8. August 2017

Rezension [Klassiker]: "Stolz und Vorurteil" von Jane Austen


Titel: Stolz und Vorurteil
Autor: Jane Austen
Verlag: Fischer Klassik
Preis: 8,00€
Seiten: 448

"Stolz und Vorurteil" ist einfach das perfekte Buch. Punkt.

Nicht weniger als fünf Töchter haben die Bennets standesgemäß unter die Haube zu bringen. Kein leichtes Unterfangen für eine Familie auf dem Land, die nur über ein bescheidenes Vermögen verfügt. Ausgerechnet die intelligente Elizabeth, das Lieblingskind des Vaters, erweist sich als besonders schwieriger Fall. Zum allgemeinen Unverständnis hat sie die Stirn, den Antrag eines wohlsituierten Pfarrers auszuschlagen. Statt dem Drängen der Familie nachzugeben, folgt Elizabeth hartnäckig ihrem eigenen Urteil ...
Tatsächlich habe ich überlegt, den oberen Satz als Rezension hochzuladen. Es hatte seinen Reiz. Aber ein so wundervolles Buch verdient doch mehr als nur einen Satz.
Ich habe Jane Austens berühmtestes und meistgelesene Werk 2011 zum ersten Mal gelesen. Damals avancierte es sich zu meinem Lieblingsbuch. Doch ich hatte das Bedürfnis es noch einmal zu lesen. Hatte es den Status „Lieblingsbuch“ überhaupt noch verdient? Oder würde es mich beim zweiten Mal vielleicht langweilen? So entschloss ich mich zum zweiten Lesen. Und es war keine Enttäuschung. Ganz im Gegenteil. Ich habe mich noch einmal in diese Geschichte, diese Charaktere, diesen Feinsinn verliebt. Denn „Stolz und Vorurteil“ ist und bleibt es: mein Lieblingsbuch.
Natürlich muss etwas Begründetes vorliegen, wenn ein Buch über mehr als 200 Jahre immer wieder gelesen und gepriesen wird. Jane Austen hat mit „Stolz und Vorurteil“ etwas Herausragendes geschaffen. Als Autorin ist sie unglaublich begabt. Sie schreibt über Dinge, die sie gut kennt und die deswegen sehr authentisch sind. Sie selbst lebte ein ähnliches Leben wie ihre Protagonistin Elizabeth Bennet, allerdings hatte Jane Brüder statt Schwestern und war Pfarrerstochter. Doch Bälle und Heiratsabsichten gab es zu Hauf. Zum Glück, denn so hat diese bemerkenswerte Frau es geschafft, uns mit ihren Büchern in ihre kleine Welt zu entführen und nie wieder loszulassen.
Die Geschichte um Elizabeth und Mr. Darcy ist sicher vielen bekannt. Jane Austen zeichnet in diesem Roman vor allem vielfältige Charaktere. Elizabeth steht für das Vorurteil, Mr. Darcy für den Stolz. Beide müssen einen Reifungsprozess durchlaufen, bevor sie einander ebenbürtig sind und zueinander finden können. Diese Reise ist einfach atemberaubend. Die Liebesgeschichte entspringt einer Hasstirade, wird zu einem zarten Pflänzchen und wird letztlich von wahren Gefühlen genährt. Ich liebe jede Szene zwischen den beiden Protagonisten, aber ich liebe genauso Jane Austens Humor und gezielte Gesellschaftskritik. Zwischen den Zeilen steht einfach noch viel mehr. Die Autorin hatte einen Spürsinn für Figuren, für Charaktereigenschaften und einen sehr gezielten Humor. Wie schlagfertig ist Elizabeth, wie höflich Mr. Darcy und sein Freund Bingley. Aber auch die Familie Bennet und noch viele andere Nebenfiguren haben so viel Detailliebe in ihrer Figur. Ach, was muss das für eine Zeit gewesen sein. Das Schöne ist ja, dass die Charaktere Fehler haben, sie aber bereit sind an sich zu arbeiten. Ich glaube kaum, dass viele Menschen es schaffen, eine so zarte Geschichte so unglaublich zu schreiben. Themen sind das Heiraten, drohende Armut, das Amüsement des Lebens und gesellschaftliche Zwänge. Alles ist toll verpackt und zu einem großen Ganzen gemacht, an dem ich absolut keinen Kritikpunkt habe. Wie gern würde ich der herzensguten Jane einmal begegnen, Mr. Bennet in seinem Arbeitszimmer zusehen oder beurteilen können, wie fies Miss Bingley wirklich ist. Die Charaktere haben Generationen geprägt und ich bin wirklich froh, dass „Stolz und Vorurteil“ noch so häufig gelesen wird. Denn es lohnt sich.
Der Stil von Austen ist genauso feinsinnig, wie ihr Gespür für die Geschichte. Man muss sich natürlich kurz daran gewöhnen, denn die höfliche Ausdrucksweise ist keineswegs heute noch in Gebrauch. Aber das macht dieses Buch noch schöner. Außerdem kommt man dennoch sehr gut durchs Buch, ja vielleicht mag das sogar am Stil selbst liegen. Manchmal ist Austen etwas ausschweifend, aber ich würde nicht einen Satz dieses Werkes streichen wollen. Die Schauplätze sind großartig und man kann sich einfach jede Kulisse vorstellen. Zauberhaft.
Ich bleibe bei meinem anfänglichen Urteil. Jane Austen hat mit dem Roman „Stolz und Vorurteil“ Literaturgeschichte geschrieben. Das Finden der großen Liebe, familiäre und gesellschaftliche Verpflichtungen und Charaktereigenschaften spielen große Rollen. Dazu hat das Buch seine ganz eigene Spannung, seinen ganz eigenen Charme und seine eigene tiefgreifende Botschaft. Man kann aus „Stolz und Vorurteil“ tatsächlich etwas lernen. Ich bin mir sicher, dass es nicht das letzte Mal war, dass ich mein Lieblingsbuch gelesen habe. Ein wahrer Schatz, den ich nicht höher bewerten kann als mit fünf Spitzenschuhen. Leider.



