26. Januar 2019

Rezension [Hörbuch]: "Tödliche Sonate" von Natasha Korsakova


Titel: Tödliche Sonate - Ein Fall für Commissario Di Bernardo
Autor: Natasha Korsakova
Sprecher: Johannes Steck, Frank Arnold, Oliver Brod
Verlag: Random House Audio
Preis: 11,99€
Seiten: 448
Dauer: 11h 3m

Nachdem ich das Hörbuch „Tödliche Sonate“ in der Vorschau des Heyne-Verlags gesehen hatte, ersehnte ich das Erscheinungsdatum. Der Klappentext und das Cover harmonieren perfekt und versprechen eine spannende Geschichte voller Intrigen, aber auch der Liebe zur Musik. Das Ganze dann auch noch in ein Setting wie Rom eingebettet, kann nur gut werden. Und das wurde es auch! Für mich ist das Hörbuch „Tödliche Sonate“ von Natasha Korsakova absolut überragend! Es ist eines der besten Hörbücher, das ich je gehört habe – und das hat ganz verschiedene Gründe.

Ein skandalöser Fall erschüttert Rom: Die mächtige und in den Kreisen der klassischen Musik gefürchtete Musikagentin Cornelia Giordano wurde brutal ermordet. Commissario Di Bernardo, erst kürzlich aus Kalabrien nach Rom versetzt, muss sich in die Welt der Musikagenten, Opernhäuser und musikalischen Wunderkinder begeben und ermitteln. Es scheint, als sei die Giordano alles andere als beliebt gewesen. Und was hat die „Messias“, Antonio Stradivaris legendäre Violine, mit dem Fall zu tun?

