Titel: Ein Sommer ohne uns
Autor: Sabine Both
Verlag: Loewe
Preis: 12,95€
Seiten: 240
Als ich das erste Mal von „Ein Sommer ohne uns“ hörte, war
ich beeindruckt. Das Thema der offenen Beziehung, aufgrund von mangelnder
Erfahrung, finde ich sehr interessant. Hinzu kam die schöne Aufmachung des
Buches, denn das hübsch gezeichnete Mädchen, das aber offenbar verzweifelt ist,
erregt Aufmerksamkeit. Das Pendant auf der Rückseite rundet das Bild ab. Ich
freute mich riesig auf das Buch, das ich mir eigentlich schon auf der Leipziger
Buchmesse zulegen wollte. Nun muss ich aber sagen: Ich bin furchtbar
enttäuscht! Das Buch hat mich regelrecht aggressiv gemacht, die Idee wurde
nicht voll ausgeschöpft und der Lesefluss andauernd gestört. Ein Flop!
Inhalt
Verena und Tom sind ein Paar, seit sie dreizehn sind. Nun
stehen sie kurz vor ihrem Abitur und ihr Leben wird sich entscheidend ändern.
Doch in einem sind sie sich sicher, sie wollen ihre Zukunft gemeinsam planen.
Die beiden lieben sich, doch immer häufiger fragt sich Verena, ob sie nicht
etwas im Leben verpasst hat. Tom war immer der Einzige und dementsprechend hat
sie keine anderen Erfahrungen. Tom hat damit kein Problem, doch auch Männer
träumen von anderen Frauen. Und so beschließen die beiden für die Zeit zwischen
dem Abitur und dem Studium eine Auszeit zu nehmen – eine Auszeit von der Treue.
Sie bleiben ein Paar, doch mit einer offenen Beziehung. Aber kann man
nach einer offenen Beziehung weitermachen wie bisher? Oder werden die Gefühle
des Anderen doch in Mitleidenschaft gezogen?
Meinung
Das Buch ist kurz. Es hat nur 240 Seiten und ich muss
zugeben, dass ich etwas mehr als einen Tag gebraucht habe, um es zu lesen.
Normalerweise würde ich sagen, dass man Bücher schnell liest, weil man sie mag.
Aber hier habe ich das Tempo angezogen, damit ich so schnell wie möglich durch
bin, weil ich es einfach nur weg haben wollte. Es hat mich aggressiv
gemacht. Und das hatte mehr als nur
einen Grund. Vor allem waren es aber die Protagonisten, die mich aufgeregt
haben. Wir lernen Verena und Tom an Verenas dreizehntem Geburtstag kennen.
Verena hat einen Zwillingsbruder und Tom ist deren Nachbar. Die Eltern sind
miteinander befreundet und so wachsen Verena und Tom quasi miteinander auf. Die
Szene, als beide noch 13 Jahre alt sind, ist niedlich – und ab dann geht es
bergab. Verena war mir einfach nur unsympathisch. Meiner Meinung nach ist sie
ich-bezogen und rechthaberisch. Absolut unsympathisch auf jeden Fall. Tom ist
da um einiges besser gelungen. Er ist ein netter Typ, allerdings hat es mich
aufgeregt, dass er so sexbesessen ist und das auf alle Jungs verallgemeinert
wird. Als wenn jeder Kerl bei einer Frau immer nur an das Eine denkt?! Als Paar
harmonieren die beiden dennoch ganz gut. Sie lieben sich wirklich, aber vor
allem Verena beginnt zu zweifeln. Ich kann diese Zweifel sogar in gewisser
Weise nachvollziehen. Man hat doch eigentlich immer Angst etwas verpasst zu
haben. Sie träumt von anderen Männern, naja, und vor allem von Sex mit anderen
Männern. Ach Kinder…Sex sells, oder was? Na, von mir aus. Die Idee der offenen
Beziehung ist von Beginn an zum Scheitern verurteilt und im Zusammenhang der
Liebe der beiden auch echt bescheuert.
Genervt hat mich auch, dass die „Auszeit von der Treue“ erst nach über der
Hälfte des Buches einsetzt, was mir deutlich zu spät war. Ich dachte, dass man
die Erfahrungen der beiden innerhalb dieses Zeitraums von 3 Monaten unabhängig
voneinander nachverfolgen würde und dass die beiden langsam zum Schluss kommen
würden, dass sie sich doch lieben, oder sonst was. Aber hier wurde das Ganze
anders geregelt. Das Buch hat ganz normale Kapitel und die Sicht der Figuren
wechselt andauernd. Wirklich andauernd. Verena und Tom erzählen im Wechsel, zum
Teil die gleiche Situation. Das ist dann eigentlich nie länger als 2 Seiten,
zumeist nur eine halbe Seite. Klar ist es interessant beide Sichten
mitzubekommen, aber weil die Passagen so super kurz sind, stoppt das den
Lesefluss. Gut ist, dass beide Protagonisten tatsächlich andere Charakteristika
im Stil aufweisen und man sie so gut unterscheiden kann. Sie haben zusätzlich
eine andere Schrift im Text. Trotzdem wird man als Leser immer wieder aus der Handlung
geschmissen, weil sich die Sicht wechselt.
Die Nebenfiguren haben mir auch so gar nicht gefallen. Ebenfalls war ich
verwundert, dass sowohl Verena als auch Tom sofort jemanden hatten, mit dem sie
„fremdgehen“ konnten. So läuft das Ganze nämlich absolut parallel ab. Und das
ist einfach nur unlogisch. Beide haben tatsächlich in der gleichen Nacht, innerhalb von drei Monaten (!) mit
wem anderes Sex – als wenn. Isabell ist übrigens auch so ein Störfaktor
gewesen, der mich einfach nur aufgeregt hat.
Und wenn wir schon bei den Punkten sind, weshalb ich mich mit dem Buch nicht
wohlfühlen konnte: Die Elternpaare der beiden. Sowohl Verena, als auch Tom sprechen
ihre Eltern mit Vornamen an. Das sorgte bei mir für Verwirrung, da man gleich
mit vier Namen klarkommen musste und man nicht genau wusste, wer eigentlich zu
wem gehört und wessen Kind noch dazu kommt. Natürlich musste die Autorin auch
noch eine dämliche Nebenhandlung einbauen, die das Buch nur noch blöder macht.
Klar ist dieser Punkt realistisch, aber warum denn noch mehr negative Dinge in
dieses Buch hauen??? Die Bindung zwischen den Eltern und ihren Kindern habe ich jedenfalls nicht
ganz verstanden. Der Stil der Autorin ist übrigens okay, konnte mich aber nicht mehr
besänftigen.
Fazit
Für mich war „Ein Sommer ohne uns“ ein Buch, mit dem ich
mich überhaupt nicht wohlfühlen konnte.
Von Anfang an hatte ich eine Abneigung gegen die Protagonisten und ihre
dämlichen Ideen –Realismus hin oder her. Der Stil gefiel mir nicht und mit
jedem neuen Kapitel wurde ich immer aggressiver. Die gute Idee konnte einfach
nicht umgesetzt werden und ich bin froh, dass ich das Buch beendet habe, was
zwischenzeitlich auf der Kippe stand. Verena und Tom sind keine Sympathieträger
und springen zwischen Kitsch und Vorurteilen nur so hin und her. Ein Buch, dem
die Basis fehlt und das lediglich durch seine Aufmachung und gute Ansätze zwei
Spitzenschuhe von mir bekommt.
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