Titel: Hinter Dornenhecken und Zauberspiegeln
Autor: Christian Handel (Hrsg.)
Verlag: Drachenmond
Preis: 14,90€
Seiten: 400
Die meisten von uns sind mit ihnen aufgewachsen: Märchen. Bewusst oder unbewusst hatten sie für uns immer eine gewisse Bedeutung und manchmal vielleicht auch Einfluss auf unsere Handlungen. Ich selbst wollte zum Beispiel immer die Rapunzel-Barbie haben, die ich leider nie bekam. Aber diese junge Frau mit den langen Haaren hat mich einfach fasziniert. Auch Disney-Filme sind aus meiner Kindheit nicht wegzudenken und diese beschäftigten sich zumeist ebenfalls mit den klassischen Märchen. Selbst im Rahmen Universität wird viel über Märchen geforscht. Kein Wunder also, dass sich immer mehr Autoren den klassischen Motiven annehmen, diese verändern, verarbeiten oder einfach weiterspinnen. So entstehen ganz neue und märchenhafte Geschichten, die die Welt so aber noch nicht kennt. Damit sich dies ändert, gibt es Anthologien. Eine solche Märchen-Fantasy-Anthologie ist „Hinter Dornenhecken und Zauberspiegeln“ aus dem Drachenmond-Verlag. Ein zauberhaftes Cover, namenhafte Autoren und fantastische Geschichten lassen sich in diesem Buch finden. Es ist eine sehr schöne Sammlung verschiedenster Geschichten, die sich im Märchenbereich ansiedeln lassen. Sehr gelungen, doch nicht jedem kann jede Geschichte gefallen. Wer aber einige Zeit in klassischen und gleichzeitig neuen Mädchen versinken will, ist hier genau richtig.
Klappentext
Traust du dich, einen Blick hinter den Spiegel zu werfen?
Entdecke eine Welt, in der die Feen zum Klang fluchbeladener Harfen tanzen und
Geheimnisse wohl verborgen hinter Brombeerhecken schlummern. Folge den Spuren
derer, die du zu kennen glaubst. Doch gib Acht – im Märchenreich ist nichts so,
wie du es erwartest …
Meinung
Mein Einleitungstext ist bereits viel länger, als dies
normalerweise der Fall ist. Aber eine Anthologie zu rezensieren ist schwieriger,
als wenn ich ein normales Buch bewerte. In dieser wirklich wunderschön
gestalteten Anthologie findet der Leser 18 Geschichten verschiedener Autoren.
Viele dieser Autoren haben bereits Rang und Namen, wenige unter ihnen sind noch
unbekannt. Man kann sagen, dass sich in diesem Buch viel Expertise findet.
Viele der Autoren sind vor allem im Fantasy-Bereich zu Hause und haben einen
festen und geschliffenen Stil. Stiltechnisch fand ich alle Geschichten sehr
gelungen. Sie weisen unterschiedliche Längen auf. Drei Stück unter ihnen würde ich als
lang betiteln, während der Rest schnell lesbar ist. Durch die Kürze mancher
Geschichten könnte man Tiefgang bemängeln. Dieser wiederum ist schwer zu
erreichen, wenn man nur wenige Seiten zur Verfügung hat, um den Leser in seinen Bann
zu ziehen. Dennoch gelingt das Einfangen zumeist sehr gut. Viele der
Geschichten konnten mich fesseln. Wenige unter ihnen waren allerdings so freskenhaft
geschrieben, dass ich nach dem Leser verwirrter war, als zuvor („Silbernächte“
oder „Sei still und lausche“). Dies lässt sich durch den Plot erklären, ist
aber kein befriedigendes Gefühl. Andere Geschichten schaffen es in ihrer Kürze
dennoch absolut zu überzeugen. Hier sind „Der Fluch der wahren Liebe“ oder „Schwanengesang“
zu nennen. Es gibt Geschichten zum Gruseln, wie etwa „Die Kinderfresserin“ oder
„Das knöcherne Mütterlein“, allerdings gibt es auch sehr heitere Geschichten.
Einer meiner absoluten Favoriten ist „Der Schuh der Dryade“, in der es durchaus
lustig und emanzipatorisch her geht. Wirklich toll gefallen hat mir auch „Das
Glück lebt still im tiefen Wald“, was mir vor allem durch seine Anknüpfungen an
verschiedene Märchen im Gedächtnis blieb. Dies schaffen alle Geschichten
wirklich gut. Man erkennt die Motivik und knüpft Parallelfäden zu bekannten
Geschichten. Dennoch bleibt so viel Freiraum, dass der Leser sich seinen Teil
denken kann. Ein wahres Highlight kommt noch einmal am Ende mit „Knochenlicht“,
der einzigen Geschichte, die ein modernes Setting besitzt. Alle anderen
Geschichten spielen in einem „Es war einmal…“-Zeitalter, während dieses aktuell
ist. Dieser Stilbruch verwirrte mich anfangs, ist im Nachhinein aber absolut
richtig gesetzt worden!
Es gibt in dieser Anthologie viel zu entdecken, allerdings mag nicht jeder die
gleichen Geschichten. Ich denke, dass für jeden Geschmack etwas dabei ist und
dennoch wird es immer Geschichten geben, die man selbst nicht so sehr mochte.
Auch ich fand die ein oder andere nicht so gelungen, aber das ist die Gefahr
bei Anthologien. Die Mischung ist hier trotzdem sehr gelungen. Ich kann nur den
Tipp geben, sich mit diesem Buch Zeit zu lassen und immer mal wieder eine
Geschichte zu lesen, dieser dann aber auch Zeit zu geben. Einige benötigen
etwas Zeit, um sich voll zu entfalten. In einem Rutsch durchzulesen, würde
diesen schönen Geschichten nicht gerecht werden.
Wie ich anfangs erwähnte ist das Buch sehr liebevoll gemacht. Neben den kleinen Zeichnungen zum Beginn einer Geschichte, findet sich auch immer ein Einleitungstext von den Herausgebern. So erfährt man ein bisschen was über den jeweiligen Autor und wird oft in die Geschichte eingeführt.
Fazit
„Hinter Dornenhecken und Zauberspiegeln“ ist ein Muss für
jeden Märchenliebhaber, der von dieser magischen Welt nicht genug bekommen
kann. Hier findet man neue Ideen, gepaart mit klassischen Motiven und
verarbeitet in einem wunderschönen Stil. In der Zusammensetzung sollte für jeden
etwas dabei sein, doch hier gilt auch die Gefahr, dass nicht jede Geschichte
den persönlichen Geschmack treffen kann. Mir gefielen ein paar Geschichten unglaublich
gut, von anderen war ich ein wenig enttäuscht. Alles in allem komme ich dennoch
auf vier märchenhafte Spitzenschuhe.
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