Ich bin ein großer Fan von klassischer Musik und höre gern Bach, Beethoven und Co., wenn ich am Schreibtisch arbeite. Die Musik hat sich zu einem kleinen Hobby entwickelt, auch wenn mir viel Fachwissen fehlt. In Büchern hingegen kann ich mein Laienwissen oft wiederfinden. Immer wenn mir ein Roman mit musikalischem Inhalt in die Hände fällt, freue ich mich sehr! Und deswegen geriet „Tödliche Sonate“ sofort in meinen Fokus. Hinzu kommt meine Vorliebe für Hörbücher und so zog das Hörbuch kurz nach Erscheinen bei mir ein – obwohl ich wirklich wenige Krimis lese.
Schon wenn man sich die Hülle des Hörbuches etwas genauer ansieht, merkt man, dass es sich hierbei um etwas Besonderes handelt. Denn es steht nicht etwa nur ein Name des Sprechers auf der Hülle, sondern gleich drei. Auf der Rückseite kann man auch schnell den Satz „Natasha Korsakova spielt ausgesuchte Stücke auf der Violine“ finden und wer aufgepasst hat, erkennt sofort den Zusammenhang: Die gute Dame ist nämlich auch die Autorin des Buches. Mich machte die Untersuchung der Hülle einfach nur neugierig, allerdings stiegen auch meine Erwartungen. 
Ich kann vorweg nehmen, dass dieses Hörbuch einfach jede Erwartung erfüllen konnte. Ich habe jede Minute geliebt, in der mir die drei Sprecher die Geschichte der beiden Stradivari und den Fall von Commissario Di Bernardo näher gebracht haben. Schon im ersten Kapitel war ich absolut gefesselt, was auch mit dem unvermittelten Einstieg zusammenhängt. Begrüßt wird der Leser nämlich von der Stimme von Oliver Brod, der nicht etwa für die Sprecheranteile des Commissarios steht, nein – er spricht den Mörder. Der Leser wird direkt in das Geschehen des Mordes gezogen. Der Täter ist kaltblütig und handelt sehr durchdachte. Mir stand der Mund schon nach dem ersten Kapitel offen, der Autorin gelingt es sehr gut, die Spannung schon hier aufzubauen. Erst nach dem Mord lernt man den Protagonisten, Commissario Di Bernardo, kennen. Die drei Sprecher stehen übrigens nicht, wie etwa in einem Hörspiel für drei Personen, sie lesen alle verschiedene Teile des Buches. Denn dieses lässt sich in eben solche drei Teile gliedern. Dazu aber gleich mehr.
Der italienische Kommissar ist sehr sympathisch. Er hat typische italienische Marotten (ich konnte wirklich irgendwann nicht mehr zählen, wie viel Kaffee getrunken wurde), ist aber sehr gerechtigkeitsliebend und fürsorglich. Dennoch ist er kein Übermensch, er ist ein sorgender Vater und erlitt schon Schicksalsschläge. Aus dem Leben des Commissarios erfährt man nur bruchstückhaft. Und hieran kann man schnell sehen, dass die Autorin das Buch als möglichen Reihenstart geplant hat. Der Kommissar hat auf jeden Fall noch viel Potenzial, das in möglichen Folgebänden abgearbeitet werden kann. Ich bin normalerweise kein großer Fan von Krimis und noch weniger von jenen, in denen das Privatleben der Ermittler die größte Rolle spielt. Aber hier ist das alles in einem absolut nachvollziehbarem Rahmen. Und viel spannender ist sowieso der Fall.
Neben dem Commissario tauchen noch weitere interessante Personen auf, wie etwa der Inspectore Del Pino. Es gibt noch zwei, drei weitere tolle Polizeifiguren, doch ehrlich gesagt habe ich irgendwann den Überblick bei den italienischen Namen verloren. Das Figurengefüge stimmt auf jeden Fall. Es gibt im Revier die Guten und die Nervigen, ein paar Fronten und ein paar Liebeleien. Doch neben all diesen positiven Figurenmerkmalen, ist eben auch der Fall erwähnenswert. Die Musikagentin Cornelia Giordano wurde brutal ermordet und es gibt mehr als nur einen, der ihr den Tod gewünscht hat. Der Fall erweist sich als kompliziert. Ich bin eigentlich erst am Ende auf des Rätsels Lösung gekommen. Der Spannungsbogen der Handlung ist sehr gut aufgebaut und stetig steigend. Man weiß nie, wer nun die Wahrheit sagt, und welche Motive die Musik vielleicht wirklich liefern kann. Denn Musik ist natürlich das zentrale Thema des Buches. Die Autorin Natasha Korsakova ist eine berühmte Violinistin, die sich in dieser Welt einfach auskennt. Die Geschichte ist zu jeder Zeit authentisch. Das Fachwissen, das wirklich gut eingearbeitet wurde, ist sehr verblüffend und dennoch unterhaltsam. Sie schafft es, eine Legende der Musikgeschichte gekonnt in die Geschichte einzubinden und sie auch noch sachlogisch bis zum Ende zu bringen. Das fand ich einfach toll! Ich konnte total in der Welt der Musik versinken. Und dann kommt ja noch die Kirsche auf der Torte: Insgesamt findet der Hörer sieben klassische Stücke auf den beiden mp3 CDs, die in die Geschichte eingebunden sind. Ich fand die Inszenierung hier musikalisch absolut passend, die Stücke unterstreichen das Geschehen und ziehen den Hörer sofort in die Welt der Musik. Zu betonen ist hier übrigens noch, dass die Autorin selbst zu hören ist. Sie spielt diese sieben Stücke – und das tut sie ganz atemberaubend. Jeder, der Natasha Korsakova googelt, merkt schnell, dass es sich hier um eine Frau handelt, die die Musik liebt und lebt. Und ich finde, dass dieser Umstand auch aus jeder Zeile ihres Buches spricht. Für mich ist das Hörbuch eine komplett runde Sache, die durch viele Feinheit beinahe perfektioniert wurde.
Eine dieser vielen Feinheiten sind eben die drei verschiedenen Sprecher. Korsakova teilt ihr Buch in drei Ebenen. Da wären die Sicht des Mörders, der eigentliche Fall von Commissario Di Bernardo und der dritte Handlungsstrang: die generelle Vergangenheit in Bezug auf die Messias (die Geige, die Stradivari gebaut hat). Dieser Strang der Vergangenheit beginnt bei eben diesem Antonio Stradivari 1716 und endet erst Anfang des 20. Jahrhunderts. Man erlebt mit der Stimme von Frank Arnold die Geschichte zweier Geigen, die geheimnisvoll ist. Arnold hat eine besonders ruhige Stimme, weshalb er die Passagen wirklich fantastisch liest. Oliver Brod ist, nebenbei bemerkt, auch eine sehr gute Wahl für die Passagen des Mörders. Er liest sehr akzentuiert und gekonnt. Man gruselt sich beinahe, weil er seine Sache so gut macht. Zu guter Letzt ist da noch Johannes Steck, der die Haupthandlung liest. Ich empfand seine Stimme als sehr passend für die Gedanken von Di Bernardo – ein wenig rau und abgestresst und dennoch sehr ruhig. Diese drei Sprecher inszenieren das Geschehen grandios und bringen die Handlung absolut auf den Punkt.

Wäre aber die Handlung nicht gut, könnten auch die Sprecher nicht brillieren. Hier ist es wirklich das Gesamtpaket. Ich kann dieses Hörbuch nur empfehlen – besonders für diejenigen, denen die Musik etwas bedeutet. Wer das Hörbuch besitzt, sollte übrigens auch unbedingt einen Blick in das Booklet werden. Dort gibt es einen kurzen Artikel der Autorin, in dem sie die historischen Umstände der Messias noch einmal klärt und auch ein paar Details aus dem Leben eines Künstlers preis gibt. Was man nach dem Lesen aber sofort feststellen kann ist, dass in dieser fiktiven Geschichte viel Wahrheit steckt. Und dass ein bereits sehr spannendes Geheimnis mit einem spannenden Kriminalfall zusammen eine explosive und gleichzeitig grandiose Mischung macht. Ganz klar: 5 Sterne!


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