Titel: Die Wallflowers - Evie & SebastianAutorin: Lisa KleypasSprecherin: Yesim MeisheitVerlag: Der HörverlagPreis: 21,95€Seiten: 432Dauer: 10h 41min
Es gibt oft Reihen, deren Teile man unabhängig voneinander
lesen, beziehungsweise hören kann, bei denen es aber natürlich besser ist, wenn
man die Vorgänger kennt. Aber manchmal verliert man dann gerade bei diesen
Reihen irgendwann das Interesse. Denn man MUSS eben nicht unbedingt
weiterlesen, wenn jede Geschichte für sich abgeschlossen ist.
Dieses Gefühl hatte ich bei der „Wallflowers-Reihe“ aber keineswegs. Nachdem
ich den ersten und zweiten Teil bereits als Hörbuch „weggeatmet“ hatte, wollte
ich auch unbedingt Band drei schnellstmöglich kennen. Und warum Altbewährtes
ändern? Deswegen griff ich zum Hörbuch „Wallflowers – Evie & Sebastian“ –
und meine Erwartungen waren hoch! Konnten diese erfüllt werden? Absolut. Denn
auch Band drei dieser schönen, verruchten Regency-Reihe hält, was er
verspricht.
Evangeline Jenner wird nach dem Tod ihres Vaters ein
Vermögen erben. Und nun liegt der berüchtigte Geschäftsmann tatsächlich im
Sterben. Um ihrer bösartigen, habgierigen Verwandtschaft zu entkommen, die sie
seit Jahren unterdrückt, sieht die schüchterne Evie nur noch einen Ausweg:
Sebastian, Lord St. Vincent.
Der berüchtigte Frauenheld ist nicht nur als unwiderstehlicher Herzensbrecher
bekannt, er steckt auch in ernsthaften Geldsorgen. Verzweifelt macht Evie ihm
einen Heiratsantrag, und Sebastian, der keiner Herausforderung widerstehen
kann, willigt ein. Doch Evie ist fest entschlossen, eine Scheinehe zu führen
und den charmanten Lord weder in ihr Bett noch in ihr Herz zu lassen …
Was ich wirklich toll an der Wallflowers-Reihe finde, ist
dass jede Geschichte bisher einen anderen Ansatz verfolgt. Für alle, die von
der Reihe noch nicht gehört haben, sei erklärt, dass es sich um eine Gruppe von
vier Frauen handelt, die innerhalb der Londoner-Saison immer nur als Mauerblümchen
galten. Auf den Bällen und Soirees hat sich niemand mit Annabelle, Lilian, Evie
oder Daisy beschäftigt. Gemeinsamkeiten schweißen bekanntlich zusammen und so
schlossen die vier jungen Damen Freundschaft. Aber nicht nur das. Sie beschlossen
auch, für jede unter ihnen einen Heiratskandidaten zu finden und so dem Dasein
als Mauerblümchen zu entgehen.
Während der erste Teil (Annabelle und Simon) relativ vorhersehbar aber schön
war, konnte der zweite (Lilian und Marcus) mit vielen Überraschungen glänzen. Natürlich
ist durch den Titel jeden Buches klar, wer mit wem eine Liebschaft eingehen
wird und gerade deswegen ist es recht schwer für die Autorin, nicht immer den
gleichen Weg einzuschlagen: lange Werbephase, Heirat, Ehe. Während eben dieses
Schema in Band eins noch recht stringent vorherrscht, bricht Band zwei damit
schon deutlich auf. Aber Lisa Kleypas schafft es mit Band drei noch einmal,
sich zu steigern. Annabelle und Lilian gehen Liebesheiraten ein. Aber die
unscheinbare, rothaarige und stotternde Evie sieht in der Ehe nur einen Ausweg
aus ihrem Familiendilemma. Und dieses Dilemma hat es in sich.
In den ersten beiden Bänden hat man von Evie immer einen recht unscheinbaren
Eindruck. Sie ist schüchtern und unterschätzt sich selbst gehörig. Dass sie
stottert, macht sie für das männliche Geschlecht nicht unbedingt anziehend. Und
deswegen konnte ich mir nur schwer vorstellen, wie ihre Geschichte wohl
aussehen würde. Doch was mir nicht bewusst war, waren Evies Familienverhältnisse.
