Titel: A kingdom fears
Autorin: Sabine Schulter
Verlag: Impress
Mederia. Es ist schon einige Jahre her, dass ich das erste
Mal Bekanntschaft mit dieser wundervollen Fantasywelt machte. Und ich war so
gern dort. Lana und Gray sind mir als Charaktere damals sehr ans Herz
gewachsen, weshalb ich wahnsinnig erfreut war, als ich hörte, dass die Autorin
eine Fortsetzung schreibt. Noch einmal zurück nach Mederia? Sich noch einmal in
die magische Welt voller Wesen wie Drachen, Dämonen oder Ignis stürzen? Aber
sofort! Also begab ich mich zurück nach Mederia, denn dort spielt 20 Jahre nach
den ersten drei Bänden „A kingdom fears“. Aber können Fortsetzungen die
Erwartungen überhaupt erfüllen? Ich kann euch sagen: Sie können. Denn „A
kingdom fears“ ist ein toller Mix aus alter „Tradition“ und Innovation, den ich
ohne Zögern empfehlen kann.
Schon seit sie denken kann, lebt Arina in der sagenumwobenen Stadt Hamesta.
Als Wächterin der Shaas, setzt sie alles daran, die mächtigen göttlichen Wesen
zu beschützen. Auch wenn das bedeutet, die Mauern des geheimen Ortes hinter
sich zu lassen und sich einer Welt zu stellen, die nicht nur Irrlichter, Elben
und Drachen für sie bereithält, sondern auch Nathiel, den Prinzen der Dämonen
...
Klären wir zunächst einmal die Fakten: Man muss die ersten
drei Bände der Reihe nicht kennen, damit man „A kingdom fears“ lesen kann.
Grundsätzlich kann man beide Reihen unabhängig voneinander lesen, denn in
dieser neuen Reihe gibt es neue Protagonisten. Und damit sind wir schon bei
einem Punkt, der mir überaus gut an diesem Auftakt gefiel. Mederia ist quasi in
die nächste Generation übergesiedelt, denn eine der Hauptfiguren ist der Prinz
der Dämonen Nathiel. Nathiel ist der Sohn von Lana und Grey und somit kein
unbeschriebenes Blatt. Gleichzeitig ist er aber trotzdem unbekannt und ein ganz
eigener und starker Charakter. Und das gefiel mir wirklich gut. Denn als Kenner
der Reihe hat man so seine Vorstellungen und freut sich tatsächlich auch immer,
wenn die altbekannten Figuren im Hintergrund auftreten, aber gleichzeitig hat
die Autorin eben jungen Figuren die Bühne überlassen, sodass der Weg für Neues
frei wird. Natürlich ist es hilfreich, wenn man die Mederia-Reihe bereits
kennt. Und trotzdem kann ich mir gut vorstellen, diese Reihe auch losgelöst zu
lesen.
Denn tatsächlich stehen die neuen Protagonisten den alten in nichts nach. Da
wäre neben Nathiel die meines Erachtens noch interessantere Figur Arina. Arina
ist Priesterin und kommt aus einer Stadt, die man nicht verlassen darf. Sie hat
eine ganz besondere Bestimmung und ist die Wächterin der Shaas, welche
göttliche Wesen sind. Gleich zu Beginn lernt man Arina kennen und ich
sympathisierte sofort mit ihr. Arina ist wild und gleichzeitig sehr höflich und
aufgeschlossen. Sie kennt die Regeln und genauso ihren eigenen Platz. Doch in
ihr lebt auch Abenteuerlust, die ausbrechen will. Als die Shaas von dunkler
Magie angegriffen werden, braucht Arinas Volk Hilfe. Die Wächterin ist die
Auserwählte, die Hamesta für kurze Zeit verlassen darf. Es hat mir sehr gut
gefallen, Mederia durch Arinas Augen noch einmal neu kennenzulernen. Außerdem
empfinde ich sie als sehr stark und trotzdem traditionell, was eine tolle
Mischung ergibt.
Neben Arina spielt der genannte Kronprinz der Dämonen eine wichtige Rolle.
