Titel: Das Spiel von Liebe und TodAutor: Martha BrockenbroughVerlag: LoewePreis: 18,95€Seiten: 400
„Das Spiel von Liebe und Tod“ stand schon lange vor
Erscheinungstermin auf meiner Wunschliste. Die Idee, dass Tod und Liebe personifiziert
sind und ein Jahrtausende altes Spiel spielen, in dem die Menschen verlieren
müssen, finde ich einfach nur faszinierend! Leider hörte ich ein paar weniger
begeisterte Stimmen über das Buch. Durch eine liebe Bloggerin hatte ich die
Chance, mich von der Handlung selbst zu überzeugen. Eines muss man sagen:
Dieses Buch ist etwas Besonderes. Besonders, da sehr interessant. Dennoch sind Großteile
des Buches nicht so toll, wie man es sich wünscht. Dass ich die letzten 15
Seiten aber mit mehr als nur einer Träne in den Augen verbracht habe, hat es aber
absolut entschädigt!
Auszug Klappentext
Immer wieder steht Henry vor der Tür des Jazzclubs, in dem
Flora allabendlich singt. Er ist hingerissen von der schönen jungen Frau, ihrer
Stimme und ihrer Musik. Flora dagegen versucht lange, sich gegen ihre Gefühle
zu wehren. Ihre Haut ist schwarz und eine Beziehung mit einem weißen jungen
Mann ist im Seattle des Jahres 1937 völlig ausgeschlossen.
Was Flora und Henry nicht wissen: Sie sind nur Figuren in einem uralten Spiel,
in dem die Liebe selbst und ihr alter Widersacher Tod menschliche Gestalt
angenommen haben. Und beide nutzen all ihre manipulativen Fähigkeiten, um zu
gewinnen.
Meinung
Ich habe mich anfangs vom Klappentext etwas irritieren
lassen. Denn es gibt auch ein paar Sätze über die berühmtesten Liebesgeschichten
unserer Zeit: Cleopatra und Caesar, Romeo und Julia, Napoleon und Josephine… Und
weil ich ein Geschichtsfreak bin, horche ich bei so etwas immer auf. Und so
ging ich mit der Erwartung an das Buch,
dass diese Figuren wenigstens Erwähnung finden würden. Dem war nicht so. Hätte
man sich aber auch denken können, wäre man nicht so beschränkt wie ich. Aber
hey...immerhin kommen Helena von Troja und Paris in dem ein oder anderen Dialog
vor…
Aber das sollen nur einleitende Worte sein. „Das Spiel von Liebe und Tod“ hat
eine wirklich interessante Idee zu Grunde gelegt. Auf den ersten Seiten war ich
ein wenig überrascht, dass Liebe männlich und Tod weiblich ist. Ich glaube die
meisten Frauen würden die Zuordnung andersherum machen, aber auch dieses Detail
faszinierte mich. Grundsätzlich gibt es vier Protagonisten. Liebe, Tod, Henry
und Flore. Doch neben den ersten beiden, verblassen die beiden Spielfiguren
absolut. Leider schafft die Autorin es nicht, die Liebesgeschichte so zu
dramatisieren, dass sie auch nur in Ansätzen mit denen von Romeo und Julia
(etc.) zu vergleichen wäre. Dabei versucht sie eigentlich alles. Henry, der
Musterschüler, verliebt sich in die schwarze Jazzsängerin Flora, die am
liebsten Pilotin werden möchte. Eine unmögliche Liebe in den vierziger Jahren
bahnt sich an. Doch obwohl sowohl Flora, als auch Henry liebenswert und
detailreich sind, lassen sie den Leser irgendwie kalt. Sehr viel packender sind
die Kapitel, in denen Liebe und Tod miteinander agieren. Nicht nur der Fakt,
dass sie das Spiel in gewissem Maße lenken, sondern auch ihr Umgang miteinander
ist interessant. Man bekommt als Leser einen ganz neuen Eindruck von Liebe und
vor allem vom Tod. Ein paar der Vorkommnisse sind so grausam, dass es mich
erschreckt hat. Doch vieles davon ist historisch und dementsprechend wirklich
passiert. Man schwankt die ganze Zeit zwischen Hoffnung und Verzweiflung. Und
diese Mischung hat die Autorin wunderbar hinbekommen. Es ist kein Wunder, dass
Liebe sich den geerdeten und herzensguten Henry als Spieler ausgesucht hat.
Dieser Junge ist einfach wunderbar und bereit für seine Träume zu kämpfen.
Ebenso einleuchtend ist die Wahl von Tod auf Flora. Die junge Frau ist schon
früh vom Leben gezeichnet. Und dies erkennt man in ihrer Denkweise:
„‘Sie ist gestorben‘, antwortete Flora. […] ‚Wie schrecklich‘, sagte Henry.
Flora wusste nicht, was sie dazu sagen sollte. Es war schrecklich, ja. Aber gestorben wurde schließlich überall. Es half nichts, zu viel darüber nachzugrübeln, sonst kam man vor lauter Trauer überhaupt nicht mehr zum Leben. Man durfte sich einfach nicht zu stark an andere Menschen binden, musste sich selbst genug sein.“ (S.139)
Ich persönlich habe eine neue Denkweise bezüglich des Todes
gewinnen können. Denn, dass er/sie immer gewinnt, wissen wir Menschen ja
eigentlich. Aber kein Grund, nicht an die Liebe zu glauben. Die
Liebesgeschichte des Buches ist zwar süß, aber nicht so tiefgreifend, wie sie
sein sollte. Die beiden Hauptcharaktere konnten mich einfach nicht ganz
gewinnen. Toll sind aber auch viele Nebenfiguren. Ich mochte Annabelle und
Ethan. Durch letzteren kommt auch das Thema von Homosexualität in den Vierzigern
aufs Trapez, was mir als Nebenhandlung gut gefiel. Und auch Nana, Floras
Großmutter ist eine liebenswerte Person, die wichtig für das Buch ist.
Ein Punkt, der mir nicht gefallen hat, war der Stil von Martha Brockenbrough,
oder der Übersetzung. Manche Worte erschienen mir unpassend und manchmal fiel
ich aus dem Lesefluss. Zum Ende hin wurde es besser, dennoch gibt es
fließendere Geschichten.
Noch ein paar Worte zum Ende: Es läuft auf ein großes Finale hinaus, denn mit jedem
Tag verstreicht Zeit des Spiels und für dieses gibt es eine Deadline. Das
Finale an sich war okay. Doch das, was darauf folgt, hat mich zu Tränen
gerührt. Und das ist wohl die Untertreibung des Tages. Denn ich habe geheult…aus
voller Seele. Es war so schön und so traurig und so perfekt. Das Ende war für
mich absolut nicht anders zu beschreiben, als eben mit diesem Wort. Perfekt.
Fazit
Und deshalb muss ich meine Wertung erhöhen. Denn anfangs kam
ich nicht so in die Geschichte hinein, doch mit der Zeit, wurde sie besser. Die
Grundidee ist sowieso schon großartig, aber an der Umsetzung mangelte es an
manchen Stellen. Die Protagonisten der Liebesgeschichte sind kleine
Schwachstellen und bleiben hinter Liebe und Tod weit zurück. Doch das Ende
versöhnte mich in einem ungeahnten Maße und so greife ich zu vier
Spitzenschuhen. „Das Spiel von Liebe und Tod“ ist ein Buch, aus dem man viel
für sich selbst mitnehmen kann. Ob über die Liebe oder den Tod, bleibt jedem
selbst überlassen.
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