30. Juli 2016

Rezension: "Zorn und Morgenröte" von Renée Ahdieh


Titel: Zorn und Morgenröte
Autor: Renée Ahdieh
Verlag: 1one (Bastei Lübbe)
Preis: 16,99€
Seiten: 400

„Einst hatte ich tausend Wünsche, doch in meinem Wunsch, dich zu kennen, schmolzen sie alle dahin." 
Jalal al-Din Rumi

Dieses kleine Zitat findet sich vor dem Prolog des Buches „Zorn und Morgenröte“ von Renée Ahdieh. Nicht sofort vermag man es in Verbindung zum grausamen Kalifen von Chorasan bringen, der täglich seine neue Braut hinrichten lässt. Doch hat man das Buch beendet, findet man nichts so schön, wie die unbeschreibliche Liebesgeschichte zwischen Chalid und Shahrzad. Und so kann man auch verstehen, was das Zitat am Anfang des Buches bedeutet: die unermessliche Liebe. Ein traumhaftes Buch mit einer faszinierenden Geschichte!

Klappentext



Das ganze Volk von Chorasan lebt in Angst und Schrecken seit der junge Herrscher Chalid begonnen hat, jeden tag ein anderes Mädchen zu heiraten, nur um sie am nächsten Morgen bei Sonnenaufgang hinrichten zu lassen. 
Shahrzad hat auf diese Weise ihre beste Freundin Shiva an den Kalifen verloren. Nun will sie nur noch eins: ihre Freundin rächen. Sie meldet sich freiwillig als Braut und hat doch nur ein Ziel: überleben und den Mann töten, der ihr die Freundin genommen hat. 
Im Angesicht der Morgenröte beginnt Shahrzad, Chalid eine Geschichte zu erzählen. Und tatsächlich: Sie bekommt einen Tag Aufschub. 
Doch mit den Geschichten und den Nächten, die vergehen, muss Shahrzad erkennen, dass der junge Kalif nicht der Tyrann ist, für den ihn alle halten. Und dass in seinem prächtigen Palast Geheimnisse verborgen liegen, die noch schrecklicher sind als seine Taten.

Meinung



Ich habe nur sehr schwer ins Buch gefunden und hatte wirklich nicht erwartet, dass es mir derart gefallen würde! Sicher, die meisten Rezensionen waren wirklich positiv, aber die ersten Kapitel enttäuschten mich. Es war nicht nur die Begegnung einer fernen Welt. Dass man kurze Zeit benötigt, um sich an die arabischen Namen, Bezeichnungen und Orte zu gewöhnen ist verständlich. Aber mir war alles zu wirr. Zu viele Figuren, zu viele Handlungsstränge. Hinzu kam noch, dass mir weder die Protagonistin Shahrzad, noch der tollkühne Adelige Tarik besonders gut gefallen haben.  Doch mit der Zeit änderte sich das. Plötzlich entführte Renée Ahdiehs Stil mich ins Morgenland und ließ mich einfach nicht mehr gehen. 
Der Schreibstil der Autorin ist sicher mitverantwortlich, dass ich mich im Buch nach den ersten Kapiteln doch sehr wohl fühlte. Sie beschreibt die Szenarien und die Geschichten authentisch und lebhaft. Es gibt mehr als einen Handlungsfokus. Im Zentrum steht natürlich Shahrzad, die nur den einen Wunsch hegt: ihre Freundin zu rächen und den Kalifen zu töten. Shazi ist eine Kämpferin. Sie ist sehr mutig und gewagt, ehrlich und neugierig. Allerdings hat sie auch einige arrogante Züge. Sie war keinesfalls mein Lieblingscharakter. Denn eigentlich ertrug ich Shazi nur, wenn sie gemeinsam mit Chalid auftauchte. Denn der kühle und vielleicht wahnsinnige Herrscher schlug mich in seinen Bann. Was ist der Grund dafür, dass er seine frisch angetrauten Bräute bei Morgenröte hinrichten lässt? Was verbergen seine so ruhigen Augen? Chalid ist ohne Frage das größte Geheimnis des Buches und es ist interessant Shahrzads Konflikt zu beobachten. Sie will ihn töten – und kann es doch nicht. Denn auch sie will wissen, warum all die anderen Mädchen sterben mussten und sie nicht. Genauso sehr will Chalid aber wissen, warum Shazi sich freiwillig für den Tod entschied. Die Chemie zwischen den beiden stimmt einfach. Und für mich mutierten sie ab der Hälfte des Buches zu einem meiner liebsten Liebespaare der letzten Jahre. Die Gefühle zwischen beiden sind so echt und das, obwohl beide dagegen ankämpfen. Die Geheimnisse machen die Situation nicht leichter und hinzukommen natürlich die verschiedensten Intrigen. Denn wer denkt, dass es mit einer einfachen Liebesgeschichte getan ist, irrt gewaltig. Es gibt Menschen, die Chalid den Thron streitig machen wollen. Und es gibt diejenigen, die Shahrzad unbedingt aus den Fängen des furchtbaren Herrschers befreien wollen. Allen voran ihre Jugendliebe Tarik. Der junge Mann ist anfangs relativ sympathisch, was mit der Zeit allerdings abnimmt. Die Abschnitte, die von ihm erzählen, empfand ich im Vergleich zu denen von Shazi und Chalid als langweilig. Deplatziert erschien mir auch die Geschichte von Shahrzads Vater und seine Magie. Man bekommt als Leser nur sehr wenige Informationen zu diesem Handlungsstrang, was für viel Verwirrung sorgt. Man erahnt verschiedene Dinge und tappt doch weiterhin im Dunkeln. Im zweiten Teil der Reihe wird hier sicher sehr viel Zeit drauf verwendet werden. 
Natürlich machen die Abschnitte über die anderen Figuren die gesamte Geschichte runder und spannender. Doch ich befand mich irgendwann in einem Wahn, der mich auf die Szenen zwischen Shazi und Chalid fiebern ließ. Ich habe das Buch verschlungen und das, obwohl ich anfangs wirklich nicht damit gerechnet hatte. Es passt einfach so vieles in dieser Geschichte, dass ich immer noch völlig verzückt bin. Als Leser befindet man sich aber auch nach Beenden des Buches in einem kleinen Gewissenskonflikt, den eben auch die Protagonistin durchmacht. Denn auch wenn Chalid seine Gründe hat, so starben eine Vielzahl junger Frauen. Und wofür? Gibt es Gründe, die das rechtfertigen? Ich zumindest kann Chalid sogar verstehen…auch wenn mich das ebenfalls zu einem Monster macht.


Fazit



Obwohl es Stellen im Buch gab, die ich gern überlesen hätte, senkt sich mein Fieber, das dieses Buch ausgelöst hat nur langsam. Die Autorin hat es geschafft mich in eine ferne Welt zu entführen und neugierig zu machen. Die Liebesgeschichte war für mich etwas ganz Besonderes. Tragend ist für mich der Charakter von Chalid, ohne den das Buch nicht funktionieren würde. Nach ungefähr 100 Seiten wollte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen und musste mich regelrecht dazu zwingen. Auch wenn es kleine Makel oder eben Unverständlichkeiten gibt, fiebere ich Teil zwei sehr entgegen. Gebt mir mehr von dieser Liebesgeschichte aus 1001 Nacht. Verdiente fünf Spitzenschuhe!




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Wenn du auf meinem Blog kommentierst, werden die von dir eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. deine IP-Adresse) an Google-Server übermittelt. Mehr Infos dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung (Link einfügen) und in der Datenschutzerklärung von Google.