Ihre Verwandtschaft duldet sie quasi aufgrund ihres in Aussicht stehenden Erbes
und unterdrückt sie. Doch in dem unscheinbaren Mauerblümchen steckt eine toughe
junge Frau, die vor ihrer Familie flüchtet – hinein in die Arme des verrufenen
Lords St. Vincent. Sebastian ist für die „Wallflowers“-Leser/innen ein alter
Bekannter. Doch der Frauenheld ist bisher nicht aufgrund seiner ehrlichen
Absichten aufgefallen. Schon im Epilog von Band zwei wird Evies und Sebastians
Geschichte angedeutet, die eben so gar nichts von einer Liebesheirat hat. Umso
interessanter wird es. Es handelt sich um eine Zweckehe, von der eben beide
etwas haben: Evie ihre Freiheit und Sebastian Evies Erbe. Doch es wäre kein
Liebesroman, wenn nicht natürlich wahre Gefühle dazu kommen würden. Der Weg zu
ihnen ist eben nur ein anderer.
Mir hat diese Geschichte wirklich gut gefallen. Hier steht nicht die Hochzeit
oder die Liebeswerbung im Fokus, sondern zuerst einmal eine Frau, die für ihre
Freiheit kämpft. Evies Flucht und das Familiendrama waren beeindruckend. Aber
auch danach verliert die Geschichte nicht an Spannung. Ein Großteil des Buches
spielt im „Jenners“, dem Club von Evies Vater. Auch die Personen, die in diesem
Kontext auftauchen, sind spannend, wie zum Beispiel der Roma Rohan. Er ist Evie
ein wahrer Freund und bietet eine recht maskuline Abwechslung zu den
Mauerblümchen. Diese spielen in diesem Teil eine etwas kleinere Rolle als in
den Vorgängern. Das empfand ich aber keinesfalls als schlimm, denn Evie und
Sebastian wissen auch allein zu unterhalten. Die Geschichte zwischen ihnen baut
sich langsam auf und entwickelt sich wirklich schön, aber in einem gewissen
Punkt auch unerwartet. Dieses Attribut kann man aber auch in Hinblick auf die
Geschichte an sich benutzen. Das Paar übernimmt nach dem Tod von Evies Vater
den Club und allein dieser Handlungsstrang unterhält den Leser. Doch es gibt
eine Wendung, die ich nicht erwartet hatte. Alles Unerwartete finde ich gut und
daher war ich positiv überrascht.
Die Charaktere bleiben sich die ganze Zeit über treu und Evie macht eine
wunderbare Entwicklung durch. Sebastian ist ebenfalls eine spannende Figur, die
für viel Humor und Unterhaltung sorgt. Auch die Nebenfiguren sind interessant
und natürlich tauchen die restlichen Mauerblümchen und liebgewonnene Charaktere
der ersten beiden Bände immer wieder auf.
Die Autorin hat für Sebastian und Evie eine tolle Geschichte erdacht, die
wirklich gut unterhält. Der Schreibstil ist dabei fließend, zwischenzeitlich aber auch
recht kitschig. Mir gefiel das Vokabular in den Sexszenen manchmal leider gar
nicht. Gerade, wenn man Sexszenen in einem Hörbuch hat, finde ich einige Worte
wirklich unangenehmer, als wenn ich sie lesen würde. Hier war das für mich das
Wort „Pussy“. Muss das sein? Naja. Die Sprecherin Yesim Meisheit macht ihre
Sache allerdings gut. Im ersten Band habe ich sie noch deutlich kritisiert, da
sie mir die männlichen Figuren viel zu sexistisch gelesen hat. Aber das tut sie
inzwischen nicht mehr, was ein wahrer Gewinn für die Geschichte ist. Ihre
Stimme hat etwas Freches, was gut zur Handlung passt. Die Kapitel sind übrigens
immer aus Evies oder Sebastians Sicht erzählt, was ich toll fand. Allerdings
finde ich auch, dass es manchmal einfach Kapitel gab, die in die Länge gezogen
waren. Ganz so lang hätte das Buch also nicht unbedingt sein müssen.
Insgesamt kann „Die Wallflowers – Evie & Sebastian“ mit den
Vorgängern absolut mithalten, obwohl die Geschichte einen ganz anderen Weg
nimmt. Die beiden Protagonisten sind spannende Gegensätze, die eben doch viel
mehr gemein haben, als es den Anschein macht. Liebe, Freundschaft, Erotik,
Feinde und Überraschungen erwarten den Hörer hier. Ich habe mich wunderbar
unterhalten gefühlt und vergebe deswegen vier Sterne.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Wenn du auf meinem Blog kommentierst, werden die von dir eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. deine IP-Adresse) an Google-Server übermittelt. Mehr Infos dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung (Link einfügen) und in der Datenschutzerklärung von Google.