Titel: House of Night - Veloren
Autor: P. C. Cast & Kristen Cast
Verlag: Fischer FJB
Preis: 16,99€
Seiten: 496
Die „House-of-Night“-Reihe ist für mich Segen und Fluch
zugleich. Die meiste Zeit über betrachte ich sie als Fluch. Denn allein die
abnormale Länge von 12 Bänden ist mehr als eine Herausforderung. Auch das
kindische Geplänkel, die unnötig sexistischen Andeutungen und viele, viele
Charaktereigenschaften nerven mich immer wieder. Doch, wieso auch immer: Wenn
ich eines der Bücher in der Hand habe, lese ich sie eigentlich ganz gern. Man
muss nicht nachdenken und kann sich berieseln lassen. Und auch wenn ich immer
wieder den Kopf schütteln muss, sind die Bücher durchaus spannend und voller
Entwicklungen. Zwischenzeitlich hätte ich die Reihe beinahe abgebrochen, doch
ich bin fast froh, es nicht getan zu haben. Denn Band 10 mit dem Titel „Verloren“
hat mir gut gefallen! Und deswegen geht unsere Hassliebe in die nächste Runde.
Neferet ist nicht mehr länger Hohepriesterin im House of
Night in Tulsa. Nachdem sie sich ganz dem Bösen verschrieben hat, muss sie die
Schule verlassen. Doch sie geht nicht, ohne eine Schneise der Verwüstung zu
hinterlassen. Zoey und ihre Freunde wissen, dass die Schule nur dann
weiterbestehen kann, wenn jetzt alle zusammenhalten. Denn Neferet wird mit
allen Mitteln ihr Ziel weiter verfolgen: Sie will Zoey töten. Und mit Hilfe von
Aurox könnte ihr das auch gelingen. Doch Zoey glaubt, in Aurox ihren Menschenfreund
Heath entdeckt zu haben. Kann das sein? Er ist doch Neferets Werkzeug. Oder
etwa nicht? Zoeys Grandma scheint ihm zu vertrauen…
Was ich an der Reihe wirklich faszinierend finde, ist die
zeitdeckende Erzählweise. Ich habe inzwischen zehn Teile aus der „House-of-Night“-Reihe
gelesen. Und seit dem ersten Teil sind nur wenige Monate ins Land gegangen. Die
Protagonistin Zoey ist noch nicht einmal ein halbes Jahr lang ein Vampir. Und
seitdem hat sie nicht nur viele Menschen verloren, die ihr nahestanden, sondern
musste sich auch immer wieder gegen das Böse stellen.
Es ist absolut absurd, wenn man die Story zu hinterfragen beginnt. Unlogisch.
Lächerlich. Ja, all das trifft zu. Und trotzdem wird die Geschichte gerade
durch diese zeitdeckende Erzählweise so lebendig. Jedes Buch deckt zumeist nur
wenige Tage ab, was schwer nachvollziehbar ist und im heutigen Dschungel der
Jugendbücher sicher sehr selten, aber dadurch bleibt man im „Flow“. Man wird
zum Teil der Geschichte und kann jederzeit sehr gut zu ihr greifen. Außerdem knüpft jedes Buch unmittelbar an des Ende des letzten an, was ich wirklich gut finde.Die Bücher
sind allesamt sehr umfangreich, doch man merkt kaum, dass man einen 500-Seiten
Schinken liest, da sich viele Ereignisse überschlagen.
Zumindest trifft dies auf den zehnten Teil der Reihe zu. Tatsächlich habe ich
meinen Tiefpunkt mit der Reihe überwunden und habe seit einigen Bänden wieder
Spaß an ihr. Inzwischen freue ich mich sogar auf das Ende – ja, auch weil es
dann endlich irgendwann vorbei ist. Aber auch handlungstechnisch ist die
Geschichte deutlich stärker geworden! Mit dem Auftauchen der Figur Thanatos
verändert sich der Mittelpunkt ein wenig. Das gleiche trifft auf Aurox zu. Die Finsternis ist ein Handlungselement,
das erst seit drei Büchern dazu gekommen ist und mich durchaus irritiert hat.
