Titel: Die Kane-Chroiken - Die rote Pyramide
Autor: Rick Riordan
Verlag: Carlsen
Preis: 12,00€
Seiten: 608
Kurz vor Weihnachten wusste ich mal wieder nicht, welches
Buch ich beginnen sollte. Ich griff nach ein paar Büchern, blätterte sie durch
und warf einen Blick in die Klappentexte. Und da war es ganz eindeutig: „Die
Kane Chroniken – Die rote Pyramide“ passte wie die Faust aufs Auge. Denn die
Geschichte beginnt einen Tag vor Heiligabend. Mehr Identifikationspotenzial
ging nicht und obwohl es sich natürlich nicht um eine Weihnachtsgeschichte
handelt, war diese Wahl absolut umwerfend!
Ich halte sehr viel von Rick Riordan, habe seine „Percy Jackson-Reihe“
verschlungen und die „Götter des Olymp-Reihe“ bereits begonnen. Da ich seit
meiner Kindheit eine Passion für das Alte Ägypten habe, gehören natürlich auch
die „Kane Chroniken“ in mein Regal. Und der erste Band konnte mich absolut
überzeugen! Ein weiteres mitreißendes Familien-Abenteuer aus der Feder von Rick
Riordan!
Ein Besuch im Museum? An Heiligabend? Eine bescheuerte Idee, findet Sadie. Sie sieht ihren Vater, den berühmten Ägyptologen Dr. Julius Kane, ja ohnehin nur zwei Mal im Jahr - und dann muss er sie und ihren Bruder Carter ausgerechnet ins British Museum schleppen. Aber ihr Vater will ihnen gar keine verstaubten Sarkophage zeigen - er plant nicht weniger, als den ägyptischen Gott Osiris zu beschwören. Doch das geht schief, und er wird von einem unheimlichen glutroten Typen entführt. Um ihn zu befreien, müssen Sadie und Carter es mit der gesamten ägyptischen Götterwelt aufnehmen.
Lange Zeit wusste ich gar nicht, dass Riordan sich nicht nur den griechischen und römischen Göttern zugewandt hat. Ehrlich gesagt sind die „Kane Chroniken“ relativ belanglos an mir vorbei gezogen. Ich habe sie erst entdeckt, als ich sie in einem Riordan-Buch im Anhang fand. Und ab da war meine Aufmerksamkeit geweckt. Bereits zwei Mal war ich selbst im Land der Pharaonen und da ich Geschichtslehrerin bin, befasse ich mich immer wieder mit diesem wundervollen historischen Thema. Ich habe eine Vorliebe für dieses geschichtliche Zeitalter, denn es ist so überaus spannend und faszinierend! Und genau das hat wohl auch der berühmte Rick Riordan erkannt.
Jeder, der gern etwas über Ägypten liest und Abenteuerromane mag, ist hier genau richtig. Mir hat „Die rote Pyramide“ sogar besser gefallen, als der Auftakt der „Percy Jackson-Reihe“ und das hat schon einiges zu sagen.
Das Konzept von Rick Riordan ist eigentlich nicht kompliziert. Er sucht sich
ein historisches Thema mit mythologischen Zügen, baut in dieses Setting eine
kleine Gruppe von Freunden, die im Laufe der Geschichte zu Helden werden und
nebenbei auch noch die Welt retten. Der Gedanke ist nicht neu und dennoch
schafft der Autor es immer wieder seine Geschichten innovativ und spannend zu
gestalten. Sein Stil ist unglaublich gut und anschaulich, weshalb man immer
gern zu seinen Geschichten greift. Und auch hier liegt dieses Konzept, samt
gutem Stil, zugrunde. Dieses Mal handelt es sich bei den Helden aber nicht um
einen Einzelkämpfer, der nach und nach seine Freunde gewinnt. Es geht um zwei
Geschwister – Sadie und Carter. Die Geschwister sind getrennt aufgewachsen, die
12-jährige Sadie in London bei ihren Großeltern und Carter bei seinem Vater,
der Archäologe ist. Carter ist zwei Jahre älter als Sadie und sein Leben lang
unterwegs gewesen. Ein richtiges Zuhause hat er nicht und sein einziger Freund
ist sein Dad. Als Sadie 6 Jahre alt war, starb die Mutter der beiden und
seitdem sind die Geschwister getrennt. Nur zwei Mal im Jahr kommen Carter und
ihr gemeinsamer Vater nach London und verbringen einen Tag mit Sadie, doch die
Geschwister sind sich weitesgehend fremd. In der Familie scheint es nicht nur
unüberbrückbare Probleme, sondern auch viele Geheimnisse zu geben. Das wird dem
Leser schnell klar. Die Großeltern haben ein Problem mit dem Vater. Sie sind
misstrauisch und selbst Carter macht sich manchmal Sorgen um seinen Dad, der
immer sehr fixiert auf seine Arbeitstasche ist.
Als die beiden wieder nach London kommen, um Sadie zu besuchen, bringt ihr Dad
sie ins British Museum – an Heiligabend. Wieso? Kann man denn nicht einmal
normal sein? Diese Fragen stellt sich zumindest Sadie. Doch als im Museum dann
durch ein ägyptisches Ritual nicht nur der Rosetta-Stein zerstört wird, sondern
auch Sadies und Carters Dad in einem Sarkophag in der Erde verschwindet, ist
das Chaos perfekt. Oder? Nein, denn der Chaosgott persönlich taucht auch noch
auf und mit ihm die anderen großen Götter. Was hat ihr Vater getan? Egal was,
sie müssen ihn retten! Das beschließen die Geschwister schnell und nach und
nach erfahren sie, wer sie eigentlich sind und was es mit der roten Pyramide
auf sich hat.
