Titel: Gray
Autor: Leonie Swann
Sprecher: Bjarne Mädel
Verlag: Der Hörverlag
Preis: 14,99€
Seiten: 416
Dauer: 8h 44m
Es ist schon einige Jahre her, dass ich auf ein niedliches
Buch namens „Glennkill“ aufmerksam wurde. Ein Schaf, das einen Detektiv-Fall
löst? Nette Idee. Und vor allem großartige Umsetzung! Seitdem hatte ich mir den
Namen „Leonie Swann“ gemerkt. Genau dieser tauchte vor kurzem wieder auf, als
ich auf der Suche nach neuen Hörbüchern war. Das neue Buch aus Swanns Feder mit
dem Titel „Gray“ dreht sich zwar nicht um ein Schaf, der Tierwelt ist die
Autorin aber trotzdem treu geblieben. Denn Gray ist ein grauer Papagei, der auf
der Schulter des Unidozenten Augustus Huff einen Mord aufklärt. Und dies
geschieht auf so humorvolle, unterhaltsame und ulkige Art, dass man gar nicht
mehr aufhören will, zuzuhören. Der Vorleser des absolut gelungenen Hörbuchs ist
Bjarne Mädel, der in der Comedywelt kein unbeschriebenes Blatt ist. Doch
tatsächlich ist der Sprecher das schwächste an diesem Hörbuch, das zu
glänzen weiß!
Dr. Augustus Huff, Dozent in Cambridge, hat plötzlich einen
Vogel – und ein Problem: Einer seiner Studenten ist beim Fassadenklettern in
den Tod gestürzt. War es nur ein tragischer Unfall? Oder Mord? Augustus
vermutet Letzteres und geht auf Spurensuche – unterstützt von Gray, dem
Graupapageien des Verstorbenen. Der sprachbegabte Vogel erweist sich als
vorlautes Federvieh, und zuerst stolpert Augustus bei seinen
Ermittlungsversuchen von einem Fettnäpfchen in das nächste. Doch schon bald ist
es Gray, der im Labyrinth der altehrwürdigen Universität die richtigen Fragen
stellt. Augustus begreift: nur gemeinsam können sie es schaffen, diese harte
Nuss von einem Fall zu knacken.
Schon der Klappentext lässt ein Spektakel für die
Lachmuskeln vermuten. Ich mag es immer sehr, wenn Hörbücher auch eine
humorvolle Ader besitzen. Und dass das bei einem Leonie Swann-Buch der Fall sein
würde, war von vornherein klar. Mit großer Vorfreude stürzte ich mich also ins
Abenteuer – und verstand zunächst überhaupt nichts. Der Prolog hinterließ bei
mir nur Fragezeichen. Die Perspektive, die Stimme – alles erschien abstrus. Um
wen geht es denn grade?! Doch es ist nichts Ungewöhnliches, dass Prologe etwas
verwirrend sind – und in Hörbüchern kann das erst recht der Fall sein. Ab dem
ersten Kapitel ging es dann aber steil bergauf. Augustus Huff ist passend zu
Gray, ein wirklich komischer Vogel. Der Dozent hat sich mit seiner Lehre in
Cambridge einen Lebenstraum erfüllt, doch er ist von ständigen Zweifeln
geplagt. Und außerdem hat er einen Sauberkeitsfimmel. Unordnung und Chaos
müssen sofort beseitigt werden, Dreck weggewischt und die Hände stets gewaschen
sein. Augustus ist ein herrlicher Charakter. Er ist ein bisschen weltfremd,
lebt er doch in seiner ganz eigenen und doch ist er auf seine ganz eigene Art
wahnsinnig komisch. Dass seinem Leben aber etwas fehlt, wird jedem Hörer
schnell klar. Und zum Glück rettet Gray diesen engstirnigen Charakter! Denn der
arme Papagei ist halterlos. Sein Besitzer stürzte in den Tod, dabei war er doch
Fassadenkletterer? Das Opfer war Augustus Student und sofort vermutet er hinter
dem Sturz mehr. Das gleiche scheint auch der überaus intelligente Papagei zu
empfinden, der für Studien ausgebildet wurde und ein reges Mitteilungsbedürfnis
hat. Gus nimmt sich seiner an und gemeinsam werden sie zum Detektivduo. Allein
die Kombination eines Ordnungsfanatikers und eines sprechenden Vogels ist
skurril und einfach genial. Hinzu kommt, dass Gray nicht einfach ein
plappernder Papagei ist – er kommentiert das Geschehen, kennt viele Personen
und weiß diese anzusprechen. Er kennt feste Signale und hat scheinbar eine
Vorliebe für den Song „Pokerface“ von Lady Gaga, den er rauf und runter singt.