6 Kommentare:

  1. Jedes Wort kann ich so unterschreiben! Ich habe es gestern zu Ende gelesen (die letzten 50 Seiten, den Rest habe ich gehört) und war auch wieder vollends begeistert. Emma und Mansfield Park gefielen mir ja schon so gut, aber Stolz & Vorurteil ist irgendwie nochmal besonders toll. Ich weiß gar nicht, wann ich es das erste Mal gelesen hab, das müsste irgendwann in der 9. Klasse oder so gewesen sein, ich bin mir allerdings sicher, dass ich damals kein Stück der versteckten Gesellschaftskritik verstanden haben kann. Es ist einfach so vielseitig, was die Lesarten angeht. Ich kann es lesen und einfach die Liebesgeschichten toll finden, ich kann es lesen und die Stärke der weiblichen Charaktere wahrnehmen, die Standeskritik, die generellen Charakterzeichnungen.. es ist rundum toll, wie du sagst. Und heute wird der Film geguckt. Ich habe Tim überredet. :D :D

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    1. Hahaha :D Ich habe den Film gestern geguckt. Allerdings alleine, konnte Max noch nicht überzeugen...Und ehrlich gesagt überlege ich, ob ich ihn mir heute nicht einfach nochmal auf Englisch reinziehe :D Ich bin im Moment einfach so süchtig nach dieser Geschichte...hach...Und der Film ist auch so toll, weil wirklich richtig viele Dialoge wortgetreu übernommen wurden :) Aber nichts kommt an das Buch heran.
      Danke für deinen schönen Kommentar :) Ich gebe dir einfach in allem Recht!
      :*:*

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    2. Welche Verfilmung schaut ihr denn? Ich habe die Jahreszahlen grade nicht im Kopf, aber die mit Keira Knightley oder die mit Colin Firth? Beide total schön. Auch wenn ich finde, dass die Wickham Geschichte in beiden Verfilmungen untergeht.

      Deine Rezension kann ich nur unterschreiben. Stolz und Vorurteil ist ein Meisterwerk und ich kann es immer wieder und wieder und wieder lesen. Absolutes Lieblingsbuch!

      Grüße Isbel

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    3. Hallo Isbel :)
      Wir meinen die Verfilmung mit Keira Knightley. Die andere habe ich bisher leider nicht einmal gesehen, aber ich habe sie mir zum Geburtstag gewünscht :) Ich bin schon sehr gespannt, weil ich von vielen gehört habe, dass sie besser sein soll als die Neuere.
      Ja, das mit Wickham geht im Vergleich zum Buch tatsächlich etwas unter. Aber ansonsten ist zumindest bei der 2005er Version das Buch wirklich gut verarbeitet.
      Dankeschön! Man kann dieses Buch einfach nur lieben!
      Liebe Grüße,
      Julia

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    4. Hey

      ich finde beide Versionen haben ihre Vor- und Nachteile, aber ja ich bevorzuge die BBC-Verfilmung mit Firth, obwohl ich bei der anderen, Darcy viel schöner dargestellt finde. Liegt vielleicht auch am Schauspieler.

      Gruß Isbel

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    5. Oh ja, ich bin auch schon sehr auf Firth als Darcy gespannt. Kann ihn mir ehrlich gesagt noch nicht so vorstellen. Und ich liebe Mathew McFayden einfach :D *.* Aber vielleicht kann man mich ja eines Besseren belehren ;)
      Jedenfalls bin ich jetzt sehr gespannt auf die BBC-Verfilmung. Du hast mich wirklich neugierig gemacht :) Aber meine Erwartungen sind hoch ;)
      Liebste Grüße,
      Julia

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