Titel: Der seltsame Mr. Quin - Teil 2
Autor: Agatha Christie
Sprecher: Hans Eckhardt
Verlag: Der Hörverlag
Preis: 12€
Dauer: 3 h 10 min
Der Name „Agatha Christie“ zieht mich doch immer wieder
magisch an. Doch irgendwann sind die berühmtesten Geschichten um alle bekannten
Detektive gelesen und gehört, sodass ich mein Beuteschema rund um die Queen of
Crime erweitern muss. Denn Frau Christie hat ja nicht nur Hercule Poirot oder
Miss Marple erschaffen. Ich hatte bereits die Ehre mit Tommy und Tuppence, Parker
Pyne oder Superintendant Battle. Und nun stieß ich auf den seltsamen Mr. Quinn.
Ich muss zugeben, dass mir der Name bisher noch gar nichts gesagt hat. Rund um
diese Person schrieb die Autorin einige Kurzgeschichten, die vom Hörverlag in
drei Teilen herausgegeben wurden. An Teil zwei wagte ich mich nun mit Freude.
Die Sammlung „Der seltsame Mr. Quin 2“ bietet gute und kurzweilige Unterhaltung,
die aber mit den großen Figuren von Christie keineswegs mithalten kann.
Die beiden Privatdetektive Mr. Harley Quin und Mr. Sattisway
ermitteln in ihren spannendsten Fällen: In Monte Carlo entlarven sie im Casino
eine Betrügerin. Auf Korsika klären sie ein lange zurückliegendes Verbrechen
auf und ein Unschuldiger kommt aus dem Gefängnis frei. In England helfen sie
einer jungen Frau, die Stimmen hört und Gespenster sieht. Und schließlich
vereitelt Mr. Sattisway einen Mordanschlag auf eine junge Dame und verhilft ihr
zu ihrem Glück.
Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich den ersten
Teil der Fälle von Mr. Quin und Mr. Sattisway nicht kenne. Asche auf mein
Haupt. Ich kann also nicht beurteilen, wie diese beiden Figuren eingeführt
werden oder sich kennengelernt haben. Das ist auch für mich als Hörer sehr
schade, aber dennoch kann ich gerade dadurch sagen, dass man gut in diese
Kurzgeschichtensammlung herein kommt und keinerlei Vorwissen benötigt.
Nichtsdestotrotz habe ich mir den Aufbau etwas anders vorgestellt. Denn Mr.
Quin und Mr. Sattisway sind keinesfalls ein Ermittlerduo. Obwohl der Titel es
anders vermuten lässt, ist die eigentliche Hauptperson Mr. Sattisway. Mr. Quin
taucht in jeder Kurzgeschichte mehr oder weniger zufällig auf und trägt zu des
Rätsels Lösung immer einen großen, wenn auch nebensächlichen Teil bei, doch die
beiden ermitteln nie wirklich miteinander. Mr. Sattisway ist ein gut betuchter
Herr der höheren Gesellschaft und wer Mr. Quin genau ist - tja, das ist wohl die große Frage. Auch
deswegen ist der Titel der Sammlung natürlich „Der seltsame Mr. Quin“, denn
wirklich etwas über ihn erfahren, tut man eigentlich nie. Die Geschichten
ereignen sich so, dass Mr. Sattisway gerade in irgendwelchen
Urlaubsorten, Opern oder Gesellschaften ist und dort zufällig auf Mr. Quin
trifft. In seinem Bekanntenkreis gibt es dann immer gerade eine Kuriosität oder
ein Problem, das sich als solches erst entpuppen muss. Mit Mord muss man hier
nicht rechnen. Das wiederum gefiel mir ziemlich gut. Die „Fälle“ sind also
eigentlich gar keine richtigen. Wenn man dies vorweg weiß, wird man mit den
Kurzgeschichten nicht enttäuscht. Wer allerdings Mord und Totschlag und ein
großes Spektakel erwartet, für den ist die Sammlung eher nichts, denn die Geschichten haben etwas Unaufregendes.
Bestehen tut „Der seltsame Mr. Quin 2“ aus vier Kurgeschichten. Alle vier
werden aus der Sicht von Mr. Sattisway erzählt. Bei ihm handelt es sich um
einen recht sympathischen, wenn auch leicht arroganten Mann, der gern zeigt,
was er hat und in welchen Kreisen er sich bewegt. Trotzdem hat er das Herz am
rechten Fleck. Das beweist er auch immer wieder mit der Aufklärung der Fälle.
Wie ich schon sagte, geht es nie um Mord. In „Die Seele des Croupiers“ geht es
vor allem um Betrug und eine alte Liebesgeschichte. „Das Ende der Welt“ macht
einen Fehltritt wieder gut und in „Das schöne Gesicht“ wird ein Mord vereitelt.
Meine Lieblingsgeschichte war „Die Stimme aus dem Dunkeln“, denn hier gab es
wirklich eine interessante und unerwartete Wendung. Die Geschichten sind nicht
unbedingt aufsehenerregend, aber sie unterhalten gut. Der Sprecher Hans
Eckhardt macht seine Sache außerdem klassw. Seine angenehme, tiefe Stimme passt
gut zum etwas verwirrten Mr. Sattisway. Den abgekühlten, aber klugen Mr. Quin
liest er mit dem richtigen Hauch Mystik, sodass die Begegnungen der beiden
wirklich amüsant sind.
Insgesamt habe ich mich mit den vier Fällen wirklich
unterhalten gefühlt. Allerdings bieten die Kurzgeschichten keine extreme
Spannung oder viel Spektakel. Es handelt sich eher um ruhige Geschichten mit
der richtigen Prise Raffinesse. Mit den großen Werken der Autorin kann „Der
seltsame Mr. Quin 2“ aber nicht mithalten. Deswegen vergebe ich 3,5 Sterne.
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