2. September 2018

Rezension [Hörbuch]: "Mörderische Cote d'Azur" von Christine Cazon



Titel: Mörderische Cote d'Azur
Autor: Christine Cazon
Sprecher: Christian Berkel
Verlag: Randomhouse Audio
Preis: 24,99€
Seiten: 336
Dauer: 7h 6m


Ich höre sehr gern Hörbücher, wenn ich puzzle. Das weiß meine Familie, weshalb ich das Hörbuch „Mörderische Cote d’Azur“ aus dem Randomhouse Verlag geschenkt bekommen habe. Das Cover ist hübsch, der Klappentext ansprechend und das Thema der Filmfestspiele sehr verlockend. Also freute ich mich auf eine unterhaltsame Geschichte. Insgesamt lässt sich das Hörbuch wirklich gut hören und geht sehr schnell rum. Allerdings ist die Geschichte nicht immer übersichtlich, ebenso wenig wie die vielen verschiedenen Charaktere mit all den komplizierten französischen Namen. Insgesamt hat mich „Mörderische Cote d’Azur“ gut unterhalten, doch vieles hätte besser sein können. Unter anderem auch das Tempo des Sprechers Christian Berkel.

Es ist Mai, die Zeit des berühmten Filmfestivals in Cannes, die ganze Stadt vibriert, überall wimmelt es von Fotografen, Journalisten, Filmstars und solchen, die es werden wollen. Und mittendrin wird plötzlich während einer Pressevorführung für seinen neuen Dokumentarfilm der berühmter Regisseur Serge Thibaut ermordet. Kommissar Léon Duval, frisch aus Paris an die Côte d’Azur gezogen, muss seine unausgepackten Umzugskisten stehen lassen und sofort mit den Ermittlungen beginnen. Schließlich kann das Festival keine Negativschlagzeilen gebrauchen. Ein schneller Erfolg muss her. Wer hatte ein Interesse am Tod des Filmemachers, der sich so unermüdlich für die Erhaltung des Regenwalds einsetzte? Und war dieser Serge Thibaut wirklich so ein uneigennütziger Gutmensch? Seine Nachforschungen führen Duval bald in ein scheinbar unentwirrbares Dickicht aus Eitelkeiten, Intrigen und Korruption.

Ich beginne beim Positiven und das Erste fällt schon beim Lesen des Klappentextes auf: das Setting. Die Autorin Christine Cazon hat sich einen tollen Ort für den ersten Fall ihres Kommissars Duval ausgesucht. Cannes und das Filmfest bieten eine tolle Atmosphäre und gleichzeitig eine Menge Nervenkitzel, der natürlich hervorragend zu einem Krimi passt. Der Ort des Mordes und die Prominenz machen das Buch sofort spannend. Außerdem ist Kommissar Duval ein interessanter Charakter. Ich mochte den ruppigen Kommissar gern, auch wenn er manchmal zutiefst undurchsichtig maskulin handelt. Die kleinen Exkurse in Duvals Privatleben haben mir allerdings nicht so gut gefallen. Immer wieder witzig war aber die französische Lebensart dieses Mannes, die durchsickerte. Duval und all seine Kollegen gehen gern und ausgiebig essen, trinken viel Wein und genießen die französische Küche. Tatsächlich empfand ich des Punkt des Essens als zu stark im Fokus, was ein bisschen merkwürdig war. Denn vielmehr sollte doch der Mord genau dort stehen. Das tut er in diesem Hörbuch nicht immer. Manchmal hat man das Gefühl, der Fall kommt nicht voran, oder die Verdächtigen gehen aus. Insgesamt ist der Mordfall durchaus spannend. Dennoch fehlte mir manchmal ein Ansatzpunkt, aber das soll wohl so sein. All die Geschichten, die mit dem Mordopfer zu tun haben, waren sehr gut gewählt und kommen erst nach und nach ans Tageslicht. Die Auflösung war schlüssig und gelungen, auch wenn man als Hörer nicht unbedingt darauf kommen kann. Das ist aber auch aufgrund der vielen französischen Namen der Fall. Das Buch ist sehr authentisch und versteht mich nicht falsch, die französischen Namen gehören dazu und machen das Buch glaubhaft. Aber es gibt so viele Personen, die eingeführt werden, dass man selbst schnell den Überblick verliert. Duvals Kollegen, seine Freunde, die Vorgesetzten, die Zeugen, die Verdächtigen…ich habe irgendwann wirklich nicht mehr gewusst, wer wer ist, dabei habe ich das Hörbuch in einem sehr kurzen Zeitraum gehört. Das fand ich etwas schade und ich bin sicher, dass es ein Kritikpunkt ist, der nur am Hörbuch gemacht werden kann. Liest man die Namen, kann man sie sich besser merken und weiß auch, wer wohin gehört.
Etwas gewundert habe ich mich am Anfang über den Sprecher. Christian Berkel liest in einem wirklich schnellen Tempo und verschluckt vor allem zu Beginn Silben. Er bringt die ruppige Art von Duval hervorragend auf den Punkt und stellt auch den französischen Lebensstil gekonnt dar. Doch manchmal liest er viel zu schnell und auch zu undeutlich. Die Betonung ist größtenteils gut und gleichzeitig gelingen ihm die weiblichen Charaktere nicht so gut. Der Sprecher hätte besser sein können, doch insgesamt ist die Stimme wirklich angenehm und passt zum Protagonisten. Der ist, wie ich schon sagte, gelungen. Die Nebenfiguren mochte ich auch, allerdings kommen sie in der gekürzten Hörbuchfassung etwas zu kurz. Das Figurenkonzept der Polizisten funktioniert dennoch gut. Manchmal hätte ich mir ein bisschen mehr Spannung in der Handlung gewünscht, doch insgesamt betrachtet, geht das Hörbuch schnell und sanft um. Ich habe es gern gehört und mir gefiel die Auflösung. Ich habe sogar gegoogelt, wie viele Fälle Duval inzwischen hat. Denn gerade das Privatleben, das eben doch einen größeren Teil im Buch einnimmt, bleibt natürlich sehr offen. Vielleicht greife ich also eines Tages doch noch zum nächsten Fall des Kommissars.


„Mörderische Cote d’Azur“ ist ein solides und unterhaltsames Hörbuch, das seinen Zweck vollkommen erfüllt. Ich habe es gern gehört und konnte der Geschichte folgen. Das wird allerdings durch die Vielzahl der Charaktere mit komplizierten Namen erschwert und so kann man durchaus den Überblick verlieren. Auch ist der Sprecher nicht ganz überzeugend, da das Tempo etwas zu schnell ist. Der Fall selbst profitiert von seinem tollen Setting und ist durchaus spannend, wenn auch manchmal etwas langatmig. Ich vergebe 3 von 5 Spitzenschuhen, da das Hörbuch einige Schwächen und dennoch viel Gutes an sich hat.



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