5. September 2018

Rezension: "Der Wächter - Die Geschichte von Sin und Miriam" von Sabine Schulter


Titel: Der Wächter - Die Geschichte von Sin und Miriam
Autor: Sabine Schulter
Verlag: Dark Diamonds
Preis: 4,99€
Seiten: 626


Sabine Schulter ist ein Name, der auf diesem Blog immer wieder auftaucht. Ich liebe ihre Bücher, ihre kreativen Ideen und ihre Charaktere. Das Familiäre der Bücher ist einfach schön und deswegen kann ich jedes davon empfehlen. Vor kurzem wurde ihre Debütreihe "Die Geschichte von Sin und Miriam" bei Dark Diamonds verlegt. Und als wahrer Fan lese ich die Reihe natürlich noch einmal. Teil eins "Die Erwachte" hat mich wirklich überrascht und mehr überzeugt, als vor 3 Jahren. Nun war "Der Wächter" an der Reihe, der zuvor unter "Das Phyralit" erschienen war. Ich mochte Teil zwei schon nach dem ersten Lesen sehr allerdings gibt es im Buch viele Längen und deutlich zu viel Romantik. Man fragt sich, ob das geht?! Aber obwohl Sin und Miri sich sehr lieben, war es mir zu viel. Das Setting ist toll, die Charaktere liebevoll und die Handlung gut. Allerdings gibt es Längen und das mindert die Spannung zwischendurch.

Miriam, Sin und die übrigen Wächter haben zwar die Suchenden zurückgeschlagen, doch ist immer noch unklar, mit welchen Mitteln diese den magischen Bäumen die Kräfte rauben konnten. Antworten scheint es in Ägypten zu geben, wo die ältesten und weisesten Magiebäume der Welt zu finden sind. Doch das Wüstenland hat mehr zu bieten als den Zauber der Natur. Dort nahm vor Jahrhunderten die Organisation der Wächter ihren Anfang, aber auch die Bedrohung durch die Suchenden. Während Miriam Unglaubliches über ihre Magie erfährt, wird ihre Liebe zu Sin auf die Probe gestellt. Allerdings können sie nur gemeinsam Miriams Aufgaben auf dieser Welt entschlüsseln…