Ich will hier nicht zu viel verraten, doch zur Handlung lassen sich ein paar
beschreibende Attribute finden: spannend, interessant, atemberaubend. Die
Geschichte ist abwechslungsreich, obwohl das Konzept Gut-gegen-Böse zugrunde
liegt. Carter und Sadie beginnen mit göttlicher Unterstützung eine Reise in die
ägyptische Mythologie, um ihren Vater zu retten. Dabei lernen sie nicht nur
Dinge über sich selbst, sondern auch über ihre Familie. Geheime Orden und
Zauberer spielen eine große Rolle, die ägyptischen Götter werden selbst zu
Protagonisten und mythologische Schauplätze erstehen wieder auf. „Die rote
Pyramide“ ist ein einziges langes Abenteuer, das den Leser mitreißt. Es gibt so
viele verschiedene Werte, die mich als Leser angesprochen haben. Da wären zum Ersten die Geschwisterliebe und der Zusammenhalt zwischen Sadie und Carter. Die
beiden kennen sich zu Beginn nur wenig, doch zwischen ihnen entsteht genau das,
was eine Beziehung unter Geschwistern so ausmacht. Ich habe die Liebe auf jeder
Seite gespürt und das ist wirklich schön! Eine kleine Liebesgeschichte gibt es
übrigens auch, auch wenn man bei dem Alter der Protagonisten vielleicht eher
von Schwärmerei sprechen sollte. Natürlich spielt auch der Zusammenhalt einer
Familie eine große Rolle, Loyalität und Treue, Freundschaft und Liebe und immer
der Zusammenhalt. All das taucht in dieser Geschichte gegen das Böse auf. Aber
auch hier muss man sich einer Aussage stellen, die auch im Buch immer
angedeutet wird: Das Böse ist Ansichtssache. Können Carter und Sadie das Böse
am Ende besiegen?
Die beiden Geschwister sind wirklich tolle Charaktere. Beide erzählen die
Geschichte gemeinsam und sie ist in ein relativ authentisches Setting
eingebaut. Die beiden machen während der Reise Aufnahmen, in denen sie ihre
Geschichte abwechselnd erzählen. Diese Aufnahmen bilden das Buch, eben in
schriftlicher Form. Daher hat der Schreibstil etwas sehr Mündliches, was das
Buch auch so flüssig macht. Ein Kapitel ist zumeist aus Sadies und danach eines
aus Carters Sicht verfasst. Carter ist der deutliche besonnenere der beiden. Er
scheint vernünftig und gebildet zu sein, hat aber vor allem in seinem
Sozialwesen Nachholbedarf. Sadie hingegen ist frech und rebellisch. Sie musste
ohne Mutter und Vater aufwachsen und das lässt sie die Welt spüren. Doch nach
und nach taut sie auf und so wird aus ihr eine sehr starke Persönlichkeit, die
für ihre Ideale einsteht. Außerdem ist sie ziemlich lustig. Humor ist in Rick
Riordans Büchern immer sehr präsent und das ist auch hier der Fall. Zwischendurch
musste ich wirklich mehr als nur schmunzeln.
Die beiden werden mit sehr viel konfrontiert, müssen gegen böse Monster kämpfen
und akzeptieren, dass sie nicht so normal sind, wie sie immer dachten. Zusammen
sind sie ein tolles Team! Und dann gibt es natürlich noch die Nebenfiguren, die
ihnen helfen. Zum Beispiel ihr Onkel Amos, der sie in die Geschichte überhaupt
erst einführt. Und natürlich die Zauberschülerin Zia, die viel mächtiger ist,
als es den Anscheint macht. Seth ist der Bösewicht der Geschichte und er macht
seinen Job wirklich gut. Das Gute wird von Horus und Isis verkörpert. Doch wie
gut sind die Götter wirklich? Auch andere Götter tauchen auf, wie etwa die
Katzengöttin Bastet, die ein wirklich toller Charakter in diesem Buch ist.
Insgesamt sind die Figuren sehr vielfältig und für jeden ist etwas dabei. Den
Überblick verliert man trotzdem nicht. Man sollte sich auf das gesamte Konzept
einfach einlassen und dann kann man sich in der Geschichte verlieren.
So erging es mir zumindest. Ich habe „Die Kane-Chroniken –
Die rote Pyramide“ sehr gern gelesen und kann den Beginn der Reihe nur
empfehlen. Die Geschichte ist toll aufgebaut und sehr durchdacht. Die
ägyptische Mythologie wird toll mit der modernen Welt verwoben und nicht ein
Detail erschien mir unsinnig. Natürlich ist nicht alles historisch korrekt,
doch die Geschichte hat keine Brüche, sondern ist ein flüssiges Ganzes. Auch
der Stil ist wieder sehr gelungen: bildlich, spannend, fließend und vor allem
humorvoll. Sadie und Carter sind tolle Charaktere, die im Laufe des Buches
große Entwicklungen durchmachen und sich auf viele wahre Werte berufen können.
Hier hat der Leser es mit einer ausnahmslosen spannenden Geschichte zu tun, die
tolle Motive hat und sich wunderbar lesen lässt. Ich kann euch nur empfehlen,
auch mal eine buchige Reise ins Alte Ägypten zu machen, statt nur nach
Griechenland oder Rom. „Die rote Pyramide“ bekommt verdiente fünf Spitzenschuhe
und ich freue mich auf die weiteren Teile der Reihe.
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