Vor allem immer dann, wenn es am wenigsten passt. Sätze wie „Nimm ‚ne Nuss“
oder „Keks?“ heitern das Geschehen immer wieder auf! Der Papagei ist einfach
großartig und daher ein absolut passender Namensgeber für das Buch! Gray ist
grandios, witzig und neben Gus die wichtigste Figur des Buches. Nur mit seiner
Hilfe kommt Gus dem Täter langsam auf die Spur. Gray ist es, der die richtigen
Impulse gibt und mit neuen Ideen aufwartet. Dass der Alltag des verschrobenen
Dozenten durch den Vogel auf den Kopf gestellt wird, ist vollkommen klar. Doch
genau dadurch macht Augustus einen tollen Wandel durch. Der Papagei ist dabei
stets auf seiner Schulter und hat immer einen flotten Spruch parat.
So ist für Unterhaltung und Spaß auf jeden Fall garantiert. Der Mordfall wird
durch Gray oft beinahe schon zur Nebensache. Doch auch der Fall ist spannend
und gut durchdacht. Ich selbst kam nicht auf den Täter, auch da die kurzen „Tagebucheinträge
eines Luftikus“ immer wieder vorkommen. Denn Bjarne Mädel ist nicht der einzige
Sprecher des Hörbuches. Christopher Heisler übernimmt ebenfalls sehr kurze
Passagen im Hörbuch, immer dann, wenn „vom Luftikus“ die Rede ist. Danach
übernimmt Mädel wieder in gewohnter Manier. Diese Tagebucheinträge sorgen für
Abwechslung und bieten neue Perspektiven. Wie sehr sie mich letztendlich in die
Irre geführt haben, habe ich erst am Ende bemerkt. Es gelingt der Autorin also
durchaus, dem Leser ein Schnippchen zu schlagen.
Vor der Story und den Charakteren ziehe ich absolut meinen Hut! Neben Augustus
und Gray gibt es natürlich Nebenfiguren, die allesamt gelungen sind. Manchmal
waren es ein paar viele, doch den Überblick kann man trotzdem behalten. Der
Schreibstil von Leonie Swann ist ebenfalls gut und natürlich sehr humorvoll. Es
braucht also einen Sprecher der es auf den Punkt bringt. Und da passt Bjarne
Mädel natürlich perfekt – sollte man meinen. Ich gebe zu, dass ich vom Sprecher
mehr erwartet hatte. Mädel hat eine sehr ruhige Stimme. Mir war sie manchmal zu
monoton. Für Gray hat Bjarne Mädel tolle Akzente erarbeitet, bei den anderen
Figuren fehlte mir das aber. Auch die Kommentare von Gray trägt er zwar lustig
vor, das Gesinge von „Pokerface“ war aber manchmal doch ziemlich verfehlt. Für
mich war die Leistung des Sprechers eher durchschnittlich, doch generell passt
Mädels Art und Weise vorzulesen schon sehr gut zu Augustus und Gray. Vielleicht
waren auch meine Erwartungen einfach zu hoch.
Auf das gesamte Buch trifft dies aber keinesfalls zu, denn
meine Erwartungen wurden mehr als übertroffen! Ich hoffte auf eine nette
Geschichte, die mich mit dem ein oder anderen Lacher unterhalten würde, doch „Gray“
ist noch viel mehr als das. Ja, die Geschichte unterhält und sie ist wahnsinnig
komisch und humorvoll. Aber es geht auch um Dinge wie Selbstfindung, Liebe
und eine ganz besondere Freundschaft. Diese Botschaften fand ich sehr schön verpackt. Hinzu kommt noch, dass der
Mordfall wirklich spannend ist und nicht sofort durchschaut werden kann –
zumindest nicht von mir. Ich wünsche mir viele weitere Abenteuer mit Augustus
und Gray an seiner Seite. Denn dieses Hörbuch ist einfach herrlich! Trotz der
etwas gedämpften Erwartung gegenüber dem Sprecher muss ich fünf Spitzenschuhe
vergeben, da ich „Gray“ einfach so gern zugehört hab. Ich weiß, er würde sich
mehr über Kekse freuen, doch ich habe eben nichts anderes als Spitzenschuhe….
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