Titel: Zorn und Morgenröte
Autor: Renée Ahdieh
Verlag: 1one (Bastei Lübbe)
Preis: 16,99€
Seiten: 400
„Einst hatte ich tausend Wünsche, doch in meinem Wunsch, dich zu kennen, schmolzen sie alle dahin."
Jalal al-Din Rumi
Dieses kleine Zitat findet sich vor dem Prolog des Buches
„Zorn und Morgenröte“ von Renée Ahdieh. Nicht sofort vermag man es in
Verbindung zum grausamen Kalifen von Chorasan bringen, der täglich seine neue
Braut hinrichten lässt. Doch hat man das Buch beendet, findet man nichts so
schön, wie die unbeschreibliche Liebesgeschichte zwischen Chalid und Shahrzad.
Und so kann man auch verstehen, was das Zitat am Anfang des Buches bedeutet:
die unermessliche Liebe. Ein traumhaftes Buch mit einer faszinierenden
Geschichte!
Klappentext
Das ganze Volk von Chorasan lebt in Angst und Schrecken seit der junge Herrscher Chalid begonnen hat, jeden tag ein anderes Mädchen zu heiraten, nur um sie am nächsten Morgen bei Sonnenaufgang hinrichten zu lassen.
Shahrzad hat auf diese Weise ihre beste Freundin Shiva an den Kalifen verloren. Nun will sie nur noch eins: ihre Freundin rächen. Sie meldet sich freiwillig als Braut und hat doch nur ein Ziel: überleben und den Mann töten, der ihr die Freundin genommen hat.
Im Angesicht der Morgenröte beginnt Shahrzad, Chalid eine Geschichte zu erzählen. Und tatsächlich: Sie bekommt einen Tag Aufschub.
Doch mit den Geschichten und den Nächten, die vergehen, muss Shahrzad erkennen, dass der junge Kalif nicht der Tyrann ist, für den ihn alle halten. Und dass in seinem prächtigen Palast Geheimnisse verborgen liegen, die noch schrecklicher sind als seine Taten.
Meinung
Ich habe nur sehr schwer ins Buch gefunden und hatte
wirklich nicht erwartet, dass es mir derart gefallen würde! Sicher, die meisten
Rezensionen waren wirklich positiv, aber die ersten Kapitel enttäuschten mich.
Es war nicht nur die Begegnung einer fernen Welt. Dass man kurze Zeit benötigt,
um sich an die arabischen Namen, Bezeichnungen und Orte zu gewöhnen ist
verständlich. Aber mir war alles zu wirr. Zu viele Figuren, zu viele
Handlungsstränge. Hinzu kam noch, dass mir weder die Protagonistin Shahrzad,
noch der tollkühne Adelige Tarik besonders gut gefallen haben. Doch mit der Zeit änderte sich das. Plötzlich
entführte Renée Ahdiehs Stil mich ins Morgenland und ließ mich einfach nicht
mehr gehen.
Der Schreibstil der Autorin ist sicher mitverantwortlich, dass ich mich im Buch
nach den ersten Kapiteln doch sehr wohl fühlte. Sie beschreibt die Szenarien
und die Geschichten authentisch und lebhaft. Es gibt mehr als einen
Handlungsfokus. Im Zentrum steht natürlich Shahrzad, die nur den einen Wunsch
hegt: ihre Freundin zu rächen und den Kalifen zu töten. Shazi ist eine
Kämpferin. Sie ist sehr mutig und gewagt, ehrlich und neugierig. Allerdings hat
sie auch einige arrogante Züge. Sie war keinesfalls mein Lieblingscharakter.
Denn eigentlich ertrug ich Shazi nur, wenn sie gemeinsam mit Chalid auftauchte.
Denn der kühle und vielleicht wahnsinnige Herrscher schlug mich in seinen Bann.
Was ist der Grund dafür, dass er seine frisch angetrauten Bräute bei Morgenröte
hinrichten lässt? Was verbergen seine so ruhigen Augen? Chalid ist ohne Frage
das größte Geheimnis des Buches und es ist interessant Shahrzads Konflikt zu
beobachten. Sie will ihn töten – und kann es doch nicht. Denn auch sie will
wissen, warum all die anderen Mädchen sterben mussten und sie nicht. Genauso
sehr will Chalid aber wissen, warum Shazi sich freiwillig für den Tod
entschied. Die Chemie zwischen den beiden stimmt einfach. Und für mich
mutierten sie ab der Hälfte des Buches zu einem meiner liebsten Liebespaare der
letzten Jahre. Die Gefühle zwischen beiden sind so echt und das, obwohl beide
dagegen ankämpfen. Die Geheimnisse machen die Situation nicht leichter und
hinzukommen natürlich die verschiedensten Intrigen. Denn wer denkt, dass es mit
einer einfachen Liebesgeschichte getan ist, irrt gewaltig. Es gibt Menschen,
die Chalid den Thron streitig machen wollen. Und es gibt diejenigen, die
Shahrzad unbedingt aus den Fängen des furchtbaren Herrschers befreien wollen.
Allen voran ihre Jugendliebe Tarik. Der junge Mann ist anfangs relativ
sympathisch, was mit der Zeit allerdings abnimmt. Die Abschnitte, die von ihm
erzählen, empfand ich im Vergleich zu denen von Shazi und Chalid als langweilig.
Deplatziert erschien mir auch die Geschichte von Shahrzads Vater und seine
Magie. Man bekommt als Leser nur sehr wenige Informationen zu diesem
Handlungsstrang, was für viel Verwirrung sorgt. Man erahnt verschiedene Dinge
und tappt doch weiterhin im Dunkeln. Im zweiten Teil der Reihe wird hier sicher
sehr viel Zeit drauf verwendet werden.
Natürlich machen die Abschnitte über die anderen Figuren die gesamte Geschichte
runder und spannender. Doch ich befand mich irgendwann in einem Wahn, der mich
auf die Szenen zwischen Shazi und Chalid fiebern ließ. Ich habe das Buch
verschlungen und das, obwohl ich anfangs wirklich nicht damit gerechnet hatte.
Es passt einfach so vieles in dieser Geschichte, dass ich immer noch völlig
verzückt bin. Als Leser befindet man sich aber auch nach Beenden des Buches in
einem kleinen Gewissenskonflikt, den eben auch die Protagonistin durchmacht.
Denn auch wenn Chalid seine Gründe hat, so starben eine Vielzahl junger Frauen.
Und wofür? Gibt es Gründe, die das rechtfertigen? Ich zumindest kann Chalid
sogar verstehen…auch wenn mich das ebenfalls zu einem Monster macht.
Fazit
Obwohl es Stellen im Buch gab, die ich gern überlesen hätte,
senkt sich mein Fieber, das dieses Buch ausgelöst hat nur langsam. Die Autorin
hat es geschafft mich in eine ferne Welt zu entführen und neugierig zu machen.
Die Liebesgeschichte war für mich etwas ganz Besonderes. Tragend ist für mich
der Charakter von Chalid, ohne den das Buch nicht funktionieren würde. Nach ungefähr
100 Seiten wollte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen und musste mich
regelrecht dazu zwingen. Auch wenn es kleine Makel oder eben
Unverständlichkeiten gibt, fiebere ich Teil zwei sehr entgegen. Gebt mir mehr
von dieser Liebesgeschichte aus 1001 Nacht. Verdiente fünf Spitzenschuhe!
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