Titel: Solo für Clara
Autor: Claudia Schreiber
Verlag: Carl Hanser Verlag
Preis: 16,90€
Seiten: 272
„Solo für Clara“ ist ein Buch, das mich tief beeindruckt
hat. Ich bewundere Pianisten und liebe es ihrer Musik zu lauschen. Doch bis zu
diesem Buch hatte ich nicht einmal in Ansätzen eine Ahnung, was es heißt, sein
Leben der Musik zu widmen. „Solo für Clara“ ist ein Buch über eine
unermessliche Leidenschaft und einen
großen Traum. Um diesen Traum zu erreichen, muss viel überstanden werden und
das nicht nur von der jungen Clara – sondern von jedem in ihrem Umfeld. Das
Buch wurde in der kurzen Zeit die ich es las ein Teil von mir und ließ mich
nicht mehr los. Taucht ein in eine virtuose Welt voller Musik, die man dank
moderner QR-Codes im Buch sogar während des Lesens genießen kann. Für mich ein
absolutes Highlight!
Klappentext
Das Porträt eines musikalischen Talents: Die Geschichte
eines Mädchens, das mit Ehrgeiz und Leidenschaft seinen Traum verfolgt,
Pianistin zu werden
Mit fünf sitzt Clara zum ersten Mal am Klavier. Eigentlich
soll sie nur das Instrument kennenlernen, doch Clara zeigt eine
außergewöhnliche musikalische Neugier und Begabung. Bald erhält sie
professionellen Musikunterricht und verbringt jede freie Minute am Flügel. Sie
weiß, dass sie es mit Fleiß, Disziplin und ihrer großen Liebe zur Musik zur
Konzertpianistin schaffen könnte. Doch sie ahnt nicht, wie sehr ihr die vielen
Reisen, der Neid und die Intrigen ihrer Konkurrentinnen sowie der Verzicht auf
ein normales Leben zu schaffen machen. Dennoch lässt Clara sich nicht
entmutigen und kämpft entschlossen für ihre Ziele, bis ihr großer Traum von
einer Karriere als Solistin greifbar nahe ist …
Meinung
Ich habe mir das Buch aus persönlichem Interesse nach der
Lesung von Claudia Schreiber auf der Buchmesse in Leipzig gekauft. In meiner Freizeit höre ich sehr gern klassische Musik und mein Lieblingsinstrument ist
dabei das Klavier. Aber so gerne ich es auch höre, so wenig Ahnung habe ich
davon. In meiner Jugend habe ich Querflöte gespielt, was vielleicht nicht
unbedingt mit einem Piano gleichzusetzen ist – vor allem nicht, wenn von einem
Kind mit Hochbegabung die Rede ist. Denn das ist Clara ohne Frage: hochbegabt.
Für mich war „Solo für Clara“ etwas ganz Besonderes. Das begann bereits beim
Cover. Von weitem dachte ich tatsächlich, dass ein verkrüppeltes Herz zu sehen
wäre, bis ich das Klavier und das Mädchen mit den wehenden Haaren erkannte. Dazu
der Hintergrund von Notenlinien und das raue Hardcover. Für mich ist das Buch
bereits äußerlich perfekt. Aber dazu kommt natürlich der Inhalt. Claudia
Schreiber erzählt nach wahren Vorbildern die Geschichte eines Kindes, das
nichts anderes im Kopf hat als das Klavier. Zwar gibt es keine konkrete biographische
Vorlage für Clara, dennoch ist sie sehr authentisch! Die Autorin ließ sich von
verschiedenen Musikern zu diesem Roman inspirieren und somit gelingt ihr ein
unglaublich hohes Maß an Authentizität. Dies liegt zum größten Teil an der
Thematik, die sehr professionell vermittelt wird, zum anderen aber auch an
Claras Art zu erzählen. Das junge Mädchen erzählt seine Geschichte selbst. Der
Stil von Claudia Schreiber ist somit vor allem zu Beginn sehr kindlich, jung
und naiv. Aber dennoch ist immer eine starke und disziplinierte Note vertreten,
die Clara zu dem Mädchen machen, das sie ist. Der Stil ist absolut gelungen und
altersgerecht.
Die Geschichte beginnt bei einem Wettbewerb, als Clara 12 Jahre alt ist. Die
Kapitel sind immer mit der Formel „Als ich … Jahre alt war“ eingeleitet und
schildern Claras Erfahrungen in diesem Jahr. Obwohl die Handlung bei 12 Jahren
einsetzt, macht sie einen Sprung zurück, als Clara fünf war und geht von 8
Jahren an regelmäßig aufwärts, so dass das Buch endet, als Clara 16 Jahre alt
ist. Obwohl wir hier als Leser also nur eine relativ kurze Spanne verfolgen,
offenbart die Protagonistin doch ihre gesamte Kindheit vor uns. Und diese ist
keinesfalls normal. Als junges Kind denkt Clara an nichts anderes als das
Spielen, denn sie will einfach nichts anderes. Schnell entwickelt sich der
Wunsch in ihr, Konzertpianistin zu werden. Doch was das wirklich heißt, wird
erst im Verlauf des Buches klar. Der anfängliche Spaß und die dazugehörige
Disziplin werden überschattet von harter Arbeit, Ausblenden des realen Lebens
und purer Konzentration auf das Ziel. Der Druck nimmt zu, die Konkurrenz wird
stärker – doch Clara wird auch besser. Ich war fasziniert davon, was dieses
kleine Mädchen alles auf sich nimmt, um ihrem Traum ein Stück näher zu kommen.
