9. März 2020

Rezension: "Die Gabe des roten Königs" von Janis Nebel


Titel: Die Gabe des roten Königs
Autor: Janis Nebel
Verlag: selfpublished
Preis: 3,99€
Seiten: 360



Ich mache des Öfteren Ausflüge in das Genre der Fantasybücher. Dabei wechsle ich gern zwischen High-Fantasy oder Romantasy-Geschichten. Viele Fantasygeschichten sind mir persönlich aber zu ähnlich. Denn das Setting ist immer mittelalterlich und der Protagonist immer unerfahren. Gleichzeitig hängt von diesem aber natürlich das Wohl der ganzen Welt ab. 
Es ist also gar nicht so einfach, Geschichten zu finden, die innovativ sind und den Leser überraschen.
Doch um genau eine solche handelt es sich bei „Die Gabe des roten Königs“ von Janis Nebel. Ich bin mit recht wenigen Erwartungen in den Reihenauftakt der Selfpublisherin gegangen, doch dann wurde ich überrollt. Denn was recht „normal“ für eine Fantasygeschichte beginnt, wird immer besser und lässt den Leser letztendlich beeindruckt zurück. Habt ihr also Lust auf klassische Fantasyelemente mit innovativen und eigenen Ansätzen, dann seid ihr bei dieser Geschichte genau richtig.


Die siebzehnjährige Merle lebt im Reich des gefürchteten Roten Königs auf einem abgelegenen Hof mitten im Moor. Ihre Mutter ist stumm und gilt als geisteskrank. Als Merle zu verstehen beginnt, warum sich ihre Eltern dort verstecken, ist sie entsetzt und läuft davon.
Ihr Ziel ist die ferne Hauptstadt des Roten Königs, in der ihr Kindheitsfreund Skip zu Hause ist. Doch ihre Gefühle für ihn werden immer verwirrender. Und unterwegs begegnet ihr auch noch ein geheimnisvoller Fremder, in dessen Gegenwart seltsame Dinge geschehen.


