8. Januar 2020

Rezension: [Hörbuch]: "Ein Mord wird angekündigt" von Agatha Christie


Titel: Ein Mord wird angekündigt
Autor: Agatha Christie
Sprecher: Gabriele Blum
Verlag: der Hörverlag
Preis: 9,99€
Seiten: 288
Dauer: 5h 11m

Zumeist greife ich zu „Hercule-Poirot-Geschichten“, wenn ich mich Agatha Christie widme. Von Miss Marple kenne ich bisher lediglich die Kurzgeschichten und deshalb habe ich mich über die Neuauflage des Krimis „Ein Mord wird angekündigt“ als Hörbuch sehr gefreut habe. Natürlich musste ich es sofort anschaffen und so wanderten die vier CDs in meine Sammlung: Und ich habe es nicht bereut, denn das Hörbuch ist einfach nur klasse. Die schrullige, alte Jungfer Miss Marple kommt wirklich genau zur rechten Zeit an einen Ort, an dem etwas ganz Skurriles stattgefunden hat – ein Mord mit Ankündigung. Auch, wenn man den ein oder anderen Plottwist vorhersehen kann, kann ich eine absolute Hörempfehlung aussprechen!

"Am Freitag, den 29. Oktober um 18:30 Uhr, findet in Little Padock ein Mord statt. Freunde und Bekannte sind herzlich eingeladen."
So steht es in der Wochenzeitschrift des beschaulichen englischen Dörfchens. Und zur angekündigten Zeit findet sich pünktlich eine Leiche in einem Haus. Zum Glück macht Miss Marple dort gerade Urlaub und kommt sehr bald auf die Spur des Mörders.

Mich machte an dieser Geschichte zuallererst der Klappentext neugierig. Mir war ein solcher Ansatz, einen Mordfall zu schreiben, völlig neu. Denn zuerst gibt es ja gar keinen Mord. Der Hörer begibt sich in das kleine Dorf Chipping Cleghorn in England, das ist, wie alle kleinen Dörfer zur damaligen Zeit waren: voll von gelangweilten, neugierigen und tratschenden Bewohnern. Zunächst begegnet man einer Reihe skurriler Personen in den verschiedensten Kombinationen, die alle die 'Morning Gazette' lesen. Hier den Überblick zu behalten, ist gar nicht so einfach. Doch nach den ersten zehn Minuten ist man als Hörer bereits aufs Äußerste amüsiert. Die schrulligen Bewohner des Dorfes mit all ihren Macken sind einfach nur herzlich und so beginnt die Geschichte sehr humorvoll. Doch so richtig passiert, ist natürlich noch nichts. Außer, dass alle Bewohner des Dorfes die Anzeige in der Zeitung lesen, die einen Mord ankündigt. Niemand weiß so recht, etwas damit anzufangen. Aber was macht man natürlich im immer gleichen Dorf-Alltag, der die Bewohner zutiefst langweilt? Natürlich! Man folgt der Einladung, in der Annahme, es würde sich um ein aufregendes Mörderspiel handeln.
Dass es letztlich wirklich zu einem Mord kommt, kann natürlich niemand wissen. Und gerade damit besticht die Grand Dame der Krimiliteratur mal wieder ihre Leser. 
Es entfaltet sich ein Mordfall mit vielen Irrungen und Wirrungen, vielen neuen Erkenntnissen und einer fabelhaften Auflösung. Die berühmte Detektivin Miss Marple spielt dabei gar nicht mal eine so große Rolle. Erst in der Mitte des Hörbuchs taucht sie auf und hält sich auch dann eher im Hintergrund. Die Ermittlungen leitet ein ihr bekannter Kommissar, Inspector Craddock. Dieser etwas ruppige, aber sehr intelligente Ermittler gefiel mir sehr gut. Er betrachtet den Fall recht nüchtern und bietet dem Hörer keinen Anlass, sich über ihn lustig zu machen, da er seinen Job sehr seriös macht. Dass dieser natürlich nur mit Miss Marple an seiner Seite gelingt, steht außer Frage. Ich mag es an dieser Protagonistin sehr, dass sie so unauffällig ist und durch ihre überragende Beobachtungsgabe zur Lösung der Fälle kommt. Auch hier ist dies der Fall. Nur ihr entgehen gewisse Details nicht und so wird am Ende der Mörder gefasst. Hinzu kommen noch viele verschiedene Familienintrigen, die jedoch ebenfalls alle logisch aufgedeckt werden. Am Ende ist der Hörer absolut auf seine Kosten gekommen.
In der Geschichte spielen viele Personen wichtige Rollen. Um Verwirrungen zu vermeiden, erwähne ich hier kaum jemanden. Im Zentrum steht allerdings die erhabene Letitia Blacklock, in dessen Haus ein völlig Unbekannter erschossen wird, während dort zwölf Personen versammelt sind. Die Figuren sind allesamt interessant und wie bereits erwähnt, vor allem amüsant. Um den Überblick zu behalten, lohnt sich immer ein Blick in das Inlet der CDs, wo man eine Auflistung aller Figuren findet. Durch die vielen Personen wird die Geschichte erst so richtig spannend, da Liebschaften, Streitereien und Intrigen erst durch all sie möglich werden.
Ein herausragender Faktor des Hörbuchs ist auf jeden Fall noch die Erzählerin. Gabriele Blum hat eine sehr ruhige und angenehme Stimme. Ich konnte ihr sehr gut zuhören. Des Weiteren färbt sie viele Charaktere stimmlich unterschiedlich ein, sodass man allein anhand der Stimme viele voneinander unterscheiden kann. Ihr Akzentuierung, Betonung und Darstellung von Spannungsbögen sind phänomenal. Ich ziehe meinen Hut vor ihr als Sprecherin, da sie einen perfektem Job bei diesem Hörbuch macht.
Ein winziger Kritikpunkt zum Ende: Man kann von allein auf den Mörder kommen, denn so schwierig ist das nicht. Welche Hintergründe allerdings zur Tat führten…tja, dafür braucht man definitiv Miss Marple!



Meines Erachtens hat Agatha Christie mit der Umsetzung dieser Geschichte etwas Neues gewagt, das ganz wunderbar funktioniert.  Einen Mord anzukündigen, ihn dann vor vieler Augen geschehen zu lassen und anschließend aufzudecken, ist ein toller Plot für eine tolle Geschichte, wie sie nur mit Miss Marple funktionieren kann. „Ein Mord wird angekündigt“ ist spannend, abwechslungsreich und voller interessanter Figuren. Die fünf Stunden vergingen wie im Flug und am Ende war ich wirklich beeindruckt. Natürlich vergebe ich deswegen fünf von fünf Sternen. Es soll einige Verfilmungen zu dem Buch geben – davon werde ich mir definitiv mal eine zu Gemüte führen…



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