Andererseits sind die Seiten dadurch sehr klar und deswegen handelt es sich
inzwischen um einen Kampf zwischen Gut und Böse. Beides wird auch durch die
beiden Vampirsorten dargestellt, rot und lila. Doch rot zu sein, heißt nicht
gleich böse zu sein.
Auch in Zoeys vertrautem Umfeld verändert sich etwas. Der Bruch der Zwillinge
bahnte sich schon im letzten Teil an, doch in „Verloren“ verfestigt sich der
Bruch zwischen Erin und Shaunee. Ich finde es sehr schade, dass es diese
Einheit nicht weiter gibt, aber es macht die Sache auch interessanter. Ebenso
wie der Wandel, den Kalona durchmacht. Zoey selbst ist sich in diesem Buch wie
immer sehr treu: naiv, verwirrt, egoistisch und ziemlich beschönigt. Sie weiß
wie immer nicht, was sie fühlt – und für wen. Und dennoch ist sie schon reifer
geworden. Ich diesem Buch hatte ich tatsächlich nur wenige Kritikpunkte
gegenüber der Protagonistin.
Es gibt inzwischen so viele Figuren, dass man unmöglich zu allen etwas sagen
kann. Ich mag noch immer Aphrodite und Darius am liebsten, weiß nicht genau,
was ich von Stark halten soll und sympathisiere durchaus mit Stevie Raes
frecher Art. Viele Charaktere, wie etwa Kramisha bleiben aber im Hintergrund.
Nur Shaylin tritt daraus nun deutlich hervor, was mir sehr gut gefällt! Ihre
Gabe ist wirklich interessant und das Mädchen sehr sympathisch. Hier wurde die
Clique wirklich sinnvoll erweitert.
Und wenn ich bei den Charakteren bin, muss ich natürlich etwas zu der
Gegenspielerin sagen: Neferet. Man kann sie nicht mögen. Sie ist grausam. Und
wie sehr, verdeutlicht sich in diesem Teil. Die Ereignisse spitzen sich
wahrlich zu und das führt in „Verloren“ zu einem rasanten Finale, in das
Grandma Redbird verwickelt ist. Tatsächlich haben die Autorinnen den
Spannungsbogen in diesem Buch gut hinbekommen. Ich habe immer wieder gern zur
Geschichte gegriffen. Und ich bin sehr gespannt, was die letzten beiden Teile
noch bereithalten.
Zwischendurch ist der Stil der Autorinnen wirklich verstörend. Es ist brutal
und sexistisch. An einer Stelle wollte ich wirklich nicht weiterlesen. Auch das
gekünstelt Jugendliche mag ich am Schreibstil einfach nicht. Aber wie ich auch
sonst in den HoN-Rezis betone, vielleicht bin ich einfach zu alt für die
Geschichte. Trotz Kritik muss ich zugeben, dass der Stil sehr fließend ist und
man das Buch schnell weglesen kann. Das mag an den vielen Dialogen und der
Vielfalt an Charakteren liegen – egal an was: Es beweist, dass an den Büchern
doch ein wenig richtig gemacht wurde.
Der Begriff „Hassliebe“ trifft es eigentlich ganz gut. Ich
hasse das Vokabular der HoN-Bücher und ich finde viele Handlungsstränge kindisch.
Doch tatsächlich reift die gesamte Clique um Zoey herum und auch sie selbst.
Die Bedrohung wird in diesem Band sehr greifbar. Gut gegen Böse. Kein Wunder
also, dass die vielen (durchaus interessanten) Figuren zusammenhalten und den
Kampf gegen Neferet bestreiten. „Verloren“ hat mir gut gefallen, denn es ist
ein durchgehend spannendes Buch mit vielen Entwicklungen. Und deswegen vergebe
ich vier von fünf Spitzenschuhen.
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