2. Dezember 2018

Rezension: "HoN - Bestimmt" von P. C. Cast & Kristen Cast



Titel: House of Night - Bestimmt
Autor: P. C. Cast & Kristen Cast
Verlag: Fischer
Preis: 16,99€
Seiten: 544


Die „House of Night Reihe“ ist ein absolutes Langzeitprojekt. Irgendwann hatte ich mir mal vorgenommen, in jedem Monat ein Buch der Reihe zu lesen. Hätte das aber funktioniert, wäre ich bereits seit Mai diesen Jahres durch. Zum Teil kam einfach was dazwischen, zum Teil hatte ich aber auch keine Lust auf Zoey und Co. Denn obwohl ich finde, dass die Reihe besser geworden ist, nervt mich die Perfektheit der Protagonistin. Dennoch muss ich sagen, dass die Story des neunten Teils "Bestimmt“ gut ist. In den Vorgängern sind viele Handlungsstränge aufgemacht worden, so dass die Geschichte viele Ansatzpunkte bietet und so für jeden etwas dabei ist. Dadurch habe ich das Buch gern gelesen, auch wenn ich trotzdem lange gebraucht habe. Nicht alles ist super spannend, aber gerade das Ende wird wieder aufregend. Und damit passt sich auch der neunte Teil der Reihe gut an und wird zur unterhaltsames Lektüre.

Zoey ist wieder zurück im House of Night in Tulsa, gemeinsam mit ihrem Krieger Stark, der sie beschützt.
Doch nun wird ein Treffen mit der nach Rache dürstenden Hohepriesterin Neferet unausweichlich. Neferet ist noch immer mit den Mächten der Finsternis im Bunde, ihre Macht größer denn je. Ist Zoey wirklich sicher in diesem Haus? Und weiß sie, wer ihre wahren Freunde sind? Auch für Rephaim, der Stevie Rae nicht mehr aus den Augen lässt, entscheidet sich jetzt alles: Durch eine Gabe der Göttin Nyx hat er menschliche Gestalt angenommen und kann auf diese Weise endlich mit ihr zusammen sein. Doch wird er den Weg des Guten auch weiterhin gehen?