Nachdem ich Band eins im letzten Monat gerereadet habe (darf ich das als Deutschlehrer wirklich so schreiben?!), hatte ich wahnsinnig viel Lust auf Band zwei. Denn „Die Erwachte“ hatte mir beim ersten Lesen gar nicht so sehr gefallen und nach dem zweiten sogar sehr. Das Ende war grandios und die Charaktere wie immer sehr liebevoll ausgeschmückt, sodass ich gern in diese familiäre Atmosphäre zurückkehren wollte. Der Einstieg gelang mir auch sehr gut und das, obwohl Band eins beinahe schon abgeschlossen ist. Denn zwischen „Die Erwachte“ und „Der Wächter“ liegen ganze zwei Jahre. Das ist sehr ungewöhnlich für eine Romantasy-Geschichte, bei der die Fortsetzung oftmals wenige Tage nach dem ersten Band spielt. Hier ist das nicht der Fall und das finde ich wirklich abwechslungsreich und toll. Die Geschichte hat sich Zeit genommen und die Charaktere haben sich entwickelt. Das merkt man auch innerhalb der Handlung. Alle sind noch enger zusammengewachsen und das Leben geht eben weiter. Diese Normalität gefiel mir wirklich gut, doch sie herrscht meines Erachtens ein bisschen zu lange vor. Bis Miriam und ihre Wächter sich nach Ägypten aufmachen (, was die Sache deutlich spannender macht), dauert es ein wenig. Und bis dahin ist die Liebe zwischen Sin und Miri das zentrale Element. Versteht mich nicht falsch: Ich bin ein großer Fan der Liebesgeschichte und inzwischen mag ich Sin auch sehr gern. Mit Miriam habe ich durchaus noch meine Probleme, denn sie ist auch in Band zwei noch viel zu perfekt. Sie opfert sich selbst für andere auf, ist gerechtigkeitsliebend, freundlich und liebenswürdig – und jeder liebt sie natürlich auch. Das finde ich ein bisschen zu viel. Ihr Gegenpart Sin hat da schon mehr Schwächen, doch seine größte ist wohl Miriam selbst. Die Liebe zwischen beiden wird sehr, sehr oft in den Fokus gerückt. Es ist sehr schön und viele Stellen lassen ein Frauenherz höher schlagen (, ich denke da an eine ganz bestimmte *.*), doch irgendwann wurde es mir zu viel. Ich hätte mir ein bisschen mehr Handlung und weniger Romantik gewünscht. 
Doch Achtung, die bekam ich auch. Denn wenn der Handlungsort nach Ägypten verlagert wird (, lieben Miri und Sin sich zwar immer noch genauso doll), geht es zur Sache. Die Suchenden in Ägypten sind mindestens genauso spannend, wie die Wächter dort. Die Geschichte rund um die magischen Bäume ist wahnsinnig gut gelungen und auch die neuen auftauchenden Charaktere sind klasse. Tomarin und Mirassa sind zwei Charaktere, die diese Geschichte vorantreiben und ihr das gewisse Etwas verleihen. Diesen kleinen Turn mochte ich wirklich sehr, denn natürlich haben die beiden interessante Merkmale. Auch das Figurenkonzept, das man aus Teil eins kennt, ist gut. Thunder, Storm, Fire und Hurrican sind weiterhin dabei und sorgen für ein Heimatgefühl in der Geschichte. Ein weiterer wundervoller Charakter ist Alerand – ein Drache. Er sorgt für noch mehr Magie und ist eine Art großes Haustier, in das ich mich sofort verliebt habe. Viele Nebenfiguren werden ebenfalls neu eingeführt. Die Wächter und Jäger in Ägypten haben mir gut gefallen und sie passen gut ins Gesamtbild. Die Handlung ist durchdacht und logisch. Manchmal hat sie meiner Meinung nach ein bisschen zu lange gebraucht, doch immer, wenn die Magie wieder in der Vordergrund gerückt ist, macht das Buch unglaublich viel Spaß. Dennoch hätte ich mir hier mehr gewünscht.
Insgesamt ist es eine gute Mischung aus Liebe zum Detail und einer guten Geschichte. Die Romantik ist manchmal etwas übertrieben und die zwischenmenschlichen Beziehungen stehen deutlicher im Fokus, als die Jagd nach den Suchenden, doch auch das gefällt beim Lesen. Trotzdem ist die Atmosphäre eher ruhig und besonnen. Man begleitet tolle Figuren, die man schon eine Weile kennt und diese erleben das ein oder andere Abenteuer. „Der Wächter“ kann man als gelungenen Zwischenteil betrachten. Er steigert die Geschichte aus Band eins und macht Lust auf das große Finale. Und trotzdem bleibt die Spannung eben manchmal etwas zurück – also ein ganz typischer zweiter Band.
Der Schreibstil von Sabine Schulter ist gut und flüssig. Passend zu meiner Kritik ist er natürlich manchmal auch ausschweifend und sehr romantisch, doch es gibt auch dafür natürlich die richtigen Stellen im Buch. Man steigt bei Sabine Schulter immer in einen Zug, verbringt sehr viel Zeit mit tollen Charakteren und dann ist man plötzlich an der Endhaltestelle. Der Stil trägt zur Bildhaftigkeit und Unterhaltung bei und sorgt dafür, dass man sich selbst als Teil eben dieser betrachtet.
Noch ein Wort zum Ende: Ich hatte nicht damit gerechnet und finde es daher umso schöner, dass Sabine Schulter eben dieses gewählt hat. In dieser Trilogie stehen Charaktere mehr im Vordergrund, als in jedem ihrer anderen Bücher. Das ist manchmal etwas zu viel, an dieser Stelle aber absolut perfekt.


Wie man merkt, habe ich durchaus Kritik an „Der Wächter“. Es gibt ein bisschen zu viel Romantik und dadurch auch Längen im Buch. Die Protagonistin ist noch immer zu perfekt, ihre Begleiter aber wahnsinnig toll. Die wunderbaren Charaktere werden in ein neues Setting geschickt, das für Spannung sorgt und außerdem kommen wirklich interessante Nebenfiguren hinzu. Insgesamt ist die Geschichte eher ruhig und steigert sich erst ab der Mitte. Ich hatte viel Spaß mit diesem Buch und freue mich sehr auf das Finale, das es wirklich in sich haben wird. Einen Stern muss ich abziehen, doch das ergibt noch immer magische vier Spitzenschuhe, mit denen Sin und Miri ins nächste Abenteuer tanzen können.



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