Wahre Helden sind hierbei auch ihre „Erwachsenen“, wie Clara ihre Eltern gern
nennt. Beide arbeiten selbst gern und hart, doch mit einem hochbegabten Kind –
ja, soll man sagen „Wunderkind“? (dieser Begriff wird im ganzen Buch jedenfalls
vermieden) – müssen sie erst einmal zu Recht kommen. Clara braucht einen
Flügel, der Unterricht muss bezahlt werden, ein zweites Instrument muss her,
die Reisen zu den Meisterkursen kommen dazu und dort muss sie außerdem
begleitet werden. Es geht in diesem Buch nicht nur um Clara. Sondern um all
das, was getan werden muss, damit das „Solo für Clara“ überhaupt erst möglich
wird. Zum Teil war ich schockiert, zum Teil fasziniert. Es ist schwer zu
beschreiben. Clara ist nicht unbedingt sympathisch. Oftmals ist sie
rücksichtslos und egoistisch. Vor allem ihre Eltern müssen mit ihr kämpfen. Doch
sie hat auch viele positive Eigenschaften und eine sehr luxuriöse Situation.
Denn ihre Eltern zwingen sie zu nichts, wollen sie sogar zum Aufhören bewegen.
Aber sie WILL Klavier spielen, denn nichts anderes auf der Welt macht sie so
glücklich, wie der Applaus nach einem schweren Stück, an dem sie stundenlang
gearbeitet hat.
Ich könnte noch stundenlang über den komplizierten Charakter des jungen
Mädchens schreiben, oder über die familiäre Situation, die mehr als einmal
unter Claras Ambitionen leidet. Aber für irgendetwas müsst ihr das Buch ja auch
selbst lesen.
Interessant ist sicher noch der Aspekt der Konkurrenz untereinander. Für mich
war es sehr nachvollziehbar, dass sich unter den kleinen Wunderkindern mehr als nur
ein Biest versteckt. Ein interessanter und ambivalenter Charakter ist
außerdem Claras Musikprofessor Eisenstein. Nutzt er es aus, mit so jungen
Menschen zu arbeiten? Oder lebt er lediglich für die Musik?
Die Themen des Buches sind für mich überaus interessant gewesen, allerdings
sind sie auch speziell. Jeder, der Musik liebt, wird sich in diesem Buch
wiederfinden und vielleicht ebenso fasziniert sein. Eine tolle Innovation, wenn
auch nicht unbedingt revolutionär, sind die QR-Codes, die sich oft im Buch
finden lassen. Immer wenn Clara sich mit einen neuen und komplizierten Stück
beschäftigt, findet man am Seitenrand einen Code. Wenn man ihn scannt, kommt
man zu Youtube-Videos, die einem Claras aktuelles Stück vorspielen. Die Musik
während des Lesens laufen zu lassen, schafft eine atemberaubende Atmosphäre und
bringt uns der Protagonistin ein kleines Stück näher. Für mich war es sehr
interessant, allerdings bin ich mir auch dessen bewusst, dass QR-Codes auch
Schwächen haben. Dennoch gefällt mir die Idee.
Fazit
Ich schreibe schon viel zu lang, was daran liegt, dass ich
das Buch selbst noch verarbeite. Es ist so vielschichtig, so authentisch,
tragisch und irgendwie wunderschön. Ich finde es faszinierend und kann es jedem
ans Herz legen, der sich für das Thema Musik interessiert. Claudia Schreiber
zeichnet hier ein besonderes Porträt eines speziellen Lebensweges, der zwar
viel Negatives mit sich bringt und dennoch Großes hervorbringen kann. Ich kann
nur 5 Spitzenschuhe vergeben, während
ich dem Klang des „Glöckchens“ weiter lausche.
Huhu Julia,
AntwortenLöschendu klingst von dem Buch so was von begeistert und in jedem Wort in dieser Rezension, spürt man diese Begeisterung und auch, was für einen Effekt dieses Buch auf dich hatte. Es klingt nach etwas, dass man nicht so schnell vergisst und worüber man noch lange Zeit später nachdenken kann. Deine Rezension macht wirklich mehr als neugierig und die Idee mit den QR-Codes, finde ich total cool. Dass man sich da auch noch die Mühe gemacht hat, dass man sich die Stücke als Leser anhören kann und sie durch die Codes schneller findet, finde ich klasse. Klingt auf jeden Fall sehr gut, so dass ich es unbedingt im Hinterkopf behalten muss! =)
Ganz liebe Grüße
Leni =)
Hey Leni :)
LöschenJa, du hast sowas von Recht! Mich hat das Buch wirklich begeistert und ich werde es so schnell sicher nicht vergessen. Es war auf jeden Fall die richtige Entscheidung es in Leipzig zu kaufen.
Ich finde das mit den Codes auch total toll! Klar, das klappt mit der Internetverbindung nicht unbedingt immer und wer weiß, wie lange die Videos verfügbar sind, aber es schafft einfach eine ganz besondere Atmosphäre.
Schön, dass dir die Rezi gefallen hat :) Ich kanns dir ehrlich nur empfehlen.
Liebst,
Julia