18. Februar 2019

Rezension: "Die Kane-Chroniken - Die rote Pyramide" von Rick Riordan



Titel: Die Kane-Chroiken - Die rote Pyramide
Autor: Rick Riordan
Verlag: Carlsen
Preis: 12,00€
Seiten: 608


Kurz vor Weihnachten wusste ich mal wieder nicht, welches Buch ich beginnen sollte. Ich griff nach ein paar Büchern, blätterte sie durch und warf einen Blick in die Klappentexte. Und da war es ganz eindeutig: „Die Kane Chroniken – Die rote Pyramide“ passte wie die Faust aufs Auge. Denn die Geschichte beginnt einen Tag vor Heiligabend. Mehr Identifikationspotenzial ging nicht und obwohl es sich natürlich nicht um eine Weihnachtsgeschichte handelt, war diese Wahl absolut umwerfend!
Ich halte sehr viel von Rick Riordan, habe seine „Percy Jackson-Reihe“ verschlungen und die „Götter des Olymp-Reihe“ bereits begonnen. Da ich seit meiner Kindheit eine Passion für das Alte Ägypten habe, gehören natürlich auch die „Kane Chroniken“ in mein Regal. Und der erste Band konnte mich absolut überzeugen! Ein weiteres mitreißendes Familien-Abenteuer aus der Feder von Rick Riordan!


Ein Besuch im Museum? An Heiligabend? Eine bescheuerte Idee, findet Sadie. Sie sieht ihren Vater, den berühmten Ägyptologen Dr. Julius Kane, ja ohnehin nur zwei Mal im Jahr - und dann muss er sie und ihren Bruder Carter ausgerechnet ins British Museum schleppen. Aber ihr Vater will ihnen gar keine verstaubten Sarkophage zeigen - er plant nicht weniger, als den ägyptischen Gott Osiris zu beschwören. Doch das geht schief, und er wird von einem unheimlichen glutroten Typen entführt. Um ihn zu befreien, müssen Sadie und Carter es mit der gesamten ägyptischen Götterwelt aufnehmen.


Lange Zeit wusste ich gar nicht, dass Riordan sich nicht nur den griechischen und römischen Göttern zugewandt hat. Ehrlich gesagt sind die „Kane Chroniken“ relativ belanglos an mir vorbei gezogen. Ich habe sie erst entdeckt, als ich sie in einem Riordan-Buch im Anhang fand. Und ab da war meine Aufmerksamkeit geweckt. Bereits zwei Mal war ich selbst im Land der Pharaonen und da ich Geschichtslehrerin bin, befasse ich mich immer wieder mit diesem wundervollen historischen Thema. Ich habe eine Vorliebe für dieses geschichtliche Zeitalter, denn es ist so überaus spannend und faszinierend! Und genau das hat wohl auch der berühmte Rick Riordan erkannt.

