diese
Frage stellt sich der berühmte Privatdetektiv Hercule Poirot, nachdem er Besuch
von einer ihm vollkommen unbekannten und aufgebrachten Dame erhalten hat. Sie
hat ihm einen Brief unter die Nase gehalten: Darin wird sie von Poirot des
Mordes an besagtem Herrn Pandy bezichtigt. Und es soll nicht bei dieser einen
mysteriösen Begegnung bleiben. Wenig später wird Poirot von einem ihm ebenfalls
unbekannten Herrn mit dem gleichen Brief aufgesucht. Wie viele dieser Briefe
sind noch im Umlauf? Wer hat sie geschrieben und mit welcher Absicht? Und kann
Poirot diesen Fall aufklären, ohne Menschen in Gefahr zu bringen?
Ich habe mich wirklich sehr auf dieses Hörbuch gefreut.
Bereits in der Vergangenheit habe ich einige Christie-Romane in diesem Format
gehört und das funktioniert zumeist recht gut. Ein Problem, das vom Medium
Hörbuch abhängt, wird allerdings durch den Charakter Hercule Poirot schnell
deutlich: Der Belgier hat einen starken französischen Akzent und damit muss der
Sprecher zurechtkommen. Bevor ich also etwas zur Geschichte selbst sage, möchte
ich zunächst auf die Vor- und Nachteile des Hörbuchs selbst eingehen.
Der Sprecher ist Wanja Mues, welcher mir nicht unbekannt war. Er hat eine
angenehme Stimme und einen wirklich guten Stil. Er verleiht jeder Figur eine
andere Note und zum Teil ist das sehr aufwendig. Den alten Buttler Kingsbury hat er
beispielsweise grandios gesprochen, ebenso wie den konservativen Stanley
Strang. Allerdings ist Poirot selbst wirklich schwer zu sprechen. Mues hat sich
dafür entschieden ihn authentisch darzustellen und so ist der französische
Akzent allgegenwärtig. Problematisch wird das aber in diesem Fall, weil Poirot
die absolute Hauptfigur ist. Das ist, wie Christie-Fans wissen, nicht immer der
Fall. Oft hält der Belgier sich auch im Hintergrund. Hier allerdings ist er der
Handelnde, wenn auch nicht Erzählende und deshalb hat er große Redeanteile. Ich
fand es irgendwann sehr anstrengend dem Akzent zu lauschen und ich bin mir
sicher, Mues muss es ähnlich gegangen sein. Generell spricht er Poirot absolut
gekonnt, doch es war mir auf Dauer einfach zu viel.
„Zu viel“ ist aber generell ein gutes Stichwort. Sophie Hannah hat ein
anerkennenswertes Unterfangen gewagt: einen neuen Poirot-Fall zu erschaffen.
Allein dafür bin ich ihr sehr dankbar. Und dieses Unterfangen gelingt an vielen
Stellen tatsächlich sehr gut! Man muss aber festhalten, dass man die große
Agatha Christie eben nicht einfach kopieren kann. Vielleicht ist das auch gar
nicht das, was erreicht werden sollte. Denn ich glaube schon, dass Hannah
wusste, dass das nicht gelingen kann. Betrachtet man das Hörbuch also unter
diesem Aspekt, bleibt der Eindruck ein positiver. Alle, die aber einen
Original-Christie erwarten, werden enttäuscht sein. Denn Sophie Hannah hat
neben den klassischen Handlungselementen schon ihre eigenen miteingebracht. So
fand ich persönlich die obligatorische Aufklärung am Ende im Kreise aller Verdächtigen
einfach viel zu lang und ausufernd! Dass es diese klassische Aufklärung gab,
finde ich allerdings toll. Aber die Umsetzung war leider nicht gut. Festhalten
tut die Autorin auch an anderen Elementen, wie zum Beispiel dem Niederschreiben
der Geschichte von jemand anderes. In diesem Fall wird die Geschichte von einem
befreundeten Inspektor bei Scotland Yard verfasst. Wer aber auf Japp hofft,
wird enttäuscht. Der gute Mann heißt Edward Catchpool und war mir völlig
unbekannt. Dennoch ist er eine wirklich gelungene Figur, die gut mit Poirot
harmoniert. Das kann man insgesamt zum Figurenensemble sagen. Die Autorin hat
wirklich alles aus ihrer Trickkiste herausgeholt und großartige Figuren
erschaffen. Problematisch ist einzig die Fülle ebenjener. Denn man verliert
doch ziemlich schnell den Überblick, wer denn jetzt wer war. Das ist bei den
Hauptfiguren nicht der Fall, die Nebenfiguren konnte ich irgendwann nicht mehr
überschauen. Im Booklet findet sich allerdings eine Übersicht der Personen, was
helfen kann.
