2. Februar 2019

Rezension: "Everflame - Tränenpfad" von Josephine Angelini



Titel: Everflame - Tränenpfad
Autor: Josephine Angelini
Verlag: Dressler
Preis: 19,99€
Seiten: 448

Es ist schon länger als ein Jahr her, dass ich „Everflame – Feuerprobe“ in den Händen hielt. Josephine Angelini hatte mich mit ihrer „Göttlich“-Trilogie absolut begeistert und deswegen wollte ich auch ihre damals noch neue Reihe lesen. Doch der erste Teil von „Everflame“ ließ mich ziemlich resigniert zurück. Die Geschichte begann spannend und wurde dann immer zielloser. Ja, sie hat mich sogar in eine Leseflaute gestürzt. Auch deswegen machte ich lange Zeit einen Bogen um den zweiten Teil. Doch jedes Buch hat seine Chance verdient und so entschloss ich mich endlich zum Lesen von „Tränenpfad“. Dieses Mal wusste ich, was auf mich zukommt und ich war vorbereitet. Insgesamt habe ich „Tränenpfad“ deutlich lieber gelesen als „Feuerprobe“, so richtig packen kann mich die Reihe aber noch immer nicht.

Lily - eine Liebe zwischen zwei Welten. Mit letzter Kraft rettet sich Lily zurück in die wirkliche Welt. An ihrer Seite ist Rowan, dem nicht nur das reale Salem mehr und mehr gefällt. Doch die mächtige Lilian zwingt Lily zur Rückkehr, dorthin, wo die Zerstörung immer größer wird und schließlich auch Rowan und Lily entzweit. Kann Lily sich für die richtige Seite entscheiden?

Mein erstes Problem war offensichtlich: Mir fehlte vollkommen der Überblick. Wer war nochmal Tristan? Welche Krankheit hat Samantha, Lilys Mutter? Wie war noch das Verhältnis zu ihrem Vater? Wer ist Alaric und wer waren nochmal die Wirker? Fragen über Fragen prasselten auf mich ein, was mir das Zurechtkommen erschwerte. So richtig gut werden die Informationen dem Leser auch nicht gegeben. Es gibt Bücher, die in Nebensätzen die vorausgegangene Handlung noch einmal skizzieren, das fehlt hier aber leider. Nun gut, meine eigene Schuld, wenn ich zwischen Band eins und zwei so viel Zeit verstreichen lasse. Nach und nach erinnerte ich mich wieder an Details und irgendwann verstand ich die Geschichte erneut. Schon in Band eins habe ich immer wieder betont, wie komplex der Weltentwurf der Autorin ist. Und das wird hier ganz deutlich. Ein Blick in das Personenverzeichnis am Ende lohnt sich definitiv, wenn man nicht mehr weiß, wer zum Beispiel Dana ist. 
Die Geschichte beginnt in Lilys Zeit, fern von einem Salem, das von Hexen regiert wird. Das gefiel mir gut. Die Geschichte entwickelt sich wieder nur sehr langsam, aber als Leser kennt man sich in der Welt zumindest aus. Der Anfang ist außerdem sehr spannend, da das Buch unmittelbar nach Ende des ersten Teils beginnt. Für Fans also genau der richtige Einstieg. Aber auch ich kam ganz gut in die Geschichte. Das hatte auch mit den neuen Charakteren zu tun. Juliette, Lilys Schwester, ist von Anfang an präsent und sie ist eine wirklich liebenswerte Figur. Hinzu kommen aber noch Breakfast, Una und der alte Tristan. Die drei haben das Buch wirklich um einiges aufregender gemacht. Sie sorgten für Abwechslung und Identifikation. Rowan und Lily bekommen mit ihnen interessante Figuren an die Seite, die das Buch wirklich besser machen. 
Rowan bleibt für mich auch in diesem Buch noch ziemlich unantastbar, aber weiterhin sympathisch. Lily macht endlich die Entwicklung durch, die sich in Band eins schon andeutete. Sie wird reifer und entschlossener. Sie kämpft für ihr Ziel und gleichzeitig beginnt sie, Dinge zu hinterfragen. Der Klappentext deutet es außerdem schon an: Die wird Lilian immer ähnlicher. Da es sich bei beiden um zwei Versionen des gleichen Menschen handelt, ist das kein Wunder. In „Tränenpfad“ kommt der Leser aber endlich dem großen Geheimnis auf die Spur, das Lilian so sehr verändert hat. So grausam die Dinge sind, die sie getan hat – Lily kann sie dank vieler gezeigter Erinnerungen nachvollziehen.
Die Darstellung der Beziehung zwischen Lilian und Lily gefiel mir sehr gut. Und auch die gesamte Episode bezüglich der Wirker ist innovativ und spannend. Josephine Angelini schafft es definitiv die Grenzen zwischen Gut und Böse zu verwischen, was für diese komplexe Geschichte sehr wichtig ist. Insgesamt würde ich die Handlung als spannender bewerten, aber die Ziellosigkeit aus Band eins bleibt dennoch manchmal bestehen. Da man gar nicht mehr weiß, auf wessen Seite Lily steht und ob es überhaupt noch Seiten gibt, bleibt fraglich, wo die Geschichte hin will. Und das stört mich auch weiterhin. Verbessert hat sich aber definitiv der Schreibstil. Die Autorin scheint in ihrer erschaffenen Welt nun sicherer zu sein und erzählt deswegen deutlich besser. Das Buch ließ sich gut lesen, aber auch hier bin ich weit davon entfernt, es als „Pageturner“ zu bezeichnen. Die Kapitel sind zwischen 30 und 60 Seiten lang, was meines Erachtens den Lesefluss immer beeinträchtigt. Dennoch ist dieser Teil eine deutliche Steigerung!


„Tränenpfad“ hat vieles besser gemacht, als sein Vorgänger. Ist man als Leser wieder in dieser komplizierten Hexenwelt angekommen, findet man sich gut zurecht. Die Handlung ist noch immer ein bisschen ziellos, aber dank toller, neuer Charaktere gewinnt sie dennoch an Spannung. Auch die zwischenmenschlichen Beziehungen bleiben interessant. Des Weiteren gibt es ein paar unvorhergesehene Wendungen und das ein oder andere Geheimnis kommt zu Tage. Der Schreibstil hat sich ebenfalls verbessert und das Ende ist gut gewählt. Ich werde definitiv nicht noch einmal so lange warten, bis ich wieder zu der Reihe greife. Denn obwohl sie mich noch immer nicht packen konnte, kann ich das Buch als Steigerung empfehlen. Deswegen vergebe ich 3,5 Spitzenschuhe.



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