Nathiel ist der männliche Protagonist und lernt in Arina sein „Schicksal“
kennen. Das heißt jetzt nicht, dass er sofort in die verliebt wäre und die
Wächterin vergöttert. Oh nein. Bei diesem Volk ist es so, dass jeder Dämon im
Alter von fünf Jahren von seinem „Schicksal“ träumt, welches der Mensch ist,
der das eigene Leben am meisten verändert. Nathiel hat in Arina diese Person
gefunden – ohne dass Arina davon weiß. Tatsächlich kann man auch keinesfalls
von einer Liebesgeschichte sprechen, denn diese gibt es hier erst einmal nicht.
Nathiel ist ein bedachter Mann, der durchaus an seinen Vater erinnert. Auf
seinen Schultern lastet die künftige Verantwortung eines ganzen Volkes und das
wiederum merkt man dem Dämon auf jeden Fall an. Dennoch ist er ein tolles Vorbild,
das lediglich eine Schwäche hat: seinen mangelnden Orientierungssinn. Gemeinsam
mit dem Drachenweibchen Triss und seiner Cousine Prue begibt Nathiel sich an
der Seite von Arina nach Hamesta. Wer nun aber denkt, dass die Geschichte
lediglich aus einem Roadtrip besteht, liegt falsch. Zwar wird auch die Reise
beschrieben, doch sie ist kein zentrales Element. Tatsächlich gibt es nämlich
viele Nebenschauplätze, die im Kapitelwechsel immer wieder aufgegriffen werden –
schließlich hat die Autorin eine Vielzahl von Figuren zur Verfügung. In ganz
Mederia geht etwas Merkwürdiges vor. Nicht nur der Angriff auf Hamesta ist
besorgniserregend, es schwindet auch die Magie im ganzen Land. Um
herauszufinden, woran das liegt, bedarf es mehr als nur dem kleinen Reisetrupp
rund um Nathiel. Auch Lana, Gray, Famir, Gareth und der Clan der Drachen gehen
den Geschehnissen auf die Spur. So entsteht ein spannender Wechsel, den die
Autorin meistens kapitelweise vollzieht.
Insgesamt werden viele Perspektiven in die Erzählweise miteinbezogen. Obwohl
die Erzählweise immer auf eine Person beschränkt ist, schlüpft man als Leser in
mehrere Figuren. So berichtet anfangs vielleicht Arina und danach wechselt die
Perspektive in die von Nathiel. Die einzelnen Kapitel wechseln meistens
zwischen den beiden Standorten der Reisegruppe von Arina und Nathiel und der
Gruppe der bekannten Charaktere. Beide Handlungsstränge sind spannend und
bekommen viel Raum. Für mich gab es zwei richtig spannende Stellen im Buch, bei
denen ich gemerkt habe, wie sich mein Puls beschleunigte. Eine davon war
natürlich das letzte Kapitel, was wirklich gemein ist. Denn es endet extrem
abrupt, sodass man eigentlich weiterblättern will. Tja. Da müssen wir dann wohl
doch noch warten.
Geprägt ist die Handlung von vielen magischen Eindrücken. Das können neue
Völker und Gebräuche sein oder aber die Auswirkungen der dunklen Wesen, mit
denen es Mederia nun aufnehmen muss. Gleichzeitig kommt eine sehr familiäre
Atmosphäre hinzu, sodass für jeden etwas dabei ist.
Der Schreibstil von Sabine Schulter ist sehr schön. Sie arbeitet mit einer
Bildgewalt, die sehr gut ins Genre passt. Mir haben die Beschreibungen der
verschiedenen Gegenden gefallen, viel besser aber noch ist das Gespür der Autorin
für ihre Figuren.
Zwar finde ich schon, dass die Geschichte an der ein oder anderen Stelle etwas
seicht ist und ruhig noch mehr passieren könnte, dennoch finde ich den
Spannungsbogen auf jeden Fall gelungen. Er endet definitiv am höchsten Punkt, sodass
man einfach weiterlesen wollen muss.
Mir hat es unglaublich viel Spaß gemacht, „A kingdom fears“
zu lesen. Ich habe mich sofort wieder heimisch in Mederia gefühlt und mich
immer gefreut, wenn die alten Charaktere wieder auftauchten. Dennoch habe ich
die neuen Protagonisten noch viel lieber gewonnen als die alten Charaktere.
Denn dies ist die Geschichte von Nathiel und Arina, die es wirklich verdient
haben, dass man sie auf ihrer Reise begleitet. Die Geschichte ist spannend und
auf jeder Seite magisch. Und deswegen vergebe ich fünf Sterne.
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