Jeder, der gern etwas über Ägypten liest und Abenteuerromane mag, ist hier genau richtig. Mir hat „Die rote Pyramide“ sogar besser gefallen, als der Auftakt der „Percy Jackson-Reihe“ und das hat schon einiges zu sagen.
Das Konzept von Rick Riordan ist eigentlich nicht kompliziert. Er sucht sich ein historisches Thema mit mythologischen Zügen, baut in dieses Setting eine kleine Gruppe von Freunden, die im Laufe der Geschichte zu Helden werden und nebenbei auch noch die Welt retten. Der Gedanke ist nicht neu und dennoch schafft der Autor es immer wieder seine Geschichten innovativ und spannend zu gestalten. Sein Stil ist unglaublich gut und anschaulich, weshalb man immer gern zu seinen Geschichten greift. Und auch hier liegt dieses Konzept, samt gutem Stil, zugrunde. Dieses Mal handelt es sich bei den Helden aber nicht um einen Einzelkämpfer, der nach und nach seine Freunde gewinnt. Es geht um zwei Geschwister – Sadie und Carter. Die Geschwister sind getrennt aufgewachsen, die 12-jährige Sadie in London bei ihren Großeltern und Carter bei seinem Vater, der Archäologe ist. Carter ist zwei Jahre älter als Sadie und sein Leben lang unterwegs gewesen. Ein richtiges Zuhause hat er nicht und sein einziger Freund ist sein Dad. Als Sadie 6 Jahre alt war, starb die Mutter der beiden und seitdem sind die Geschwister getrennt. Nur zwei Mal im Jahr kommen Carter und ihr gemeinsamer Vater nach London und verbringen einen Tag mit Sadie, doch die Geschwister sind sich weitesgehend fremd. In der Familie scheint es nicht nur unüberbrückbare Probleme, sondern auch viele Geheimnisse zu geben. Das wird dem Leser schnell klar. Die Großeltern haben ein Problem mit dem Vater. Sie sind misstrauisch und selbst Carter macht sich manchmal Sorgen um seinen Dad, der immer sehr fixiert auf seine Arbeitstasche ist. 
Als die beiden wieder nach London kommen, um Sadie zu besuchen, bringt ihr Dad sie ins British Museum – an Heiligabend. Wieso? Kann man denn nicht einmal normal sein? Diese Fragen stellt sich zumindest Sadie. Doch als im Museum dann durch ein ägyptisches Ritual nicht nur der Rosetta-Stein zerstört wird, sondern auch Sadies und Carters Dad in einem Sarkophag in der Erde verschwindet, ist das Chaos perfekt. Oder? Nein, denn der Chaosgott persönlich taucht auch noch auf und mit ihm die anderen großen Götter. Was hat ihr Vater getan? Egal was, sie müssen ihn retten! Das beschließen die Geschwister schnell und nach und nach erfahren sie, wer sie eigentlich sind und was es mit der roten Pyramide auf sich hat.
Ich will hier nicht zu viel verraten, doch zur Handlung lassen sich ein paar beschreibende Attribute finden: spannend, interessant, atemberaubend. Die Geschichte ist abwechslungsreich, obwohl das Konzept Gut-gegen-Böse zugrunde liegt. Carter und Sadie beginnen mit göttlicher Unterstützung eine Reise in die ägyptische Mythologie, um ihren Vater zu retten. Dabei lernen sie nicht nur Dinge über sich selbst, sondern auch über ihre Familie. Geheime Orden und Zauberer spielen eine große Rolle, die ägyptischen Götter werden selbst zu Protagonisten und mythologische Schauplätze erstehen wieder auf. „Die rote Pyramide“ ist ein einziges langes Abenteuer, das den Leser mitreißt. Es gibt so viele verschiedene Werte, die mich als Leser angesprochen haben. Da wären zum Ersten die Geschwisterliebe und der Zusammenhalt zwischen Sadie und Carter. Die beiden kennen sich zu Beginn nur wenig, doch zwischen ihnen entsteht genau das, was eine Beziehung unter Geschwistern so ausmacht. Ich habe die Liebe auf jeder Seite gespürt und das ist wirklich schön! Eine kleine Liebesgeschichte gibt es übrigens auch, auch wenn man bei dem Alter der Protagonisten vielleicht eher von Schwärmerei sprechen sollte. Natürlich spielt auch der Zusammenhalt einer Familie eine große Rolle, Loyalität und Treue, Freundschaft und Liebe und immer der Zusammenhalt. All das taucht in dieser Geschichte gegen das Böse auf. Aber auch hier muss man sich einer Aussage stellen, die auch im Buch immer angedeutet wird: Das Böse ist Ansichtssache. Können Carter und Sadie das Böse am Ende besiegen?
Die beiden Geschwister sind wirklich tolle Charaktere. Beide erzählen die Geschichte gemeinsam und sie ist in ein relativ authentisches Setting eingebaut. Die beiden machen während der Reise Aufnahmen, in denen sie ihre Geschichte abwechselnd erzählen. Diese Aufnahmen bilden das Buch, eben in schriftlicher Form. Daher hat der Schreibstil etwas sehr Mündliches, was das Buch auch so flüssig macht. Ein Kapitel ist zumeist aus Sadies und danach eines aus Carters Sicht verfasst. Carter ist der deutliche besonnenere der beiden. Er scheint vernünftig und gebildet zu sein, hat aber vor allem in seinem Sozialwesen Nachholbedarf. Sadie hingegen ist frech und rebellisch. Sie musste ohne Mutter und Vater aufwachsen und das lässt sie die Welt spüren. Doch nach und nach taut sie auf und so wird aus ihr eine sehr starke Persönlichkeit, die für ihre Ideale einsteht. Außerdem ist sie ziemlich lustig. Humor ist in Rick Riordans Büchern immer sehr präsent und das ist auch hier der Fall. Zwischendurch musste ich wirklich mehr als nur schmunzeln.
Die beiden werden mit sehr viel konfrontiert, müssen gegen böse Monster kämpfen und akzeptieren, dass sie nicht so normal sind, wie sie immer dachten. Zusammen sind sie ein tolles Team! Und dann gibt es natürlich noch die Nebenfiguren, die ihnen helfen. Zum Beispiel ihr Onkel Amos, der sie in die Geschichte überhaupt erst einführt. Und natürlich die Zauberschülerin Zia, die viel mächtiger ist, als es den Anscheint macht. Seth ist der Bösewicht der Geschichte und er macht seinen Job wirklich gut. Das Gute wird von Horus und Isis verkörpert. Doch wie gut sind die Götter wirklich? Auch andere Götter tauchen auf, wie etwa die Katzengöttin Bastet, die ein wirklich toller Charakter in diesem Buch ist. Insgesamt sind die Figuren sehr vielfältig und für jeden ist etwas dabei. Den Überblick verliert man trotzdem nicht. Man sollte sich auf das gesamte Konzept einfach einlassen und dann kann man sich in der Geschichte verlieren.


So erging es mir zumindest. Ich habe „Die Kane-Chroniken – Die rote Pyramide“ sehr gern gelesen und kann den Beginn der Reihe nur empfehlen. Die Geschichte ist toll aufgebaut und sehr durchdacht. Die ägyptische Mythologie wird toll mit der modernen Welt verwoben und nicht ein Detail erschien mir unsinnig. Natürlich ist nicht alles historisch korrekt, doch die Geschichte hat keine Brüche, sondern ist ein flüssiges Ganzes. Auch der Stil ist wieder sehr gelungen: bildlich, spannend, fließend und vor allem humorvoll. Sadie und Carter sind tolle Charaktere, die im Laufe des Buches große Entwicklungen durchmachen und sich auf viele wahre Werte berufen können.

Hier hat der Leser es mit einer ausnahmslosen spannenden Geschichte zu tun, die tolle Motive hat und sich wunderbar lesen lässt. Ich kann euch nur empfehlen, auch mal eine buchige Reise ins Alte Ägypten zu machen, statt nur nach Griechenland oder Rom. „Die rote Pyramide“ bekommt verdiente fünf Spitzenschuhe und ich freue mich auf die weiteren Teile der Reihe.




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