Schon der Klappentext lässt die „klassischen Fantasyelemente“ vermuten, von denen ich im Einleitungstext sprach. Fakt ist, auch hier ist das Setting mittelalterlich und die Protagonistin jung und unerfahren. Doch gleichzeitig hat die Autorin ganz eigene Ideen und somit wurde aus „Die Gabe des roten Königs“ ein abwechslungsreicher Roman voller neuer Ideen.
Beginnen wir bei den Charakteren. Davon gibt es tatsächlich gar nicht so viele. Alles dreht sich natürlich um Merle. Anfangs hatte ich so meine Probleme mit der Protagonistin. Sie wirkt zu Beginn sehr desorientiert. Merle weiß nicht, was sie will. Doch wie soll sie das auch, wenn ihre Eltern sich seit vielen Jahren schon verstecken und sie gar nicht wusste, weshalb. Merle reift innerhalb der Geschichte und entwickelt sich vor allem zu einer starken und weiblichen Protagonistin. Zu Beginn der Geschichte ist man sich sicher, Merle wäre viel lieber ein Junge, der unauffällig sein Leben lebt. Doch am Ende ist Merle das absolute Gegenteil: selbstbewusst und auch deutlich femininer als am Anfang. Ihre größte Schwäche ist das ganze Buch über ihre Naivität. Doch ich mochte, dass sie sie nicht abgelegt hat. Denn aus dieser resultiert auch ihre zweite Schwäche: das Mitgefühl und das Verantwortungsbewusstsein für andere. Und nur weil sie beide Schwächen hat, wird die Geschichte so gut, wie sie ist. Merle ist recht selbstlos, was mir gut gefiel. Insgesamt hat Janis Nebel mit ihr eine vorbildhafte Protagonistin geschaffen, der ich sehr gern durch ihre Geschichte gefolgt bin.
Und genau diese hat es in sich. Auch binnen der Geschichte sind die klassischen Elemente zu finden. Merle verlässt ihre Heimat und begibt sich in die Hauptstadt des Reiches. Auf dem Weg dorthin begegnen ihr neue Menschen, unter anderem der verschlossenen Kenai. Etwas ist seltsam an ihm, doch gleichzeitig fühlt Merle sich zu ihm hingezogen. Die Faszination, die von diesem Charakter ausging, übertrug sich auch auf mich. Ich wollte mehr über Kenai wissen. Er war mir sofort sympathisch und ich verstand gar nicht, warum Merle weiterhin zu Skip in die Stadt wollte. Kenai sorgt dafür, dass Merle die Stadt tatsächlich erreicht, obwohl auf dem Weg Gefahren lauern. Und ab dann entwickelt die Geschichte sich anders, als man vielleicht erwartet. Denn Janis Nebel entschied sich für innovative Storyelemente. Merle lebt sich langsam in der Stadt ein, doch dann kommt natürlich der rasante Wendepunkt. 
Rebellenkämpfe, eine aufkeimende Liebe, Rache, Hass und eine ungewöhnliche magische Gabe, über die auch nach 300 Seiten noch viele Unklarheiten bleiben, sind nur einige Aspekte der Geschichte. Es geht Schlag auf Schlag. Und auch, wenn man einige Wendungen vorausahnen kann, schafft die Autorin es doch immer wieder, den Leser zu überraschen. Ich persönlich habe mit dem Ende absolut nicht gerechnet. Vieles verlief nun einmal „klassisch“, deswegen war ich total gefesselt, als neue Wege eingeschlagen wurden. Das Ende des ersten Teils (, es handelt sich um eine Trilogie) ist rasant und absolut gelungen. Ein furioses Finale, das Opfer kostet und das den Leser innehalten lässt. Haben alle Protagonisten überlebt? Und wie geht es weiter? Fragen, die man wohl nur beantworten kann, wenn man zum zweiten Teil greift.
Eine Figur, die für die Geschichte wichtig ist, habe ich bisher nahezu außer Acht gelassen: Skip. Merle ist seit langer Zeit mit ihm befreundet und so langsam entwickeln sich auch ihre Gefühle. Ich mochte den jungen Kämpfer. Anfangs war ich skeptisch, denn mein Herz wurde ja zuvor von Kenai erobert, doch auch Skip ist ein herzensguter Charakter, auf dessen Entwicklung ich sehr gespannt bin.
Die Figurenchemie ist der Autorin wirklich gelungen und man merk als Leser, dass alles noch im Aufbau ist und auch die Charaktere selbst sich erst einmal festigen müssen.
Auch der Aufbau der Geschichte ist wirklich gelungen. Es gibt immer wieder neue Elemente, die mich packen konnten. Erwähnt werden sollte noch der große Anatgonist der Geschichte: der rote König. Wie schrecklich er wirklich ist, wird in diesem Teil noch ein wenig ausgespart, doch er macht auch neugierig. 
Irgendwann beschlich mich die Laune, immer weiter lesen zu wollen. Ich war tief in der Geschichte und da die Längen der Kapitel sehr angenehm sind, blättert man einfach immer weiter. Dieses Gefühl entsteht nur, wenn innerhalb eines Buches viel richtig gemacht wurde. Und natürlich wird dieses Gefühl auch durch einen wirklich guten Schreibstil begünstigt. Und den hat „Die Gabe des roten Königs“ auf jeden Fall. Hier ist nichts gekünstelt oder stockend. Der Stil der Autorin ist fließend und sehr bildreich. Sie arbeitet viel mit Vergleichen, was mir gut gefiel. Des Weiteren ist das ganze Buch fehlerfrei, was eigentlich selbstverständlich ist, doch ich betone das, da es die Professionalität der Selfpublisherin unterstreicht.


Was bleibt mir noch zu sagen? Greift man zu „Die Gabe des roten Königs“, erwartet den Leser eine Geschichte voller großartiger Fantasyelemente. Die Geschichte hat eine anfangs unreife und dann immer weiter erstarkende Protagonistin, die sich selbst neu kennenlernen muss und auf ihrem Weg viele Geheimnisse lüftet. Es gibt tolle Charaktere und eine detailreich ausgebaute Welt, die den Leser neugierig macht. Neugierig ist man definitiv auch darauf, wie es weitergehen wird. Und da mir das Gesamtpaket einfach nur gute gefallen und mich die Geschichte gleichzeitig überrascht hat, vergebe ich fünf von fünf Sternen. Ich persönlich bin sehr gespannt, wie es mit Merle, Kenai und Skip weitergehen wird!




1 Kommentar:

  1. Huhu Julia,

    ich bin ja immer wieder fasziniert davon, wie du so viel zur Handlung schreiben kannst, und gleichzeitig nichts darüber spoilerst. Das Schreibtalent hätte ich auch gerne.

    Dank dieser Rezension ist das Buch auf meiner Wunschliste gelandet. Ich hoffe mir wird das auch so gut gefallen wie dir.

    Liebste Grüße
    Isbel

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