Loben möchte ich durchaus auch den Aufbau der Geschichte und vor allem deren
Lösung. Die Schlüsse, die Poirot durch seine kleinen grauen Zellen schließt,
sind Christie-würdig. Manchmal handelt Poirot aber schon anders, als ich es erwartet hätte, was sicher an Hannahs Note liegt.
Das Hörbuch schafft es allerdings nicht, unnötige Längen zu vermeiden, was schade ist. Man bekommt Teile des Falles nur sehr bruchstückhaft mit und die Geschichte schweift oft zu anderen Schauplätzen. Lange Zeit weiß man eigentlich gar nicht, wo die Geschichte hin soll. Es gibt vier Briefe, die Poirot angeblich geschrieben haben soll – was er natürlich nicht hat – und mit denen er konfrontiert wird. Alle handeln vom Mord an Barnabas Pandy, doch dieser wurde gar nicht ermordet. Poirots Interesse ist auf jeden Fall geweckt und so entwickelt sich ein doch recht interessanter Fall, der wie gesagt, lang im Dunkeln tappt. Diese Längen haben mich wirklich gestört. So ergab sich auch, dass die Aufklärung eben so umfangreich sein musste, denn sie liegt keinesfalls auf der Hand. Dennoch ist die Mischung aus neuen und alten Elementen durchaus gelungen, wenn eben manchmal auch etwas störend.
Das Hörbuch schafft es allerdings nicht, unnötige Längen zu vermeiden, was schade ist. Man bekommt Teile des Falles nur sehr bruchstückhaft mit und die Geschichte schweift oft zu anderen Schauplätzen. Lange Zeit weiß man eigentlich gar nicht, wo die Geschichte hin soll. Es gibt vier Briefe, die Poirot angeblich geschrieben haben soll – was er natürlich nicht hat – und mit denen er konfrontiert wird. Alle handeln vom Mord an Barnabas Pandy, doch dieser wurde gar nicht ermordet. Poirots Interesse ist auf jeden Fall geweckt und so entwickelt sich ein doch recht interessanter Fall, der wie gesagt, lang im Dunkeln tappt. Diese Längen haben mich wirklich gestört. So ergab sich auch, dass die Aufklärung eben so umfangreich sein musste, denn sie liegt keinesfalls auf der Hand. Dennoch ist die Mischung aus neuen und alten Elementen durchaus gelungen, wenn eben manchmal auch etwas störend.
Die Geschichte hat ihre Höhen und Tiefen. Die Handlung
selbst ist interessant und weckt das Interesse des Hörers. Vieles hält sich an
die Vorlage, was wirklich toll ist. Poirot denkt, wie man ihn kennt, es gibt
eine tolle Auflösung und einen undurchsichtigen Fall. Aber Abwandlungen gibt es
natürlich und diese ziehen sich oft unnötig in die Länge. Obwohl mir der Aufbau,
die Figuren und der Fall generell gut gefallen haben, störte ich mich an
einigen anderen Dingen, wie etwa den großen Redeanteilen von Poirot.. Deswegen vergebe ich 3,5 Sterne und spreche den Hinweis an alle
alteingesessenen Fans aus, die Erwartungen nicht zu hoch zu stecken. Sophie
Hannah hat eine schöne Geschichte geschaffen, die an alte Klasse erinnert, aber
eben nicht an sie heran kommt.
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