Das Buch beginnt wieder sehr unvermittelt, gleichzeitig wird dem Leser aber gut vor Augen geführt, was zuvor geschah. Deswegen ist der Einstieg sehr leicht, auch wenn man ein paar Dinge vergessen haben sollte. Wirklich toll finde ich, dass die Geschichte kein großes Vorgeplänkel braucht und dass schon nach dem ersten Kapitel klar ist, wohin dieser Band führt. So wird direkt ein roter Faden gesponnen, der für den Leser leicht ersichtlich ist. Denn Zoeys Mutter ist ermordet worden (natürlich ist klar, wer das war) und 7 Tage nach dem Mord möchte Grandma Redbird ein Reinigungsritual auf ihrer Lavendelfarm veranstalten. Dass noch nie ein Ritual ohne Aufsehen von Statten ging, ist inzwischen jedem HoN-Leser klar und somit weiß man sofort, dass das Buch auf dieses Ritual hinarbeitet. Das fand ich wirklich gut. Und ebenso gut ist, dass der Weg dahin nicht langweilig oder künstlich verlängert ist. Über den letzten Punkt lässt sich vermutlich streiten, denn manche Handlungsstränge dümpeln natürlich trotzdem vor sich hin. Die HoN-Reihe erzählt schon seit dem ersten Band nahezu zeitdeckend und deswegen sind die Geschehnisse mal normal und mal aufregend. Es passiert auf jeden Fall einiges, auch wenn die Dauer des Buches lediglich fünf Tage beträgt.
Und das liegt natürlich an den vielen verschiedenen Figuren. Denn inzwischen – nach immerhin neun Büchern – hat beinahe jede Figur eine eigene Geschichte bekommen. In diesem Teil kommt sogar noch eine weitere hinzu. Der Leser konnte sich schon in den letzten fünf Büchern daran gewöhnen, dass nicht nur Zoey Erzählerin der Geschichte ist. Neben ihr gab es bereits Kapitel aus Neferets, Kalonas, Stevie Rays, Rephaims, Aphrodites, und Starks Sicht. Ab und zu kommt auch Damien zu Wort, oder auch Jack, Lenobia oder Heath. In diesem Buch werden noch die Figuren Aurox und vor allem Shaunee beleuchtet. Aurox ist ein neuer Charakter, weshalb auch seine Storyanteile neu sind. Aber Shaunee, einer der Zwillinge, wird nun nach langer Zeit erstmal beleuchtet. Das fand ich tatsächlich sehr spannend, auch wenn ihre Einstellung mir missfiel. Insgesamt gibt es in diesem Teil nämlich viele Veränderungen. Davon kann ich nicht jede nachvollziehen. Allerdings sind die Charaktere, wie man sie in Band eins kennenlernt, schon lange nicht mehr so. Ist Kalona gut oder böse? Auf wessen Seite steht Neferet? Wie hat sich Rephaims Leben gewandelt und was für ein Wesen ist Aphrodite eigentlich, wenn sie weder Mensch noch Vampyr ist? Alles nicht so einfach und den Überblick zu bewahren wird immer schwieriger. Aber trotz all dieser Kompliziertheit muss man den Autorinnen das Lob aussprechen, dass man beim Lesen nicht nachdenken muss. Die Lektüre ist einfach und gleichzeitig aufregend. Man geht jedes Mal wieder zurück in diesem komplexe Welt rund um Zoey und kann darin abtauchen. Diese Welt ist gewiss kompliziert, aber man hatte ja acht Teile Zeit, sich daran zu gewöhnen. Ich finde jedenfalls, dass die Reihe nach einem ziemlichen Durchhänger in der Mitte, wirklich rasant besser wird. „Bestimmt“ hat mich jedenfalls storytechnisch absolut überzeugt. Der alte Kampf zwischen Gut und Böse wird toll aufgemacht und es gibt ein rasantes Finale, das erneut nicht jeder überlebt. In den HoN-Büchern mussten schon viele Verluste hingenommen werden und das hört auch jetzt nicht auf. Das Abschlussritual ist jedenfalls wirklich toll geworden.
Und weil mir die Geschichte gefallen hat, kann ich auch über zwei Kritikpunkte hinwegsehen. Zum einen ist das der Schreibstil. Er ist in gewisser Weise gut und flüssig, aber meines Erachtens so wahnsinnig künstlich jugendlich und cool gehalten, dass es schnell nervt. Das Gelaber von ABF’s, oder angesagten Trends fand ich wirklich anstrengend. Aber offenbar stellt sich das Autorenduo so die 16,17-Jährigen der 2000er vor. Vielleicht waren sie ja auch so.
Der zweite Kritikpunkt sind eben diese 16,17-Jährigen. Jeder Charakter hat so seine Schwächen und ich habe kaum Favoriten, weil alle eine Macke haben, die mich persönlich stört. Ich mag wirklich Aphrodite und Darius inzwischen am liebsten, aber auch die erwachsenen Vampyre wie Lenobia (, die in diesem Buch übrigens auch tolle Handlungsteile ausschmückt) oder Thanatos sind sehr gelungen. Nervig ist nach wie vor Zoey, weil sie einfach jeder liebt und sie ja so eine tolle Frau ist. Sie hat großartigen Sex und jeder Kerl lechzt nach ihr. Das ist einfach unnötig. Gibt es vielleicht auch mal eine vernünftige Person, die sie nicht mag? Nein. Immer nur die fiesen Bösewichte halten sie für unausstehlich – und denen würde ich da sogar zustimmen. Aber gut, indem die Erzählperspektive so oft wechselt, umgehen die Autorinnen auch das Problem der unsympathischen Protagonistin. Sie wäre vielleicht gar nicht so unsympathisch, wenn nicht jeder sie so toll finden würde…aber gut. Nach neun Büchern kann man das wohl nicht mehr ändern.


Insgesamt konnte mich „Bestimmt“ wirklich überzeugen. Hat man Zeit und Lust lässt sich das Buch schnell weglesen. Aber auch wenn man, wie ich, länger braucht, unterhält die Geschichte dank ihrer vielen verschiedenen Perspektiven und Handlungssträngen gut. Das Chaos um die Finsternis, um Gut und Böse, um Zoey und ihre Freunde gegen Neferet wird immer komplexer, aber auch immer spannender. Die Grenzen sind fließend und ich bin gespannt, was in den letzten drei Büchern passieren wird. Ich vergebe 4 Spitzenschuhe für diese Geschichte und hoffe, dass das endlich erreichte Niveau auch bis zum Ende durchgehalten werden kann.


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